Ausführungen einzugehen, würde zu weil führen. Doch gewann die ganze Versammlung den Eindruck, daß H. Brendle ein theoretisch und praktisch erfahrener Imker ist und in allem Bescheid weiß, was sich aus die Bienenzucht bezieht. Auf eine Bemerkung möchte hier doch hingewiesen werden, die der Redner machte, daß nämlich die Bienen eine große Vorliebe für Wasser haben, in welchem Salz aufgelöst ist. Dieses Salzwasser haben manche erfahrene Imker beständig aus ihren Ständen in Bereitschaft zur die Bienen, und die Tierchen schlürfen dasselbe gierig ein. An manche ausgesprochene Gedanken des Redners knüpfte sich eine lebhafte Debatte; es kehlte zwar auch nicht an Widerspruch, doch sielen nur immer sachliche Entgegnungen ohne alle persönliche Abneigung. Der vom Vorstand dem Redner i n 'Rainen der Mitglieder ausgesprochene Dank genährte demselben vollauf. — Bei der Versammlung, die in schönster Ordnung verlief, verstärkte sich der Verein.um verschiedene Mitglieder, so daß er die Zahl 100 bald erreicht haben wird.
Horb, 28. Mai. Zu der gestern hier stattge- fandenenBezirksrindviehschauwurden nur 3 Exemplare Farcen, wohl aber eine große Anzahl Kühe zuge- sährt. Preise erhielten: Anton Zimmermann, Farren- halter von Eutingen, 3. Preis mit 100 -^7. Für .Kühe erhielten je einen 3. Preis ü 80 ^ Ritler- wirl Schneiderhan-Nordsletten, Rößleswirt Maier- Aitheim und Thomas Bläse-Altheim, je einen 4. Preis ü 60 ^ Gutspächter Lenz-Buchhof, Schultheiß Vogt-Götlelsingen, Ant. Maier z. Ziegelburg- Horb, Anton Wehle-Salzstetten, Hospitalverwaltung- Horb, Katz-Göttelfingen und Mühlebes. Steimle-Horb. Der Prämierung wohnte an der Präsident der Central- nelle für die Landwirtschaft Frhr. v. O w.
Neuenbürg, 28. Mai. Schultheiß Glauer von llnterniebelsbach ist seit einigen Tagen verschwunden. Derselbe soll auf dem Wege nach Amerika sein. Der Grund der plötzlichen Abreise ist bis jetzt nicht genau bekannt.
Stuttgart, 24. Mai. Tie interessante Ausstellung von Kunststickereien, welche gegenwärtig in den Räumen des Württembergischen Kunstgewerbevereins im Königsbau in Stuttgart für jedermann zugänglich ist, erfreut sich, wie rächt anders zu erwarten, eines regen Besuches, und die ausgestellten prächtigen Sachen finden allgemeine Bewunderung. Diese Stickereien, die man wirklich als „mit der Radel gemalt" bezeichnen kann, sind wahrhafte Kunstwerke, von denen man nie und nimmer annehmen würde, daß sie mit der — Maschine hergestellt sind. Die wunderhübschen ä-stmr-Arbeiten, die Applikationen und die Brocatelles, die Schnurstickereien nach byzantinischen Mustern, die hochkünstlerischen Darstellungen in Renaissance-L-tickerei mit Crevel- leide, die Wandbilder in bunter Seidenstickerei — das alles ist eine wahre Augenweide und zeigt, in wie hohem Grade diese Maschinen-Kunststickerei geeignet ist, der Ausschmückung unseres Heims zu dienen. Die sehenswerte Ausstellung ist täglich (auch L-onntag) von 9—6 Uhr unentgeltlich für jederman geöffnet.
Stuttgart, 26. Mai. Ein heiteres Abstimmungsintermezzo. das vielfach nicht so beobachtet wurde, fand dieser Tage im schwäbischen Halbmondsaal statt und zeigt, daß sonst gleich besaitete Seelen doch auch verschiedener Ansicht sein können. Bei dein Antrag Sandberger, die beiden neugeschaffenen Mathematikprofefsuren mit 4000 zu dotieren und nicht, wie die Kommission meinte, mit 3600, stimmte Kloß mit „ja" — Glaser mit „nein"; Hauß- mann-Gerabronn mit „ja" — Haußmann-Ba- lingen mit „nein". Diese Abstimmung erregte Heiterkeit und kam dem ritterschaftlichen Abgeordneten v. Schad so unbegreiflich vor, daß er lange ganz verwundert den Kopf schüttelte. (Schw. Bote./
Stuttgart, 26. Mai. Im Expeditionslokal des „Schwäbischen Merkur" wurde gestern Avend vor der Heun- lehr des in den unteren Räumen schlafenden Dieners ein äußerst frecher Einbruch verübt. Der Dieb erbrach die Nasse und erbeutete den Betrag von 400 ^ Der bis jetzt noch unermittelte, aber eifrig gesuchte Einbrecher scheint oie Lokalitäten genau zu kennen.
Marbach, 26. Mai. Das bekannte k. Schreiben wegen des zu gründenden Schwab. Schillervereins lenkt, wie es scheint, schon jetzt die Aufmerksamkeit weiterer Kreise in erhöhtem Maße aus unsere Schil- terstadt. So erhielt diese gestern abend den Besuch der seit kurzer Zeit unter der Leitung des früh. Prof, am Lehrerseminar in Künzelsau, E. Bonhöffer, stehenden Handelsschule in Stuttgart, die den gestrigen Tag zu einem Ausflug nach denjenigen Orten, wo Schiller als Jüngling, als Knabe und als Kind gelebt hat, verwendete und demgemäß über Solitude und Ludwigsburg Abends hier eintraf. Etwas über 60 junge Leute aus aller Herren Ländern, auch Franzosen und Italiener besuchten unter Führung
des Direktors und zweier weiterer Lehrer das Schillerhaus und das Schillerdenkmal und versammelten sich am Schluß zu einem fröhlichen Imbiß im Gasthof z. Krone. Den durch das Gesehene neu erweckten Gefühlen der Verehrung für den großen Dichter wurde durch Direktor Bonhöffer, der seine Zöglinge auch in die Schätze unserer Litteratur einzuführen bestrebt ist, in einer mit einem Hoch auf Schiller endigenden Ansprache Ausdruck gegeben.
Eingesendet. Wie wir erfahren, findet am Pfingstsonntag 2. Juni d. I., von 1 Uhr ab, eine Zusammenkunft früherer Angehöriger des K. W. Trainbataillons Nr. 13. im Bahnhotel in Ludwigsburg statt, um sich in alter Kameradschaft zu treffen; die Versammlung wird, von ca. 300 Teilnehmern besucht. Auch das Bataillon hat auf erhaltene Einladung seinen Besuch zugesagt. Die früheren Offiziere a. D. sind eingeladen. Wir machen die früheren Train unseres Bezirkes hierauf aufmersam.
Tuttlingen, 25. Mai. Der Streik der hiesigen Aerzte gegenüber der Ortskrankenkaffe und der allgemeinen Krankenkasse ist nunmehr als beendigt anzusehen, nach dem dieselben sich bereit erklärten, bis auf weiteres mit einem Durchschnittshonvrar von 2 für ein Mitglied der ersteren und von 2 20 st für ein Mitglied der letzteren per Jahr
sich zufrieden zu geben, wobei chirurgische Leistungen nach der niedersten Taxe extra honoriert werden sollen.
Nürtingen, 27. Mai. Die Morgenzüge brachten gestern eine große Anzahl Anhänger der Volkspartei hieher, wo ihnen die hies. Parteifreunde durch Errichtung einer Ehrenpforte ec. einen Empfang bereiteten. Uebrigens waren nicht so viele Gäste erschienen, als erwartet wurde; von den etwa 40 Gefährten, welche dieselben auf den Hohenneuffen hätten verbringen sollen, mußte fast die Hälfte als entbehrlich wieder heimwärts ziehen. Auf dem Neuffen angekommen, begrüßte Landtagsabg. Gabler von hier die Versammlung mit kernigen Worten, woraus Paper Haußmanu, Ehni und I. O. Galler sprachen.
Ulm, 25. Mai. Der hiesige Naturheilverein hat dem Prälaten Kneipp in Wörishofen wegen seiner hervorragenden Verdienste auf dem Gebiete der Gesundheitspflege zum Ehrenmitglied ernannt und demselben ein künstlerisch ausgeführtes Diplom überreichen lassen. — Der Unteroffizier Groß vom hies. Fuß-Art.-Bat. Nro. 13 wurde vom Militärgericht wegen einer Schlägerei mit Zivilisten aus Grimmetsingen und Söflingen zu 1 Jahr Gefängnis und Degradation verurteilt.
Friedrichshafen, 26. Mai. Dieser Tage wurde in Hagnau am Bodensee eine Forelle im Gewicht von 2 7 Pfund gefangen, und der Fischhandlung Langsnstein hier zugeliefert, ein wahrhaft wunderschönes Exemplar. Auf Freudesanregung sandte H. Langenstein die Forelle an den deutschen Kaiser als ein Geschenk vom schwäbischen Meer. Der Kaiser hat, nach einer Mitteilung der Bahnversandtstelle die Annahme verweigert. (Dies geschieht mit allen an den Kaiser gerichteten Geschenken, wenn nicht eine vorherige Anfrage beim Hosmarschallamt erfolgt ist.)
Köln, 26. Mai. Gestern nachmittag kurz nach 5 Uhr fuhr während eines heftigen Gewitters ein Blitzschlag in das Trockenhaus der Pulverfabrik in Osenberg bei Halver und brachte dasselbe zur Explosion. Die Wirkung der Explosion war eine sehr heftige. Die Gebäude der Fabrik sind sämtlich mehr oder minder beschädigt. Menschen wurden nicht verletzt.
Kiel, 27. Mai. Ueber eine Explosion auf einem für die Türkei auf der Germaniawerst erbauten Torpedojäger von 850 Tonnen erfährt die „Kiel. Ztg.", die Explosion erfolgte um 12/4 Uhr mittags in der Eckernförder Bucht. Das Deck des Schiffes wurde vollständig ausgerissen, angeblich 30 Mann verbrüht und 6 schwer verwundet. Der Dampfer „Hollmann" ist von hier zur Hilfeleistung abgegangen. Nach einer weiteren Meldung schleppte der Dampfer „Hollmann" heute abend den infolge der Kesselexplosion stark beschädigten Torpedojäger hier ein. Von der Besatzung sind 7 Mann tot, 12 schwer verwundet, sämtliche Angestellte von der Germaniawerft.
Friedrichsruh, 27. Mai. 3000 Schleswig- Holsteiner wurden gestern vom Fürsten Bismarck empfangen. Fürst Bismarck sagte in seiner Rede, Schleswig-Holstein sei der Ausgangspunkt der deutschen Entwicklung gewesen. „Ewig ungeteilt" möge für Schleswig-Holstein und für Deutschland gelten. Der Fürst brachte ein Hoch auf die Kaiserin als Schleswig-Holsteinerin aus.
Vom Fürsten Bismarck. Ueber die Unterhaltung, die Fürst Bismarck bei der Tafel kürzlich mit seinen Leipziger Gästen geführt hat, werden jetzt interessante Mitteilungen gemacht. Man sprach vom Generalseldmarschall v. Moltke. Der Fürst sagte: „Wir beide waren zwei grundverschiedene Naturen. Moltke war stets, wie es in dem Göthe'schen Gedicht heißt, „kühl bis ans Herz hinan". Ein Durchgänger ist er nie gewesen. Ich habe nur ein einziges Mal einen Scherz von ihm gehört, und zwar war das in sehr ernster Stunde. Es war am 15. Juni 1866. Der Graf war meiner Einladung zur Tafel gefolgt. Ich fragte ihn, ob wir nicht 24 Stunden früher, als
ursprünglich beschlossen war, losschlagen könnten. Moltke stand auf und ging überlegend in der Stube hin und her. Dann sagte er kurz: „Ja!" —„ Also loZ!" erwiderte ich. Als sich Moltke bald darauf entfernte, drehte er sich, schon zwischen Thür und Angel, nochmals um und sagte mit Bezug auf ein vorausgegangenes Gespräch: „Wissen Sie auch, daß die große Elbbrücke in Dresden gesprengt worden ist?" — „Wieso?" fragte ich erstaunt. —„Ja: aber nur mit Wasser ..." Die liebenswürdige Behaglichkeit, mit welcher der Fürst diese Episode zum Besten gab, war unbeschreiblich. „Manchmal", erzählte er von Moltke weiter, „geschah es, daß ich den Grafen des Nachts zu mir bitten ließ. Nur wenige Minuten dauerte es, da trat er in mein Zimmer, stets im strammen soldatischen Gewand und mit gewichsten Stiefeln. Bisweilen suchten wir des Nachts noch den König auf (Wilhelm 1.) Einmal komme ich auch um 3 Uhr Morgens zum König. „Nun, Bismarck", sagte der König. „Sie kommen ja mit weißer Kra- vatte?" — „Majestät, die trag' ich noch von gestern!" , Das Auge des Fürsten blitzte Heller auf, als er dies erzählte. „Ja, ja, der alte Herr!" sagte er sinnend, „solch' ein Mann kommt alle hundert Jahre nur einmal . . ." Man kam auf die politische Entwicklung Sachsens zu sprechen. Der Fürst entwickelte hierbei höchst interessante Gesichtspunkte. Ec sagte etwa: Die Selbständigkeit Sachsens sei im Jahre 1866 recht bedroht gewesen. Ihre Rettung sei we fentlich das Verdienst der Gesinnung des Königs Johann und des Prinzen Albert gewesen. Preußen habe die Wahl zwischen Hannover oder Sachsen gehabt. Die Welfen hätten keine schlechte Gesinnung, aber sie feien nicht zuverlässig gewesen. Entscheidend war, daß Hannover mitten in Preußen liegt. Wir wußten auch, daß wir uns, wenn die Selbständigkeit Sachsens gewahrt blieb, auf König Johann verlassen können. König Johann hat uns ja mancherlei Schwierigkeiten bereitet, besonders durch Damen, aber wenn er sich erst einmal entschieden hatte, war er auch durchaus zuverlässig. „Bei Ihrem jetzigen König", so schloß der Fürst mit warmer Ueberzeu- gung, „ist jeder Zweifel hinfällig; er ist mit Leib und Seele deutschnational und von unvergleichlicher Liebenswürdigkeit." Im weiteren Verlauf der Unterhaltung nahm Reichstagsabg. Haffe Veranlassung, dem Fürsten einen Gruß feines Sohnes Herbert aus- zurichien. „Wie macht er sich denn?" fragte der Fürst. „Wir stimmen sehr gut zusammen," entgegnete Dr. Haffe. „Wir haben erst gestern in einer Sache Beide mit Ja gestimmt", worauf der Fürst trocken bemerkte: „Ist auch eine Beschäftigung!"
Königsberg i. Pr., 26. Mal. Heute mittag 12 Uhr wurde hier die nordostdsutsche Ausstellung feierlich eröffnet,
Deutscher Reichstag. (100. Sitzung.) Die Session des Reichstags ist am Freitag geschlossen worden. Die letzte Sitzung wurde durch die Mitteilung eröffnet, daß Abg. Möller (natlib.) sein von derWahlprüfungskommissiou für ungültig erklärtes Mandat niedergelegt habe. Hierauf wurde das Branntweingosetz mit 165 gegen 85 Stimmen angenommen; ebenso wurde das Zuckersteuergesetz und der NachtragsetatzurVerwaltungdesNordoslseetanals bewilligt. Nachdem Abg. v. Manteufsel (k.) dem Präsidenten v. Buol den Dank des Hauses votiert hatte, verlas Reichskanzler Fürst Hohenlohe die kaiserliche Botschaft, welche die Session für geschlossen erklärt. Mit einem Hoch auf den Kaiser schloß der Präsident die Sitzung.
Berlin, 27. Mai. Caprivi wohnt augenblicklich in einem hiesigen Hotel. Er gedenkt noch einige Tage in Berlin zu verweilen, um alsdann seinen dauernden Wohnsitz auf dem Gute seines Neffen auf Skyren bei Krossen zu nehmen, wo er sich ein kleines Häuschen bauen ließ.
Berlin, 28. Mai. Reichskanzler Fürst Hohenlohe wird sich Pfingstmontag nach Helgoland begeben. Es ist das das erste Mal, daß der Reichskanzler in seiner Eigenschaft als solcher der Insel einen Besuch abstattet.
Frankreich.
Den Franzosen glückt es auf Madagaskar anscheinend besser als den Spaniern auf Cuba. Letztere melden zwar auch gern Sieg um Sieg, brauchen aber wöchentlich Zuschüsse und kommen nie und nimmer dazu, die endgültige Unterdrückung des Aufstandes in die Heimat zu signalisieren. Die Franzosen, speciell deren madagassische Verbündeten, haben bereits bedeutende Erfolge erzielt. Der französische General Metzinger setzt seinen Siegeszug von Station zu Station fort; vor ihm her in wilder Flucht die wackeren Hovas, denen die schöne Königin von Madagaskar so völlig vertraut hatte, und welche ihre Gebieterin nun so schmählich un Stiche lassen, Ueber die Königin laufen neuerdings keinerlei Nach-