städtischen Kollegien haben hiezu, dem Vorgang ande­rer Städte folgend, einen Geldbeitrag gespendet. Abends soll dann der gesamten Bürgerschaft bei einem Bankett noch Gelegenheit gegeben werden, sich zu einer möglichst allgemeinen patriotischen Feier zu vereinigen. In welcher Weise das geschehen soll und kann, darüber werden erst noch der Vertreter der Stadt sowie die verehrlichen Vereine miteinander Beratung pflegen.

Nagold, 11. Aug. (Einges.) Daß da und dort noch Sinn für alte gute Vätersitte, poetische und religiöse Gesinnung zugleich sich findet, davon sahen wir in letzter Woche hier ein kleines Beispiel. Ein prächtiger Garbenwägen, der erste glücklich ein- gebrachte des Besitzers, war mit Kränzen und ver­goldeten Aehren kunstvoll geziert, in deren Mitte die vielsagende Inschrift zu lesen war:Nun danket alle Gott!" Wie wir hören, feierte das Seminar mit seinen Angehörigen durch eine gesellige Vereini­gung auf derBurg" das Gedächtnis der großen Zeit vor 25 Jahren. Besonders dankbar wurden die Schilderungen entgegengenommen, welche Ober­amtsarzt Jrion als Augenzeuge vom Schlachtfeld von Wörth und Reichshofen mitteilen konnte. Auch die hier zu einem schultechnischen Kurs vereinigten Theologen beteiligten sich an der patriotischen Feier.

Nagold, 12. Aug. Den Freunden der Homöopathie teilen wir vorläufig mit, daß am Sonn­tag den 18. Aug. Herr Zöppritz aus Stuttgart hier einen Vortrag halten wird.

N a gold. Aus Anlaß der bevorstehenden militärischen Herbstübungen wird auf die Wichtigkeit einer deutlichen und genauen Aufschrift bei den Postsendungen und Tele­grammen für die im Manöver befindlichen Truppen auf­merksam gemacht. Zur genauen Aufschrift gehören: Fami­liennamen, Dienstgrad und Truppenteil (Regiment, Bataillon, Compagnie, Eskadron, Batterie u. s. w.) zutreffendenfalls mit dem Beisatz:Judas Manöver nach­zusenden." Da die Stäbe und die einzelnen Teile desselben Regiments rc. ihre Postsachen häufig bei verschiedenen Post­anstalten abholen lassen, so ist bei den Sendungen sowohl an Offiziere als an Mannschaften die genaue Benennung des Truppenteils unerläßlich. Die Angabe des Quartiers empfiehlt sich für die Regel nur, wenn sich an diesem eine Postanstalt befindet und wenn bekannt ist, daß der betreffende Truppenteil daselbst die Postsachen abholen läßt. Als Postlagernd dürfen die Sendungen nur bezeichnet werden, wenn sie von dem Adressaten selbst, also nicht von den Kommandierten der betreffenden Truppenteile, abgeholt werden sollen. Zweckmäßig ist die Verwendung von Brief­umschlägen mit entsprechendem Vordruck, wie solche bei den Posthilfstellen und Landpostboten käuflich zu haben sind. Zu Postanweisungen an die im Manöver befindlichen Personen sind ausschließlich Kartenformulare zu verwenden.

Calw, 9. Aug. Nach dem einstimmigen Be­schluß der bürgerlichen Kollegien soll auch in hiesiger Stadt am 2. Sept. eine Sedanfeier zur Erinnerung an die ruhmreichen Waffenthaten unseres Heeres vor 25 Jahren veranstaltet werden. Am Vorabend Freudenfeuer auf dem hohen Felsen, am Festtag selbst Böllerschießen, Festgottesdienst, Festzug auf den Bühl und so fort. Abends wird ein von Rektor Dr. Müller hier verfaßtes Festspiel, betiteltOpfer für das Vaterland", das von Pfarrer Erhardt in Musik aesestt ist, durch den hiesigen Kirchengesangverein zur Aufführung gelangen. Das ganze Fest wird zugleich sur die Jugend em Kinderfest sein. Auch werden sämtliche hiesige Vereine sich an demselben beteiligen und dadurch zum Gelingen des Festes viel beitragen.

Ebingen, 9. Aug. Hier wurde ein Hilfskomite für Calw-Nagold gebildet.Von den Oberämtern Calw und Nagold sagt derNeue Albbote" sind schöne Summen nach Balingen geflossen, so daß es nur ein Akt der Billigkeit ist, daß wir nun auch den dort Beschädigten zu Hilfe eilen."

Stuttgart, 9. Aug. Seitens des Grenadier- Regimentes Königin Olga wird der 30. November (Champigny-Villiers) als Gedenktag des Krieges 1870 71 begangen werden und zwar unter Teilnahme der Veteranen des Regimentes.

Stuttgart, 9. Aug. In der gestrigen Gemein­deratssitzung kam die Frage der diesjährigen Sedan­feier abermals zur Erörterung. Das Festkomite, an dessen Sitzung drei Gemeinderats- und drei Bürger­ausschußmitglieder teilgenommen haben, hielt, wie die Blätter berichten, an dem Wunsch, daß die Stadt den Veteranen ein Festmahl gebe, fest. Der Vor­sitzende Gemeinderat Gauß legte seinen Standpunkt zu der Sache nochmals dar, Gemeinderat Dr. Schall hob die Schwierigkeiten der von einigen Seiten an­geregten Unterstützung notleidender Veteranen hervor, Gemeinderat Payer erklärte sich dagegen unter Hin­weis auf seine ablehnende Haltung bezüglich einer erweiterten Sedanfeier einer städtischen Unterstützung

I notleidender Veteranen nicht abgeneigt. Schließlich wurde auf Antrag des Gemeinderats Schleicher die ursprünglich vorgeschlagene Summe von 5000 ^ auf 6000 ^ erhöht und für diesen Betrag von der Mehrheit die Veranstaltung eines Festmahls für die Veteranen beschlossen.

Die Einstellung der Rekruten zum Dienste mit der Waffe erfolgt für die Rekruten der Infanterie­regimente,: 17, der Feldartillerie und der Pioniere am 16. Okt. d. I-, für die Rekruten zu zweijähriger aktiver Dienstzeit für das Trainbataillon Nr. 13 am 23. Okt. d. I., für die Rekruten des 8. In­fanterieregiments Nro. 126 am 21. Okt. d. I., für die Rekruten der württ. Eisenbahnkompagnie am 16. Okt. d. I.

Münsingen, 9. Aug. Als Gefechtsschießplatz für das XIII. (K. württ.) Armeecorps ist nunmehr das Münsinger Hardt endgültig bestimmt, da Se. Maj. der König der Militärbehörde die Ermächtigung zur Zwangsenteignung, soweit diese nötig ist, erteilt hat. Das Gelände soll etwa 4000 Hektar umfassen und mit einem Aufwands von rund 6 Millionen Mark in der Hauptsache bereits auf gütlichem Wege erworben sein.

Heilbronn, 6. Aug. Wie seinerzeit gemeldet, haben sich beim Einzug von Schulgeldern der Volks­schule Unregelmäßigkeiten ergeben, weshalb 2 Schul­diener in Untersuchungshaft genommen wurden. Trotz­dem der defraudierte Betrag sich auf 4500 ^ belief, mußte das Verfahren gegen die Schuldiener eingestellt werden. Die Register find nämlich so unordentlich geführt, bezw. waren zum Teil solche gar nicht vor­handen, daß den Schuldienern nicht nachgewiesen werden konnte, daß sie das Geld zu ihrem Nutzen verwendet hatten. Da die Unregelmäßigkeiten durch ungenügende Kontrolle entstanden sind, wird gegen den Stiftungspfleger Schrey das Disziplinarverfahren beantragt. An letzterem bleibt auch die Ersatzpflicht hängen. Eine solche Gefchäftsbehandlung, daß Schul­diener ohne jeden schriftlichen Nachweis Schulgeld einziehen und von Zeit zu Zeit einen Betrag an die Stiftungspflege ohne Kontrolle abliefern, dürfte in dem kleinsten Orte kaum Vorkommen. Der Kassier der Armenverwaltung, Nestle, der gleichfalls Unter­schlagungen begangen, kommt vor das nächste Schwur­gericht. Dessen Fälschungen gehen bis ins Jahr 1885 zurück und konnten zweifellos auch nur dadurch un- entdeckt bleiben, weil die Revisionen nicht gründlich genug waren. Der unterschlagene Betrag ist durch die Kaution gedeckt. (Schw. B.)

f:j Leipzig. Die in dem mit einem Kosten­aufwand von 400 000 ^ erbauten Prachtgebäude nunmehr feit einiger Zeit wiedereröffnete dauernde Gewerbeausstellung bildet sich in verhältnismäßig kurzer Zeit wieder zu einer gern besuchten Kaufstätte aus und zwar aus dem einfachen Grunde, weil that- sächlich ein überaus bequemer Ueberblick über die verschiedensten gewerblichen Erzeugnisse, als Motoren, Maschinen, Werkzeuge, technische und hauswirtschaft­liche Artikel und kunstgewerbliche Gegenstände im Rahmen eines einzigen, allerdings großen, dreige­schossigen Gebäudes geboten wird.

Koburg, 9. Aug. Außer der herzoglichen Fa­milie sind in Reinhardsbrunn anwesend Prinz jund Prinzessin Philipp von Sachsen-Koburg, Prinz Leo­pold von Sachsen-Koburg, Prinzessin Ferdinand von Rumänien, Prinz und Prinzessin Heinrich XVIII. von Reuß und Fürst Otto von Stolberg-Wernigerode. Prinz Ferdinand von Bulgarien ist entgegen ander­weitigen Blättermeldungen nicht dort gewesen.

Breslau, 6. Aug. Generalmajor z. D. Köhler, der Führer der Korpsartillerie des 5. Armeekorps bei Wörth, erhielt durch ein kaiserliches Telegramm aus Cowes den Charakter eines Generallieutenants verliehen.

Berlin, 8. Aug. DerReichsanz." schreibt: Die Einnahmen an Kanalabgaben und Schleppge­bühren im Kaiser-Wilhelm-Kanal betrugen im Juli 63 181 Während sie sich in der ersten Juli­woche auf 11766 ^ beliefen, stellten sie sich vom 28. Juli bis 3. August auf 21027 ^

Berlin, 10. Aug. Der Berliner Magistrat be­absichtigt, den diesjährigen Sedantag besonders feier­lich zu begehen und zu dem Zweck einen Kredit von 50000 ^ auszuwerfen. Auf Montag ist hiefür eine Beratung in außerordentlicher Sitzung angesetzt.

Zu den Kaisermanövern. Aus den 4 Armee­korps, die an den diesjährigen Kaisermanövern teil­nehmen (Garde II., III. und IV.), werden während

l der Tage vom 9. bis 12. Septbr. zwei Armeeabtei­lungen nebst zugeteilten Kavalleriedivisionen gebildet werden. Da für die zu diesem Zweck zu bildenden höheren Stäbe, sowie für die umfangreiche Thätigkeit von Schiedsrichtern dieses Mal besonders viele Stel­len zu besetzen sind, hat man zahlreiche General­stabsoffiziere hierfür in Aussicht genommen, die aus Berlin in das Manövergelände entsendet werden. Das Amt als oberster Schiedsrichter wird der Kaiser selbst ausüben oder Prinz Albrecht von Preußen, falls der Kaiser den Oberbefehl übernimmt.

Kaiser Wilhelm-Stiftung für die Invali­den. Gerade jetzt möchte es wohl angezeigt sein, auch einer Stiftung zu gedenken, welche nach dem vom hochseligen Kaiser Wilhelm unter dem 1. Juni 1871 bestätigten Statut die Aufgabe hat, für hilfs­bedürftige Teilnehmer des Krieges 1870 bezw. deren Hinterbliebenen, soweit sie auf Staatsunterstützungen keine Ansprüche haben, zu sorgen. Es ist dies die Kaiser Wilhelm-Stiftung für deutsche Invaliden in Berlin. Die große Teilnahme, welche dieser Stiftung in den ersten Jahren nach dem Kriege entgegengebracht wurde und durch reiche Ileberweisung von Gaben und Vermächtnissen sich kundgab, hat sich naturgemäß im Laufe der Jahre sehr abgeschwächt. Dabei sind die Anforderungen, welche derartige Hilfsbedürftige an die Stiftung erheben, auch jetzt noch und vor­aussichtlich für viele Jahre sehr groß, da die Zahl der erwerbsunfähig gewordenen Kriegsteilnehmer mit den Jahren sich vermehrt. Es wäre daher zu wün­schen, daß wohlhabendere Kreise eine neue Opfer­freudigkeit, die sich in Geldzuwendungen an die Stiftung äußert, an den Tag legen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 10. Aug. Fürst Ferdinand von Bulga­rien traf gestern, von Schloß Ebenthal kommend,, hier ein. Seine Abreise mit der Fürstin Luise und dem Prinzen Boris ist auf Montag abend angesetzt.

Frankreich.

Paris, 9. Aug. DerTemps" sagt bei der Besprechung der Niedermetzelungen in China: Es sei unmöglich, daß Europa bei derartigen Fragen gleich­gültig bleibe. Die Initiative zu Maßnahmen um Genugthuung zu erhalten, liege derjenigen Macht ob, deren Angehörige am meisten betroffen worden seien. DerTemps" hofft, die moralische Zusam­mengehörigkeit Europas werde zu diesem Zwecke hergestellt und China werde Genugthuung gewähren.

Bulgarien.

Sofia, 9. Aug. Das Organ Zankows ist wegen Aufstellung der Kandidatur eines neuen Fürsten von Bulgarien, des Prinzen Georg von Griechenland, unter Anklage gestellt worden.

Sofia, 9. Aug. In Regierungskreisen tritt das bestimmte Gerücht auf, Fürst Ferdinand werde, um. der inneren Schwierigkeiten Herr zu werden, die Un­abhängigkeit Bulgariens proklamieren und von der Sobranje sich zum Könige ausrufen lassen. (Zuerst ollte man eigentlich wissen, wo der Fürst sich denn aufhält. Und dann werden noch andere Leute ein Wörtchen mitzusprechen haben.)

Kleinere Mitteilungen.

Dornstetten, 10. Aug. Der hier stationierte ver­heiratete Landjäger Müller wurde heute im Staatswalde er- chossen aufgefunden. Ob ein Verbrechen oder ein Unglücksfall vorliegt, muß die Untersuchung ergeben.

Eßlingen, 9. Aug. Heute mittag kurz vor 12 Uhr ereignete sich in der hiesigen Maschinenfabrik ein bedauer­licher Unglücksfall. Dem 34jährigen verheirateten Arbeiter Adolf Bienz von Deizisau wurden von einer Hobelmaschine, an der er beschäftigt war, 4 Finger der rechten Hand weg­genommen. Der Verunglückte wurde ins neue Krankenhaus verbracht.

Voll bei Göppingen, 7. Aug. Ein schweres Leid hat am Montag die Familie eines hiesigen Gärtners getroffen, indem man ihr längstes Kind, ein einjähriges Mädchen, das der Aufsicht eines 9jährigen Bruders überlassen und von diesem auf Wunsch ins Bett der Mutter gebracht worden war, nach 2 Stunden tot wieder fand. Es lag auf dem Gesichtchen und war erstickt.

Gmünd, 9. August. Dieser Tage wurde hier ein Goldarbeiter und Kleinfabrikant wegen mehrfacher Wechsel­fälschungen und anderer Betrügereien aus Anordnung der Kgl. Staatsanwaltschaft Ellwangen verhaftet.

Heidenheim, 8. Aug. Der ev. Kirchengemeinde Heidenheim wurde zu den Kosten der Erbauung einer neuen Kirche ein Staatsbeitrag von 5000 bewilligt. Wie der Grenzb." hört, wurde bei dieser Gelegenheit ein interessan­tes, aus dem Jahr 1843 stammendes Schriftstück vorgelegt. In diesem Jahr war der verewigte König Wilhelm I. beim Manöver hier anwesend und fragte bei der Tafel, zu der die Beamten eingeladen waren, den damaligen Dekan Christlieb, wer die Baulast an der Kirche habe. Kameralverw. Mittler, der daneben stand, antwortete:Die Gemeinde", worauf der Dekan entgegnetr, die Gemeinde