1

i

1

Das alte S c h u 1 h a u s

Den ältesten Nachweis für das alte Schulhaus findet man im Heiligenlagerbuch von 1656. Freilich handelt es sich dabei noch nicht um ein Schulhaus, sondern um das Mesnerhaus, das, wie es in einer Beschreibung heißt, "einem jedesmaligen Schulmeister und Mesner umsonst zu bewohnen eingeräumt wird". Es war "eine einstöckige mittelmäßige Behausung", die auf dem Platze der späteren Unterklasse stand, dem "Heiligen" (Kirchenpflege) gehörte und deshalb steuerfrei war. 1695 wird bei der Beschreibung eines neu erbauten Wohnhauses mit Scheuer erwähnt, daß dieses "vorne auf den Mesnerhof und hinten auf das Pfarrgärtlein" stoße. Dieses Haus stand also mit der Pfarrzehntscheuer auf dem alten Schulplatz. Das Pfarrgänglein war ein Fußweg vom Pfarrhause zum oberen Brunnen. Der jeweilige Schulmeister war zugleich Mesner und hielt in seiner Wohnstube den Schulunterricht. Außer dieser einen Wohnstube hatte er gegen die Kirchhofseite nur noch eine Küche und an diese anschlißend eine Weberwerkstatt. Um 1650 ist hier als erster Schulmeister nach dem 30-jährigen Kriege ein Jacob Hölzlin nachweisbar.

Weil die Raumverhältnisse für die steigende Schülerzahl ganz un­zureichend waren, deshalb hatte man um 1743 einen Anbau an das Häuschen gemacht. Wie es damals in der Schulstube aussah und zuging, erfahren wir aus Schreiben und Berichten von Pfarrer Machtolf. In der Stube wurden über 50 Schulkinder unterrichtet, Während gleichzeitig daneben die Kleinkinder des Schulmeisters gefüttert, gebadet, angezogen und sonstwie betreut wurden. Diesem Ubelstand war schließlich dadurch abgeholfen worden, daß aus der Weberwerkstatt eine besondere Wohnstube für die Familie des Schulmeisters gemacht wurde, 1783(?). Aber das ganze Gebäude befand sich um diese Zeit in einem derart baufälligen Zustande, daß es ein oberamtlicher Augenschein als "irreabel" (nicht wieder herstellbar) bezeichnete. Der neue'Schulmeister Bossert beklagte sich 1787 bitter über die schlimmen und gesundheitsschädlichen Wohnverhältnisse und bat flehentlich um Abhilfe. Aber weder die Kirche noch die Gemeinde waren finanziell in der Lage zu einem Schulhausneubau, und die Regierung in Stuttgart zeigte keine Bereitschaft dazu. Da reifte in dem Schulmeister Bossert ein Plan zur Selbsthilfe. Aus guten Gründen darf angenommen werden, daß er im engen Einvernehmen mit dem Schultheißen und dem Pfarrer, seinem Schwiegervater vorging.Pfarrer Machtolf kannte die Bau­schwierigkeiten aus eigener Erfahrung bei seinem Schulhausbau in Unterhaugstett. Seiner tatkräftigen Mithilfe und Unter­stützung darf wohl zugeschrieben werden, daß es zwischen dem Pfarramt und"Schultheißenamt einerseits und dem Schulmeister Bossert andererseits am 30. April 1788 zu einem förmlichen Vertrage über einen von diesem auszuführenden Neubau des Schul­hauses kam. Dieser Vertrag wurde im Sommer 1966 von dem Verfasser gefunden, als er im Auftrag der Blumhardt-Forschungsstelle und mit Genehmigung des Pfarramtes alte Akten auf der Pfarrhausbühne sichtete. Dabei kam dieser Vertrag zum Vorschein. Die bisherigen Kenntnisse vom Schulhause wurden dadurch z.T. widerlegt und durch neue wesentlich erweitert. Es ist recht interessant, die Vertragsbestimmungen zu erfahren. Diese lauteten:

1. Bossert erhält sämtliche Baumaterialien aus dem abgebrochenen Schulhau.

2. Er erhält aus dem "Heiligen" 150 f.

20 a