*
Wir dürfen von Pfarrer D.Barth ohne weiteres annehmen,dass er in seinen Erzählungen wahrheitsgemäss berichtet.Aber die geschilderten Tatsachen geben doch Veranlassung,sich mit den hiesigen Kirchhof^verhältnissen jener Zeit näher zu befassen.Zu ihrer Beurteilung muss zuerst nochmal das Kirch- hofwegle erwähnt werden (s.S.77),das mitten durch die Gräberreihen auf der Südseite hindurchführte und von dem einmal geklagt wurde,dass sogar mit Karren darauf gefahren würde.Die Abstellung dieses Ubelstandes hatte schon Pfarrer Blumhardt ins Auge gefasst,aber erst unter seinem Nachfolger kam es zur Schliessung des Kirchhofes und der noch heute bestehenden Wegführung.Der Kirchhof hatte zurp Teil noch unter Pfarrer D.Barth eine erschreckend grosse Zahl von Toten aufzunehmen.In dem Zeitraum von 1800 - 1828 je einschliesslich,also in 29 Jahren starben 739 Personen,418 von Möttlingen und 371 von Unterhaugstett,im Jahresdurchschnitt 27 Personen.In der Gesamtzahl sind 546 Kinder enthalten, rund zwei Drittel aller zu Beerdigenden.Pie grosse Kindersterblichkeit hatte verschiedene Ursachen.Es muss angenommen werden,dass die Kindergräber hauptsächlich auf der Ost- und Nordseite des Kirchhofs lagen.Auch die Gräber der Unter- haugstetter müssen abgesondert gewesen sein (an der Westseite ),was schon daraus hervorgeht,dass im Totenbuch in den Jahren 1800 - 1814 in Haugstett 51 gestorbene Erwachsene verzeichnet sind,während es in der Zeit von 1814 (Dezember) bis 1828 nur 38 waren.Wären die Unterhaugstetter und Mött- linger Gräber gemischt gewesen,so hätten die Möttlinger Toten die Differenz bei den Unterhaugstettern wieder ausglei- chen müssen,was nicht der Fall war.Deshalb steht einwandfrei fest,dass die Möttlinger Toten ihren besonderen Begräbnisplatz hatten,nämlich auf der Südseite des Kirchhofs.Zählt man nun in den genannten beiden Zeiträumen,vom Tode des Pfarrers MachteIf (2.Januar 1800) bis November 1814 alle gestorbenen Möttlinger Erwachsenen zusammen und ebenso diejenigen vom Tode des Pfarrers Gros (1.Dezember 1814) bis zum 18.April 1828 (Todestag der Mutter von Pfarrer D.Barth) zusammen,so kommt beide Male die Zahl 68 heraus.Der Teil des Kirchhofs für die Erwachsenen unter den Möttlinger Toter umfasste demnach 68 Gräber und die Angaben von Pfarrer D.Barth in seiner Erzählung stimmen mit den Tatsachen vollständig überein.
Pfarrer D.Barth war von 1824 - 1838 hiesiger Pfarrer (s.S.38/39).Seinem Wunsche,in Möttlingen in dem Grabe,in welchem seine Vorgänger und seine Mutter ruhten,auch einmal beigesetzt zu werden,konnte um so mehr Rechnung getragen werden,als mit dem neuen Friedhof für Unterhaugstett im Mötflinger Kirchhof die grösste Raumnot behoben war (1831). Er starb am 12.November 1862 in Calw.Sein Freund und Biograph Pfarrer K.Werner schreibt: "Am*15.November bewegte sich ein langer Leichenzug von Calw nach Möttlingen.Wo er durch Ortschaften kam,wurde er mit Gebet und Gesang empfangen.Mit besonderer Teilnahme kamen die Möttlinger dem
147