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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oderamts-Bezirk Nagold.

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Samstag 21. Juli

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1894 .

Amtliches.

Sekaitirtmachuitg,

Manl- und Klauenseuche bctr.

Nachdem die Maul- und Klauenseuche in Warth ausgebrochen ist, ist auf Grund des Min.-Erlasses vom 1. März ds. Js. für die Gemeinden Warth, Ebershardt, Wenden, Gangenwald und Berneck das Treiben von Rindvieh, Schweinen und Schafen außerhalb der Markungsgrenzen zunächst aus 14 Tage verboten worden, d. h. es dürfen Rindvieh, Schweine und Schafe über die betr. Gemeindemar­kung nicht gebracht werden. Ausgenommen von diesem Verbot ist die Benützung von Vieh zur Feld­arbeit auf angrenzenden Markungen; desgleichen der Transport von Tieren zu Wagen oder durch Tragen.

Die Ortsvorsteher der betr. Gemeinden haben dieses Verbot alsbald in ortsüblicher Weise zur öffentlichen Kenntnis zu bringen mit dem Anfügen, daß die Unterlassung oder Verspätung der Anzeige von Seuchenausbrüchen und die Zuwiderhandlung gegen die ergangenen Anordnungen nicht nur Be­strafung, sondern auch den Verlust der Entschädigung für an Maul- und Klauenseuche gefallenes Rindvieh nach sich zieht.

Nagold, den 20. Juli 1894.

K. Oberamt. Vogt.

Infolge der vom 3. bis 14. d. Bits, abgehaltenen zwei­ten Lehrerdienstprüfung ist zur Versehung von Schuldiensten ;

u. a. für befähigt erklärt worden: Albert Rieth müller, i Unterlehrer in Herrenberg.

Entsprochen dem Ansuchen des Kamerherrn Frhrn.

v. Simolin-Bathorr> um Enthebung dieser Würde.

im nationalen Kampf gedenken. Sie hat mit Gottes Hilfe

trotz Turkos und Zuaven, trotz Mitrailleusen und Chasse­pots zum Sieg geführt. Sollten Deutsche mit Deutschen nicht auch in sozialer Hinsicht zur Eintracht kommen können, trotz allen Hindernissen und Wiedersachern, die sich dieser Einigung eirtgegenstellen?

Das deutsche Bolk wird nicht in eine kleine Schar von Geldkönigen und eine unübersehbare Schar von Proletariern auseinanderfallen! Weder die Profitgier der brutalen Egoisten noch die Verbissenheit der wütenden Sozialisten werden im inneren Kampf den Sieg erringen da? deutsche Volk wird unter der Führung seiner Fürsten beiden Zaum und Zügel anzulegen wissen, daß es nicht zumgroßen Kladderadatsch", zur unsinnigen Zerfleischung kommt.

Wie aber im großen Kriegsjahr scharfe Kämpfe durch­zufechten und schwere Opfer zu bringen waren; wie damals Hunderttausende von wackeren Söhnen und Töchtern des Vaterlandes nicht bloß Geld und Gut sondern Blut und Leben daransetzen mußten; wie alle Volkskreise vom regierenden Fürsten bis zum ärmsten und einfachsten Mann in regem Pflichtgefühl und mit Anspannung aller Kräfte für das Wohl des ganzen Volkes und Vater­landes einlratcn: so muß es auch zur Herstellung der innreren Einigung geschehen!

In diesem Sinne und im Blick auf das neue deutsche Reich, auf das Wohl unserer Fürsten und unseres gesamten deutschen Volkes rufen wir am heutigen Gedenktag:

Vorwärts! Gott wird auch mit uns sein, wie er mit unfern Vätern war!

Hnm 19. Juli.

Am 19. Juli 1870 übergab der französische Geschäfts­träger in Berlin die offizielle Kriegserklärung Frank- i reichs. Am gleichen Tag erneuerte König Wilhelm von! Preußen den von seinem Vater zur Zeit der Freiheitskriege! gestifteten Orden des Eisernen Kreuzes nnd eröffnete den norddeutschen Reichstag mit einer geschichtlich denkwürdigen Thronrede, in welcher besonders der Satz eine wahrhaft zündende Wirkung ausübte: i

Hat Deutschland derartige (französische) Vergewalti­gungen seines Rechts und seiner Ehre in früheren Jahr-! Hunderten schweigend getragen, so trug es sie nur, weck es in seiner Zerrissenheit nicht wußte, wie stark es war. Heute, wo das Band geistiger unv rechtlicher Einigung, welches die Befreiungskriegen zu knüpfen begannen, die deutschen! Stämme je länger desto inniger verbindet; heute, wo Deutsch­lands Rüstung dem Feinde keine Oeffnung mehr bietet, trägt Deutschland in sich selbst den Willen und die Kraft der Abwehr erneuter französischer Gewaltkhat."

Der Schlußsatz der Thronrede:

In diesem Kämpfe, m dem wir kein anderes Ziel ver­folgen, als den Frieden Europas dauernd zu sichern, wird Gott mit uns sein, wie er mit unfern Vätern war," er hat in jenem Kriegsjahr nnd in den seither verflossenen zwei Jahrzehnten den Stempel der Wahrheit aufgedrückt bekommen. Der heutige Gedenktag soll nicht vorübergehen, ohne daß wir den Gefühlen des Dankes gegen Gott Aus­druck geben, der unserem deutschen Vaterland damals nach einen: glorreichen Krieg einen ehrenvollen Frieden bescheert und die Bemühungen zur Erhaltung und Sicherung des Friedens seither mit Erfolg gekrönt hat.

In seiner Antwortadresse auf die Thronrede gab der norddeutsche Reichstag u. a. der zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck:

Das deutsche Volk wird auf der Wahlstatt den Voden der Einigung finden."

Diese Hoffnung ist in Erfüllung gegangen und wir wollen uns die Freude über die erreichte Eini­gung der deutschen Stämme niemals und durch niemand verderben lassen!

In unserer Zeit handelt es sich um Ausfechtung innerer .Kämpfe, inbesondere um die ernste Bekämpfung schwerer sozialer Mißstände. Die nationale Zerrissenheit ist, Gott sei Tank, beseitigt. Aber in sozialer Hinsicht klaffen zwischen deutschen Männern leider noch tiefe Abgründe. Am heutigen Tage wollen wir der damaligen Eintracht

Hages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Nagold, 17. Juli. (Einges.) Es wird uns mitgeteilt, daß die beiden Sckmler der hiesigen La­teinschule, Walter Kübele und Max Schuster, das Landexamen glänzend bestanden haben. Unter 65 Examinenden wurde der eine der zweite, der an­dere der sechste. Zu diesem überaus glücklichen und ehrenvollen Ergebnis beglückwünschen wir die hiesige Lateinschule und deren Lehrer mit einem freudigen: vivat segnons!

** Nagold, 19. Juli. Bekanntlich wurde vom K. Finanzministerium 239 000 der Zentralleitung des Wohlthätigkeitsvereins überwiesen mit der Be­stimmung, diese Summe zu Notstandsgaben für die ackerbautreibende Bevölkerung des Landes zu verwenden. Vom ganzen Lande liefen 7020 Gesuche um Beiträge von der» genannten Summe ein. Aus dem Oberamt Nagold kamen Bitten aus 22 Gemein­den um Beisteuern zur Anschaffung des wegen Futternot verkauften Zugviehes. In 20 Gemeinden kamen von den gütigst zur Verfügung gestellten ^ 5000, von denen aber 600 ^ dem Viehversiche­rungsverein in Haiterbach zugewendet werden sollten, größere Beiträge, nicht unter 50 Zwei Gemein­den sind vom Notstandsverein so reichlich bedacht worden, daß sie von obiger Summe keinen Anteil mehr erhielten. Die Beiträge wurden nach den von der Zentralstelle angegebenen Grundsätzen unter Zu­grundlegung der von Oberamtmann Vogt und Stadt­schultheiß Brodbeck vorgelegten Vorschläge in der gestrigen Sitzung des BezirkswohÜhätigkeitsvereins ausgeteilt.

Herrenberg, 13. Juli. Gestern fand in Unterjesingen eine Jungvieh-Prämierung der stuchtviehgenossenschalt Herrenberg statt. Die Beteiligung hiebei war sehr lebhaft. Vorgeführt wurden 45 Stück Vieh; hievon konnten 20 prä­miert werden. Vergeben wurden 20 Preise und 3 Nach­preise mit 223 ^/j(, wovon auf Viehbesitzer von Unterjesingen allein 14 Preise mit 143 entfielen. Die nächste Prä­mierung wird am 12. Sept. in Herrenberg stattfinden.

Freudenstadt, 19. Juli. Die 13. Vereinsver­sammlung des württ. Forstvereins findet am 24. und 25. Sept. hier statt.

Horb, 19. Juli. Gestern wurde in hiesiger Stadt mit der Installation der elektrischen Beleuch­tungsanlage begonnen. Kunstmühlebesitzer Schneider

ist Unternehmer des Elektrizitätswerkes. Die erfor­derliche dynamoelektrische Maschine erhält 30 Pfer­dekräfte und versorgt ca. 300 Glühlampen. Außer dieser Maschiene wird noch eine große Akkumulato­renbatterie aufgestellt, durch welche es möglich ist, 200 weitere Glühlampen zu speisen. Bis 1. Ott. soll die neue Beleuchtungsanlage dem Betrieb über­geben werden. Sie wird von der Firma Reißer- Stuttgart eingerichtet.

Hechingen, 18. Juli. Gestern abend ffff12 Uhr wurde hier wieder ein Erdbeben verspürt. Die Erschütterung war nicht so stark wie in der Nacht vom 11. auf den 12. d. Mts. Die Bewegung ging in der Richtung von Osten nach Westen.

tz Stuttgart, 18. Juli. Der Verbandstag der württ. landw. Genossenschaften und Molkereien fand heute vorm, im Mozartsaale der Liederhalle statt. Etwa 100120 Mitglieder waren erschienen, Ober­amtmann Filser von Balingen glänzte durch Ab­wesenheit. Bei den Verhandlungen, die ziemlich er­regt verliefen, wurde zunächst konstatiert, daß das durch Herrn Filser verschuldete Defizit schon jetzt 280,000 ^ ausmacht, wozu noch die Gerichts- und Advokatenkosten kommen. Der Landtagsabgeordnete Stockmayer (Murrbach) war telegraphisch hieher be­rufen, um eventuell die Vorstandschaft eines neu zu bildenden Revisionsverbandes zu übernehmen, wozu sich dieser, wenn auch ungern, bereit erklärte. Die Bildung eines neuen Revisionsverbandes wurde aber mit allen gegen 4 Stimmen abgelehnt und dann ein­stimmig die Auflösung des seitherigen Verbandes beschlossen. Das ganze Vermögen desselben ist ge­richtlich bereits mit Beschlag belegt und sogar die ganze Bureau-Einrichtung in Heidenheim gepfändet. Beschlossen wurde ferner, gegen das bekannte Urteil des Landgerichts Stuttgart (in Sachen Jakob Hirsch u. Söhne in Mannheim gegen die landw. Genossen­schaften und Molkereien) Berufung einzulegen; we­gen ungenügender Jnteressen-Vertretung dem Rechts­anwalt Freisleben in Heidenheim das bisherige Man­dat zu entziehen und für die Folge dem Rechtsanwalt Dr. Schall in Stuttgart das Mandat eines Rechts­beistandes für die Molkereien, dem Rechtsanwalt Oßwald in Ulm, dasjenige für die landwirtschaft­lichen Consumvereine zu übertragen. Seit dem jähen Rücktritt des Oberamtm. Filser in Balingensfrüher in Heidenheim) hat der Vizevorstand Gutsbesitzer Mayer in Steinheim die Vorstandsgeschäste geführt. Nur aus inständiges Bitten der Versammlung ließ sich Mayer bewegen, die Geschäftsführung bis zu dem nächsten in 4 Wochen stattfindenden Verbands­tag zu behalten, wiederholt gab er seine Abneigung dagegen kund, die von Herrn Filser geschaffene Pfitze auszutappen! Der heutige Auflösungsbeschlnß ist nemlich nach den Statuten nicht perfekt, weil nicht 2/3 aller Genossenschaftsmitglieder anwesend waren Bei der kommenden, wie gesagt in 4 Wochen statt­findenden Generalversammlung kann erst und zwar ohne Rücksicht auf die Zahl der dann erscheinenden Genossenschaftsmitglieder die Auflösung definitiv be­schlossen werden.

Cannstatt, 17. Juli. Wie verlautet, soll das Landesfeuerwehrfest mit einem nicht unbedeutenden Deficit abschließen.

Reutlingen, 16. Juli. Der landwirtschaftliche Bezirksverein hielt gestern eine Au-schußsitzuug ab, in welcher namentlich über die von dem deutschen Landwirtschaftsrat zur Sprache gebrachte Frage Angebliche Mißstände imGesindeoermittlungs,offen " sowie überWahrnehmungen bei Besichtigung der Obstpflanzungen im Bezirk" verhandelt würbe. Ueber