Quellen erweisen den Menschen den Gefal­len, in der Temperatur ihres Blutkreislaufs dem Enztalgranit zu entspringen, so daß sie im natürlichen Ursprung und verlustlos unmittelbar zum Bade verwendet werden können.

So fing die Geschichte von Wildbad an: Nach der Fabel waren die Tiere die ersten Bade­gäste, die das Naturgeschenk der warmen Quellen nutzten.

Ein angeschossner Eber, der sich die Wunde wusch, verriet voreinst den Jägern, den Quell in Kluft und Busch.

Die Jäger taten es den Schwarzkitteln nach und es waren wohl Mönche vom benachbar­ten Hirsau, die im 11. Jahrhundert das erste künstliche Quellbecken aus dem Granit um den Quellmund schlugen. Man baute gegen Ende des Mittelalters Badehäuser über der Hölle, der Austrittspforte unterirdischer, dämonischer Kräfte, die zum verwirrenden Widerspruch mit den Vorstellungen jener Zeit so segensreich waren.

Das 19. Jahrhundert der Naturwissenschaf­ten befaßte sich endlich forschend mit der Therme. Bohrungen in den Granit des Quell­grunds erschlossen neues Thermalwasser. Das Quellgebiet wurde mit dem Diamant-

meisel systematisch durchforscht. Heute wis­sen wir, es erstreckt sich in einer hundert Meter breiten Zone quer durch das Enztal als Thermalwasserscholle im Urgestein, dessen Klüfte und Spalten das warme Wasser spei­chern. Jahraus, jahrein schütten die Quell­bohrungen täglich über eine Million Liter Thermalwasser in einer durchschnittlichen Temperatur von 37° C, die in den einzelnen Bohrlöchern nach oben und unten bis zu 34 und 40° C abweicht. Nicht völlig gelöst ist noch die Frage nach der Wärme der Quelle. Die Geologen zerbrechen sich über zwei Theo­rien den Kopf. Nach der einen soll das Was­ser als Sickerwasser in etwa 1000 Meter Erd­tiefe seine Temperatur durch die zunehmende Erdwärme erhalten haben, nach der ande­ren handelt es sich umjuveniles Wasser, das nach chemischer Verbindung beim fort­dauernden Abkühlungsprozeß der Erde zum ersten Male ans Tageslicht tritt. Neuerdings werden die Theorien kombiniert. Zum größ­

ten Teil wird vadoses Wasser vermutet mit juvenilen Bestandtei­

len an freien Gasen, bei denen vor al­lem Stickstoff vor­herrscht. Überlassen wir den Forschern den Streit.

Die Wildbader Quel­len verströmen ihre wohlige Wärme seit unvordenklichen Zei­ten. Wärme aber ist Energie und ein Ele­ment des Lebens.

Georg Hirth

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