114.

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Samstag 29. September

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Heile gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 Pfg., bei mehrmaliger je 6 Pfg.

1894.

Amtliches.

Durch Entschließung des Ministeriums des Innern vom 25. September ist die erledigte Stelle des Stellvertreters des Vorsitzenden des/Vorstands der landwirtschaftlichen Berussgenossenschaft für den Schwarzwaldkreis dem Regierungsrat St am er bei der K. Regierung für den Schwarzwaldkreis über­tragen worden.

Der nachgenannte Kandidat, welcher sich zur bevor­stehenden zweiten höheren Justizdienstprüfung gemeldet hat und für zulassungsfähig erkannt worden ist, ist Ernst Böltz von Nagold.

Gestorben.

Max Hole, Dekans Sohn, Crailsheim. Karoline Krick, Heidenheim. I. G. Flächer, Privatier, Biberach.

Hages-Weuigkeiten.

Deutsches Reich.

Nagold, 25. Sept. Wie man hört, wird Re-' gierungspräsident v. Luz die Kandidatur als Land­tagsabgeordneter für unfern Bezirks wieder annehmen. Trotzdeifj wird uns ein Wahlkampf kaum erspart bleiben. Auch die Sozialdemokraten haben am Sonn­tag Flugblätter verbreitet.

Nagold. Es freut uns, mitteilen zu können, daß bei der im Laufe dieses Sommers in Rottweil stattgehabten Verbandsgeflügelausstellung H. Schull. Holderle in Wenden für ausgestellte „schwarze Italiener" und „Helle Brahma" einen 2. Preis und ein Ehrendiplom zuerkannt wurden. Eben erfahren wir, daß auch H. Schull. Dinkelmann in Gau­genwald für selbstgezüchtete „gelbe Italiener" (sog. Buffleghorn) die er vorige Woche auf der Gefl.- Ausstellung in Crailsheim ausgestellt hatte, einen 1. Preis davongetragen hat. Möchten doch auch unsre Landleute mehr und mehr ihr Augenmerk auf die Züchtung reiner fleißiger Legraffen richten. Es käme sicherlich mehr dabei heraus, als bei der fort­dauernden Weiterzucht der schon durch langjährige Inzucht schwachen Landhühner.

Calw, 26. Sept. Gestern sah man eine eigene Jagdgesellschaft das Nagoldthal durchstreifen. Es waren Jagdliebhaber aus Calw, Hirsau und Teinach unter Führung eines Jägers aus Ravensburg. Derselbe hatte 5 Hunde, 3 hochbeinige stichel­artige (Griffon-Rasse) und 2 der sogen. Otterhunde in Dachshundgröße, bei sich, welche meist schwim­mend, mit Eifer und Sachkenntnis die User ab­suchten. Auf der ganzen Strecke von Teinach bis Calw wurde kein Otter „zu Hause" angetroffen. Wie es scheint, haben sich dieselben gegenwärtig flußaufwärts gezogen. Drei der Hunde brachen aus und jagden im nahen Walde weiter. Bei Ankunft der Jagdgesellschaft in Calw war noch keiner der­selben zurückgekehrt. Morgen soll von Teinach ab thalauswärts gejagt werden. Sollten die Hunde irgendwo anlaufen, so darf wohl erwartet werden, daß dieselben baldmöglichst dem Besitzer oder den beteiligten Jagdliebhabern wieder zugebracht werden, umsomehr als das Unternehmen des Hrn. Vogler ein uneigennütziges ist.

Stuttgart, 24. Sept. Der Lustschiffer Karl Spelterini wird am Cannstatter Volksfest, und zwar am Samstag den 29. und Sonntag den 30. d. M. mit seinem Riesenballon „Urania" zwei weitere Auf­fahrten veranstalten. Dieselben finden präzis nach­mittags 4 Uhr bei der Gasfabrik Cannstatt statt.

Stuttgart, 25. Sept. Am 7. Okt. findet hier im Schlachthaussaale eine allgemeine Württ.

Metzgerversammlung statt. Der Hauptgegenstand

der Beratungen betrifft Stellungnahme zu den Land­tagswahlen in Beziehung auf Abschaffung der Fleisch­steuer, worüber der Vorsitzende des Württ. Bezirks­vereins Wollensky-Ulm referieren wird. Auf der Tages-Ordnung stehen weiter ein Antrag von Ober­meister Bürgerausschußmitglied K. Fischer hier aus Abhaltung gemeinschaftlicher Häute-Auktionen durch die Innungen, sowie ein Vortrag von Maier-Aalen über „Gründung und Nutzen der Innungen".

Stuttgart, 25. Sept. An dem Küferstrike beteiligen sich bis jetzt über 70 Gehilfen. Von 9 Geschäften (Weingroßhandlungen zumeist, wie von dem Spar- und Konsum-Verein) sind die Forderungen der Gehilfen genehmigt worden.

Stuttgart, 26. Sept. In dem Befinden des Herrn Kriegsministers ist seit gestern eine Störung von Belang nicht eingetreten, wenn auch die Nacht weniger ruhig war und das Kräftegefühl zu wünschen übrig läßt. Die entzündlichen Erscheinungen sind im Rückgang begriffen.

Stuttgart, 26. Sept. Staatsrat v. Heß ist dem Vernehmen nach als Nachfolger des verstorbe­nen Geh. Rats Freiherrn v. Soden zum Vorstand des Verwaltungsgerichtshofs ernannt worden.

Stuttgart, 27. Sept. Gutem Vernehmen zu­folge wird von Seiten der deutschen Partei im Be­zirk Stuttgart Amt der Kaufmann Gustav Müller (Jndigomüller) ausgestellt; von Seiten der Volkspartei Fabrikant Krause in Zuffenhausen.

Aus dem Schönbuch, 24. Sept. Am Sams­tag früh hatte der Jagdgast des Königs, Maler Reck, das Glück, auf dem Pirschgang in Bromberg einen kapitalen Vierundzwanzigender zu schießen, wohl den stärksten Hirsch, der gegenwärtig in den Jagdrevieren des Schönbuchs zu finden war.

Gmünd, 26. Sept. Wie der „Jpf" erfährt, wurde Redakteur Frizenschaf vom „Gmünder Tagbl." (früher beim „Deutschen Volksbl." in Stuttgart) für die „Germania" engagiert. Derselbe wird auf 1. Nov. nach Berlin übersiedeln.

Leutkirch, 26. Sept. Nach dem „D. Volksbl." ist Pfarrer und Schulinspektor Eggmann vom Zentrum als Kandidat für die Landtagswahl ausgestellt wor­den. Derselbe, der bisher der Landespartei ange­hörte, hat die Kandidatur angenommen.

Ulm, 26. Septbr. Die „Ulmer Ztg." erhielt gestern Vormittag nach 11 Uhr den Besuch der Staatsanwaltschaft. Es wurde die Nr. 221 wegen des Leitartikels „Von Gottes Gnaden" beschlag­nahmt, die Redaktions- und Druckereiräumlichkeiten wurden nach dem Manuskript durchsucht. Diese Maßnahmen geschahen, wie man anuimmt, auf Be­treiben der Konstanzer Staatsanwaltschaft, die be­kanntlich einen Tag vorher die dort erscheinende „Abendzeitung" wegen des gleichen Leitartikels kon­fiszierte. Nachmittags 4 Uhr wiederholte die Staats­anwaltschaft ihren Besuch bei der „Ulmer Ztg." Diesmal wurde die Nr. 222 beschlagnahmt und zwar wegen des zweiten Absatzes des Leitartikels, der eine Kritik zur Kaiserrede enthält.

Karlsruhe, 25. Sept. In dem Verbandstag der Gewerbevereine führte die Frage über die Si­cherung von Forderungen der Bauhandwerker bei Neubauten zu langen, erregten Verhandlungen. Sämtliche Redner verlangten gesetzliche Abhilfe. Haetmann-Mannheim legte einen Gesetzentwurf vor, der das Vorzugsrecht für Bauhandwerker anerkennt. Der Reichstagsabg. Baffermann befürwortete den Entwurf. Weiter wurden Beschlüsse gegen den un­lauteren Wettbewerb und das jetzige Submissions-

Verfahren angenommen. Im Anschluß an ein Re­ferat des Versicherungsdirektor Schwanck-Köln be­schloß der Verbandstag eine Resolution, in der die Erweiterung der Unfallversicherung als ein Bedürf­nis begrüßt und der Wunsch nach Ausstellung einer Unfallstatistik ausgesprochen wird. Mit einem Hoch aus den Kaiser und den Großherzog schloß der Vor­sitzende die Versammlung. Der nächste Verbands­tag wird in Kassel abgehalten werden.

Bückeburg, 26. Sept. Die regierende Fürstin von Schaumburg-Lippe wurde gestern abend von einem Prinzen entbunden. Die Fürstin und der Prinz sind wohl.

Kiel, 24. Sept. Prinz Heinrich von Preußen hat seine Reise nach England verschoben, um in der Marinegarnisonkirche der Enthüllung der vom Kaiser gestifteten Gedächtnistafel zu Ehren der auf der „Brandenburg" Verunglückten beizuwohnen. Ober­pfarrer Langheld hielt die Weiherede. Der Kom­mandant der „Brandenburg" dankte für die kaiser­liche Ehrung. Der Feier haben zahlreiche Offiziere und Deputationen aller Marineteile beigewohnt.

Hamburg, 26. Sept. Als Ergebnis der Un­tersuchung gegen Leist teilt der „Korr." mit, daß dessen Kameruner Verhalten sich „durchaus nicht als tadellos" herausgestellt habe, andererseits seien die Hauptpunkte der Beschuldigung erfunden oder stark übertrieben. Das Schlimmste sei die Verwen­dung von „Pfandweibern" während ihrer Haft zu „Belustigungen und Tänzen". Trotzdem sei an eine Weiterverwendung Leists nicht zu denken. Die Frage, ob die Verhandlung geheim gehalten werden soll, ist noch offen. — Nach einer neueren Meldung ist die Frage dahin erledigt, daß die Verhandlung aus Sitt­lichkeitsgründen geheim gehalten wird.

Hamburg, 27. Sept. Der „Hamb. Korresp." meldet, der Reichskommissar v. Wißmann habe sich entschlossen, um seinen Abschied nachzusuchen. Die­selbe Absicht soll der Reichskommissar Peters hegen. Beide funktionierten thatsächlich seit lange nicht mehr. An die Ernennung neuer Kommissare werde nicht mehr gedacht.

Einen „Verein zur Wahrung der deutschen In­teressen in der Provinz Posen" beabsichtigen, wie aus Posen gemeldet wird, die Herren Rennemann- Klenka, v. Tiedemann-Seeheim nnd v. Hansemann- Pempowo, welche dem Komitee für die Varziner Huldigungsfahrt angehört haben, zu gründen. Es sind bereits vorbereitende Schritte für das Jnsleben- treten eines derartigen, auch über die Grenzen der Provinz Posen hinausgehenden Vereins gethan.

In einer Wohlthätigkeits-Matinö welche demnächst im Berliner K. Opernhause stattfindet, wird die Tondichtung des Kaisers: „Sang an Aegir" aufgeführt werden. Die Gesamteinnahme wird dem Baufonds zur Kaffer Wilhelm-Gedächtniskirche zu gut kommen, wie auch der Erlös aus dem Verlage der Tondichtung, welche bei Bote und Bock erscheint. Der Druck erfolgt dieser Tage in einer Auflage von 10,000 Exemplaren unter dem Titel: „Sang an Aegir, gedichtet und komponiert von Sr. Majestät Kaiser Wilhelm II." Vor der Aufführung im Opern­hause wird, obwohl aus dem Auslande bedeutende Summen dafür geboten sind, auf ausdrücklichen Be­fehl des Kaisers weder ein Exemplar verabfolgt, noch eine anderweitige Ausführung gestattet. Die Originalkomposition wurde im K. Hausarchiv nieder­gelegt. Mehreren befreundeten Souveränen und fürstlichen Persönlichkeiten hat der Kaiser geschriebene Exemplare gewidmet. Der Text ist bekanntlich nach