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Die Einweihung erfolgte am 19°Juni 1870. Wer hätte an diesem Tage gedacht, daß eine Woche später schon das erste Begräbnis stattfinden sollte. Und merkwürdigerweise, wie beim Unterhaug- stetter Friedhof vor 40 Jahren, war es ein junges Menschenleben, das die Gräberreihe anführen sollte. Es war C h r i s t i a n e B e a t e S t a n g e r, 27-1/2 Jahre alt. Sie starb, wie es in dem Totenbuche heißt,"infolge des Genusses der Samen der Herbstzeitlose". Tragische Familienverhältnisse mögen das geistig rege Mädchen - sie hatte nur beste Schulzeugnisse - zu dieser Verzweiflungstat gebracht haben. Sie war das 10.Kind unter 14 Geschwister. Der Vater war schon lange tot; 1866 hatte sie auch ihre Mutter verloren ( es war die zweite Frau). Gerade bis zur Heuernte im Juni werden die Samen der Herbstzeitlose reif; 5 Gramm davon führen nach 12-24 Stunden unter choleraähnlichen Erschei­nungen zum Tode.

Das bekannteste und vielbesuchteste Grab, in der Mitte auf dem Friedhofe gelegen, ist dasjenige von W i 1 h e 1 m F r i e d- r i c h S t a n g e r, dem "Vater Stanger", Begründer und Erbauer der Arche", gestorben am 13.März 1934.

Hand in Hand mit der steigenden Einwohnerzahl von Möttlingen ging auch eine Vergrößerung der Zahl der jährlichen Todesfälle. Dies bewirkte, daß 1968 der Friedhof gegen die Straße hin erweitert,,-, werden mußte. Es ist als ein schöner Zufall zu werten, daß gerade auf den jetzigen Zeitpunkt (1970), im 100sten Gedenkjahr, die Instandsetzungsarbeiten fertig wurden.

Auf eine Merkwürdigkeit darf noch hingewiesen werden. Der jetzige Friedhof liegt nur 100 m weiter östlich von dem Ort, auf welchem die ersten Siedler von Möttlingen vor ungefähr 1200 Jahren ihre Toten in einem "Reihengräberfriedhefe" bestatteten.

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