Amts- und Intelligenz-Blakt für den Oberainks-Bezirk Nagold.

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1895 .

Amtliches.

Nagold.

Den Pflegern des Bezirks wird nachstehende Ver­fügung des Kgl. Justiz-Ministeriums vom 30. Juli 1895 zur Kenntnis gebracht:

Im Einvernehmen mit dem Kgl. Finanz-Mini­sterium werden behufs der Erleichterung des Geschäfts der auf Grund des Art. 9 des Finanzgesetzes für 1895/1897 vorzunehmenden Umwandlung der restlichen württembergischen Staatsschulden in Guldcnwähtung, nemlich der 4°/«igen Anlehen von 1857, 1860 und 1861 und des 3'/s°/oigen Anlehens von 1862, die Pfleger und die Verwalter sonstiger unter Aufsicht der Gerichte stehenden Vermögenskomplexe aufgefor­dert, bezüglich der zu ihren Verwaltungen gehörigen Staatsschuldscheine der genannten Art die Anmel­dung (bei einem Kameralamt) zur Umwandlung, soweit letztere vorgenommen werden will, möglichst bald vorzunehmen.

Den 26. August 1895.

K. Amtsgericht:

Oberamtsrichter Sigel.

Nagold.

Diejenigen Ortsschulbehörden,

welche mit Rücksicht auf die Vermögenslage ihrer Gemeinden um einen Staatsbeitrag zu den Kosten ihrer Arbeitsschulen für das Rechnungsjahr 1895/96 nachsuchen wollen, werden hiemit veranlaßt, ihre Gesuche unter Benützung der vorgeschriebencn Tabelle

spätestens bis 1. Oktober d. I.

vorzulegen.

Den 29. August 1895.

K. gem. Oberamt in Schulst: Vogt. I. V.: Brügel.

Sonderkonferenz.

Dieselbe wird am Montag den 9. Septbr. in Eb Hausen stattfinden. . Beginn 10 Uhr.

Gesang: Weber I, 57 u. 80.

Nagold, den 30. August 1895.

K ö b e l e.

Die diesjährige Prüfung für Legitimation zum akw demischen Studium der katholischen Theologie und für Aufnahme in das Wilhelmsstift zu Tübingen hat u. a. be­standen; Otto Ger st, Sohn des s- Rentamtmanns in Baisingen.

Gestorben: Friederike Schad, Oberamtsbaumeisters We.; Elisabethe Rreß, Kinderlehrerin, Tuttlingen.

Hages-Meuigkeiten.

Deutsches Reich.

Nagold, 30. Aug. (Einges.) Wir machen noch besonders aufmerksam darauf, daß am kommenden Sonntag im Hauptgottesdienste hier, wie im ganzen Reiche, der großen Thaten Gottes gedacht werden wird, die er vor 25 Jahren am deutschen Volke gethan hat. Wir sind überzeugt, wie es vor 25 Jahren uns alle in die Kriegesbklstunden und in die Sieges- und Dankgottesdienste getrieben hat, so wird auch die kirchliche Erinnerungsfeier jetzt überall zahlreiche und allgemeine Teilnahme finden. — Die bürgerliche Gedenkfeier wird abends 5 Uhr in der Turnhalle festlich begangen. Daß dieselbe als eine möglichst allgemeine geplant ist und in keiner Weise irgend einer Partei dienen will, dafür bürgt die Teilnahme sämtlicher hiesigen Vereine sowie der Umstand, daß der verehrliche Stadtvor­stand den Vorsitz zu übernehmen sich bereit erklärt Hat. Mögen daher alle vaterländisch denkenden

und fühlenden Mitbürger samt ihren Familien zu einem würdigen Feste sich vereinigen.

* Nagold, 30. Aug. Es wird uns folgendes Resultat der Distanzfahrt Pforzheim-Altensteig mit­geteilt: Es beteiligten sich 12 Fahrer. Die Renn­strecke von 120 Km. wurde zurückgelegt von G. Großelfinger in 297 Min., Ludw. Hörster in 297 Min. 15 Sek., Fr. Jud in 332 Min., G. Wendel in 332 Min. 30 Sek., Karl Burgschneider in 333 Min., Joh. Braun in 333 Min. 20 Sek. Diese 6 Fahrer erhielten Ehrenpreise und Ehrenzeichen. Die übrigen Fahrer legten die Strecke in 385 bis 425 Minuten zurück. Der erste hat also 5 Stunden gebraucht; gewiß eine schöne Leistung.

(*) Wildberg, 29. Aug. In der Familie des Polizeidieners Geigle in Schönbronn hat sich am 23. d. M. ein trauriger Vorfall ereignet. Am ge­nannten Tage war Geigle mit noch einigen Ver­wandten, worunter auch sein Neffe Mast, in Wild­bad bei einer Beerdigung. Auf dem Heimwege kam es zwischen Geigle und Mast aus geringfügigem Anlasse zu einem Wortwechsel und schließlich zu Thätlichkeiten. Durch einen von Mast erhaltenen Stoß mit einem Regenschirm fiel Geigle zu Boden und blieb bewußtlos liegen. Derselbe mußte mittelst eines Fuhrwerks nach Hause gebracht werden und ist bis zu dieser Stunde noch nicht zum Bewußtsein gekommen. Geigle hat am Kopfe eine bedeutende Wunde; er wird wohl eine Gehirnerschütterung er­litten haben und liegt Gefahr für sein Leben vor. Der Thäter schützt Notwehr vor, doch wird die ein­geleitete Untersuchung das Nähere ergeben. — Der hiesige Gemeiuderat hat in dankenswerter Weise jedem hier wohnenden Veteranen von 1870/71 aus Anlaß der 25jährigen Wiederkehr der großen Tage von 1870/71 5 aus der Gemeindekasse bewilligt; ebenso in Effringen.

:j Tein ach. Für die Hagelbeschädigten der Oberamtsbezirke Nagold und Calw sind an die Sammelstellen im Ganzen 286 ^ abgeliefert worden.

Gablenberg, 26. Aug. Schultheiß Krämer ist, wie die „Schwäb Tagw." mitteilt, von der k. Stadtdirektion seines Amtes enthoben worden. Ueber den Grund teilt die „Tagw." mit: Der (soz.dem.) Landtagsabg. der Stadt Stuttgart, Kloß, hielt es für seine Pflicht, auch seinen Wählern im Vorort Gablenberg Bericht über die Thätig- keit des Landtags zu geben. Bei dieser Gelegenheit, Sams­tag 17. Aug., glaubte unser hiesiger Schultheiß auch seine Anerkennung aussprechen zu sollen, und er that das mit dem anschließenden Hoch auf den Abg. K. Kloß." Diese Anerkennung der Thätigkeit eines sozialdemokr. Abg. war die Veranlassung zu der Amtsenthebung. Wie die „Tagw." weiter hört, hat der Stadtdirektor seine Verfügung der Amtsenthebung des Schultheißen heute Nachmittag einst­weilen wieder sistiert.

Stuttgart, 29. Aug. Ueber die Dauer der Herbstübungen (31. August bis 19. September) wird eine größere Anzahl Mannschaften der Reserve-In­fanterie zu den 4. Bataillonen der Infanterie-Re­gimenter 120, 122, 124 und 126 einberufen, welche an den Herbstübungen teilzunehmen haben.

Ulm, 26. Aug. Gestern wurde die Flaschner­fachausstellung geschlossen durch eine Rede des Ober­bürgermeisters Wagner. Der Besuch der Ausstellung war in den gestrigen Nachmittagsstunden ein unge­mein starker zu nennen, weit über 2000 Eintritts­karten dürften gelöst worden sein.

Straßburg i. E. In den letzten Tagen besuchte der Geheime Kommerzienrat Goldberger aus Berlin, einer der ! Vorsitzenden der nächstjährigen Berliner Ausstellung, unsere § Industrie- und Gewerbe-Ausstellung und unterzog die verschie- / denen Einrichtungen derselben einer genauen Besichtigung, j Würzburg, 28. Aug. Die 23. Versammlung der deutschen Forstmänner wurde gestern vormitt

Der Direktor der Forstakademie Eberswalde, Ober- forstmstr. Dr. Dankelmann wurde zum 1. Präsi­denten, Forstmstr. Karl aus Metz zum 2. Präsidenten gewählt. Ministerialrat Ritter v. Gang Hof er be­grüßte die Versammlung namens der bayerischen Staatsregierung, Bürgermeister Dr. Steidle namens der Stadt. Nach geschäftlichen Mitteilungen referierte Forstschul-Direktor Fürst-Aschaffenburg über die Grundsätze der Nachzucht von Eicken im Hochwald. Das Korreferat hatte Forstmeister Dr. Kienitz. An das Referat schloß sich eine längere Diskussion. Heute nachmittag findet ein Besuch der Residenz statt.

Adolfseck b. Fulda, 28. Aug. Die zu Besuch hier weilende Erbgroßherzogin von Oldenburg, geb. Prinzessin Elisabeth von Preußen, ist heute an einem Unterleibsleiden gestorben.

Bad Gastein, 29. Aug. Nach einem an den Besitzer des Hotels Germania eingetroffenen Telegramm wird Fürst Bismarck am 17. Sept. zum Kurgebrauch hier eintreffen.

Berlin, 27. Aug. Die Begnadigung des wegen Zweikampfes mit dem Kammerherrn Frhrn. von Reischach zu drei Monaten verurteilten Zeremonienmeisters v. Kotze erfolgte, nachdem er von der Strafzeit die Hälfte verbüßt hatte, am 18. d. M., dem Jahrestage der Schlacht bei Mars-la-Tour. Dieser Tag ist, wie dem „Berl. Lokalanz." geschrieben wird, deshalb bestimmt worden, weil Herr v. Kotze, der beim 2. Gardedragoner-Regiment stand, zu den wenigen noch lebenden.Offizieren gehört, die in dieser Schlacht den Todesritt der Brigade von Bredow mitge­macht haben.

Berlin, 27. Aug. Der „Reichsanz." erklärt die Mel­dung des englischen Tagblatts „Jronmonger", daß eine englische Gesellschaft bis zum nächsten Jahre für Deutsch­land Mitrailleusen im Werte von 250 000 L. zu liefern habe, für erfunden. Wie alle Neuerungen auf dem Gebiete des Waffenwesens, würden in Deutschland auch die Maxim- Mitrailleusen geprüft. Falls sie sich bewähren, dürfte die Herstellung in Deutschland erfolgen.

Berlin, 27. Aug. Die 180 heute in Bremer­haven aus Amerika eingetroffenen deutsch-amerikani­schen Veteranen werden am 31. August auf dem Lehrter Bahnhof durch Deputationen sämtlicher Ber­liner Militäroereine mit Fahnen und Standarten und Militärmusik empfangen. Es findet ein feier­licher Einzug in geschlossenen Reihen statt, der an der Wohnung des amerikanischen Botschafters vorbei­geht. Dieser wird dabei durch eine Ansprache be­grüßt. Am nächsten Tage nehmen die Amerikaner mit den übrigen Kriegervereinen an der Einweihung der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche Teil und werden vom Kaiser besichtigt. Ebenso beteiligen sie sich an der Sedanfeier mit den Kriegervereinen. Die nächsten Tage werden zu Besichtigungen der Stadt und Aus­flügen benützt. Am 6. Sept. findet ein großer Abschiedskommers in der Philharmonie statt.

Berlin, 29. Aug. Das Torpedoboot 8. 41 ist gestern in der Nordsee gekentert und gesunken, wobei 13 Personen ertranken.

Berlin, 29. Aug. Der französische Militär­attache in Berlin wird an den diesjährigen Kaiser­manövern nicht teilnehmen. Die franz. Armee bleibt daher in diesem Jahre unvertreten.

Berlin, 29. Aug. Die „Post" teilt mit, daß General Munter aus der Festung Metz stammt. Dazu bemerkt die „Allg. Ztg.": „Munter ist ein alter Freund und engerer Waffenbruder Thibaudins, des französischen Generals, welcher 1870/71 unter Bruch seines schriftlich gegebenen Ehrenwortes aus der deutschen Kriegsgefangenschaft davonlief und zum Lohn dafür später Kriegsminister wurde.

Gegen die Sedanfeier werden die Berliner Sozialdemokraten in sechs großen Volksversamm­lungen, die zum 2. September in den sechs Wahl­kreisen einberufen werden sollen, demonstrieren. Die

hier in Anwesenheit von 416 Teilnehmern eröffnet. > Referate sind von Bebel, Liebknecht, Auer und anderen