Amts- und Intelligenz-Blatt fiir den Obrramks-Bezirk Nagold.

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Donnerstag 25. Juli

Insertions-Gebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhnl. Schrift bei einmaliger Ein­rückung S bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei au fgegeben sein.

1895.

Amtliches.

Nagold.

An die gemein sch. Aemter.

Durch die Hagel»octtc>: am 1. und 17. ds. Mts. sind die Gemeinden Ebhausen, Rohrdorf, Minders- Ibach, Pfrondorf, Nothfelden, Schönbronn, Effringen, Wildberg, schwer heimgesucht worden.

In geringerem Maße wurde die Gemeinde Em­mingen betroffen.

Der in diesen ft lsemeinden durch Hagelschlag verursachte Gesamtschaden belauft sich nunmehr auf mindestens 35V,OVO Mark.

Sehr viele ärmere und wenig bemittelte Familien haben fast den ganzen Fruchtertrag eingebüßt und sehen sorgenvoll der Zukunft entgegen.

Erst kürzlich hat sich die Opferwilligkeit im Be­zirk Nagold zu Gunsten der Ueberschwemmten im Oberamt Balingen in edler Weise bethätigt.

Wir dürfen daher vertrauen, daß die Einwohner der vom Hagel nicht oder nur wenig betroffenen -Gemeinden des Bezirks den schwer geschädigten Be­zirksangehörigen gerne hilfreich beispringen werden und ersuchen die gemeinschaftl. Aemter Sammlungen für die Hagelbcschädigren des Bezirks zu veranstalten und das Ergebnis an das K. Dekanatamt Nagold .einzusenden.

Den 23. Juli 1895.

K. gemeinschaftliches Oberamt:

Vogt. Dieterle, A.-V.

Bezirkssynode

in Uagold am Montag de« 29. Juli.

Vorm. 9 Uhr Gottesdienst (Sammlung im Zellersaal) 10 Uhr Verhandlungen:

1. Wahlen.

2. Aus der letzten Landessynode.

3. Dringende kirchliche Aufgaben der Gegenwart.

Nagold, den 23. Juli 1895.

K. Dekanatamt. Dieterle, A.-V.

Amtsgerichtsschreiber Heckmann in Nagold wurde seinem Ansuchen gemäß auf die erledigte Amtsgerichts­schreibersstelle in Eßlingen versetzt.

Von dem Bischof in Rottenburg ist die Pfarrei Blitzen­reute, Dek. Ravensburg, dem Pfarrer Dreher in Weit­ingen Dek. Horb, übertragen worden.

Gestorben: Dr. Albrecht Eduard Nagel, Prof. Der Augenheilkunde, Tübingen. Gottlob Wörner, jun., .Fabrikant, Stuttgart. Wilhelmine Wiedenmayer, Stadtschultheißengattin, Zavelstein.

Hages-Weuigkeilen.

Deutsches Reich.

:tz: Nagold, 23. Juli. Als wir die Annoncen des letzten Samstag-Gesellschafter zu Gesicht bekamen, mußten wir ahnen, daß der Besuch der Versamm­lung des Kranken-Unterstützungs-Vereins im Gasthaus zumStern" klein ausfallen werde, weshalb wir das Resultat derselben den Mitgliedern auf diesem -Wege zur Kenntnis bringen. Stach dem Kassentag- Luch betragen die Einnahmen vom 1. Jan. 1895 bis 1. Juli 610 ^ 35 -H, worunter 100 ^ von der hiesigen Bank erhoben und 89 ^ 25 ^ Soll­bestand sich befinden; die Ausgaben beziffern sich in jenem Zeitraum auf 494 ^ 48 worunter 328 60 Unterstützungsbeiträge in 28 Krankheitsfällen und 3 Todesfälle mit 110 88 -pj notiert sind.

Die Mitgliederzahl beträgt am 1. Juli 269. Die Wahl des Vorstands, Kassiers, Schriftführers und des Ausschusses fand diesmal nicht durch Wahlzettel,

sondern durch Zurüf der bisherigen Personen statt. Daß der Verein in wirklich wohlthätiger Weise wirkt, wird von allen unumwunden anerkannt und daher zum weiteren Beitritt freundlichst eingeladen, auch von solchen, die nur des wohlthätigen Zweckes wegen beizutreten etwa Lust hätten, welch letztere Mitglieder der Verein nicht wenige zählt.

r. Nagold, 24. Juli. Hiesige, und aus­wärtige Blumenfreunde werden auf eine gegen­wärtig im untern Seminarhof blühende Aucca oder Pal men lilie aufmerksam gemacht. Dieselbe steht auf einem Postament seitlich vom Spring­brunnen und ist im Schmucke ihrer reichblütigen Rispe eine wirklich vornehme Erscheinung. Wohl gegen hundert weiße Blütenglocken entzücken das Auge durch ihr mildes, keusches Licht, und zahl­reiche andere werden in den nächsten Tagen noch sich öffnen. Wer Zeit hat und Sinn für solche seltene Gaben der Natur, der versäume nicht, der prächti­gen Pflanze einen Besuch abzustatten. rE:s: Nothfelden. Der Schaden, welchen die bei­den Gewitter vom 1. und 17. Juli über unsere Markung brachten, wurde letzten Samstag durch H. Kameralverwalter Schmid in Altensteig und H. Stadt­rat und Mühlebesitzer Faißt von da ausgenommen und folgendes Resultat festgestellt: Der Durchschnitts-- oder Gesamtschaden beläuft sich auf 56^/ia pCt. Dinkel und Roggen, also Winterfrüchte ^8 total und das letzte Drittel wieder ^/i« ganz. Herste und Weizen ^/i», Haber ^/i», Ackerbohnen total, Erbsen und Linsen in, Klee ^/io, Kartoffeln °,H, Hanf ganz. Die Zahlen beweisen hinlänglich, wie die Fruchtfelder hier aussehen. Da aber neben der Frucht auch das Stroh mangelt, so wäre es schön und gut, wenn die Königl. Forstdirektion den armen Be­troffenen aus dem Staatswalk Streue zukommen ließe, um das arme Vieh den Winter über trocken legen zu können und um viel Dung zu gewinnen, damit die verhagelten Felder recht gedüngt würden; denn Geld ist nirgends vorhanden und Gelegenheit, solches zu verdienen, ebensowenig, sogern die Leute auch dazu bereit wären.

Herrenberg, 21. Juli. Assistent Killinger hat nun­mehr seine anstrengende Revisionsarbeit unserer Vorschuß­bank beendet. Das unerfreuliche Resultat derselben ist die Feststellung eines Fehlbetrags von über 280000 Bank­kontrolleur Sauter ist bereit, 100 000 ^ zu decken; für 80000 ^ wollen die Mitglieder des Aufsichtsrats auf- kommen. Der Rest soll auf die Bankmitglieder umgelegt werden. Da die Zahl derselben gegenwärtig 500 beträgt, so würde den einzelnen kein hoher Verlust treffen. Wenn bei der demnächst stattfindenden Generalversammlung auf Grund obigen Anerbietens ein Vergleich zu stände kommt, würde hiedurch der Fortbestand der Bank gesichert. Die Kautionssumme des Kassiers Klaiber betrug 10000 in Wertpapieren hinterlegt. Der Tochtermann Klaibers über­sandte kürzlich der Vorschußbank 6000 welchen Betrag dessen Frau seiner Zeit als Heiratsgut erhalten hatte.

Eßlingen, 21. Juli. (Deutscher Turntag.) Die Stadt ist festlich geschmückt und alles beflaggt zu Ehren des 11. deutschen Turntages. Schon ge­stern sind zahlreiche Turner aus allen deutschen Gauen angelangt, meistens Vertreter von Vereinen. Die schwäbischen Turner sind heute massenhaft, zum Teil in Extrazügen, eingetroffen. Schon gestern abend von 5 Uhr an wurden auf der Burg bei elektrischer Beleuchtung die Ausschußmitglieder der deutschen Turnerschaft durch die Stadt bewirtet. Oberbürger­meister Dr. Mülberger hielt dabei die Willkommrede, worauf der Voxsitzende der deutschen Turnerschaft, Dr. Böthge aus Thorn, dankte. Es wurden bis Nachts 10 Uhr noch mehrere Reden gehalten und Toaste ausgebracht. Heute Vormittag von 11 bis 12 Uhr fand ein Konzert auf dem Festplatz (Maille)

statt. Von 1 bis 2 Uhr ordneten sich die Turner zum Festzug, der von 2 Uhr an durch die Haupt­straßen der Stadt sich bewegte. Es waren ca. 2500 Turner und Turnfreunde mit zwei Musikkorps. Auch die städtischen Kollegien befanden sich im Zuge. Um 3 Uhr langte der Festzug auf der Maille an, worauf die feierliche Enthüllung des Georgii-Denkmals er­folgte. Die Weihrede hielt der Geschäftsführer der deutschen Turnerschaft, Dr. Götz aus Lindenau bei Leipzig, worauf Dr. Böthge aus Thorn das Denk­mal der Obhut der Stadt Eßlingen übergab. Na­mens der Stadt übernahm Oberbürgermeister Dr. Mülberger das Denkmal zu treuer Obhut. Rechts­anwalt Max Georgii, der Sohn des Gefeierten, dankte namens der Familie. Hierauf wurden von Vertretern von Turnvereinen, sowie von der hiesigen Feuerwehr zusammen 16 Kränze mit kurzen Wid­mungsworten am Denkmal niedergelegt. Um 4 Uhr war die Feier zu Ende; sie wurde eingeleitet und geschloffen durch Musik und Gesang. Es folgte noch eine musikalische Unterhaltung auf der Maille. Heute abend von 8 Uhr an findet ein Bankett statt.

Backnang, 22. Juli. (Generalversamm­lung des württ. Gerber-Vereins.) Unsere Stadt hatte sich zu diesem Tage aufs festlichste ge­schmückt. Mit den Morgenzügen trafen die Gäste in großer Zahl ein, worunter besonders die Reutlinger und Metzinger mit ihren alten Vercinsfahnen bemerkt wurden. Bei den Verhandlungen im Härlin'schen Wirtschaftsgarten erwähnte nach den verschiedenen Begrüßungsansprachen der Vorsitzende Ehr. Bantlin- Reutlingen den gegenwärtig guten Geschäftsgang, der seit Jahren gefehlt habe, nun aber zu besserer Hoff­nung berechtige. Er empfiehlt Vorsicht, besonders beim Verkaufe und gah. noch weitere praktische Winke, die den alten bewährten Geschäftsmann erkennen ließen. Es folgten sodann Mitteilungen über die Thätigkeit des Ausschusses, über die Rindenfrage, auch bezüglich des Heilbronner Rindenmarkts, die eine baldige Konferenz herbeiführen und dem ein­heimischen Bezug zu gut kommen sollen, auch die Quebrachoholzfrage fand Berührung. Laut Rechen­schaftsbericht hat die Vereinskasse einen Reservefonds von 1160. Prof. Dr. v. Schröder-Tharandt sprach überGerbstoffe und deren Anwendung", wo­bei er dieNaturgerbung" jedem andern Verfahren voranstellte, zugleich aber der Mitanwendung von Gerbstoffen sehr das Wort sprach. Bei der spezifischen Berechnung der Preise der Gerbstoffe ist Eichenloh das teuerste, Fichtenloh das billigste Gerbmittel, abgesehen von Quebrachoholz bei richtiger Anwendung, dem Redner kam ungeteilter Beifall zu. Weiter sprach Prof. Dr. Päßler-Freiburg über Lederfärb­ung, Fabrikant Ernst-Marbach über die Gerbereien Amerikas und deren System, wie er solche bei Besuch der Ausstellung kennen lernte. Stadtpfleger Schäfer sprach überWasserrecht" unter praktischer Darlegung des in Sicht stehenden Gesetzes, das unseren Gerbe­reien auf Kosten der Fischzucht bös mitspielen würde in Hinsicht der Benützung der öffentlichen Gewässer zu Gerbereizwecken. Daran anschließend wurde folgende Resolution an die Ständekammer gefaßt:Die heute in Backnang tagende Generalversammlung des württ. Gerber-Vereins spricht einstimmig ihre Ansicht darüber aus, daß das den Ständen vorliegende Gesetz, betr. die Benützung öffentlicher Gewässer, die Interessen der Industrie, insbesondere der Gerber, nicht genügend wahre, daß sowohl die hohe Regierung als die hohen Stände die im Lande so bedeutende Leder-Industrie bei Beratung des Entwurfs mehr berücksichtigen sollten. Hauptsächlich erachtet es der württ. Gerber»