Hofmeier auf dem hiesigen Gute von Weil der Stadt

Fast alle Nachrichten über die Weilderstädter Hofmeier stammen aus den hiesigen Kirchenbüchern und gehen in der Regel über Namen und Zeitangaben nicht hinaus. Wenn keine Taufen oder Todesfälle vorkamen, so blieben die betreffenden Meier ungenannt, und es ist ein glücklicher Zufall, wenn man aus anderen Quellen etwas erfährt. Wichtig für die Zeitbestimmung ist der Brauch, ein landwirtschaft­liches Gut für 1, 2, 3 oder mehr "Pflugrechte" zu verpachten.

Unter Pflugrecht im engeren Sinne versteht man die Zeitdauer, während der man im Pachtverhältnis ein Grundstück bepflügen, also bewirtschaften darf, Diese Zeit betrug 3 Jahre. In der stets gleich bleibenden Anbaufolge in der Dreifelderwirtschaft unterscheidet man das "Winterfeld" mit den Wintersaaten (früher Dinkel und Roggen heute Weizen, auf den Wald Roggen), das "Sommerfeld" mit den Som­mersaaten (Gerste und Hafer) und das "Brachfeld" mit den Hackfrüch­ten. Das Wirtschaftsjahr begann an Mariä Bichtmeß (2.Februar).

Auf diesen Tag wurden auch die Dienstboten eingestellt. Beim Auf­hören des Pachtverhältnisses mußte die nötige Anzahl der Grund­stücke - ein Drittel - mit Wintersaat "angeblümt" = angesät sein, genau so, wie man es übernommen hatte, Nur bei einem Todesfall hör­te das Rechtsverhältnis früher auf, wurde dann aber beim Nachfol­ger neu und wie üblich vertraglich festgclegt.

Der erste, aus den hiesigen Büchern bekannte Weilderstädter Meier ist H a n s R o t h a c k e r mit seiner Frau Catharina. In den Jahren von 1582 - 1588 wird er bei hiesigen und Unterhaugstetter Taufen als Pate aufgeführt.

Geradezu reichliche Nachrichten haben wir von dem folgenden Meier E n d r i ß S c h n e i d e r . Er ist geboren um 1556, war Bür­ger in Weilderstadt und ist nach seinen eigenen Angaben dort 5 Jah­re "haußhäbig geseßen" (- ansässig gewesen). 1589 kam er hierher auf den Hof als Meier, den er 27 Jahne bis 1616 verwaltete. Während dieser Zeit blieb ihm sein Weilderstädter Bürgerrecht reserviert. 1595 verheiratete er sich hier mit Agatha, der Tochter des verst. Hans Lodholtzer von Stammhein. In der Zeit von 1596 - 1612 sind von ihm 5 Kinder verzeichnet, doch ist diese Zahl nicht sicher, denn das Taufbuch weist gerade in jener Zeit Lücken auf. Gleiches gilt für seine Patenschaften, für die er 2omal benannt wird. 1618 wird er "gewesener Meier" genannt. Er war 1616 mach Simmozheim gezogen und hatte sich dort "cingekauft", d.h. das Bürgerrecht erworben. 1617 verheiratete sich dort seine älteste Tochter Catha­rina mit einem Hans Pfänder. 1627 war er wegen seiner militärischen Dienstzeit verhört worden. Er gab an, er habe mj,t seiner Rüstung u.a. 2mal auf " der Lämmerwald uf der Callwer Staig erscheinen müeßen", Dann sei er mit dem ausgewählten Landvolk auf dem Schwarz­wald bei Dornstetten im Quartier gelegen, als die Wallonen durchs Land nach Ungarn zogen. Damals (3607) seien der Weilderstädter Stadtschreiber Kugel, sowie Caspar Siegle und Joachim Seckler nach Calw gefahren und hätten den Calwer Bürger Eberhard Bcrtsch für monatlich 10 f. als Ersatzmann stellen wollen, was aber nicht ange­nommen wurde. Auch ein späterer Versuch seinerseits - er wollte dem Bertsch 12 f. geben - sei von dem Kapitän Brinneisen nicht angenommen worden, er habe bis zum Ende bei der Truppe verbleiben müssen.