Amts- und Intelligenz-Blatt für den Mersmts-Bezirk Nagold.

V-

U 125.

Erschein: wöchentlich ömal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 Pfg., in dem Bezirk 1 Mk außerhalb des Bezirks 1 Mk. 20 Pfg. Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Donnerstag 25. Mtoöer

Jnsertionsgebühr für die kfpaliige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung ! 9 Pfg., bei mehrmaliger je 6 Pfg.

! IdU

Amtliches.

Bekanntmachung.

In Simmcrsfeld ist die Maul- und Klauenseuche Lsgcbrvchen, was unter Bezugnahme auf den Er- vom 16. ds. Mts. (Gesellschafter Nro. 122) ver- ssentlicht wird.

Nagold, den 24. Oktober. 1894.

K. Oberamt. -Vogt.

Gestorben.

Theodor Casper, Sekretär beim Kath. Kirchenrat, Nuttgart. Ferdinand R o m m e l, Postverwalter, Leonberg, lanette Haakh, Heilbronn.

Die Situation bei der bevorstehenden Reichstags-Eröffnung.

In vier Wochen wird nun die Eröffnung des teichstags in Aussicht gestellt. Es wird allgemein uls eine Wohlthat empfunden werden, wenn die po­litische Welt wieder vor greifbare Ausgaben und positiven Arbeitsstoff gestellt wird. Die letzten Mo­nate haben so viele öde und unfruchtbare Partei- Tage.

des Schlosses, den Hinterbliebenen in edler Weise 300 -R gespendet hat.

Stuttgart, 19. Oktober. DerFall Kuhnle" kommt noch nicht zur Ruhe. Der Verleger der be­kannten Broschüre:Vier Jahre unschuldig in würt- tembergischen Irrenanstalten wird demnächst eine neue Ausgabe derselben mit einem Nachspiel:Wie der Staatsanzeiger denFall Kuhnle" beleuchtet und wie der Bauer dem Staatsanzeiger heimleuchtet" erscheinen lassen. Ohne Zweifel wäre man auf diese Heimleuchtung" des Kuhnle mehr gespannt, wenn dieselbe ohne Mitwirkung anderer im Original er­scheinen würde.

Stuttgart, 22. Okt. Der Vorstand der An­waltskammer beschäftigte sich gestern vormittag mit dem Gesuche des Landgerichtsrats a. D. Gustav Pfizer um Zulassung zur Rechtsanwaltspraxis. Die Kammer glaubte ihrerseits dem Gesuchsteller kein Hindernis in den Weg legen zu sollen.

Stuttgart, 22. Okt. Die Urteilspublikation im Ehescheidungsprozeß Simolin-Bathory erfolgt dieser

auseinandersetzungen und Preßzänkereien hervorge- brachl, die politische Erörterung nahm bei dem Mangel an konkreten und bestimmten Fragen eine solche Zerfahrenheit an, daß man sich ordentlich sehnt, endlich wieder aus festeren positiveren Boden zu gelangen, wie er durch die Entscheidung über be­stimmte gesetzgeberische Vorschläge dargeboten wird. Ob der Reichstag sich seiner Aufgabe gewachsen zei­gen wird, ist bei der Unberechenbarkeit mancher seiner Bestandteile und bei der Abhängigkeit seiner Ent­scheidungen oft von kleinsten Gruppen nicht zum voraus zu beurteilen. Jedenfalls wird die gesamte parlamenrarische Situation und die Stellung des Reichstags zur Regierung gegen die verflossene Ses­sion eine wesentliche Verschiebung erfahren. Mit der Mehrheit der Handelsverträge kann die Reichs­regierung keine der positiven Aufgaben, die sie im Auge hat, lösen. Weder für die Bekämpfung Umsturzes , noch für die Steuerreform, noch

Stuttgart, 22. Okt. Heute vormittag um 9 und 61 2 Uhr fand in den beiden Garnisonskirchen die Beeidigung der Rekruten beider Infanterie- Regimenter Stuttgarts statt. Die Ansprachen in den Kirchen hielten die Garnisonsprediger Prälat Dr. v. Müller und Stadtpfarrer Mangold; den Fahneneid sprach Auditeur Groß vor. Seine König­liche Hoheit Herzog Albrecht, die Generale v. Linde- quist und v. Schlotheim, die Regimentskommandeure und viele dienstfreie Offiziere wohnten der Feier an. Die Fahnenkompagnie und die Musik hatte das VII. Infanterieregiment gestellt; das Kommando hatte Hauptmann v. Brandenftein.

Stuttgart, 23. Okt. Der Dieb der am 13. Oktober in einer Wirtschaft in der Friedrichsstraße aus dem Aborte eine Geldbörse mit einem 1000 Markscheine und 70 in Gold gefunden und sich des! rechtswidrig angeeignet hatte, wurde gestern Abend fürch hier festgenommen, als er bei einem Juvelier einen

andere positive Aufgaben sind Sozialdemokraten und! goldenen Ring kaufen wollte.

Freisinnige zu haben. Woher aber andere Mehr-^ Heilbronn, 20. Okt. Im Gemeinderat hat heilen nehmen? Die Konservativen sind so erbittert es in der letzten Sitzung gelegentlich der Abänderung

wie nur ze gegen denneuen Kurs"; die Nationab liberalen werden ihren Grundsätzen gemäß alles sachlich prüfen und in dem, was sie für notwendig und richtig erkannt haben, die Regierung nach Kräften unterstützen, obwohl sie in jüngster Zeit behandelt wurden, als ob sie die allerschlimmsten Reichsfeinde wären. Das reicht aber nicht aus, auch wenn die Konservativen bei Angelegenheiten, die nicht auf dem Gebiet der landw. Interessen liegen, sachliche Politik treiben. Es wird sich dann eben fragen, ob man für die Mitwirkung bei der Lösung der großen ob­liegenden Aufgaben noch aus dem Zentrum genügende Unterstützung findet. Es fehlt nicht an solchen An­sätzen im Zentrum, aber ob sie sich zu fruchtbarer Wirksamkeit entwickeln werden, läßt sich doch nicht zum voraus sagen. Jedenfalls hat nie eine Regie­rung eine so unsichere und schwankende Stütze im Parlament besessen, wie gegenwärtig.

Hages-Weuigkeilen.

Deutsches Reich.

Beihingen. (Corresp.) Die Leser unseres Blattes, die den Angehörigen des im Mühringer Schlosse verunglückten Soldaten ihre stille Teilnahme zugewandt haben, wird es beinahe tröstlich berühren, wenn sie erfahren, daß Frhr. v. Münch, der Besitzer

ermger Punkte des Ortsbaustatuts gewetterleuchtet. Oberbürgermeister Hegelmaier und Gemeinderat Moosbrugger gerieten aneinander, da letzterer be­hauptete, einen von ihm eingereichten Antrag habe der erstere in den Papierkorb wandern lassen, was Oberbürgermeister Hegelmaier bestritt. Schließlich beruhigten sich die Gemüter und wurde beschlossen, über den betreffenden Gegenstand erst später abzu­stimmen. Die gemeinderätlichen Sitzungen sind der Weinlese wegen auf 14 Tage aufgehoben.

Spaichingen, 21. Okt. Am 10. Okt. vergnüg­ten sich Lehrer Fischer in Frittlingen im Garten mit seinem Kollegen Nägele von Feckenhausen mit Scheiben­schießen. Die mit einem Stecher versehene Zimmer­flinte ging dem Nägele unversehens los, und der Schuß traf Fischer auf ganz kurze Entfernung in die rechte Brust. Das Kügelein konnte nicht aufgefunden werden; auch war anfänglich eine Gefahr scheinbar nicht vorhanden. Vor einigen Tagen jedoch stellte sich bei Fischer starker Blutauswurf ein, und diesen Morgen starb der Unglückliche an der erhaltenen Verwundung.

(. Würz bürg, 22. Okt. In der Protestant. Kirche fand heute die Weihe der Fahnen für die Halbbataillone des II. bayer. Armeekorps statt. Morgen Vormittag -erfolgt die katholische Weihe und die Nagelung der Fahne im Hofe der neuen Jn-

fanteriekaserne in Anwesenheit des kommandierenden Generals von Parsivals. Hiezu ist das gesamte hiesige Offizierkorps sowie Deputationen der einzelnen Halbbataillone befohlen.

Frankfurt a. M., 22. Okt. Im weiteren Verlaus der heutigen Sitzung des sozialdemokratischen Parteitages bekämpfte Abg. Bebel bei der betr. Er­örterung den Antrag auf Reduzierung der Gehälter der Parteibeamten und Parteiredakteure Maxi­malgehalt 3000 Ril jährlich mit großer Ent­schiedenheit. Die Sozialdemokraten erstreben für die Arbeiter die günstigsten Arbeitsbedingungen und Löhne und wollen nunmehr ihre eigenen geistigen Arbeiter nicht entsprechend bezahlen. Eine Reihe von sozialdemokratischen Redakteuren würde, wenn dieser Antrag angenommen werden sollte, ihre Stel­lungen sofort aufgeben, da sie bei bürgerlichen Blättern höhere Gehälter beziehen dürften. Mehrere andere Redner führten aus, die sozialdemokratische Partei sei eine arme Arbeiterpartei und müsse mit ihren Arbeitsgroschen Haushalten. Ein Unterschied zwischen geistiger und körperlicher Arbeit sei nicht zu machen. Die Diskussion über diesen Punkt dauert fort.

(. Frankfurt a. M., 22. Okt. Sozialdemokra­tischer Parteitag. In der heutigen Nachmittags­sitzung, welche um 4 Uhr eröffnet wurde, wurde die Debatte über die Gehälter der Parteibeamten fortgesetzt und dabei auf die luxuriösen Wohnräume des Parteibureaus und desVorwärts" hingewieseu. Abgeordneter Legten wies mit scharfen Worten die aus ihn gemünzte Aeußerung Bebels:Mephisto ich kenne dich" zurück. Bebel erklärte, daß er diesen Ausdruck mit Rücksicht auf das Verhalten Legiens zum sozialpolitischen Zentralorgan, dessen Mitarbeiter Legten sei, aufrecht erhalte. Heine-Ottensen bean­tragt zu beschließen, das Bureau solle den Ausdruck zurückweisen. Der Vorsitzende, Singer, bemerkt, das Bureau habe diesen Ausdruck überhört, sonst wäre derselbe gerügt worden. Der Antrag Heine wird abgelehnt, ebenso alle Anträge, welche sich auf die Reduzierung der Gehälter beziehen. Der Vorsitzende erklärte darauf, daß 222 Delegierte, darunter 9 weibliche, welche 268 Wahlkreise vertreten, anwesend seien. Sämtliche Mandate wurden als gütig erklärt. In der Nachmittagssitzung war auch der Abgeord­nete von Vollmer erschienen. Der Verhandlung wohnte auch Pfarrer Naumann und K. Wangemann bei.

Ein Großneffe des Fürsten Bismarck, Ritter­gutsbesitzer Philipp v. Bismarck-Kniephof. ist ge­stern nachmittag zu Wernigerode am Herzschlag ge­storben.

Als der Kaiser am Dienstag Abend um 11 Uhr von Wiesbaden abreiste, brachten ihm auf dem Bahnhofe mehrere Gesangvereine eine Huldigung dar, indem sie dasDeutsche Lied" von Kaliwoda sangen. Der Kaiser sagte zu den Sängern:Ich danke Ihnen sehr. Sie haben schön gesungen, es hat mir sehr gefallen. Pflegen Sie das deutsche Lied weiter, es ist ein ausgezeichneter Träger unserer Einigkeit."

Folgende Warnung bringt derReichsanz.": Deutschen Lehrerinnen ist dringend davon abzuraten, ohne Engagement nach Rußland zu gehen, es sei denn, daß sie genügende Kenntnis im Russischen be­sitzen, um das dort vorgeschriebene Examen als Hauslehrerin zu machen. Ohne das Diplom als solche können sie nicht einmal ein Inserat in eine Zeitung setzen, um ihre Dienste anzubieten, denn den Zeitungen ist streng verboten, jede Art von