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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet viertel- jährl. hier (ohne Trägerlohn) 80 in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1.20 Monats-Abonnement nach Verhältnis.
Donnerstag 11. April
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aus gewöhn!. Schrift bei einmaliger Einrückung 9 -j, bei mehrmaliger je 8 ^s. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei ausgegeben sein.
1895 .
Amtliches.
Den Herren Geometern des Oberamtsbezirks, sowie den Gemeindebehörden
geht mit nächster Post je t Exemplar der Nr. 1 und 2 des Amtsblattes des K. Steuerkollegiums vom Jahr 1895 unter Bezugnahme auf die Erlasse des Steuerkollegiums, Abteilung für direkte Steuern, vom 19. Januar ds. Js. (A.-Bl. S. 41. 99 und S. 121) hiemit zu.
Nagold, den 9. April 1895.
K. Oberamt. Vogt.
Nagold.
Die Bezirks-Farrenschaubehiirde ist für die Wahl
1. Mai 1895 30. April 1898
in folgender Weise zusammen-
periode
gesetzt.
I. Vorstand:
Oberamtstierarzt Wallraff in Nagold. Stellvertreter:
Tierart Bühl er in Altensteig.
II. Mitglieder:
1) Oekonom Ru off in Spielberg.
2) Tierarzt Bühler in Altensteig. Stellvertreter:
Pflugwirt Gutekunst in Nagold. Mühlebesitzer Schill in Ebhausen.
Den 9. April 1895.
K. Oberamt. Vogt.
Nachstehende Schüler find u. a. zur Vorbildung für den Volksschullehrerberuf ermächtigt worden: Gotthold Bahnet von Deckenpsronn, Wilh. Boßler von Bickelsberg, Joh. Burkhardt von Schönbronn, Eugen Claß von Tübingen, Karl Eßig von Gechingen, Albert Griesinger von Nagold, Emil Harr von Nagold, Reinh. Hausch von Oferdingen, Gotth. Hirth von Ostelsheim, Georg Hornberger von Ünterjettingen, Adolf Jäger von Gültungen, Friedr. Keck von Birkenfeld, Rich. K l ä g er von Baiersbronn, Wilh. Kleiner von Mönsheim, Herm. Reiff von Breitenholz, Friedr. Rentschler von Aidlingen, Gottl. Ruthardt von Breitenholz, Karl Rüthardtvvn Altdorf, Karl Schlat- ter von Sulz, Gottlob Schüle von Renningen, Albert Schumann v«i Walxheim, Christ. Wolf von Wurmberg.
Gestorben: Hermann Speiser, Tübingen; Sofie Frohnmüller, geb. Wochele, Calw; Friedr. Ha mm an n, Röthenbach; Chr. Maier, Schreiner, Böblingen.
Das, Kreuz von Golgatha.
Welch ein Gegensatz! — einst waren Obrigkeit und Volk, Pilatus und Herodes, Sadduzäer und Pharisäer geschäftig, das Kreuz auszurichten, jetzt giebt es Leute in allen Ständen und Schichten der Bevölkerung — ,und ihre Zahl nimmt von Tage zu Tage zu —, die das Kreuz Umstürzen wollen. Woher kommt dieser Widerspruch in der Menschenbrust?
Das Kreuz, einst ein Zeichen der Schmach, hat sich die Welt erobert; es hat sich die Völker unterworfen, es hat, was noch seliger ist, Herzen bezwungen und erneuert, es ist zum Zeichen der Ehre geworden. Es erhebt sich nicht bloß aus den Altären und Türmen der Stätten christlicher Anbetung, nein, die Fürsten tragen es auf ihren Kronen, die Würdenträger auf ihrer Brust. Es ehrt die Tapferkeit des Kriegers, als Schmuck von edlem Metall und kostbaren Steinen gilt es viel bei unfern Frauen. Als Bundeszeichen eint es in roter Farbe liebende Herzen mitten im Getümmel des Krieges zu Werken des Friedens und der Liebe, als blaues Kreuz führt es den Kampf gegen den noch blutdürstigeren Feind der Menschheit, die Trunksucht, alsweißes Kreuz ruft es zum Streit wider die verderblichen Ausschweifungen der Sinnenlust. Nun, das Kreuz ist 'noch eine Macht im Leben des Einzelnen und der Völker, und eben darum hat sich auch ein
Toben, ein Aufruhr, eine Wut gegen das Kreuz erhoben, wie sie die Welt seit den Tagen der Verfolgungen der alten Kirche nicht wieder gesehen hat. Darum ja führen die Mächte der Finsternis seit Jahren einen erbitterten Kampf, daß die Gesetzgebung frei werde von Rücksichtnahme auf das Christentum, daß höhere und niedere Schulen ihres christlichen Charakters immer mehr entkleidet, die Ehe ein rein irdischer Kontrakt werde. Und, die göttliche Vorsehung läßt ja oft das Unbegreifliche zu, wir können es nicht leugnen, daß weite Kreise das Kreuz verworfen haben, daß dieser Abfall immer mehr um sich greifen wird, und daß diese Thatsache schon mit lähmendem Schrecken auf zahllose Gemüter zu wirken beginnt.
Aber darum freuen wir uns auch der Wiederkehr der Woche mit dem großen Tage, den man Charsreitag nennt. Da muß sich die Welt, ob sie will oder nicht, davon überzeugen: Das Kreuz steht unerschütterlich fest und keine Gewalt der Erde und der Finsternis kann es zu Fall bringen. Es ist der Wendepunkt in der Flucht der Zeiten, der Angelpunkt der Weltgeschichte, die Ruhestatt für heilsverlangende Seelen, das Zeichen, dem seit Jahrhunderten widersprochen wird, und das dennoch ein Triumph- und Siegeszeichen ist und bleibt in all den großen Kämpfen, die noch ausgestritten werden sollen. Heute, wo die Grundvesten aller menschlichen Ordnung beben, bedarf man besonders eines starken Halts. Der einzige Halt, der sich bewährt hat im Leben und im Sterben, ist das Kreuz. Darum muß es in den Kämpfen der Gegenwart das Feldzeichen werden, um das sich alle sammeln, welche nach Heil, Rettung, Glück, Seligkeit, Frieden, Trost und Kraft verlangen. In diesem Zeichen werden sie siegen.
Tages-Weuigkeilen.
Deutsches Reich.
-j-1- Nagold, 10. April. In den letzten Tagen war Oberkonsistorialrat Frohnmayer von Stuttgart hier, um die erste Dienstprüfung des heute abgehenden ältesten Seminarkurses vorzunehmen. Aus diesem Anlaß gab Seminaroberlehrer Hegele ein Seminarkonzert, das zugleich als Semesterschlußkonzert gilt, und in welchem sich einzelne der zur Entlassung kommenden Zöglinge auf Orgel und Klavier hören ließen. Für Streichquintett kam ein liebliches „Lied ohne Worte" von Mendelssohn und für Streichorchester eine reizende Serenade von Haydn zum Vortrag. Ein Trio für Violine, Orgel und Klavier von Rehfeld (Ade, Häußler, Hegele) litt etwas unter der nicht ganz gleichen Stimmung von Orgel und Klavier, wurde aber sonst brav durchgeführt. Köstliche gemischte Chöre waren: „Ich trau ans Gott" von Mergner und „Die Abendglocken klingen" von Pache. Prächtig und fein ausgeführt waren die Männerchöre: „Innsbruck, ich muß dich lassen" von Isaak, „Die Schwälble ziehen fort" und „Mir ist's zu wohl ergangen" von Silcher, ferner Valo euris- 8ima von Attenhofer und „Des Liedes Heimat" von Pache. Den Schluß bildete der gewaltige Chor „Hallelujah" aus Handels Messias.
Neuenbürg, 8. April. Heute abend erhielten wir militärische Einqartierung, eine große Seltenheit in hiesiger Stadt. Es rückten nämlich 21 Offiziere und 30 Mann des Olgadragonerregiments, die sich aus einer Uebungsreise befinden, hier ein, um morgen nach Wildbad weiterzumarschieren.
Stuttgart, 6. April. Der König hat vom Fürsten Bismarck folgendes Telegramm erhalten:
Eurer Königlichen Majestät danke ich in Ehrfurcht für den huldreichen Ausdruck Allerhöchstdero gnädigen Wünsche, v. Bismarck.
Stuttgart, 6. April. Der Staatssammlung der Württemb. Kunst- und Altertumsdenkmale ist, wie dem „Schw. M." mitgeteilt wird, durch eine allerhöchste Ordre eine wertvolle Bereicherung zu Teil geworden, der in den weitesten Kreisen ein lebhaftes und dankbares Jnteresseentgegengebracht werden wird. S. M. der König hat unter dem 15. v. M. verfügt, daß das am 30. Dez. 1870 dem Generalfeldmarschall Grafen v. Moltke verliehene, nach dessen Tode von den Anverwandten desselben an das Ordenssekretariat zurückgegebene und seitdem dort besonders aufbewahrte Großkreuz des K. württ. Militärverdienstordens dem Ordensschatze entnommen und der Staatssammlung vaterländischer Kunst- und Altertumsdenkmale zu dem Zwecke übergeben wird, daß dieser für die Mit- wie Nachwelt großes Interesse darbietende Orden dort für ewige Zeiten aufbewahrt und durch öffentliche Ausstellung jedermann zur Anschauung zugänglich gemacht wird. Das kostbare Ehrenzeichen ist nunmehr in den Räumen der Staatssammlung als ein erhebendes Andenken an den sieghaften Führer der deutschen Heere in den ruhmvollen Tagen der Wiederaufrichtung des deutschen Reiches zur öffentlichen Ausstellung gebracht.
Stuttgart, 7. April. Die seit anfang März eröffnete Gemäldeausstellung der Münchener Secession im Museum der bildenden Künste wird vom Publikum so wenig frequentiert, daß sie voraussichtlich mit einem bösen Defizit enden wird. Unter diesen Umständen fragt es sich, ob die Münchener Seces- sionisten noch einmal nach Stuttgart kommen werden.
Ehingen, 7. April. Der Riesensalamander, welcher auf dem Schlosse zu Erbach untergebracht ist, hat den Winter gut überstanden und tritt jetzt in das vierte Jahrhundert seines Lebens ein. Leider ist z. Z. der Besuch im Park nicht gestattet, weil voriges Jahr das jüngere Publikum in demselben Schaden angerichtet hat.
Aus Baden, 8. April. Die Sammlungen für ein Bismarckdenkmal auf dem Feldberg laufen in so erheblichen Beträgen ein, daß die Errichtung des Denkmals nicht nur in nicht allzu ferner Zeit gesichert ist, man macht sich sogar mit dem Gedanken vertraut, für das Denkmal ein besseres Material zu verwenden, als ursprünglich vorgesehen wurde; auch soll die Ausführung des Denkmals eine Erweiterung erfahren.
Das Urteil im Prozeß Leist lautet auf Dienstentlassung unter Belastung der halben Pension auf 3 Jahre. In der Begründung des Urteils, das Leist auch die Kosten des Verfahrens auferlegt, heißt es: „Der Disziplinarhos hat in der Auspeitschung der Weiber eine Ueberschrettung der amtlichen Befugnisse des Angeklagten und in dem Umgänge mit denselben eine Entwürdigung und einen Mißbrauch der Amtsgewalt erblickt. Wenn der Disziplinarhos auch die Verdienste des Angeklagten anerkennt, so durfte er denselben dennoch nach Lage der Dinge nicht im Amte belassen."
Hamburg, 7. April. Dem Kommandanten des Hamburger Schnelldampfers „Normannia", H. Ba- rends, welcher am 31. März unter den schwierigsten Verhältnissen die aus 31 Mann bestehende Besatzung des englischen Schiffes „Arno" vom Tode des Ertrinkens rettete, ging aus Kiel folgendes Telegramm zu: „Zu der mit ausdauerndem Mute glücklich durchgeführten Rettung der Besatzung des englischen Schiffes unter erschwerenden Umständen spreche Ich Ihnen Meine vollste Anerkennung aus. Gez. Wilhelm I. R."