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nicht, daß S. Aurelius im Grunde eben keine „Hirsauer" Kirche ist, der Schöpfer des Münsters auf dem anderen Nagoldufer Wilhelm stammte eben aus einem Lande, dem der Wölbbau im Grunde unbekannt war.
Die Wandsäulchen sind nun in die ältere Wand eingeftemmt, ebenso, wenig gehören die Lisenen an den Ortpfeilern zum ursprünglichen Bestände.
Demnach muß der Bau von 1059 f. einen Vorgänger gehabt haben, der nicht der alte Bau unter dem heute stehenden war. Dieser Vorgänger, der bis auf den dreischiffigen Chor die Form der späteren Kirche besaß, muß der Bau von 830/1 sein. An Stelle der Säulen hatte er Pfeiler, was mit der Nachricht Trithems, der erste Bau habe keine Säulen gehabt, übereinftimmt, nur darf man daraus nicht das völlige Fehlen der Jnnenftützen ableiten wollen.
Türme über einem Querbau sind für das 9. Jahrhundert an der Ca- storkirche in Koblenz gesichert, wenn auch die Verbindung der Kirche mit den Türmen nicht eindeutig klar ist. Auch das Westwerk, das zunächst frei stand, hatte Türme, es mag im 8. oder 9. Jahrhundert entstanden sein. Die Bunkirche in Hersfeld im 10. Jahrhundert kann kaum anders als mit einer Zweiturmfassade ergänzt werden.
Der „sächsische" Chor ist freilich für die karolingische Zeit ungewöhnlich. Indessen kann die Anlage des Chors von Heiligenberg schon dem Gründungsbau von 850 angehören, die Krypta wäre dann eingebaut worden wie die an der Stiftkirche in Sindelfingen. Leider verhindert die Abdeckung der Mauerkanten hier genaue Untersuchungen.
Den „Langchor" hat auch die Kirche von Mittelheim, Rheingau- die ebenfalls aus dem 9. Jahrhundert stammt.
Der Vierungsturm ist für die erste Anlage in Hirsau durch die Abbildung von c. 1475 gesichert, er verschwindet dort zum Teil in dem überhöhten Langhause. Freilich hatte der erste Bau — von 830/1 — noch keine kreuzförmigen Vierungspfeiler.
Der Umbau ergab auch eine stärkere Gliederung des Bodenreliefs im Chore, der erste Bau hatte noch kein besonders ausgestaltetes Aurelius- grab.