Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Dienstag 2. HktoVer

gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 Pfg., bei mehrmaliger je 6 Pfg.

1894.

Amtliches.

Nagold.

Allerhöchster Anordnung gemäß wird die kirch­liche Feier des Gcburtsfcstcs Ihrer Majestät der Königin am

Sonntag den 7. ds. Mts. stattfinden, wovon die Bezirksangehörigen in Kennt­nis gesetzt werden.

Den 1. Okt. 1894.

K. Oberamt. Schüller, A.-V.

Die Lrtsvorsteher

werden vorsorglich an die Einsendung der Sportel­verzeichnisse bezw. Fehlurkunden pro ult. September d. I. erinnert.

Den 1. Oktober 1894.

K. Oberamt. Schüller, A.-V.

Nagold. - Die Gemeindebehörden

werden veranlaßt, die Nachweisungen über die Aus­führung von Regichochbauarbeiten und getrennt von! diesen über Rcgietiefbauarbeiten im abgelaufenen Quartal spätestens bis 7 ds. Mts. hieher einzusenden. Den 1. Oktober 1894.

K. Oberamt. Schüller, A.-V.

Gestorben.

Marie Günther, Schultheißen Witwe, Oberiflingen. Oitö Kübler, Calw. Sigg, Ortswundarzt, Bothnang. Hang, Schultheiß, Neckartenzlingen.

Hages-AeuigLeiten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 28. Septbr. Nachdem die neuen Turmglocken glücklich im altehrwürdigen, wiederaus- gebauten Kirchturm untergebracht sind, gaben dieselben zur Freude aller Einwohner schon einzelne Zeichen ihres ehernen Wohlklangs; heute Nachmittag um die 3. Stunde hörten wir solche erstmals wieder vom alten Kirchturm verkünden: mögen die Glocken nur zu stets friedlichen Akkorden anschlagen.

Ist Nagold, 1. Okt. Gestern hielt imStern" Oekonom Gottfried Walz den in der letzten Num­mer dieses Blattes angekündigten Vortrag über Obstmostbereit u n g (den man nächstens auch gedruckt beziehen kann). Manche Winke enthalten allgemein Bekanntes, wenn auch vielleicht nicht allgemein Ge­übtes, andere bieten Neues, vom gewöhnlichen Ge­brauch Abweichendes. Wir geben im folgenden das Wesentliche wieder. Unerläßliche Bedingung ist pein­liche Reinlichkeit in allen zum Mosten verwen­deten Geräten sowie in den Gär- und Kellerräumen, welch letztere von Zeit zu Zeit geweißnet werden sollen. Daß nur gesundes reifes Obst vermostet iverden soll, ist selbstverständlich. Eine besondere Aufmerksamkeit ist dem Gärprozeß zuzuwenden. Nachdem das Obst gemahlen und pro Zentner mit 6V80 Lit. Wasser, womöglich Regenwasfer, ver­mischt ist, kommt die ganze Maischmaffe in eine im gedeckten schließbaren Raum, der eine Temperatur von 8 (gio) Grad Wärme nach Reaumur haben soll (wie auch der Keller). Die Stande behält oben 20-30 Ctm. leeren Raum, damit beim Gähren die Masse sich ausdehnen kann. Für Senkböden ist Redner nicht, sondern er will unmittelbar auf die . ein Tuch gelegt und die Stande wieder mit einem Tuch gedeckt und einen Deckel darauf gelegt wissen, damit die säurebildenden Pilze abgehalten werden.

Isch (je nach den Umständen in 57 Tagen) die Maste emporgehoben hat, ist sie wieder hinunter-

werden, zu entkräften, um alsdann auf die wichtig­sten Punkte des sozialdemokratischen Programms überzugehen. Es ist bekannt, daß die Sozialdemo­kratie glaubt,durch Abschaffung des Privateigen­tums an Produktionsmitteln und durch Verwandlung derselben in gesellschaftliches Eigentum" die Quelle des Elends bei den wie sie sagt bisher aus- gebeuteten Volksklassen verstopfen zu können. Daß mancher Not unter der arbeitenden Bevölkerung ab­geholfen werden könnte, ist ja zuzugeben; allein wie mancher Jammer wird durch eigenes Verschulden heraufbeschworen ? Und was würden unsere Bauern sagen, wenn ihre Güter von dergroße" Gesellschaft" eingezogen würden, wenn keiner mehr sagen dürfte: Das ist mein Acker, meine Wiese, mein Haus! Wir enthalten uns, auf alle Programmpunkte ein­zugehen, einzelne decken sich auch mit Bestrebungen anberer Parteien. Der Redner befleißigte sich großer Ruhe und Sachlichkeit und war sparsam in Kraft- 3 Monate lausen. Beim An-j ausvrücken, weshalb die Versammlung in guter Ord- ein besonderes Verfahren. Er nung verlies. Zu einer Diskussion kam es nicht.

Der Vorstand des Calwer sozialdemokratischen Ar­beitervereins Nasch old forderte zum Schluß die hiesigen Arbeiter zum Anschluß an seinen Verein auf, um wenigstens bei den Wahlen gemeinsam Vorgehen zu können und empfahl dieSchwäbische Tagwacht" als die einzig richtige Zeitung für die geschlossen, der Spunden gelüstet und leicht aufge-f Arbeiter.Die Versammlung war von einer statt­setzt, worauf je nach der Größe des Fasses 5 bis f lichen Zahl junger Mannschaft besucht, von denen 10 L. auf einmal herausgelasfen werden. Hierauf i jedoch kaum die Hälfte wahlberechtigt sein dürste. Wir wird das Spundloch fest zugeschlagen und nie mehr:haben den Eindruck gewonnen, daß die Sozialdemo­geöffnet, bis das Faß leer ist,, es sei denn, daß I kratie gestern keine großen Eroberungen gemacht hat.

zudrücken, was bei der in den nächsten 1224 Stunden eintretenden 2. und 3. Gährung wieder zu geschehen hat. Nun wird der Saft abgelassen und gleichmäßig in die zur Aufnahme des Mostes bestimmten Fässer verteilt, worauf der Trester gepreßt und der Nach­druck vollends in die Fässer aufgefüllt wird. Letz­tere sind bis zu Beendigung der ersten stürmi­schen Gärung (die etwa 13 Wochen dauert) jeden Tag mit Most oder frischem Brunnenwasser aufzufüllen, so daß das Faß spundvoll bleibt, und der Most sich der seine Gesundheit und Güte beeinträchtigenden Bestandteile, namentlich des Eisen­oxyds, entledigen kann. Wenn keine Ausscheidung mehr staltfindet, wird ein reiner Lappen auf das Spundloch gelegt und der Spunden umgekehrt auf­gesetzt. Hat der Most ausgeschafft, was der Fall ist, wenn man kein Sausen mehr hört, so wird das Faß zugeschlagen. Redner empfiehlt bloß Fässer in der Größe anzuschaffen, daß sie nach dem Anstechen nicht länger als 2 stechen hat Walz treibt, ohne den Spunden oben zu lüsten, den offenen Hahnen in das Zapfloch und läßt ' 4Liter heraussickern (bekanntlich will der Most in diesem Fall nicht fließen), damit die oben angesammelte Kohlensäure wieder in den Most eindringen und sich mit ihm verbinden kann. Nun wirb der Hahnen

man eine größere Menge aus einmal herauslassen ^ wollte; zur Entnahme eines Krugs voll Most genüge der Druck der Lust, die von einem zum andern mal durch die Poren des Fasses über der Flüssigkeit eindringt. Aus einem vollen Faß soll man nie durchs Spundloch mit dem Schläuchlein Getränke entnehmen, damit das auf der Flüssigkeit lagernde fettige Schutzhäutchen nicht verletzt wird. Vom Ab­lassen des Mostes ist Redner kein Freund. Nachdem ein Faß geleert ist, solle es sofort mit kaltem, dann mit heißem Wasser gereinigt und eingeschwefelt wer­den; letzteres ist alle 12 Monate zu wiederholen. Im gleichen Keller befindliche Gemüse und frisch eingelegte Kartoffeln schaden der Güte des Getränks; wer es machen kann, soll also Getränke- und Gemüse­keller durch eine Scheidewand trennen. Durch die oben genannte Art der Behandlung bei der Gärung in der Stande sollen alle würzigen Bestandteile des Obstes ausgelaugt werden, weshalb man mit weniger Obst zum Ziele komme, wenigstens behauptet Redner, aus 3 Ztr. pro Eimer einen ganz guten Most zu bekommen.

. Nagold, 1. Okt. (Sozialdemokratische Versammlung). Auf den gestrigen Sonntag Nach­mittag war einegroße öffentliche Volksversammlung" in das Gasthaus z. Schiff hier berufen worden, bei welcher der Führer der Stuttgarter Sozialdemokraten überdie Bedeutung der Arbeiterorganisation" spre­chen sollte. An dessen Stelle erschien jedoch der Reichstagsabgeordnete für Braunschweig, Schriftstel­ler Blo s, z. Z. wohnhaft in Stuttgart. Der Red­ner ließ das vorgenannte Thema ziemlich weit links liegen und zog es vor, sich über das Programm der Sozialdemokratie überhaupt zu verbreiten, was denn auch für den (Zweck der Versammlung in Wahlen zu machen viel entsprechender war. Zuerst versuchte der Redner die Vorwürfe, welche der So­zialdemokratie wegen ihrer^negaliven Stellung zur Religion, zur Familie, unlOzum Vaterland gemacht

Postanweisungen für Soldaten. Anläßlich der nächsten Woche beginnenden Rekruteneinstellun­gen machen wir auf die Postvorschristen, welche be­züglich der an Soldaten gerichteten Sendungen be­stehen aufmerksam. Darnach kosten Postkarten und gewöhnliche Briefe an Soldaten einschließlich Unter­offiziere überhaupt kein Porto. Für die an Sol­daten gerichteten Postanweisungen bis zu 15 ^ einschließlich beträgt das Porto 10 g ohne Unter­schied der Entfernung. Soldatenpakete bis zum Gewicht von 3 Kilo kosten überall hin 20 g Porto. Diese Vergünstigungen kommen jedoch nur daun zur Geltung, wenn die Briefe rc. mit dem Vermerk: Soldatenbrief. Eigene Angelegenheit des Empfän­gers" versehen sind. Sendungen ohne diesen Ver­merk unterliegen dem tarifmäßigen Porto.

Stuttgart, 27. Septbr. Die Ankunft S. M. des Königs aus Bebenhausen erfolgt heute mittag um 1 Uhr. I. M. die Königin und I. K. A. Prinzessin Pauline, sowie I. H. Prinzessin Bathtt- dis von Schaumburg-Lippe werden um 2 Uhr 26 Min. gleichfalls mittels Separatzuges aus Friedrichs­hafen hier ankommen. I. Kais. H. die Frau Her­zogin Wera kehrt mit den Herzoginnen Elsa und Olga um 3 Uhr 10 Min. aus St. Moritz (im Engadin) wieder hieher zurück.

Stuttgart, 27. Sept. Die Herbeiziehung von Einjahrig-Freiwilligen zu Offiziersaspiranten' (Re­serveoffizieren) findet diesmal in ausgedehnterem Maße als früher statt, wie denn auch die einjährig-frei­willigen Unteroffiziere durchaus keine so seltenen Ge­stalten mehr sind wie früher. Der Grund hierfür ist in dem durch die Truppenvermehrung gesteigerten Bedarf an Offizieren zu suchen. Den israelitischen Einjährigen, welche am 1. Okt. zur Waffe gehen, ist mit Rücksicht auf die auf 1. und 2. Okt. fallen­den hohen israelitischen Feiertage freigestellt worden, ob sie ihren Eintritt am 1. oder 3. Okt. bewerk­stelligen wollen. Außerordentlich stark ist auch