Wie MOttlingen Bürgermeister Schulz

zu seiner Orts-Chronik kam? schrieb darüber am 8.9.1967 das

Folgende:

Die Entstehung der Ortschronik ist an sich auf einen Zufall zurück­zuführen. Bei Aufräumungsarbeiten auf der Rathausbühne wurden viele verstaubte Akten gefunden. Schon bei kurzer Einsichtnahme hatte ich den Eindruck, daß dieses Schrifttum einmal sortiert und aufgehoben werden sollte, vielleicht könnte man später davon irgend etwas ver­werten. Die einzelnen Akten waren so interessant, daß dann Jahre lang jede freie Minute zum Sortieren genutzt wurde. Weiteres Suchen in den übrigen Gemeindehäusern, Schule usw. brachte immer mehr Ma­terial.

Wieder zufällig kam unser pensionierter Oberlehrer Haug einmal aufs Rathaus um in einer heimatgeschichtlichen Angelegenheit Auskunft einzuholen. Er sah das inzwischen zu einem ansehnlichen Archiv an­gewachsene Schriftgut und begann mit seiner Auswertung. Wir verab­redeten, daß Herr Haug einzelne Themen aus der Heimatgeschichte aus­arbeitet und dann öffentliche Vorträge darüber hält. Es war der erste Versuch, die Möttlinger mit der Geschichte des Ortes vertraut zu ma­chen. Die Vorträge waren über Erwarten gut besucht und wir beide überlegten, ob die Ausarbeitungen nicht vervielfältigt werden könn­ten, um so der gesamten Bevölkerung zugänglich zu machen und die Mühe und Arbeit so auch lohnenswert würde. Aus diesen Überlegungen heraus entstand dann unsere Heimatgeschichte in Loseblattform. Als diese Idee dann auf einem Heimatvortragsabend bekanntgegeben wurde, war gleich großes Interesse vorhanden. Es meldeten sich ca. 35 Inter­essenten für eine Heimatgeschichte, die in Fortsetzungen heraus­kommen sollte. Inzwischen wurden jetzt in Gemeinderegie insgesamt 175 Blätter herausgegeben, die die jetzt 105 Abonnenten in ihren Sammelmappen sammeln.

Abonnenten der Chronik sind im wesentlichen unsere Möttlinger Familien und ehemalige Möttlinger in aller Welt, Volksschulen der Umgebung und verschiedene Behörden: Landratsamt, Ev. Ober­kirchenrat in Stuttgart, Staatl. Forstamt in Bad Liebenzell, Blumhardt-Forschungsstelle in Stuttgart usw.

Wir selbst sind froh, daß wir die Heimatgeschichte für unsere Bürger herausgeben können und sind dem Fachmann Herrn 0.Lehrer Haug für seine mühevolle Kleinarbeit herzlich dankbar. Er hat die Auswertung des Archivs in wohldurchdachter Präzision in seiner Quellensammlung (Karteien der Personen, Häuser, Grundstücke usw. mit dem Hinweis auf die Fundstellen in Kirchenbüchern, Kaufbüchern, Steuerbüchern, Protokollen, Unterpfandsbüchern und vielen anderen mehr) überhaupt erst möglich gemacht. Diese Quellensammlung ist inzwischen fast wertvoller geworden als die Archivalien selbst.

(gez.) Schulz

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