Es würde dies dem Bauersmann viel leichter ge­schehen als Geldopfer, und auch für jene bedürftigen Orte wäre es gewiffermaßen besser oder sicherlich ebenso gut angebracht als Geldspenden, wenn ihnen im kommenden Herbste und anfangs Winter die nötigen Lebensmittel zugewiesen werden.

Ebingen, 17. Juni. Gestern nachm, waren imSchwefelbad" in Balingen die Mitglieder des weiteren Bezirks-Hilfskomites versammelt, um Kennt­nis zu nehmen über den bisherigen Gang der Hilfs­aktion und um Beratung darüber zu pflegen, was nun zunächst weiter geschehen kann und soll. Herr Oberamtmann Filser referierte über das seither Ge­schehene. Danach sind die Schadensabschätzungen in Balingen, Dürrwangen, Frommern und Laufen bereits abgeschlossen, in den anderen Orten ist dies am Montag oder Dienstag zu erwarten.

Ebingen, 18. Juni. Gestern Abend war wie­der das hiesige Hilfskomite zu einer Beratung ver­sammelt. Unter anderen Angelegenheiten lagen auch von hiesigen Wasserbeschädigten mehrere Gesuche um Zuwendung einer Entschädigung vor. Diese Gesuche fanden dahin ihre Erledigung, daß die Bittsteller darauf hingewiesen werden, daß ihre Verluste ent­sprechend der inzwischen vorgenommenen Abschätzung nach Maßgabe der verfügbaren Unterstützungsgelder einheitlich durch die Bezirkskommission ersetzt werden. Die Abschätzung des Schadens an Gebäuden, Mobilien ec. ist hier so Ziemlich beendigt, dagegen steht die Taxierung des Flurschadens noch aus.

Balingen, 17. Juni. Aus dem kaiserl. Kabinett ist folgendes Telegramm an den Oberamtmann Filser eingelaufen:Se. Maj. der Kaiser und König haben für die durch Ueberschwemmung hart betroffenen Bewohner des Bezirks Balingen eine Beihilfe von 1000 aus Allerhöchster Schatulle zu bewilligen geruht. Ew. Hochwohlgeboren wird diese Summe per Post zugehen. Korrespondenz-Sekretär Meißner, Geh. Regierungsrat."

Ganz lebhaften Anteil an dem den Balinger Be­zirk betroffenen Unglück nimmt auch die Stadt Schramberg. Von dort wurden an das Hilfs­komite Ebingen bereits 800 abgeliefert, worunter 130.55 Ertrag eines Konzertes der Schramberger Stadtmusik.

Stuttgart, 10. Juni. Oberregierungsrat Most- haf veröffentlichte vor einigen Tagen im neuen Mi- nisterialamtsblatt zwei interessante Entscheidungen, die das Ministerium des Innern vor kurzem in Sachen der Betreibung einer Wirtschaft gefällt hat, und die namentlich für Wirte sehr interessant sein dürften. Das Fazit des ersten Falles läßt sich zu­sammenfassen in den Worten:Die Ausdehnung des Betriebs einer dringlichen Wirtschaft auf ein anstoßen­des Gebäude ist unzulässig." Dem Urteil lag die Thatsache zu Grunde, daß ein Wirt ein erworbenes selbständiges Nebengebäude durch Verbindung mit einem Gang usw. dem Wirtschaftsbetrieb ebenfalls dienlich machen wollte. Die zweite nicht minder wichtige Entscheidung lautet dahin:Die Uebertragung eines dinglichen Rechts zum Wirtschaftsbetrieb auf ein an­deres Gebäude des bisherigen Berechtigten kann nach erfolgter Veräußerung des Gebäudes, aus welchem das Recht ruhte, nicht mehr erfolgen. Dem Entscheid lag die Thatsache zu Grunde, daß die Geschwister W. in R. vor längeren Jahren eine dingliche Gast­wirtschaft an einen Kaufmann verkauften, ohne vor dem Verkauf die Uebertragung des Rechts auf ein anderes Gebäude nachgesucht zu haben, später jedoch das Recht für ein anderes Gebäude reklamierten.

(Schw. B.)

Stuttgart, 15. Juni. Die Kommission zu Beratung des Ortsvorstehergesetzes hat folgende wich­tige Beschlüsse gefaßt:1. Den Entwurf eines Ge­setzes betr. die Bestellung der Ortsvorsteher in den größeren Stadtgemeinden abzulehnen. II. Die kgl. Regierung zu ersuchen, den Ständen in Bälde den Entwurf eines Gesetzes vorzulegen, durch das für sämtliche Gemeinden des Landes eine periodische Wahl der Ortsvorsteher auf Grund des bestehenden direkten Wahlrechts der Gemeindebürger eingeführt wird unter gleichzeitiger sachgemäßer Regelung der Aufgaben der Gemeindebeamten insbesondere der polizeilichen Strafbefugnisse übrigens unter Be­lastung der Geschäfte der freiwilligen Gerichtsbarkeit bei den Gemeinden." Antrag I ward einstimmig, Antrag II mit großer Mehrheit angenommen.

Stuttgart, 15. Juni. Auf Anregung der deutschen Partei findet am 7. Juli zur 25jährigen

Erinnerung an die Heldenthaten des deutschen Heeres aus dem Hohenstaufen eine große Feier statt.

* Stuttgart, 16. Juni. Zur Feier des 50- jährigen Jubiläums des süddeutschen Buchhündler- vereins fand heute vormittag im Bürgermuseums­saal unter zahlreicher Beteiligung von Gelehrten, Schriftstellern und Künstlern, der Staatsminister v. Pischek undv. Sarwey ein Festakt statt, in dessen Verlaus Minister v. Sarwey, Herr Bergsträßer- Darmstadt, Schultheß-Zürich, Landtags-Präsident Paper-Stuttgart, Geh. Hofrat v. Lauser Ansprachen hielten. Abends ist im Kgl. Hostheater Festvorstel­lung für die Buchhändler. Morgen wird Marbach und Ludwigsburg, übermorgen Cannstatt besucht.

Stuttgart, 17. Juni. Zu einer Sitzung des weiteren Landesausschusses der Deutschen Partei waren gestern Vorm, im Museum die Mitglieder des Landes­ausschusses aus dem ganzen Lande zahlreich erschienen. Die Tagesordnung umfaßte Konstituirung und Bei- wahl des Landesausschusses und Vorberatung einer von der Landesversammlung im Prinzip beschlossenen Statutenveränderung in Betreff der Zusammensetzung des Landesausschusses. Bei der Festsetzung des Orts einer im Herbst in Verbindung mit der jährlichen Vertrauensmännerversammlung stattfindenden Partei­versammlung wurde aus Einladung seitens der Heil- bronner Freunde Heilbronu und als Zeit der Monat November bestimmt.

Stuttgart, 17. Juni. Eine Sammlung unter den Mitgliedern der Kammer der Standesherren für Balingen hat insgesamt 7200 betragen.

Stuttgart, 18. Juni. Der König tritt heute die Reise nach Kiel zur Eröffnung des Nordostseekanals an.

lieber die Pfingstfeiertage vom 1.1. Juni d. I. sind auf den württ. Staatseisenbahnen mit den fahrplan­mäßigen Zügen und in 134 Sonderzügen etwa 370 000 Personen ohne die Durchgangsreisenden befördert worden. Die Gesamteinnahmen aus dem Verkauf von Fahrkarten betragen rund 385 000 ^

Heilbronn, 17. Juni. In der heutigen Landes­versammlung des Evang. Bundes für Württemberg wurde folgende Erklärung einstimmig angenommen: Die Evangelischen Württembergs erwarten von ihren Vertretern im Landtage, daß sie weder in der Frage der Mönchsorden, noch in der der Religionsrever­salien dem Zentrum irgend welche Zugeständnisse machen.

Urach, 18. Juni. Heute starb dahier der Prof. a. D. Ed. Chr. Fürchtegott Adam, welcher seit 1859, also 36 Jahre lang, dahier teils im ak­tiven Dienst als Professor am evangelischen Semi­nar, teils, seit 1884, als Pensionär lebte. Der Verstorbene, der eine hier sehr beliebte Persönlichkeit war, hat das hohe Alter von 83 Jahren erreicht.

Ulm, 15. Juni. Anfangs nächster Woche findet bei dem neuen Fort auf dem oberen Eselsberg erstmals eine größere Festungsdienstübung statt, die sehr interessant wer­den soll.

Aalen, 16. Juni. Der heutige erste Tag des württembergischen Brauertages galt zunächst der Ausstellung, deren wir bereits gedacht haben. Er­öffnet wurde dieselbe vormittags 11 Uhr durch den Ehrenpräsidenten der Festkommission Stadtschultheiß Bausch. Ueber das Arrangement herrscht einstim­miges Lob. Im ganzen traten heute etwa 2600 zahlende Personen in der Ausstellung ein. Auch die Stadt macht mit ihrer reichlichen Beflaggung den besten Eindruck.

Hall, 16. Juni. Zur Feier des Schützenfestes prangt die Stadt in Festschmuck; fast alle Häuser sind beflaggt. Am Bahnhof ist eine schöne Ehrenpforte errichtet. Die mit Extra- und fahrplanmäßigen Zügen anlangendenSchützen wurden mit Musik empfangen; auch die Spielleute der Siedersjungen fehlten nicht. Am Festessen nahmen heute schon über 100 Schützen teil. Im Zuge zählte man etwa 25 auswärtige Vereine. Auf dem Schießplatz unterhalb der zerfallenen Feste Oberlimburg herrschte reges Leben. Das Fest dauert bis Mittwoch. Der Reinertrag einer Ausstellung seltener Geweihe und präparierter Tiere ist für Balingen bestimmt.

Hall, 17. Juni. In heißem Kampf zwischen Stutt­gart und Ulm wurde durch den Schützentag Stuttgart zum nächsten Festort gewählt. Bisherige Schießresultate: Doll-Oberndorf ein Becher, Bosch-Stuttgart aus Standfest­scheibeHall" ein 307 Teiler, Bildstein-Bregenz auf Stand­meisterscheibeKönigin Charlotte" 55 Punkte, aus den Fest­zugsbecher Hollup-Stuttgart 32 Punkte, auf Feldmeister­scheibe Barth-Stuttgart 45 Punkte.

München, 17. Juni. Der Prinzregent hat dem Schw. Merk." zufolge für die Verunglückten im Eyachthal 1500 ^ gespendet.

Auf dem Friedhof in Erfurt fand die Enthül­lung des Denkmals des bekannten Pädagogen Jüt- ting statt, welches vom deutschen Lehrerverein ge­stiftet ist.

Kiel, 17. Juni. Aus der Föhrde ist heule daS italienische, rumänische, englische und französische Geschwader eingelaufen. Die Schiffe wurden von der Strandbatterie mit Salutschüssen begrüßt, welche erwidert wurden. DerLokalanz." meldet aus- Kiel: An Bord des französischen KriegsschiffesHoche" wurde bei der Einfahrt in den Hafen die deutscher Nationalhymne gespielt, während aus den deutschem Schiffen die Marseillaise intoniert wurde. Der Kieler Hafen bietet schon jetzt ein farbenprächtiges Bild- Zahlreiche fremde Kriegsschiffe mit Fahnen in ihren Landesfarben haben im Hafen Anker geworfen und- weitere werden heute noch erwartet.

Kiel, 18. Juni. Die fremdländischen Geschwa­der mit Ausnahme des spanischen und türkischen sind nunmehr sämtlich hier eingelausen. Die Pacht Hohenzollern ist nach Hamburg in See, die Kai­serin Augusta an die Liegeboje gegangen. Zahl­reiche englische, amerikanische und sonstige Dampf- pachten sind eingelaufen; im Hafen eilen Pinassen und Barkassen aller Nationen hin und her. Die- Besichtigung der französischen Schiffe ist erst heute gestattet. 23 Bojen und Ankerplätze sind noch offen. Die Deutschen spielen die Marseillaise; die Wacht am Rhein ist verboten, solange die Franzosen an­wesend sind.

Berlin, 17. Juni. DieBerl. Korr." meldet,, der Kultusminister forderte die Regierungspräsidenten auf, anzuzeigen, in welchen Orten ihres Verwaltungs­gebietes Orden oder ähnliche Kongregationen der kath. Kirche in der Jrrenpflege in öffentlichen oder Privatirrenanstalten, oder in öffentlichen oder Privat- Kranken- bezw. Pfleganstalten, welche Geisteskranke aufnehmen, thätig sind.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 18. Juni. DerVoss. Ztg." wird von hier telegraphiert, daß das Ministerium gestern be­schloß, sein Entlassungsgesuch einzureichen, welches vom Kaiser sofort angenommen wurde. Er beauf­tragte jedoch das Ministerium, die Geschäfte einst­weilen fortzuführen und wies es gleichzeitig an, vor dem Rücktritt die Erledigung des diesjährigen Vor­anschlages durch das Parlament zu bewirken.

Frankreich.

Paris, 17. Juni. Die Blätter heben hervor, daß bisher nur zwei Präsidenten der Republik, näm­lich Mac Mahon und Carnot, vom russischen Kaiser der Andreasorden verliehen wurde. Zar Nikolaus benütze den jetzigen Augenblick zur Ueberreichung des Ordens an Faure, um zu zeigen, daß trotz der Kieler Festlichkeiten das sranko-russische Bündnis ungeschwächt fortdauere.

Paris, 17. Juni. Gestern Nachmittag fand eine Pro­testkundgebung vor der Straßburger Statue gegen die Kieler Festlichkeiten statt, woran etwa 500 Mitglieder der ehemaligen Patriotenliga unter Führung Millevoyes teil- nahmen. Am Denkmal wurde ein Kranz niedergelegt, der die Inschrift trug: Die französischen Sozialisten und Repu­blikaner den Elsässern. ZweiPersonen wurden festgenommen.

Paris, 17. Juni. Der Minister des Aus­wärtigen erhielt soeben folgende Depesche des Ad­mirals Menard:Wir trafen die russische Es- cadre bei der Ausfahrt aus dem Belt; die Schiffe tauschten Signale aus und vereinigten sich zur ge­meinsamen Fahrt." Wie dieFf. Ztg." hört, ist dieses Zusammentreffen in den dänischen Gewässern vorher verabredet worden; die zuerst Kommenden sollten die anderen abwarten. Die Franzosen, die zuerst kamen, erwarteten die russischen Schiffe.

Toulon, 17. Juni. Der sozialistische Gemeinde­rat beschloß, anläßlich der Kieler Feierlichkeiten alle öffentlichen Gebäude zum Zeichen der Trauer Halb­mast zu beflaggen.

Italien.

Aus Rom: Im italienischen Parlament ging es wieder heiß zu, da die erwarteten persönlichen Angriffe nun glücklich vom Stapel gelassen sind. Es wird eine entschiedene Rückwirkung der unlieb­samen Verdächtigungen und eine Kundgebung der Kammer erwartet, die diesem Treiben ein für alle Male ein Ende macht. Die italienische Regierungs­maschine muß selbstverständlich versagen, wenn im­mer und ewig sich der Zwist um persönliche An­gelegenheiten dreht. Premierminister Crispi mag eine recht leidenschaftliche und rücksichtslose Natur sein, indessen ein Schmutzian, der von anderen Leuten sich bestechen läßt, ist er nicht. Solche Verdächti­gungen gegen den leitenden Minister einer Großmacht sind entschieden unwürdig und für den Staat selbst erniedrigend, und mit aller Energie muß ihnen ein