Die W a s s e r v e r s.o r g u n g in Möttlingen um 1910 Aus einem Eintrag im Gemeinderats-Protokoll vom 12.September 1911 Schultheiß Christoph Graze berichtet:
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Die Bewohner der Gemeinde Möttlingen beziehen ihr Wasser seit Jahren aus 2 laufenden und ß gleichfalls öffentlichen Pumpbrunnen. Einer der beiden, je aus 2 Röhren Wasser spendenden laufenden Brunnen steht oben, der andere mitten im Ort. Beide haben große Brunnentröge zur Viehtränke. Ein Brunnen steht außen im Ort, der andere an der Straße nach Calw und einer an der Straße nach Unterhaugstett. Die beiden letzteren sind die zuletzt gegrabenen. Außer den öffentlichen Brunnen sind noch etliche Privatbrunnen; besonders die Besitzer der in den letzten Jahren erstellten Neubauten legten sich meist Privatbrunnen an. Die beiden laufenden Brunnen werden aus einer Brunnenstube (am Berg) mit Quellwasser, das mit natürlichem Gefall zufließt, gespeist. Wassernot oder eigentliche Wasserarmut trat hier noch nie ein; doch der heurige überaus trockene Sommer zeitigte auch hier eine empfindliche Wasserknappheit.
Dieser Umstand hatte zur Folge, daß in der Einwohnerschaft vielfach die Frage aufgeworfen wurde, ob es nicht doch angezeigt wäre, die talabwärts zur Verfügung stehenden ausgiebigen und konstanten Queller zu einer ausreichenden Wasserversorgung nutzbar zu machen.
In einer Sitzung des Gemcindcrats am ß.Bcpt. d.J. kam neben sonstigen Angelegenheiten die Wasserfrage gleichfalls zur Sprache. Der Ortsvorsteher bemerkte, daß er in der Angelegenheit auch von sich aus insofern bereits Schritte getan habe, als er sich zu persönlicher Orientierung an das K. Bauamt des Staatstechnikers für das Öffentli-h che Wasserversorgungswesena gewendet habe. Die gepflogene Aussprache ergab, daß die Mitglieder des Gemeinderats der ^ache sympathisch gegenüber stehen und wurde beschlossen, den Bürgerausschuß in Bälde zu einer gemeinschaftlichen Sitzung einzuladen, um auch dessen Stimmung in der Sache zu hören und womöglich zu einem die Wasserfrage fördernden Entschluß zu kommen. Diese Sitzung fand am 7.d.M. statt. Auch der Bügerausschuß ist gewillt, der Frage besserer Wasserversorgung näher zu treten und kamen die Collegien zu dem B e s c h 1 u ß :
Zunächst einmal durch eine Kommission wenigstens die zuerst in Betracht kommenden Quellen auf ihre Ergiebigkeit messen zu lassen. In diese Kommission wurde neben dem Ortsvorsteher beordnet vom Gemeinderat fr. Kopp und Wohlgemuth, vom Bürgerausschuß der Obmann Graze und fr. Kentschler.
Die Quellen treten im Wiesental, etwa 1 km unterhalb des Orts zu Tage und zwar auf Gemeinde-Eigentum, nämlich in den den Bürgern zur Nutzung überlassenen sog. Krautgärten und fließen in den Maisgrahen (Monbach Anfang).
Die Kommission nahm die Messung, nachdem die Quellen provisorisch freigelegt waren, bereits am 9.d.M. vor und wurden an ß Quellen 6ß Minutenliter gemessen. Als sicher kann angenommen werden, daß die Quellen ohne die weiter talabwärts liegenden - wenn richtig gefaßt - konstant ein weit größeres Quantum liefern.
Bemerkt wird, daß in Möttlingen auch in letzter Zeit keine eigentlichen Niederschläge vorkamen, die Quellen schon deshalb als gute angesehen werden können.
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