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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich Ümal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 6V Pfg., in dem Bezirk 1 Mk., außerhalb des Bezirks 1 Mk. 20 Pfg. Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Samstag 27. Hkloöer

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Amtliches.

Die Getsvorstelzrr

werden an rechtzeitige Erstattung des auf 1. Nov. fälligen Berichts, btr. die Schweineseuche (s. Gesell­schafter Nr». 96), hiemit vorsorglich erinnert.

Nagold, den 25. Okt. 1894.

K. Oberamt. Vogt.

Bekanntmachung.

Nachdem die Maul- und Klauenseuche im Bezirk und in den Nachbarbezirken nicht zurückgegangen ist, ist auch die Abhaltung des auf 29. d. Mts. fallen­den Biehmarkts in Berneck verboten worden, was hiedurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird.

Nagold, den 25. Oktober. 1894.

K. Oberamt. Vogt.

Bekanntmachung,

betr. Maßregeln gegen die Maul- und Klauenseuche.

Mit Rücksicht auf den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Wörnersberg O.A. Freudenstadt, ist für die gefährdete Gemeinde Garrweiler das Treiben von Rindvieh, Schweinen und Schafen über die Markungsgrenzen hinaus mit Ausnahme der Be­nützung von Vieh zur Feldarbeit aus angrenzenden Markungen verboten worden, was hiedurch veröffent­licht wird.

Nagold, den 25. Oktbr. 1894.

K. Oberamt. Vogt.

Uebertr agen wurde die erledigte philologische Haupllehrstelle an Klasse IV des Reallyceums in Geislingen dem Prezäptor Knödel in Altensteig.

Gestorben.

Sammet, Privatier, Hall. Grötzinger, Kameral- verwalter, Tuttlingen. Voigt, Direktor der Lebensver- sicherungs- und Ersparnisbanl, Stuttgart. In Amerika gestorben: Theod. Schraishuon aus Wildberg, OA. Nagold, Philadelphia.

Tages-AeuigkeiLm.

Deutsches Ueich.

? Nagold, 25. Okt. Dem Vernehmen nach wurde die Stelle eines Rektors am Katharinen- stist in Stuttgart dem Garnisonspfarrer Heintzeler in Ulm, früher Professor an der Anstalt, übertragen sämtlich noch nicht bestätigt). Professor Bonhöffer am Schullehrerseminar in Künzelsau wurde zum Vorstand der höheren Handelsschule in Stutt­gart gewählt.

** Nagold, 25. Okt. Nachdem schon am 9. Mai die jährliche Diözesansynode stattgefunden hatte, wurde von S. Majestät dem König eine zweite auf 24. Okt. d. I. anberaumt. Bekanntlich war die Wahl des Bezirksabgeordneten von der Landes­synode beanstandet worden. Von den damals ab­gegebenen 44 Stimmen fielen nämlich 22 auf Stadt- Pfarrer Stockmayer von Haiterbach, 19 Stimmen auf Stadtpfarrer Hetterich, während sich 3 Stimmen zersplitterten. Eine der letzteren erklärte die Bezirks­synode für ungiltig, weil sie auf einen Nichtgeist­lichen gefallen war. Die Landessynode war aber anderer Meinung, so daß dem Gewählten eine Stimme zur absoluten Mehrheit fehlte. Es wurde deshalb eine Neuwahl angeordnet, welche gestern stattfand. Im Gottesdienst, welcher der Synode voranging, hielt Stadtpfarrer Dieterle eine weihe­volle Predigt über Haggai 2, 15. Die Verhand­lungen fanden im Zellersaal statt und wurden um 10 Uhr mit Gebet von Dekan Schott eröffnet. Der Hauptgegenstand war die Wahl eines Abgeordneten zur Landessynode. Zuerst wurde ein Wahlausschuß

gebildet; dann fand die Abstimmung statt. Von 49

wahlberechtigten Geistlichen und Laien erhielt Stadt­pfarrer Stockmayer von Haiterbach auch diesmal wieder die meisten Stimmen, nämlich 37, während Stadtpfarrer Hetterich 11 Stimmen auf sich ver­einigte. Letzterer wurde aber dann mit 34 Stimmen zum Ersatzmann gewählt. Ein weiterer Gegenstand, der die Synode beschäftigte, war der imSchwäbischen Merkur" erschienene Gesetzesentwurfüberdie Religions- reservalien (Vorbehalte der ev. Kirche, wenn sie keinen ev. Fürsten zum Landesbischof hat). Stadtpfarrer Hetterich hielt darüber einen Vortrag, an den sich eine Debatte über einige Punkte des Entwurfs an­schloß. Mit Gebet von Stadtpfarrer Stockmayer wurden die Verhandlungen geschloffen. Beim gemein­samen Mahle auf derPost" wurden die von der Synode Gewählten beglückwünscht, worauf sie in längerer Rede freundlich erwiederten. Beim Wieder­zusammentritt der Landessynode am 30. Okt. wird auch unser Abgeordneter, wir hoffen zum Segen des Bezirks und Landes, mit lebhaftem Interesse an den wichtigen Verhandlungen teilnehmen.

* Nagold, 25. Okt. Die auf gestern abend einberufene Versammlung des hiesigen Gewerbever­eins im Gasth. z.Anker" eröffnete H. Kommerzienrat Sannwald, indem er einesteils den Handels-Vertrag mit Rußland, andernteils die nordamerikanische Mac Kinley Bill und deren Einwirkungen auf Handel und Gewerbe besprach. Ersterer habe in zwei Hin­sichten gutes geschaffen, da die hochgradige Spannung zwischen den beiden Staaten sofort nachgelassen und unserem Gewerbe wieder viele frühere Geschäftsver­bindungen nach Rußland ermöglicht habe, mißlich sei dabei allerdings die große Konkurrenz Rußlands für die deutsche Landwirtschaft. Die Mac Kinley Bill in Nordamerika habe den Import so empfind­lich getroffen, daß sich jetzt die Amerikaner genötigt sahen, Aenderungen in ihren Tarifen zu machen, sodaß eine bedeutende Hebung des Imports für das deutsche Gewerbe zu erhoffen stehe. Nach diesen einleitenden Worten ging Herr Kommerzienrat Sannwald zum ersten Punkt der Tages- OrdnungDie projektierte Gewerbeausstellung in Stuttgart" über und überließ nach Verlesung der diesbezüglichen Anfragen der K. Centralstelle für Gewerbe und Handel und der Handels- und Gewerbe­kammer in Stuttgart durch Hrn. Stadtsch. Brodbeck diesen Punkt der allgemeinen Diskussion. Nach kurzer Besprechung wurde festgestellt, daß sich die hiesigen Gewerbetreibenden für eine Landesgewerbeausstellung nicht erwärmen könnten und wird in diesem Sinn an die betr. Behörden berichtet werden. Zum zweiten Punkt der TagesordnungReorganisation der Ge­werbevereine" wurde aus dem Bericht über die 36. Wanderversammlung württ. Gewerbevereine in Ell- wangen eine Rede des Hrn. Reg.-Dir. v. Schicker in Stuttgart verlesen, wonach die Regierung dieser Sache wohlwollend gegenübersteht, jedoch Wünsche und Vorschläge aus den Gewerbe-Vereinen heraus zu erfahren wünscht, um dann auf dieser Grund­lage helfend und fördernd einzugreifen. In der­selben Sache verlas sodann Herr Kommerzien­rat Sannwald einen Auszug aus einem von Prof. Dr. Huber in Stuttgart verfaßten Flugblatt und knüpfte daran die Bemerkung, daß man auf einzelne von Prf. Huber gemachte Vorschläge zurReorganisation der Gewerbevereine" so namentlich die Gründung von Gauverbänden recht wohl näher eingehen könnte und ersuchte die Versammlung, angesichts des Ent­gegenkommens der Regierung, ernstliche Erwägungen über das Gehörte anzustellen, so daß bei einer ein-

1894.

tretenden Anfrage in dieser Richtung Definitives

beschlossen werden könne. Darauf folgte der Schluß der Verhandlungen und der gemütliche Teil der Versammlung hielt die Teilnehmer noch einige Zeit beieinander.

t. Alten steig, 25. Okt. In den Staats­waldungen bei Spielberg wurde gestern ein größeres Treibjagen veranstaltet. Unter den Schützen befan­den sich mehrere Offiziere und verschiedene weitere Herren aus Stuttgart. Die Jagdbeute war eine reiche, denn 11 Rehböcke, 9 Hasen und ein Fuchs fielen durch der Jäger Blei. Ein Ergebnis, das beweist, daß der Wildbestand im Altensteiger Revier immer noch ein guter, aber auch zeigt, daß unter der Jagdgesellschaft sich sichere Schützen befanden. Nach einem gemeinschaftlichen Mahl im Gasth. zur Traube hier, verließen die Stuttgarter Jagdgäste mit dem 6Uhrzug, wohlbefriedigt von ihrem Jagd­ausflug in unserer Gegend, die hiesige Stadt.

Eckenweiler, OA. Rottenburg, 14. Okt. Durch K. Entschließung vom 11. Juli d. I. ist hier eine evang. Pfarrstelle errichtet und damit die Lostrennung des bisherigen Filials Eckenweiler vom Kirchspiel­verband Wolfenhausen vollzogen worden. Die neue Pfarrei ist dem Dekanat Tübingen unterstellt; zu derselben gehören auch die evang. Einwohner in Ergenzingen, sowie in Weitingen Rohrdorf, Bierin­gen, Saulgau, Weitenburg, Börstingen diese 6 Orte im Oberamt Horb. Die Gemeinde Eckenweiler welche durch das Seltenbachthal von Wolfenhausen geschieden und eine kleine Stunde davon entfernt ist, hat sich seit mehr als 100 Jahren um eine bessere kirchliche Besorgung bemüht. Durch das Entgegen­kommen des K. Konsistoriums und die Opferwillig­keit der Gemeinde selbst ist nun nach langem Warten die kirchliche Selbständlichkeit derselben verwirklicht worden. Das Kirchlein, das 1789 erbaut worden ist, hat durch einen tüchtigen Maler in der Nach­barschaft eine würdige Ausschmückung erhalten; ein schöner Pfarrhausbau ist im Sommer des vorigen Jahres begonnen und Heuer zu Ende geführt wor­den. Die Gemeinde hat dazu im Ganzen 5000 ^ beigetragen, die Renovation der Kirche mag sich auch auf annähernd 1000 ^ belaufen. Sämtliche Aus­gaben muß die kleine Gemeinde (218 Seelen), welche keinerlei Einkünfte bezieht, auf die Grundsteuer um­legen. Trotz dieser Ausgaben hat der Ort heute mit ungemischten Gefühlen des Dankes und der Freude die Investitur ihres ersten Pfarrers R. Strö- lin aus Kirchheim u. T. gefeiert. Die Straße war mit Ehrenpforten und Willkomminschriften, eine große Zahl von Gebäuden mit Flaggenschmuck versehen. Zahlreich haben sich am Festgottesdienst neben den Gemeindegliedern auswärtige Gäste beteiligt; das Mittagsmahl vereinigte sämtliche Mitglieder der bürgerlichen und kirchliche Kollegien. Und auch zur Nachfeier am Nachmittag, wobei vom bisherigen Ortsgeistlichen, dem Pfarrer von Wolfenhausen, und Dekan Elsäßer von Tübingen Ansprachen gehalten wurden, hatten sich trotz des eingetretenen Regen­wetters eine ahnsehnliche Versammlung zusammen- gefunden. Unsere ganze Landeskirche darf einer Gemeinde Glück wünschen, welche sich bereit finden läßt, ohne Kargen für das kirchliche Leben ein so nahmhaftes Opfer zu wagen. (St.-A.)

Stuttgart, 23. Okt. Als Nachfolger des pen­sionierten Regierungspräsidenten des Donaukreises v. Lamparter wird der Regierungsdirektor im Mi­nisterium des Innern v. Fleischhauer genannt.

Stuttgart, 24. Okt. Minister Frhr. v. Mitt­nacht ist heute Nacht aus Friedrichshafen eingetroffen.