Am I.Mai 1862 verheiratete sich die Mutter Margareta Barbara Stanger in Liebenzell mit dem dortigen Taglöhner Joh. Heinrich Heilemann. Was diese bewogen haben mag, den unsteten Mann ohne Be: .f und festes Erwerbsverhältnis zu heiraten, ist unklar. Zudem neigte er auch noch zum Trünke. Ein Grund dürfte der gewesen sein, daß Friedrich Stanger schulpflichtig geworden war und die Buben der Großmutter allmählich zu viel, wurden. In der Schule in Liebenzell fiel Friedrich Stanger bald durch seine Lebhaftigkeit auf.
Von der Hutter wurde er nicht selten weggeschickt, um den Vater aus dem Wirtshause zu holen. Unverantwortlich dabei war, daß er zum Trinken aufgefordert und dadurch in ihm die Lust zum Trinken geweckt wurde.
Am 18.April 1869 wurde er in Liebenzell konfirmiert. Darauf kam er zur Berufsausbildung in die Goldwarenfabrik Roth und Nothwang in Pforzheim. Damals luhr noch keine Eisenbahn von Calw nach Pforzheim. Mit noch einem anderen Lehrling ging Friedrich Stanger am Spätnachmittag des Sonntags zu Fuß nach Pforzheim. Dort hatte er eine Schlafstelle. Am Samstagabend kam er wieder zurück. Die Goldschmiede* hatten eine angenehme Beschäftigung und je nach Leistung einen Spitzenverdienst. Der Plan war gut; aber cs kam anders als . erwartet. Nac^ ungefähr zwei Jahren wurde der Gpldschmiedslehrling Stanger lungenkrank. .Zur<"Ausheilung,d.er Krankheitrkam er 187J,, zu der.Großmutter nach Mottlingen. Deren Mann war im September 1870 gestorben, sp daß^Platz,im Hause war. Die Großmutter'versorgte den- Jüngen rührend. Tagsüber arbeitete er bei einem Bauern und wurde dort verköstigt. Unglücklicherweise zog er sich noch eine Pockenerkrankung zu und steckte damit auch die Großmutter an. Er überwand die Krankheit, die Großmutter aber starb daran am 16.März 1872.
Nun kam Friedrich Stanger wieder nach Liebenzell. Die Lehrzeit für den Goldschmiedsberuf wurde nicht fortgesetzt. Der unstete Stiefvater war schon einmal mit der ganzen Familie nach Neuenbürg gezogen (1867)..,.„aber ..nach kurzer Zeit,wieder zurückgekehrt. Nun zog er nach Stuttgart. Dort kam Friedrich' Stanger zu einem Stallmeister Fritz und mußte die Pferde versorgen. Vielleicht hatte diese Arbeit in eine befriedigende Berufslaufbahn geführt, aber er wurde dort vn^ Kollegen zum Trünke verführt. Einmal landete er im Rausche unter eihem Pferd. Zum Glück blieb dieses ruhig stehen und Stanger wurde aus einer großen Gefährt erratet. Seine Mutter mit ihrem Mann und wahrscheinlich auch der Bruder waren im November 1872 wieder nach Liebenzell zurückgekehrt.
Für die folgenden Jahre fehlen von Friedrich Stanger alle zeitlichen Angaben. Wir erfahren nur, daß er nach Aufgabe seiner Arbeitsstelle bei Stallmeister Fritz in Stuttgart zunächst als Kutscher bei einem Hofrat Dr. R. in Donaueschingen war und darauf als Pferdepfleger zu dem damaligen Forstmeister nach/Waldenbuch kam. Aber wegen seines Trinkens wurde er jeweils entlassen.
Nach Stuttgart zurückgekehrt verheiratete er sich dort am 16,April 1881 mittKaroline Metzger von Ochs.nburg bei Brackenheim. Er arbeitete nun,in einer Etuifabrik in Stuttgart, hätte gut verdient, aber er machte oft "Blauen" (blieb von der Arbeit weg); In demselben Jahrä waren auch wieder seine Mutter mit ihrem Manne und seinem Bruder nach Stuttgart gezogen.
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