Amts- und Intelligenz-Blatt für den Obrramks-Bezirk Nagold.
S3.
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Samstag 16. März
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189L.
Amtliches.
Landwirtschaftliche Berufsgenoffenschaft für den Schwarzwaldkreis.
Auf Grund des Beschlusses des Vorstandes der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft für den Schwarzwaldkreis von heute wird bekannt gemacht, daß der Beitragssatz für die Umlage des Jahres 1894 15,5 Pfennig auf 10 ^ Kataster
beträgt.
Reutlingen, den 13. März 1895.
Der Vorsitzende des Vorstands:
In Vertretung: Regierungsrat Stamer.
Bekanntmachung.
In Rohrdorf ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen, weshalb zunächst auf 14 Tage das Treiben von Rindvieh, Schweinen und Schafen über die Gemeindemarkungsgrenzen hinaus mit Ausnahme der Benützung des Viehs zur Feldarbeit auf angrenzenden Markungen und das Durchtreiben der genannten Thiergattungen durch den Seuchenort, sowie die Verladung derselben auf der Eisenbahnstation Rohrdorf verboten und die Abgabe von Magermilch aus der dortigen Molkerei in der Art beschränkt worden ist, daß nur solche Milch abgegeben werden darf, welche zuvor auf mindestens 100 ° C. erhitzt worden ist.
Dies wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht mit dem Anfügen, daß die Unterlassung oder Verspätung der Anzeige von Seuchenausbrüchen und die Zuwiderhandlung gegen die ergangenen Anordnungen nicht nur Bestrafung, sondern auch den Verlust der Entschädigung für an Maul- und Klauenseuche gefallenes Rindvieh nach sich zieht.
Nagold, den 13. März 1895.
K. Oberamt. Vogt.
Gestorben.
Karl Schneider, Mühlen a./N. Matth. Kimmerle, Calw. In Amerika gestorben: Heinrich Hutten, aus Calw, in Dotton.
Hages-Aeuigkeilen.
Deutsches Reich.
* Nagold, 15. März. Wie wir soeben vernehmen, ist das hiesige Postamtgebäude durch Kauf in den Besitz des Hrn. Klumpp hier übergegangen.
' Oberschwandorf. (Corresp.) Die Erkenntnis von der Wohlthat der Darlehenskasfenvereine scheint immer größere Kreise zu ziehen, und jeder Denkende hat feine Freude an dieser Wahrnehmung. Auch hier ist nun auf Anregung des Octsvorstehers eine Darlehenskasse errichtet worden. In dankenswerter Weise hat sich Hr. Hermann Scholder, Vorstand des Darlehensvereins in Jselshausen, um das Zustandekommen der guten Einrichtung bemüht und sich nicht verdrießen lassen, zwei mal ermunternd in dieser Angelegenheit auf die Bürgerschaft hier zu wirken und ihr letzten Sonntag in eingehendem und gemeinverständlichem Vortrage die Vorteile der Darlehensvereine auseinanderzusetzen. Der schöne Anfang des Vereins mit 54 Mitgliedern ist ein Zeichen des Verständnisses, welches der Redner und seine von ihm empfohlene Sache gefunden hat
Berlin, 13. März. Die Petitionskommission des Reichstags hat sich heute mit einer Petition, den Fürsten Bismarck zum Ehrenbürger des deutschen Reichstags zu ernennen, beschäftigt. Stach kurzer Debatte wurde beschlossen, über die Petition unter Zuziehung eines Regierungskommissärs eingehend zu verhandeln.
Berlin, 14. März. Im Strafverfahren gegen Kowalski, welcher wegen Ermordung der Frau Päpke vor 9 Jahren zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt worden war, ist auf Grund des gesammelten Materials das Wiederaufnahmeverfahren beantragt, um den Unschuldbeweis zu begründen.
Deutscher Reichstag. (87. Sitzung.) Am Montag wurden die zum Militäretat gestellten beiden Resolutionen Podbielski betr. Bereitstellung von Mitteln, um Quartierwirten, welche während der Truppenübungen freiwillig Verpflegung verabfolgen eine Vergütung nach den Sätzen der Marschverpflegung zu gewähren, und Schädler betr. warme Abendkost für die Soldaten, letztere mit dem Zusatz, daß die Durchführung der allgemeinen Abendkost erfolgen soll sobald es die Finanzlage des Reichs gestattet nach kurzer Debatte genehmigt. Hierauf wird das Postetat beraten. Lingens (Centr.) wünscht Einstellung des Güter- und gewöhnlichen Postverkehrs am Sonntag. Staatssekretär v. Stephan verweist auf die Unzuträglichkeiten, die entstehen würden, wenn man mit der Verkehrsbeschränkung am Sonntag zu weit gehe. Abg. Müller (srs.) wünscht Ermäßigung der Fernsprechgebühren. Staatssekretär v. Stephan giebt eine Darlegung über die Ausdehnung des Fernsprechnetzes in Deutschland und kommt zum Schluß, daß eine Gebührenermäßigung nicht wohl thunlich sei, wenn nicht anderweitig ein Ersatz für den großen Einnahmeausfall gebracht werde. Abg. Förster (Antis.) spricht verschiedene Wünsche aus, so auch Verbilligung verschiedener Portosätze und Fortfall des Schalterdienstes an Sonntag-Abenden und mißbilligt die Maßregelung von Postbeamten aus politischen Gründen. Abg. Schönlank (Soz.) giebt zu, daß in der Postverwaltung manche Reform eingeführt sei, verlangt aber noch größere Aufbesserung der Unterbeamten und PostassistsNten. RrichZ- postdirektor Fischer tritt dem Vorredner entgegen, als ob die Post die Unterbeamten hinter den höheren Beamten zurückstelle. Schließlich wird die Sitzung vertagt.
Das Blatt „Corriere" meldet, Kaiser Wilhelm habe an König Humbert ein Schreiben gesandt, worin der Wunsch ausgedrückt wird, der König möge persönlich an den Kieler Festlichkeiten teilnehmen. Dasselbe Blatt meldet, Crispi werde mit dem Fürsten Hohenlohe anläßlich der nächsten Reise Kaiser Wilhelms nach Monza eine Unterredung mit demselben haben.
Italien.
Rom, 14. März. Der „Opinione" zufolge wird der König zur Feier seines Geburtstags eine Amnestie erlassen, wodurch 173 Personen die Strafe erlassen oder vermindert wird. — Hauptmann Romani wurde aus der Haft entlassen.
England.
London, 14. März. Das Kanalgeschwader, welches zu den Kieler Festlichkeiten entsendet wird, besteht aus 9 Schiffen und steht unter dem Kommando des Admirals Fitzroy.
Lowestoft, 13. März. Der Bürgermeister überreichte gestern der Mannschaft der „Wild Flower"
! öffentlich eine Summe von 85 Pfund Sterling, welche !für sie gesammelt worden ist. Dem Kapitän der ! „Wild Flower" wurde eine Photographie der überlebenden Offiziere der „Elbe" überreicht, welche die ! Offiziere mit warmen Dankesausdrücken übersandt ! hatien. Gleichzeitig teilte der Bürgermeister mit, daß der Mannschaft der „Wild Flower" später eine Summe von 100 Pfund, welche der „Norddeutsche Lloyd" für sie bewilligte, übergeben werden würde. Gestern hat der Bürgermeister auch der Mannschaft des Fischerbotes „Legion of Honor", welche die Mann- schgft der deutschen Bark „Titania" gerettet hat, ine Geldbelohnung übermittelt.
Rußland.
In Petersburg dauert die Gährung unter den Studenten noch immer fort, so viel Bemühungen auch aufgewendet werden, die jungen Leute zur Ruhe zu bringen. Sie bestehen nun darauf, dem Zaren in einer persönlichen Audienz ihren Klagen und Wünsche mitzuteilen. — Die Leiche des verstorbenen Groß
fürsten Alexis ist am Montag in der Kirche der Petersburger Peters-Paulsfestung beigesetzt worden.
Petersburg, 13. März. Die Nowoje Wremja meldet aus Tientsin: Gerüchtweise verlautet, daß Japan die Mandschu-Dynastie zu stürzen und auf den chinesischen Thron ihren Protögö, einen Abkömmling der Mink-Dynastie, zu setzen beabsichtige. Letzterer soll den Japanern den Zutritt in das Innere Chinas zum Handelsbetriebe freigeben. — Die Nowoje Wremja meldet aus Tientsin, daß Japan die Abtretung eines großen Teils der Mandschurei bis nach Mukden und bis zur großen Mauer verlange. Das Blatt bemerkt dazu, die Mandschurei liege in der russischen Interessensphäre.
Aus Petersburg schreibt man, daß zu der für den Mai er. in Aussicht genommenen Feier der Krönung des Zaren in Moskau auf die Teilnahme des deutschen Kaisers gerechnet werde. _
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Cannstatt, 13. März. Geräusch- und gefahrlos -setzte sich heute Nachmittag ^4 das Neckareis von der Kriesbrücke abwärts in Bewegung; nach einer Stunde war der Fluß auf der genzen Strecke der hiesigen Markung eisfrei. Das Wasser ist zwar etwas gestiegen; doch ist es hauptsächlich dem intensiven Tauwetter zu danken, daß die Sache sich so schnell und glücklich abwickelte. Wie störend und gefahrdrohend der mittlere Grundpfeiler des ehemaligen Gitter- stegs bei einem schweren Eisgang werden kann, sah man daran, daß die Schollen sich vor demselben zeitweise anhäuften; hätte das Eis mehr Konsistenz gehabt, so wäre an dieser Stelle wahrscheinlich eine Stauung entstanden. Bekanntlich ist die Entfernung dieses Pfeilers beschlossene Sache.
Neckarsulm, 13. März. Der 73jährige pensionierte Landjäger Johann Dengler, der schon seit gestern nachmittag vermißt wurde, brachte sich in den städtischen Anlagen mit einem Revolver vier Schüsse in den Kopf bei. Er wurde heute früh dort noch lebend aufgefunden, ;edoch ist keine Aussicht auf Rettung seines Lebens vorhanden. Ein längeres Leiden, welches seinen Geist umnachtete, scheint ihn zu diesem traurigen Schritt, getrieben zu haben. Vor etwa acht Tagen wurde er schon einmal vermißt und damals in halb erfrorenem Zustande aufgefunden. In seinen gesunden Tagen war Dengler wegen seines Humors ein gern gesehener Gesellschafter.
Neckarwestheim. Eine Glocke der hies. Kirche trägt eine Umschrift, die in der Oberamtsbeschrelbung als un- lesbar bezeichnet ist. Neuerdings ist sie entziffert worden, sie lautet demnach: „marin. xotss. vstt. trab. inäinsr. bür. rvLS. dis. Zlok. über, sobstt. amen." Die Inschrift ist der Erklärung bedürftig.
Ingweiler, 11. März. Gestern abend beim Tanze in der Bramerschen Wirtschaft starb zum Schrecken aller ein hiesiges Dienstmädchen (aus Mutzig gebürtig) infolge zu starken Schnürens am Herzschlag in den Armen seines Tänzers.
Göppingen, 14. März. Gestern abend 7 Uhr wurde die ledige Fabrikarbeiterin Katharine Stollenmaier von Rechberghausen auf dem Heimwege von einem etwa 22jäh. Handwerksburschen angefallen und ihrer Barschaft beraubt. Da dieselbe keinen Widerstand leistete, ließ er sie unbehelligt laufen. Der Betreffende schlug den Weg in der Richtung nach Bartenbach ein. Bis jetzt gelang es nicht desselben habhaft zu werden.
Biberach, 13. März. Der am Aschermittwoch nachts in seinem Bett überfallene und in den Kopf geschossene Hutmacher Riß ist heute Nachmittag im Hospital an ferner schweren Verletzung gestorben. Die Frau und Schwiegermutter des Ermordeten, sowie ein Freund dieser beiden Personen sind verhaftet.
Oehringen, 10. März. Der in dem benachbarten Orte Michelberg a./W. stationierte Postbote wurde gestern wegen Unterschlagung und anderer Vergehen verhaftet. Auf dem Transport hieher sprang er über eine über den Söllbach führende Brücke, um sich das Leben zu nehmen. Da das Wasser zu nieder war, gelang ihm dies nicht, er wurde herausgezogen und sitzt jetzt erst recht im Trockenen.
Brüssel, 14. März. In Folge der kürzlich erfolgten Verwundung der Königin Marie Henriette durch einen Pferdebiß stellen die Aerzte die dauernde Lähmung der rechten Hand fest.
Tanger, 11. März. Ein Sturm von außerordentlicher Heftigkeit wütet seit der letzten Nacht. Mindestens 40 Schiffe sind an d.r Küste zerschellt; die See jueg 30 Jards