Weisen, um seine Entlassung zu nehmen, wegen Schwierigkeiten zwischen ihm und der Zentralverwaltung.
Serbien.
Belgrad, 25. April. Altkönig Milan wird eine von der Skuptschina zu genehmigende Apanage vom Tage der Thronentsagung ab gerechnet erhalten, io daß er sofort 4 800000 Fr. als 6jährigen Rückstand erhält. Die Altkönigin Natalie versprach, auch ihren Anteil aus der Apanage Milan zu schenken, falls er Serbien verläßt.
Afrika.
Habana. 26. April. Martine; Campos ist nach Nuevitas abgegangen. General Salcedo verfolgte die Bande Maceos. Bei Vaguas schlugen 260 Mann Regierungstruppen Aufständische. Die Truppen verloren 7 Tote, darunter einen Hauptmann, die Aufständischen 12 Tote, 40 Verwundete.
Asien.
Tokio, 26. April. In den hiesigen Regierungskreisen giebt man unverhohlen der Genugthuung Ausdruck, die man über die Stellungnahme Englands, Amerikas, Oestreichs und Italiens empfinde:; daß diese Länder sich in keinem Falle zu einem thätlichen Eingreifen verstehen werden, wird als feststehend angenommen. Man geht sogar soweit, sich des aktiven Beistands Englands und der Ver. Staaten versichert zu halten. Dagegen verursacht die Haltung Deutschlands hier die größte Ueberraschung und Bestürzung. Die japanische Regierung hofft, daß eine Interpellation im deutschen Reichstage genügen werde, die herrschenden Mißverständnisse zu beseitigen.
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Tein ach, 22. April. Diesen Abend wurde die Leiche 24. Marz in Teinach gefallenen Bauern Rentschler aus Breitenberg in der Nagold zwischen Kentheim und Teinach ausgesunden.
Derendingen OA. Tübingen. 24. Apr. Vergangene Nacht ist im Hause des Löwenwirts A. Maier ein schwerer Diebstahl, der von großer Frechheit zeugt, verübt worden, r-er Dieb, der das ganze Haus durchsuchte, trank Bier, rauchte Cigarren und hat sich eine Anzahl Eßwaren und 64ekränke zum Mitnehmen hergerichtet. Als er sich in den obersten Stock begab und in ein dortiges Zimmer eintrat, e.wachte der Bewohner und sprang aus dem Bett, worauf der Dieb diesen einschloß und sich entfernte. Er konnte wegen des Lärmes, den dieser machte, von den bereit gelegten Sachen nur eine Uhr und Geld mitnehmen. Der Thäter ist noch nicht ermittelt.
<. Wildbad, 2S. April. Das bekannte Anwesen des ff Hosrats Dr. Burckhardt hier wurde von der K. Badverwaltung Wildbad, um den Preis von 85000 angekauft. Der Kauf ist in Stuttgart abgeschlossen worden mit dem Sohne des Verstorbenen, Medizinalrat Dr. v. Burckharvt.
Stuttgart, 25. April. Es ist nur zu staunen, welche Fortschritte der Weinstock in den letzten 8 Tagen bei der warm-feuchten Witterung gemacht hat. Wo der Frost des bösen letzten Winters nicht die Hoffnungen schon im Keim erstickt hat — und es sind aus der Markung Stuttgart leider die unbezogen gebliebenen Rebstöcke in der Mehrzahl erfroren — zeigen sich an Portugiesern, Silvanern, Trol- lmgern rc. überall die Gescheine, zum Teil sind auch schon zarte Blättchen entfaltet. Die Weingärtner haben alle Hände aoll zu thun, um mit dem Hacken vollends fertig zu werden.
Stuttgart, 26. April. Der 1. Vorsitzende des deutschen Metallarbeiterverbandes, Junge, sozialdem. Landtagskan- vioat für Rottweil, ist wegen Unterschlagung von Verbands- g.ldern vom hies. Landgericht zu 26, Monaten Gefängnis verurteilt worden.
Cannstatt, 27. April. Gestern abend wurde der seit einiger Zeit vermißte Wirt Xaver Halter im Kaisersaal Heer in der Nähe der unteren Ziegelhütte als Leiche aus vem Neckar gezogen. — Gestern Nachmittag wurde in der a..Heren Karlsstraße ein 56s, Jahre alter Knabe eines Arbiters in der Gasfabrik Gaisberg von einem scheu gewordenen Gespann überfahren und ist an den erhaltenen Verdungen kurze Zeit darauf verschieden.
Nürtingen, 26. April. Heute Nachmittag machten jicy 2 Knaben in einem Stachen am Neckar zu schaffen, ipcötzlich riß der Kahn los und trieb mit der Strömung av.värts. Dem älteren gelang es durch einen gewagten Sprung das Ufer zu erreichen, während der jüngere kops- uver in die daselbst am tiefsten gehende Strömung stürzte. Glücklicherweise gelang es Chr. Fischer, Fischer von hier, ü.c gerade anwesend war, durch schnelles Nachfahren in ew.em bereit stehenden Kahn den schon etwa 30 Meter unter Wasser fortgetriebenen Jungen bei nochmaligem Auftauchen am Kopf zu erfassen und vor dem unmittelbaren Tode des cv. .rinkens zu retten.
Ebingen, 25. April. Bei dem gestrigen Gewitter wurde euie Frau aus dem nahen Hossingen auf dem Felde vom Otze getroffen. Sie wurde betäubt und mit verbrannten Kleidern nach Hause getragen, wo der Arzt schwere Brandwunden an Rücken und an Füßen konstatierte. Man hofft d.e verunglückte noch am Leben zu erhalten.
<. Heidenheim, 27. April. Herr Hoskunstfärber Ncunhöffer in Mergelstetten erhielt gestern eine Eiche cu s dem Sachsenwald im Auftrag des Fürsten v. Bismarck durch Oberförster Lange zugesandt, welche gestern abend noch aus dem Hohlenstein, wo die Mergelstetter all- fährlich ihr Sedansfest in Verbindung mit dem Kinderfest ubhalten, gepflanzt wurde.
(. Saulgau, 27. April. Gestern vorm. 6,11 Uhr verkündeten Böllerschüsse in Ostrach (Hohenzollern) die mit Ausnahme einer einzigen Stimme erfolgte Wiederwahl des H. Bürgermeisters Kerle. Die Wahl dieses Herrn zeigt den Weg, wie ein Schultheiß lebenslänglich werden kann, ohne die Hilfe des Gesetzes in Anspruch zu nehmen, da H. Kerle diesmal in 6. Wahlperiode gewählt wurde.
Ravensburg, 26. April. Gestern wurde die Lisette v. Riß zur Verbüßung ihrer Strafe ins Zuchthaus geliefert. Viele Personen hatten sich am Bahnhof eingefunden um die Mörderin noch einmal zu sehen, die gefaßt ihrem Bestimmungsort entgegegenging. Ihr Mitschuldiger, der Fabrikarbeiter Rehm, hat heute denselben Weg angetreten.
(. Ulm, 25. April. Gestern wurde ein hies. Postunterbediensteter verhaftet und an das K. Amtsgericht eingeliefert. Derselbe ist dringend verdächtig, in letzter Zeit Soldatenpostpakete geöffnet und unterschlagen zu haben.
Ulm, 27. April. Von der Amtsversammlung wurde gestern der bisherige Kontrolleur Hohreiter zum Oberamtssparkassenkassier (für den zum Stadtpfleger ernannten Kassier Köpf) und zum Kontrolleur an der Landesamtssparkasse der Stadtschultheiß Wiech von Niederstotzingen gewählt.
„Der Teufel hat die Hölle verkauft." Diese überraschende, für viele Gemüter beunruhigende Nachricht kommt vom Bodensee. Zur näheren Erklärung dieses weittragenden Ereignisses bedarf es allerdings der Beifügung, daß es sich um den ehemaligen Besitzer der Weinwirtschaft „Hölle" in Ueberlingen, Herrn A. Teuffel, handelt. Die „Breisg. Ztg." schreibt, an diese anschließend mit Humor: „Da die Umsturzvorlage in der Zentrumsfassung zur Zeit die Gesetzkraft noch nicht erlangt hat, dürfen wir es noch wagen, dieser Mitteilung Afnahme zu gewähren."
Straßburg, 25. April. Die ehemaligen Angehörigen der zweiten Armee aus dem Kriege von 1870/71 beabsichtigen, nach der „Straßb. Post", ihrem Oberbefehlshaber Prinzen Friedrich Karl auf dem Schlachtfelde des 16. August einen einfachen Denkstein zu setzen, nachdem ein solcher vom 16. Armeekorps und der Garnison Metz im vergangenen Jahre an der Selle gesetzt worden ist, von wo aus König Wilhelm I. die Schlacht von Gravelotte- Saint- Privat geleitet hatte. Die Mitkämpfer von Vion- ville-Mars la Tour beabsichtigten diesen Gedenkstein, der aus Granit in unbearbeitetem Zustande oder als Säule mit einer dem Zweck entsprechenden Inschrift bestehen soll, bis zum 16. Aug. d. I., als der 25 jährigen Wiederkehr des Schlachttages, fertig zu stellen. Als Inschrift für den Denkstein ist in Aussicht genommen: „Errichtet von Angehörigen der zweiten Armee", unter näherem Hinweis der Bedeutung des Steines selbst.
Ein interessanter Fall, welcher aus die Sonntagsruhe Bezug hat, ist vor einigen Tagen zur endgiltigen Entscheidung gebracht worden, wobei drei gerichtliche Instanzen mitgewirkt haben. Es handelte sich um die bisher noch nicht erörterte Frage: Dürfen Geschäftsreisende an Sonntagen in den gesetzlich erlaubten Geschäftsstunden ihren Kunden Muster vorzeigen, um Bestellungen entgegenzunehmen? Das Amtsgericht verneinte diese Frage; es nahm nämlich an, daß die Thätigkeit des Handluugsreisenden unter den Begriff des nach der Gewerbeordnung am ganzen Sonntage verbotenen Gewerbebetriebes im Umherziehen falle. Die hiergegen eingelegte Berufung wurde vom Landgericht verworfen. Dagegen hatte die hiergegen eingelegte Berufung Erfolg. Das Oberlandesgericht München hat sestgestellt, daß der Reisende einer Engrosfirma an Sonn- und Feiertagen während der sog. freien Stunden, also während der Zeit, während welcher nach den polizeilichen Vorschriften die Kaufleute ihre Geschäfte offen haben dürfen, diese besuchen und mit denselben Geschäfte abschließen darf.
Aus Thüringen, 22. April. Die Notiz, daß das Weiterbestehen der Universität Jena wegen der zu hohen Anforderungen, die an die Kassen der beteiligten Staaten Weimar, Meiningen, Cobur-Gotha und Altenburg gestellt würden, gefährdert sei, hat in weiten Kreisen Thüringens, nicht nur bei denen, die einen Teil, vielleicht die schönste an Erinnerungen reichste Zeit ihrer Jugend als akademische Bürger in dem „lieben närrischen Nest", wie Goethe Jena zu nennen pflegte, zugebracht haben, großes Bedauern hervorgerufen. Es ist freilich nicht zu leugnen, daß die Kosten der Unterhaltung für die Universität Jena im Verhältnis bedeutend höher sind als bei anderen Universitäten. Man hat ausgerechnet, in welcher Höhe sich die Kosten, auf den einzelnen Studenten berechnet, verteilen. Im Etatsjahr 1891,92 betrugen die Aufwendungen für einen Studenten z. B. in München 264 in Berlin 468 in Jena aber 1011 „E, in Straßburg 1060 H/h in Kiel sogar 1381 ^
Aus einem Brief des Küchenjungen Max an seinen Vater: Unser Koch ist sehr zufrieden mit mir. Gestern ließ ließ er mich das erstemal schlachten und dann zerhacken; es ging ja etwas langsam, hat mir aber doch viel Spaß gemacht. Morgen will er mich auch braten und die Fleischteile mit Sauce anrichten lassen. Ich mache sehr gute Fortschritte, wie Du siehst, und fühle mich sehr wohl hier. Der Koch meinte, wenn das so fort geht, wird noch ein ganzer Kerl aus mir werden. Dein Dich liebender Sohn Max.
Das Pfeifen des Sozialistenmarsches brachte — wie der „Franks. Zeitung" aus Leipzig geschrieben wird - dem Soldaten Th. 4 Wochen Mittelarrest ein, von denen er freilich nur 12 Tage abbüßte, da der König von Sachsen telegraphisch die sofortige Aufhebung der Strafe anordnete, nachdem der Vater des Th., ein bekannter Leipziger Arzt, früherer württembergischer Militärarzt, die Gnade des Königs angerufen und den Nachweis erbracht hatte, daß sein Sohn nur aus Gefallen an der Melodie den Marsch gepfiffen, von dem Texte aber keine Ahnung gehabt hatte.
Ein neuer Doktor Eisenbart. Die Kolmarer Zeitung erzählt folgende drollige Geschichte: Ein Zahntechniker famoser Art ist der Schmied X- bei Molsheim, so daß alles mit Respekt von ihm spricht. Der Wagner S. litt seit Tagen an deftigen Zahnschmerzen. Der Zahn war hohl und gehörte heraus; S. fürchtete aber, ihn ziehen zu lassen. Er kam geschäftehalber in die Schmiede und hatte der
Schmerzen wegen die Backen verbunden. Unser Schmied machte dem Furchtsamen den Vorschleg, ja, er versicherte im unter Eidschwüren, den Zahn zu ziehen, ohne auch nur die Person des S. zu berühren. Letzterer ging daraus ein, und zwei Zeugen wurden gerufen. Der Schmied band mittelst starken Bindfadens den Zahn am Amhos fest mit dem Bemerken: „D'r Zahn springt, wann's Zitt isch, von selber erüs." Dann legte er ein Stück Eisen in die Glut„ pfiff ein Lied und kümmerte sich nicht weiter um den Wagner. Dieser aber stand sprachlos am Ambos und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Auf einmal fragte der Schmied: „Will er noch nicht wiche?" — „Ich spüre noch nichts," sagte S. — „Na," meinte der Schmied, „des dürt m'rdoch zu lang, i will a bissel nochhelse." Mit diesen Worten zog er das glühende Eisen aus dem Feuer und eilte auf S. zu mit den Worten: „'s Mül (Manl) uff, daß i de Kaib ausbrenn!" Erschrocken wich S. zurück; aber eia war ja mit dem Bindfaden an dem Ambos festgebunden. „Knack" und „Au", war alles, was man hörte — der Zahn hing am Bindfaden und baumelte am Ambos. Und das alles war wirklich geschehen, ohne daß der neue „Zahntechniker" seinen Patienten herührt hätte!
Eine heitere Reminiscenz. Als der hochselige Kaiser Friedrich als Kronprinz die Schweiz inkognito bereiste und bei dieser Gelegenheit auch auf der Furka war, ereignete sich folgende heitere Episode: Eine Engländerin wollte es sich nicht nehmen lassen, dem hohen Gaste eine unschuldige Freude zu bereiten und da ihr bekannt war, daß der Kronprinz sich ungemein für den Gesang deutscher Volkslieder interessiere, eilte sie zum Flügel und intonierte das Lied: „Sah' ein Knab' ein Röslein steh'n." Nach den ersten Akkorden begann sie zu singen und zwar so jämmerlich falsch und in gebrochenem Deutsch, daß alle deutschen Zuhörer Mühe hatten, ihre Heiterkeit zu bewahren. Als aber die Dame schließlich sang: „Knabe sprach, ich steche dich, Röslein sprach, ich breche mich", da war es um des Kronprinzen bisher mühsam bewahrtem Ernste geschehen. Er drehte sich langsam mit seinem Stuhle der Tafel wieder zu und sagte zu seiner Umgebung: „Wenn dieser Ohrenschmaus noch länger dauert, gehört es gar nicht zu den Unmöglichkeiten, daß einem Christenmenschen etwas derartiges passieren kann."
Rotterdam, 27. April. Bei Schießübungen der Küstenbatterien von Helder durchbohrte ein Granatschuß ein vorbeisegelndes holländ. Fischerboot, welches sofort sank.
Laibach, 25. April. Die Lage bessert sich. In der letzten Nacht und im Laufe des heutigen Tages wurde keine Erderschütterung verspürt. Das Vertrauen kehrt wieder, der Geschäftsverkehr hebt sich.
Madrid, 23. April. Marschall Martinez Campos hat sein Hauptquartier in Manzanilla aufgeschlagen. Die Aufständischen haben sämtliche Telegraphen-Verbindungen zerstört, jedoch hofft man aus eine baldige Wiederhestellung derselben. Mehrere angesehene Persönlichkeiten in Havanna, welche in dem Verdacht stehen, an dem Ausstande beteiligt zu sein, sind verhaftet worden, andere sind noch rechtzeitig nach den Bereinigten Statten geflüchtet.
Bombay, 27. April. Masrulla, der 2. Sohn des Emirs von Afghanistan, ist mit seinem Gefolge auf der Reise nach England hier angekommen und herzlich empfangen worden.
Amerikanischer Besuch zur Sedanfeier. Zur 25- jährigen Erinnerungs-Feier an den deutsch-franz. Krieg werden diesen Sommer die deutschen Krieger-Vereine in Amerika nach Deutschland kommen.
Newyork, 19. April. Nach einem Telegramm aus Havannah zündeten die Insurgenten eine Pflanzug in Dos Amigos an. 2 Millionen Arrobas Zucker sind zerstört. In der Provinz San Jago mißhandelten und ermordeten Aufständische mehrere Personen. Einer Depesche aus Tampa zufolge versuchten 750 Rebellen die Stadt Guantanamo zu nehmen, wurden aber durch 4500 Mann Regierungstruppen zurückgeschlagen. Die Aufständischen verloren 14 Tote.
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