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herkommend zog sie auf der Wasserscheide zwischen Deckenpfronn— Dachtel und Stammheim —Gechingen zur Teinach, dem Kollbach entlang nach Oberkoll- wangen, von hier über Enzklösterle dem Rheine zu. Ein Teil der alamanni- schen Bewohner des eroberten Gebiets verließ seine Wohnsitze und suchte im Schwarzwald Zuflucht. Im Jahre 5Z6 verloren die bisher freien Alamannen durch die Franken ihre Selbständigkeit, das Land wurde in Gaue eingeteilt, deren oberste Beamte die Gaugrafen waren. Unsere Gegend kam zum Würm- und Nagoldgau, die beide später von den Grafen von Calw und den Pfalzgrafen von Tübingen verwaltet wurden. Was früher dem alamannischen Herzog gehört hatte, zogen nun die Frankenkönige an sich und entlohnten damit ihre Grafen und Amtleute oder legten fränkische Maierhöfe als königliche Höfe an. So wurde jedenfalls in Stammheim ein Maierhof (Maier - Gutsverwalter) gegründet; noch 1714 kennt das Fleckenbuch „Königswiesen". Er stand an Stelle des beutigen „Schlößle", geschützt wie eine Wasserburg, zu der eine Zugbrücke über den breiten Graben führte. Ein weiterer Königsbof wird in Hirsau vermutet.
Die Franken suchten in dem eroberten Lande das Christentum einzuführen, hauptsächlich um die Einheit des Reiches zu fördern. Die Missionare waren meist Sendboten der bereits bestehenden fränkischen Klöster, vielleicht auch der irisch-schottischen Kirche.
Uber deren Tätigkeit haben wir keine genaue Kenntnis. Von den Höhen grüßten bald Kapellen hernieder. Die ersten Kirchen waren dem heiligen Martin und Michael geweiht. Deckenpfronn hatte eine Iohanniskirche, die als Taufkirche für die Umgegend später vom Dekan benützt wurde und deten Einkünfte dem Dekan zufielen. (Deckenpfronn — Dekanspfründe.) Deckenpfronn fällt nicht mehr in die älteste Missionszelt, da die ganze Gegend verhältnismäßig spät von den Alamannen besetzt wurde. Deshalb sind nur wenig Hauptkirchen festzustellen, die Marlinskirchen in Stammheim und Gechingen. An Stelle unserer jetzigen Dorfkirchen standen ursprünglich nur Holzkapellen; später wurden sie durch Steinbauten ersetzt. Die älteste Kirche, die urkundlich nachweisbar ist, stand bei Hirsau. Sie wurde von dem fränkischen Kloster Lorsch a. Rh. erbaut und trug den Namen des dortigen Schutzheiligen Nazarius. Es war eine zu einem Iagdschlößchen gehörige Kapelle. Die Pfarreien und Kirchen des Alamannenlandes wurden dem Bischof von Konstanz unterstellt, so die Urpfarreien Bulach, Zwerenberg, Dachtel und Deckenpfronn. Die Kirchen des den Alamannen abgenommenen fränkischen Landesteils gehörten zum Gebiet des Bischofs von Speier, sodaß die Bistumsgrenzen zugleich auch Stammes- und Sprachgrenzen waren. Die Bistumsgrenze fiel durch die Reformation, die Landesgrenze durch die Vereinigung beider Gebiete durch die Grafen von Württemberg.
Die Stammesgrenze läßt sich kaum mehr aus Sitten und Gebräuchen bestimmen; nur die Sprachgrenze ist teilweise geblieben. In den Ortschaften nördlich der Teinach finden sich im Dialekt noch Anklänge ans Fränkische, während sich südlich der Teinach die schwäbische Aussprache unverfälscht erhalten hat. Auf