Brüder fort: „Herr, eile, mir beizustehen." Es folgten Psalmgesänge. Dann erteilte der Abt den Segen. Darauf setzte man sich zum Anhören von Abschnitten aus der Heiligen Schrift oder den Kirchenvätern. An die vierte Lektion schloß sich der Gesang des Gloria an: „Preis dem Vater, Sohn und Geist, wie er war im Anfang, jetzt und immerdar. Amen." Nach weiteren Psalmgesängen leitete ein Spruchvers zum Schlußgebet über.
Dieses tägliche Programm wurde an Sonn- und Festtagen noch durch entsprechende Einlagen vermehrt. Häufig fand anschließend eine Feier für die Seelen der Verstorbenen statt. So konnte die Vigilie bis zu drei Stunden dauern.
Bei Beginn der Morgendämmerung rief die Glocke zur Mette. In ihr wurden hauptsächlich Lobpsalmen gesungen.
Nach diesen beiden ersten Gottesdiensten des Tages trat eine Pause ein, während der die Mönche im Lavatorium des Kreuzgangs sich waschen konnten. Seine Brunnenschale diente als gemeinsames Waschbecken. Bei starker Kälte wurde warmes Wasser in besonderen Schüsseln gegeben.
Unmittelbar nach Sonnenaufgang versammelte man sich zur Prim. Ein Priestermönch zelebrierte dabei die tägliche Messe.
Jetzt begab sich die Mönchsgemeinde in den Kapitelsaal. Der Wochenpriester las hier zunächst eine kurze Predigt» dann ein Kapitel aus der Regel des hl. Benedikt. Dieses wurde vom Abt ausgelegt. (Von diesem Brauch hat der Raum seinen Namen.)
Daran reihte sich die Disziplin, d. h. die Abstrafung von Übertretungen der Ordensvorschriften, z. B. des Schweiggebots, auf Grund von Anklagen, die jeder gegen den andern erheben durfte. Falls der Angeschuldigte sein Vergehen zugab, kniete er nieder und versprach Besserung. (Am gleichen Tag mit einer Gegenklage zu antworten, war verboten.)
Hierauf empfing der bis zum Gürtel Entkleidete die Geißelung. Während er von einem Bruder gepeitscht
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