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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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1895 .
Der Einfachheit und des billigeren Portos« halber, werden wir die !
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von ausuiärtlgen Auftraggebern !
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durch Nachnahme mittels ! Postkarte !
erheben und bitten höflich, solche bei Vorkommen ^ einlösen zu wollen. >
Nagold, 30. Sept. 1895.
DirGeped. des „Gesellschafter".
Amtliches.
Nagold.
Die Ortsvorsteher und die Gemeindepfleger
werden auf die im Minist.-Amtsblatt Nro. 20 S. 348 erschienene Bekanntmachung des Vorsitzenden des Verwaltungsrats der Pensionskasse für Körperschaftsbeamte, betreffend die Ablieferung der von den Mitgliedern der Pensionskasse geleisteten Nachzahlungen vom 7. d. Mts. aufmerksam gemacht. ^
Den 27. Septbr. 1895.
K. Oberamt. Schüller, A.-V.
Bekanntmachung.
lieber die Zeit der Beurlaubung des Herrn Ober- amtswundarzts, Distriktsarzts Br. Fricker in Nagolh. ist Herr Br. Gimple, approb. Arzt aus Backnangs als Stellvertreter ausgestellt worden.
Nagold, den 28. September 1895. F
K. Oberamt. Schüller, A.-V.
Die Ortsvorsteher
werden an rechtzeitige Vorlage der Sportelverzeichnisse, sowie der Nachweisungen über Regiehochbauarbeiten und Regietiefbauarbeiten pro ult. September bezw. an Erstattung von Fehlanzeigen vorsorglich erinnert.
Nagold, den 30. Sept. 1895.
K. Oberamt. Schüller, A.-V.
Gestorben: Pauliue Braun, Berwaltungsaktuars We., Ludwigsburg.
tzages-Memgkeilen.
Deutsches Reich.
Nagold, 30. Sept. In einem beherzigenswerten Artikel wird in der „Deutschen Reichspost" Nr. 223 die Notlage der Hagelbeschädigten im Nagoldthal geschildert. Während die Unglücksstätten im Eyachthal und in Leonberg von Tausenden von Teilnehmenden und Neugierigen besucht wurden und der trostlose Anblick der grauenhaften Verwüstung, welcher die Wohnstätten der unglücklichen Bewohner anheimgefallen waren, manchen von tiefem Mitleid Ergriffenen zu einer reichlichen Gabe bewogen, so zog die Unglücksstätte der vom Hagel vernichteten Felder nur wenige teilnehmende Besucher an. Und doch wie sieht es in den vom Hagelschlag betroffenen Gemeinden mit dem Ernteergebnis aus? Häufig wurden die Getreidefelder einfach abgemäht und die Frucht heimgesührt ohne gedroschen zu werden. Wo man glaubte, außer dem Stroh noch einigermaßen etwas zu bekommen und Garben machte, diese drosch, da fand man einen so geringen Ertrag an Körnern, daß der Drescherlohn mehr ausmachte, als die erhaltene Frucht wert war. Von den Haberfeldern, die anscheinend nicht so schwer verhagelt waren, ist der
Ertrag ebenfalls sehr gering. Die Kartoffelpflanzen, die gerade in der Blüte standen zur Zeit des Hagels, mußten alle ihre Säfte zum Trieb neuer Stengel verwenden, und jetzt findet man in den Stöcken nicht viele, dazu kleine, ja häufig kranke Knollen. Nun noch einen Vergleich der Lage der Bewohner in der überschwemmten Gegend und der abgebrannten Stadt mit derjenigen der Bevölkerung im Gebiet des Hagelschlags. Dort finden nun viele Taglöhner und Handwerksleute Arbeit und lohnenden Verdienst bei der Wiederherstellung der Gebäude, Straßen u. s. w., hier ist aber gerade den ärmeren Bewohnern, deren es in manchen Gemeinden viele hat, durch den Hagelschlag die Gelegenheit durch Dreschen bei größeren Grundbesitzern etwas zu verdienen, vollständig abgeschnitten. Dies verschlimmert die Lage so manchen Familienvaters; die Gelegenheit zu lohnender Arbeit in den fast ausschließlich nur ackerbautreibenden Gemeinden fehlt überall. Darum möge auch diese wahrheitsgetreue Darstellung der wirklich gedrückten Lage unserer ärmeren Landbewohner noch recht viele Herzen zu milden Beisteuern veranlassen.
* Nagold, 30. Sept. Gestern abend '/elO Uhr 'ertönte Feuerlärm, es brannte in Rohrdorf das dem Taglöhner Günther gehörige Wohnhaus mit angebauter Scheuer samt Vorräten nieder. Das Vieh wurde gerettet. Entstehungsursache noch unbekannt.
Saatfrüchte, sowie Brotfrüchle und sonstige Lebensmittel, welche für die Hagelbeschädigtender Oberamtsbezirke Calw und Nagold angekauft und an ein Bezirks- oder Gemeindehilfskomite dieser Oberämter adressiert sind, werden auf den württembergi- schen Staatseisenbahnen bis zum 31. Dezember 1895 zu den um 30°/» ermäßigten Frachtsätzen des Lokalgütertarifs befördert.
Tagesordnung zu den Schwurgerichtssitzungen des 3. Quartals 1895 in Tübingen. Es kommen folgende Strasfälle zur Verhandlung: 1) Am Montag den 30. Sept. vorm. 9 Uhr gegen Gustav Hoch, Fabrikarbeiter in Ohmenhausen; 2) Dienstag den 1. Okt. vorm. 9 Uhr gegen Jakob Kaufmann, Polizeikommissär in Reutlingen; 3) Mittwoch den 2. Okt. vorm. 9 Uhr gegen Christoph Wetzel, Schäfer von Riederich; 4) am gleichen Tag vorm. 11 Uhr gegen den Händler Johann Friedrich Kämmerer von Grafenberg; 5) Donnerstag den 3. Okt. vorm. 9 Uhr gegen den Feldschützen Jakob Beck von Thailfingen; 6) Freitag den 4. Okt. vorm. 9 Uhr gegen Karl Michael Brodbeck, Weingärtner in Tübingen; 7) Samstag den 5. Okt. vorm. 9 Uhr gegen Adam Burghardt, Dienstknecht von Spielberg; 8) Montag den 7. Okt. vorm. 9 Uhr gegen Peter Weiß, Maurer von Oberweiler, OA. Calw. Im Fall 1 und 6 handelt es sich um versuchten, bezw. vollendeten Totschlag, in den übrigen Fällen um Verbrechen wider die Sittlichkeit.
Tübingen. Geschworenenliste des III. Quartals 1895. Bruno Bauer, Bauer in Wurmlingen: Aug. Beck, Kond. in Rottenburg; Fried. Braun, GemVRat in Lustnau; Jakob Decker, Gem.-Rat in Pliezhausen; Wilh. Egerter, Geschäftsf. in Bodelshausen; Aug. Heinr. Häußler, Rotgerber in Metzingen; Joh. Tobias Gauß, Flanellfabr. in Rohrdorf; Jak. Gloß, Hirschwirt in Monakam; Stadtpfl. Gräßle in Herrenalb; Albr. Hahn, Bauer in Dettingen; Joh. Hartmann, Gem.-Rat in Oberndorf; Chr. Häußler, Gem.-Rat in Neckarthailfingen; Wilh. Heinzelmann, Gem.- Rat in Nürtingen; August Hochstetter, Oekonomieverwalter in Tübingen: Chr. Klein, Gem.-Rat in Zizishausen; Jak. Friede. Kübler, Privatier in Tübingen; P. Lemppenau, Fabrikant in Höfen; Ad. Leuze, Fabr. in Reutlingen; Julius Nestel, Mineralwasserfbr. in Tübingen; Jak. Gottfr. Pflumm, Martins Sohn in Hinterweiler; -F. Alex. Proß, Bierbrauer in Calmbach; Jak. Schill, Gem.-Rat in Sirchingen; Hermann Schüler, Kaufmann in Tübingen; Gem.- Rat Widmann in Unterjettingen; Wilhelm Widmann, Fabrik, in Calw; Jak. Ambacher, Bauer in Unterjesingen; Gg. Friede. Baumann, Bäcker in Pfullingen; Johannes Beck, Rotgerber in Metzingen; Leonhard Weick, Jhs. Sohn, Gem.-Rat in Althengstett; Adolf Widmaier, Oekonom in Rottenburg.
Stuttgart, 26. Sept. Dem bevorstehenden sozialistischen Parteitag in Breslau liegen aus Württemberg an Gesuchen vor: von den Genossen in Stuttgart, es möge die Herausgabe eines guten Familienblattes beschlossen werden; ferner ein Antrag der Frau Zetkin: die sozial. Abgeordneten mögen anläßlich der Beratung des bürgerlichen Gesetzbuchs darauf bedacht sein, daß der Frau Gleichberechtigung mit dem Manne erteilt werde (Anm.: also aktives und passives Wahlrecht für die Frau); sie mögen ferner eintreten für die Rechte der unverheirateten (d. h. ledigen) Frauen als Mütter, sowie für die Rechte ihrer Kinder (uneheliche Kinder). — Der württ. Landtags-Abg. Kloß wird während des Parteitags die übrigen soz. Landtagsabgeordneten der anderen Bunoesstaaten zu einer Besprechung entladen; es handelt sich offenbar um Aufstellung einer gewissen Norm für die Abstimmung inden Landtagen, dieschonsehrwidersprechend ausfielen.
Stuttgart, 26. Sept. Am 1. Okt. tritt Herr Stockmayer von der Redaktion der „Württ. Volks-' zeitung" zurück, um sich wieder dem Anwaltberuf zu widmen. Sein Nachfolger ist Dr. Schönleber, der eine Zeit lang Redakteur am „Schw. Merkur", dann an der „Gartenlaube" war.
Heilbronn, 25. Sept. Diesen Nachmittag um 3 Uhr fand die Hauptversammlung des Landeskirchengesangfestes des Evang. Kirchengesangvereins für Württemberg im Vereinshaus statt, zu welcher sich viele hies. und auswärtige Mitglieder eingefunden hatten. Der Vorstand, Stadtpfarrer Abel von Gmünd, hielt eine Begrüßungsansprache: Mit einem Lob Gottes solle man eintreten in das heutige Fest, wie es sich geziemt, denn die Geschichte und Entwicklung des Vereins von seinem Entstehen 1874 an beweise, daß es über Bitten und Verstehen gehe, was der Verein erreicht habe. Das heutige Fest soll ein Bild geben, was der Verein will und wie er es meint, nämlich den Gesang zu pflegen zum Lob und zur Ehre Gottes. Der Vorstand des Lokalkomites, Dekan Hermann, begrüßte hierauf die Versammlung im Namen des hies. Kirchengemeinderats und der Stadt Heilbronn. Nach dem Bericht des Vorstandes ist das heutige Fest das 11., das der Verein feiert. Das erste war im Jahre 1878 in Maulbronn. Die Mitgliederzahl des Vereins ist schwankend und wechselt von 858—1400; gegenwärtig sind es etwa 1000 Mitglieder und 130 ganze Vereine, welche dem Lcmdes- verein angehören. Die Mitglieder zahlen jährlich 1 ^ Beitrag, haben dafür bei allen Veranstaltungen des Vereins freien Zutritt und erhalten die vom Verein herausgegebenen Schriften und Musikalien, Heuer eine Sammlung der schon früher einzeln erschienenen Chöre. Der Vorstand gedachte auch der aus dem Leben geschiedenen Mitglieder, die sich um die Sache des Vereins und des Gesangs verdient gemacht haben, des Altmeisters Dr. Faißt und Oberlehrers Ehni. Er sprach auch noch den Wunsch aus, die Kirchengemeinden möchten sich die Hebung des Kirchengesangs immer mehr angelegen sein lassen und die Bestrebungen dafür bereitwillig unterstützen, und bat die Mitglieder d-s Vereins, immer treu zu stehen zur Sache des Gesangs, was ihnen gewiß Befriedigung gebe. Das Vermögen des Vereins besteht außer einer reichen Sammlung an Musikalien, Partituren und Einzelstimmen aus einem angelegten Kapital von 6000 Es folgte noch ein Vortrag von Pfarrer Weizsäcker-Oellingen über „Das Tempo des Chorals" mit nachfolgender lebhafter Debatte. Abends '/r? Uhr fand in der Kilianskirche ein liturgischer Abendgottesdienst unter Mitwirkung des