1828 an hatten sich trotz der vielen sich darbietenden Schwierigkeiten die Zahl der Christen doch gemehrt, so daß jetzt schon manche christliche Gemeinden dort blühen. Er verhehle sich nicht, daß auch ihm in dem heißen Lande manche Gefahren bevorstehen werden, aber im festen Vertrauen auf die gute Sache des Herrn, er er dienen wolle, reise er getrost hi­naus ins Land der Heiden. An die Vorträge schloß sich nun die feierliche Einsegnung des H. Wörz durch H. Pfarrer Eberbach an, bei der als Zeugen H. Pfarrer Müller und H. Missionssekre­tair Walker sich beteiligten. Möge die Wirksam­keit des aus dem hiesigen Ort in die Heidenwelt ausziehenden Sendboten eine gesegnete sein!

Herrenberg, 13. Juli. Von der zahlreichen Klaiber- schen Familie waren noch einige Kinder hier. Dieselben gedachten in unserer Stadt zu bleiben. Als die Aufregung der hies. Bürger wegen der Defraudation zu groß wurde, da reisten sie weg von hier. Zu 106 000 ^ fehlen die Schuldscheine, dieselben dürften wohl verbrannt worden sein. Die Meistbeteiligten schießen wahrscheinlich große Summen zu, so daß die Schulden getilgt werden können.

Herrenberg, 14. Juli. Zu der Klaiber'schen Defrau­dation schreibt derBeobachter":Seit ca. 8 Tagen dürfen die Revisoren nichts mehr aussagen über den Rechnungs­befund. Doch sickert in die Bevölkerung durch, daß das Defizit der Vorschußbank bereits 349000 ^ (!) betrage. Man fürchte, es werde sich bis auf eine halbe Million belaufen. Um die Gemüter nicht allzusehr aufzuregen, schweigen die Vorstandsmitglieder. Und doch wäre wertest gehende Offenheit eher am Platze, damit nicht vergrößernde und die Bevölkerung noch mehr erregende Gerüchte auf- kommen und Nahrung finden könnten." In einem anonymen Eingesandt" desGäuboten" wird neuerdings der Vor­schlag gemacht, die ganze Angelegenheit durch einen Ver­gleich zu erledigen, indem die Verwaltungsratsmitglieder das Defizit decken sollen. Für diesen Fall hat sich Amts­pfleger Sautter erboten, die Hälfte des Defizits zu tragen. Die Verwaltungsratsmitglieder werden in diesemEinge­sandt" darauf hingewiesen, daß sie nach dem Gesetze soli­darisch haftbar seien und daß sie es nicht auf ein Konkurs­verfahren ankouunen lassen sollen, da dieses noch weitere unübersehbare Kosten zur Folge haben werde.

Calw, 15. Juli. Der durch das Sturm- und Hagelwetter am 1. ds. verursachte Schaden stellt sich als ein viel größerer heraus als anfänglich geschätzt wurde. Im Oberamt Nagold sind gleich­falls die Ernteerträge in einer Reihe von Gemeinden total verhagelt und wird der Schaden bei niederer Schätzung auf 250,000 ^ berechnet, so daß der Verlust in den Orten der beiden Oberämter auf 700,000 bis 800,000 berechnet wird. Der wenig bemittelte Teil der bäuerlichen Bevölkerung, welche sich von den Wunden, welche das Futternotjahr 1893 geschlagen, noch nicht erholt hat, geht einer gedrückten Zukunft entgegen. Für diejenigen, welche in der Ernte leer ausgehen, wird es eine schwer zu bewäl­tigende Sorge werden, wie die Lebensmittel bis zur nächsten Ernte, wie Zinse und Steuern aufgetrieben werden. Wenn wir auch hoffen dürfen, daß viele mildthätige Herzen sich finden, um die außerordent­liche Not zu lindern, so ist doch nur der Ersatz eines kleinen Teils des Schadens zu erhoffen, da die Mildthätigkeit für das Balinger Unglück stark i n Anspruch genommen wurde. Der Bezirk Baling en hat allerdings sehr schwer gelitten. Da aber für die beklagenswerten Opfer an Menschenleben kein Ersatz möglich ist, so bleibt in Balingen doch auch nur der materielle Schaden zu decken und dafür steht nach dem seitherigen Ergebnis der Sammlungen und des Staatsbeitrags eine Unterstützung in Aus­sicht, welche nicht viel hinter dem erlittenen Schaden zurückstehen wird. Es wäre deshalb dankenswert, wenn sich nunmehr die Teilnahme den schwer be­troffenen Bezirken Calw und Nagold zuwendet. Gestern fand unter dem Vorsitz der HH. Oberamt­leute Voelter und Vogt eine Besprechung zwischen Vertretern von Calw und Nagold statt, bei welcher über die Veranstaltung von gemeinschaftlichen Samm­lungen in weiteren Kreisen und die Grundzüge bei Verteilung der eingehenden Gaben beraten wurde. Es wäre sehr zu wünschen, daß es gelingen möge, den wenig Bemittelten unter den schwer Beschädigten eine Unterstützung zu verschaffen. (C. Wochenbl.)

? Einen Boykott gegen das Christentum haben mehrere Aerzte von Mannheim über Freu­de n st a d t im Schwarzwald verhängt. Die genannte Stadt hat gleich anderen Kurorten auch in diesem Jahre in einer öffentlichen Anzeige sich Kurbedürf­tigen empfohlen. In der Anzeige waren 3 Gasthöfe aufgeführt und unter diesen das neuerrichtete Kur­haus Palmenwald, welches als ein Haus mit christlicher Hausordnung" bezeichnet wurde. Darauf­hin hat der praktische Arzt Dr. Traub in Mann­heim unter dem 14. Mai an den Stadtschultheiß in

Freudenstadt folgende Zuschrift gerichtet:Soeben wird mir ein Zeitungsausschnitt zugesandt, worin alsbemerkenswerter Fortschritt" des Luftkurorts Freudenstadt die Errichtung eines Christlichen Kur­hauses erwähnt wird. Infolgedessen habe ich und mit mir eine Anzahl anderer Kollegen uns entschlossen, fernerhin weder jüdische noch christliche Kurgäste nach einem Orte zu schicken, wo die sog.christliche Liebe" einen so bemerkenswerten Fortschritt gezeitigt hat. Wir können dies um so eher, als uns eine große Zahl außerhalb des Schwabenlandes gelegener Luft­kurorte zur Verfügung stehen, wo christliche Liebe und Humanität der erholungsbedürftigen Menschheit gegenüber noch nicht entgegengesetzte Begriffe sind. Im übrigen verzichte ich auf die fernere Zusendung Ihrer Prospekte". Es ist nicht unmöglich, daß dieses nach jeder Hinsicht ungerechtfertigte Vorgehen für Freudenstadt einen höheren Fremdenbesuch von Seiten christlicher Kurgäste zur Folge hat.

Tübingen, 11. Juli. Die Landesversammlung des Vereins württembergischer Körperschaftsbeamten, welche Heuer hier stattsindet, beginnt am Donnerstag den 25. ds. mit geschäftlichen Verhandlungen im oberen Museumssaal, darunter Vorträge über die EinführungperiodischerOrtsvorsteherwahlen, die beab­sichtigte Aenderung in den Geschäftsaufgaben der Gemeindebehörden und die Gesetzentwürfe betr. die Steuerreform. Nach jedem Vortrag wird eine Dis­kussion über denselben eröffnet.

Ebingen, IS. Juli. In einer am Freitag Abend in Balingen stattgehabten Versammlung des Vereins für Vogelfreunde wurde davon Mitteilung gemacht, daß der Vereinsvorstand in der neuesten Nummer derSüdd. Tier­börse" einen Aufruf zur Spendung von Geflügel für die Ueberschwemmten erlassen hat.

Stuttgart, IS. Juli. Vom Hohenstaufenfest der Deutschen Partei wurde an den Fürsten Bismarck ein Huldigungstelegramm abgesandt. Darauf ist nun an den Vorsitzenden des Landesausschusses, Hrn. Dr. Schall aus Friedrichsruhe folgende Antwort eingetroffen: Die ehren­volle Begrüßung vom Hohenstaufen, welche Euer Hochwohl­geboren mir im gestrigen Telegramme übersandten, hat mich besonders erfreut und ich danke Ihnen und allen Herrn Mitgliedern der deutschen Partei herzlich für den freundlichen Gruß und für die geschichtlich und national bedeutsame Wahl des Abgangsortes, gez. v. Bismarck.

Cannstatt er Volksfest. Nachdem die Abhaltung des landwirtschaftlichen Hauptfestes in Cannstatt in diesem Jahre ungeordnet worden ist, wird bekannt gemacht, daß das landwirtschaftliche Hauptfest am Samstag den 28. September d. I. auf dem Wasen bei Cannstatt abgehalten wird. Bei demselben findet eine Preisverteilung für Pferde, Rindvieh, Schafe und Schweine an württ. Züchter, eine Ausstellung der prämierten Pferde, des prämierten Rind­viehs, von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten, von Obst, Trauben und andern landwirtschaftlichen Produkten, endlich ein Pferdewettrennen statt.

Besigheim, 15. Juli. Die am 18. v. M. vor sich gegangene Stadtschultheißenwahl, bei welcher der bisherige Stadtpfleger Köhler mit bedeutender Majorität gegen seinen Onkel, den Gemeinderat und Buchdruckereibesitzer Müller, gewählt wurde, ist angefochten worden, weil der freie Trunk" bei derselben eine große Rolle gespielt haben soll. Die Anhänger Köhlers setzen alle Hebel rn Bewegung, um ihren Kandidaten durchzubringen.

Urach, 14. Juli. Heute nachmittag fand zu Gunsten der Hagelbeschädigten im Nagoldthal durch den Chor­gesangverein und das Seminar unter Leitung von Ephorus Dr. Jetter und Seminarmusiklehrer Zwißler ein Kirchen­konzert statt. Die Kollekte für die Balinger hat in den 28 Gemeinden des Oberamts Urach 9871 ^ ergeben.

Ellwangen, 11. Juli. Für die 41. Wanderversamm­lung württembergischer Landwirte, welche vom 23. bis 2S. d. M. in Ellwangen stattfindet, ist das Festprogramm nun­mehr festgestellt. Danach ist am 23. abends gesellige Unter­haltung unter Mitwirkung des Sängerbundes und der Stadt­kapelle auf dem Schloß, event. bei ungünstiger Witterung in der Brauerei Heinle. Am 24. soll morgens das Schloß und die Ackerbauschule besichtigt werden. Um 11 Uhr be­ginnen in der Turnhalle die Verhandlungen, an welche sich ein Mittagessen im Gasthof zum Lamm anschließt. Abends ist gesellige Unterhaltung im Garten der Bahnhofrestau­ration. Am 2S. endlich soll das Wasserwerk zu Wasser­alfingen besucht werden.

Berlin, 15. Juli. Die Eingabe des Allgem. deutschen Handwerkerbunds an den Kaiser wird jetzt bekanntgegeben. Die infolge Beschlusses des letzten Handwerkertages in Halle erbetene Audienz beim Kaiser war bekanntlich nicht gewährt, dagegen schrift­liche Einsendung der Beschlüsse des Handwerkertags anheimgestellt worden. Die Eingabe bezeichnet nach derNat.-Ztg." die Lage der Handwerker als eine von Jahr zu Jahr gedrücktere, bedrängtere und trost­losere; die alleinige Ursache sei die schrankenlose Ge­werbefreiheit. Die Verhältnisse des deutschen Hand­werkerstandes können sich nur zum Bessern wandeln, wenn ihm durch Einführung der obligatorischen Innung und von Handwerkerkammern eine feste, gesunde Organisation auf Grundlage des Befähi­gungsnachweises gegeben würde. Den Handwerker­

stand vor dem nahen Ruin zu bewahren, sei D've Hilfe des Kaisers dringend notwendig.

Berlin, 16. Juli. Nach einer Meldung der Kreuzztg." aus Belgrad wird von der demnächstigen Abreise der Königin Natalie und der Ankunft des Königs Milan eine neue Wendung der Verhältnisse erwartete

Kiel, 14. Juli. Das bei Rendsburg im Kanal gesunkene dänische SegelschiffMarie", Kap. Jörgen­sen wird von einer Hamburger Bergungsgesellschaft gehoben werden. Schiffe mit dem bisher freigege­benen Tiefgang von 6 m haben den Kanal unbe­hindert passiert. Nach amtlicher Bekanntmachung wird der Kaiser Wilhelm-Kanal am 14. Juli für Schiffe mit über 6 in Tiefgang eröffnet.

Frankreich.

Paris, 15. Juli. Das Nationalfest, daA alljährlich am 14. Juli stattfindet, ist glänzend ver­laufen; in der Früh fand die alljährliche Kundgebung vor dem Standbild der Stadt Straßburg statt. Die Volksfestlichkeiten fanden in allen Stadtteilen statt. Die große Truppenparade nahm den besten Ver­lauf weitaus. Der Präsident Faure wurde jubelnd begrüßt.

Bulgarien.

Sofia, 16. Juli. Der ehemalige bulgarische Ministerpräsident Stambuloff wurde gestern abend 8 Uhr auf dem Heimweg von 4 Personen angefal­len und durch Revolverschüsse und Dolchstiche verwundet. Der Zustand ist sehr ernst.

Sofia, 17. Juli. Stambuloff ist am Kopfe und an den beiden Armen schwer verwundet, beide Arme mußten amputiert werden. Stambuloff ist bewußtlos; es ist wenig Hoffnung, ihn zu retten. Die Untersuchung wurde die ganze Nacht fortgesetzt. Am Orte der That wurde ein türkischer Handschar, ein starkes Messer und zwei Revolver gefunden. Auf die Angaben des Dieners Stambu- loffs und Petkoffs wurden einige Verhaftungen vor­genommen, doch hat man bisher keine Spur der Attentäter. Stambuloff versuchte vergeblich zu reden. Vor dem Staatsanwalt sagt der Diener Stambu- loffs aus, daß sich Stambuloff, Petkoff und er auf der Heimfahrt aus dem Unionklub befanden, als sie angegriffen wurden. Der Kutscher des Wagens von Stambuloff ist der Mitschuld verdächtig ver­haftet worden. (Es liegt hier ein abscheu­liches Verbrechen vor, das nicht hart genug gebrandmarkt werden kann. Die Thäter haben am Ende gar geglaubt, der jetzigen Regierung einen Gefallen zu erweisen, wenn sie Stambuloff aus dem Wege räumten. Dieser war zwar als Minister ein gewaltthätiger Mann, aber er meinte es sicherlich gut mit seinem Lande, und Bulgarien hat ihm seine Unabhängigkeit zu verdanken, welche von seinen Gegnern, den Zankoffisten, längst an Rußland ausgeliefert worden wäre, wenn dieses nur gewollt hätte. Stambuloff war schon mehrmals Zielscheibe eines Attentats; diesmal ist ihm leider sein früheres Glück nicht treu geblieben.)

Afrika.

Tanger, 15. Juli. Ein deutsches Kriegsschiff ist abgegangen, um einen deutschen Dampfer, dessen Waren von den marokkanischen Behörden mit Be­schlag belegt wurden, zu unterstützen. Der Dampfer, welcher an der Küste gescheitert war. hatte seine Ladung dort gelöscht.

Asien.

Hongkong, 15. Juli. Eine japan. Streitkraft von 7000 Mann ist von Tuatutia (?) in Nordfor­mosa abgegangen, um die Schwarzflaggen anzugreisen. Es dürste am 10. d. M. zum Kampfe kommen. Ein starkes japanisches Geschwader unterstützt die Landung. Nach Berichten aus Taku ist dort alles ruhig.

Kleiner« Mitteilungen.

Herrenberg, 15. Juli. Vergangene Nacht sind in Oeschelbronn in der Nähe des Rathauses 2 Wohnhäuser uns 2 Scheuern abgebrannt. Man vermutet Brandstiftung. Die Wasserleitung hat sich gut bewährt, da bei dem eng angebauten Häuserkomplex das Feuer hätte leicht weiter um sich greifen können. Die Nebringer Feuerwehr war zur Hilfe herbeigeeilt.

Stuttgart, 14. Juli. In den oberen kgl. Anlagen, unmittelbar hinter dem kgl. Hoftheater spielte sich heute mittag, während der Schloßplatz mit seiner weitesten Um­gebung von Menschen wimmelte, eine höchst aufregende Scene ab. Der Maschinenmeister einer hiesigen großen Druckerei, welcher mit einem Freunde in jener Gegend spazieren ging, schoß sich just in dem Augenblicke, als die Parade mit klingendem Spiel aufzog, eine Kugel durch den Kopf, die ihn sofort tötete, so daß ein zufällig vorüber­kommender Arzt nur den eingetretenen Tod konstatieren konnte. Nach einer unverbürgten Version soll der Verlebte