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Die vielen - ingen Dörfer, also die Urdörfer, die in unserer Gegend so zahlreich anzutreffen sind, verraten uns, daß das Gäu zur Zeit der Landnahme eine offene Landschaft war. Die meisten dieser Dörfer dürften von 26o bis spätestens um 4oo gegründet worden sein und zwar durch die Alamannen.

Zur Zeit ihrer Einwanderung pflegten die Alamannen ihre Toten zu verbrennen. Erst nach dem Übergang zur Seßhaftigkeit,also nach 45o wurde die Bestattung auf Reihengräberfriedhöfen üblich. Ihr persönliches Eigentum,beim Mann Kleidung und Waffen, bei der Frau ihr Schmuck,wurde den Toten mit ins Grab gelegt. Aus der Art und dem Umfang der Grabbeilagen lassen sich Schlüsse auf die Zeit der Bestattung machen.

Die Reihengräber, die hier in Möttlingen am sogenannten Hohl­weg angeschnitten wurden, bargen keine großen Schätze.Immer­hin wurden 1911 beim Bau eines Hauses ein Schwert,eine Brosche und eine Perlenschnur gefunden.1953 wurden,wieder bei Grab­arbeiten, ein Schwert von 85 cm Länge und 5,5 cm Breite, sowie ein breitrückiges Messer gefunden. Bei weiterem Nachgra?- ben wurde dann noch ein Grab entdeckt. Diesmal kam eine 48 cm lange,fein zugespitzte Lanze zum Vorschein.Der Tote war auf einem Brett ins Grab gelegt worden.Die Fundstücke befinden sich im Heimatmuseum der Stadt Calw.

Die Alamannen siedelten in geschlossenen Dorfanlagen,wahr­scheinlich zum gegenseitigen Schutze bei feindlichen Über­fällen.

Der Boden, soweit die Markung reichte, war Gemeindebesitz der ganzen Sippe. Jedes Glied derselben bekam seinen Anteil und zwar in jedem Gewand oder Teile der Feldflur, die in ver­schiedener Güte waren. Solche Anteile betrugen je 1 - 4 Jauchcrt (1 Jauchcrt = 11/2 Morgen). Nach der Ernte hatten die Allgemeinheit durch den Flurzwang wieder Anteil an allen Gütern,die gemeinsam abgeweidet wurden.

Der Besitz des Sippenältesten lag meist in nächster Nähe des Dorfes, unmittelbar am Etter (=Dorfzaun),in bester Lage und hatte alle Grundstücke beisammen,also im Unterschiede zu den Bauern nicht in Gemenglage. Die Bauern des Dorfes mußten den großen Acker (vermutlich heutiges Gewand "Großer Acker") des Sippenhäuptlings in Fron bestellen, als Gegenleistung dafür, daß sich der Dorfälteste für das Dorfwohl zu betätigen hatte. Fron- oder Hofäcker, Breite oder Breitfeld (wegen der Größe) legte der Volksmund den Güterstücken des Fronhofes bei. Die Hofwiese hieß Brühl (vermutlich heutige " Brühläcker") sie war umfriedet, lag am Etter und genoß Vorzüge,d.h. sie war manchmal zehntfrei.Der Fronhof war der Mittelpunkt des Dorfes er ersetzte das Rathaus. Später entstand unter fränkischem Einfluß aus dem Fronhof der Meierhof.

Der Sippenverband blieb lange Zeit in Kraft,erfuhr aber im Laufe der Zeit naturgemäß eine Abwandlung.Die anfängliche Ge­meinwirtschaft wurde geschwächt, splitterte ab, indem sich mehr und mehr Einzelfamilien selbständig machten und die Be­bauung des ihnen zugewiesenen Ackerfeldes allein für sich betätigten. Der Sippenverband war zur Geschlechtsgemeinde geworden und damit zu einer Markgenossenschaft, zu einer Markgemeinde. Die Dorfgemeinschaft war aus einer verwandt­schaftlichen zu einer nur örtlich zusammenhängenden Gruppe geworden.

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