Frankreich.

In Paris ist ein Anarchist Namens Gauche verhaftet worden, der die Lütticher Anarchisten durch Geldmittel unterstützt haben soll. Bei ihm ist ein Testament gesunden worden, nach welchem er sein ganzes Vermögen im Betrag von 300000 Franken dem verhafteten Genossen Grave für Zwecke der Propaganda vermacht hat.

Paris. Die Stellung des Ministerpräsidenten ist vom Präsidenten Carnot ausgeboten wie sauer Bier, aber niemand will recht heran, weil er von vornherein weiß, das; die Freude doch nicht lange dauern wird, denn Radikale und Sozialisten, die mit Hilfe einer Anzahl Monarchisten die letzte Krisis herbeisührten, haben absolut keine Aussicht, eine feste Mehrheit zu gewinnen. Herr Carnot ist jetzt wie­derum bei seinem alten Freunde, dein Senator Du- puy, angekommen, der zu einem Verlegenheitsmini­ster geradezu gut genug ist.

Belgien.

Brüssel, 28. Mai. Die Vermählung des Prin­zen Karl von Hohenzollern mit der Prinzessin Jo­sephine ist heute '.nittag erfolgt.

R u st l a n d.

Petersburg, 26. Mai. Infolge der entdeckten Verschwörung, welche ein Attentat gegen das Leben des Zaren im Hauptquartier bezweckte, beschloß der Zar, den Manövern nicht beizuwohnen.

Die russischen Bauern sind bekanntlich außer­ordentlich säumige Steuerzahler, und um hierin eine Besserung zu schaffen, ist nunmehr versucht, die Ab­gaben, statt in barem Gelde, in Form von Korn rc. zu erheben. Die Bauern waren damit ganz ein­verstanden. Aber nun, wo es zur prakt. Ausführung kommen soll, wird ihnen das Korn so niedrig an­gerechnet, daß es erst recht ein Mordshalloh giebt.

Amerika.

Newport, 26. Mai. In Lasalle (Illinois) haben die ausständigen Bergarbeiter die Polizei­agenten, welche die Bergwerke bewachten, angegriffen. Drei Polizeiagenten sind durch Revolverschüssc, mehrere andere mit Steiuwürfen verwundet worden. In Cripplecreek (Colorado) haben Bergarbeiter ein At­tentat durch eine Pulverexplosion verübt. Elf Be­wohner des betressenden Hauses sollen getötet sein. In verschiedenen anderen Gegenden haben Zusammen­stöße zwischen den Ausständigen, die vielfach mit Repetiergewehren bewaffnet sind, und der Polizei stattgefunden. Der Gouverneur von Illinois hat Truppen in das Streikgebiet gesandt.

Kleinere Mitteilungen.

Freudenstadt, 27. Mai. Gestern Abend zwischen 61'. und 7 Uhr wurde an zwei Mädcheu von Zwieselberg, ca. 9 und 11 Jahre alt, auf dem Wege von hier nach Zwieselberg, im Walde beim sogenannten Frauenteich, von einem Stromer ein Sittlichkeitsverbrechen verübt. Der Thäter wurde am Sonntag morgen hier festgcnommen in der Person des 20 Jahre alten Konditorgehilfen Wäch­ter aus Neckarsulm.

Munsin gen, 25. Mai. Kürzlich starb hier eine alte ledige Wäscherin, welche, obwohl gebrechlich, täglich ihrer

harten Arbeit nachging und sich unglücklich füblte, wenn sie einen Tag ohne Beschäftigung und somit ohne Verdienst war. Von Haus aus arm, galt sie stets als mittellos und unterstützungsbedürftig. Sie lebte äußerst kärglich, gönnte sich im Winter kein geheiztes Zimmer, hinterläßt aber jetzt als Frucht ihres Fleißes und ihrer Sparsamkeit ein nicht unbeträchtliches Vermögen, wovon sie eine größere Summe im Strohsack versteckt hatte. Lachende Erben teilen sich nun in die durch viel Entsagungen erworbene Summe.

In verschiedenen Weinbergen des württembergischen und badischen Tauberthales zeigen sich auch seit ca. 14 Tagen zahlreiche Raupen in der Länge von 2—3 Zentim., welche die jungen Triebe lotal zerstören. In einzelnen Lagen sind fast alle Setzlinge der Neuanpflanzungeu ab­gefressen. Alte Weinstöcke sind bis jetzt von den Raupen nicht berührt worden.

Bayreuth, 29. Mai. Der verstorbene Kommerzienrat Rose hat der Stadt Bayreuth 300,000 , /js für Erbauung eines Vereinshauses und zu wohlthätigen Stiftungen ver­macht. Sämtliche Arbeiter und Beamte erhalten namhafte Legate.

Ein seltenes Kissen. Als Prinz Maximilian von Zweibrücken, der als Oberst in französischen Diensten stand, einige Tage nach der Geburt seines Söhnchens Ludwig (des nachmaligen Königs Ludwig l. von Bayern) sein Re­gimen: musterte — so lesen wir in der „Romnnzeitung" —, war er sehr erstaunt, die Grenadiere des Regiments Elsaß glattrasiert zu sehen. Sein Erstaunen steigerte sich zum Zorn, denn die Schnurr- und Backenbärte waren eine Zierde seiner Soldaten gewesen, und in strengem Tone fragte er, wer ihnen ohne seine Zustimmung eine solche Eigenmächtigkeit gestattet habe. Statt der Antwort traten zwei Unteroffiziere vor und überreichten ihrem Obersten ein kleines Kissen, welches anstatt mit Federn oder Roß­haar mit den Schnurr- und Backenbärten des Regiments gefüllt war. Prinz Mar lachte nun herzlich und nahm das Geschenk an, auf welchem der kleine Ludwig in seinen Ju­gendjahren schlief. Trotzdem hat aber der spätere Kömg Ludwig !. von Bayern nie große Vorliebe für das Militär gezeigt.

A lumini u m -Pauken. Bereits drei Garde-, sowie eine Anzahl Linien-Regimenrer führen große Trommeln, gemeinhin Pauken genannt, mit Alumi­niumkesseln, und es steht zu erwarten, daß nach und nach alle Militärkapellen folgen werden. Die neuen Pauken haben teils matte, teils blanke, silber­glänzende Kessel mit der üblichen Malerei und sind schon in ihrer äußeren Erscheinung zweiffellos den bisher geführten Trommeln überlegen. Ihr Haupt­vorzug besteht jedoch bei besserem Ton in ihrer großen Leichtigkeit; schon aus diesem Grunde dürste ihre allgemeine Einführung trotz des höheren Preises erfolgen.

In Meinertzhagen (Westfalen) hat eine Feuerbrunst 40 Häuser zerstört; die Kirche wurde gerettet.

Pontarlier, 28. Mai. Seit gestern vormittag 10 Uhr herrscht hier (an der Grenze gegen die Schweiz) Schncefall.

- Vom Traualtar in den Tod. Eine Tragödie aus dem Leben, wie sie die Phantasie des Dichters so erschüt­ternd nie ersinnen könnte, wird aus Dtnhlweißenburg (Un­garn) gemeldet: Marie Karlovits, das schönste Mädchen von Szarhegy, feierte ihre Hochzeit mit dem Erwählten ihres Herzens, einem Wittwer Namens Stefan Schweiger. Nach der kirchlichen Eeremonir, welche in Szabad-Batthyan stattgefunden hatte, fuhr das Neuvermählte Paar mit den Hochzeitsgästen nach dem Dorfe zurück. Es hatten ihrer acht Personen in dem Wagen Platz genommen; der Kut­scher, übermütiger Bauernbursche Namens Ludwig Vargha, hieb wütend auf die Pferde ein, daß diese wie rasend vor­wärts jagten. Mau war bereits im Dorfe gelangt, da prallte der Wagen am Rande eines Grabens an einen Stein,

ein Stoß — und ein Teil der Insassen flog im weiten Bogen hinaus, die Anderen kamen unter den Wagen zu liegen. Tie schöne Braut flog mit dem Kopfe gegen einen Stein und gab wenige Minuten nachher den Geist auf, der Bräutigam erlitt eine schwere Gehirnerschütterung, und auch die Anderen trugen mehr oder minder schwere Verletzungen davon. Der Kutscher, dessen Mutwille das Unglück ver­schuldet, wird zur Verantwortung gezogen werden.

Wie aus Mailand gemeldet wird, schädigt dort herr­schendes wochenlanges Regen weiter die Landwirtschaft schwer. Der Po und seine Nebenflüsse sind in Piemont aus den Ufern getreten; eine große Ueberschwemmung steht auch im unteren Lauf des Pos bevor. Das Regenwetter hält noch an.

Ein elektrisches Mittagessen. Der Franklin Ex­perimental-Klub, gab jüngst gelegentlich des ersten Jahres­tages seiner Gründung ein elektrisches Mittagessen. Der Festsaal war natürlich elektrisch beleuchtet; die Bedienung geschah mittels einer kleinen elektrischen Eisenbahn, und die einzelnen Gerüchte waren mittels Elektrizität gekocht. An einem Ende der Tafel stand ein den berühmten Ben­jamin Franklin darstellender Automat, der die Gäste pho- nographisch begrüßte und nach dem ersten Gange eine „schneidige" Tischrede hielt. Während des Essens ließ ein in einem Nebenzimmer verstecktes Musikinstrument zahlreiche Stücke hören, die vor fünf Jahren auf der Pariser Welt­ausstellung vom Jahre 1889 in einen Phonographen hin­eingesungen oder gespiegelt worden waren. Nach Beendi­gung des Festessen bedeckte ein wahrer Blumenregen die Tafel. Die an eisernen Stielen befestigt waren, sind wü.,- rend des Essens von einem Magneten festgehalten worden, und mau brauchte nur den Strom zu unterbrechen, um ihren Fall herbeizuführen. Als die Gäste sich von der Tafel erhoben, ließ ein Phonograph einen Triumphmarsch hören, der zum erstenmal auf der Chicagoer Ausstellung gespielt worden war.

— Sicheres Merkmal. „Woran bestimmst Du das Alter eines Huhnes?" — „An den Zähnen." - „Ein Huhn hat doch keine Zähne!" — „Aber ich."

Handel L Berkehr.

Konkurseröffnungen. Georg Warmsler, früher Müller und Wirt in Weilerstoffel, jetzt in Gmünd. — Nach­laßsache des Rudolf Gummersheimer, gew. Kaufmanns in Heilbronn. — Bort, Friedrich, Bauer in Gleichen, Gmd. Pfedelbach. — Ludwig, Karl, Bäckermeister in Höll, Gmd. Wolfegg, und seine Ehefrau Rosalze, geb. Heitele. - Karl Renner Holzhändler in Stuttgart, Ludwigsstraße 47.

Nürnberg, 26. Mai. (Hopfen-Preise.) Marktware prima „./L 185—190, mittel 160—170, gering 120—150, Württemberger prima 195—200, mittel 175—185, Badischer prima 195—205, Elsäßer prima 185 -100, mittel 165—175.

Süddeutsche Versicherungsbank für Militär­dienst- und Töchter-Aussteuer in Karlsruhe i. B. Dem Geschäftsbericht für 1893 entnehmen wir, daß die junge Gesellschaft seit dem letzten Jahre bedeutende Fortschritte gemacht hat und sich sehr gut entwickelt. Es wurden 1893 abgeschlossen 2204 Versicherungen über 2 526 335 „/H wo­gegen 388 Versicherungen über 434030 „E wegen Ablehnung, Todesfall und Mangels Zahlung erloschen sind. Auf das Jahr 1894 wurden 34 380 ^ übertragen, so daß ein Netto­zugang von 2 057 925 ^ zu verzeichnen ist. Die Gesamt­versicherungssumme betrug am 31. Dez. 1893 4437 925 die Prämieneinnahme 190 002 , 12 fl. Der Sicherheits­

fond beträgt 280000 . A Die Direktion ließ es sich besonders angelegen sein, eine gründliche Organisation zu schaffen und wie sich solche bewährt, beweist der Umstand, daß seit 1. Januar 1894 bis heute bereits über 1600000 , /( Ver­sicherungssumme beantragt wurden. Das ausscheidende Mitglied des Aufsichtsrats, Herr Professor Tr. Vogel- Stuttgart, wurde wiedergewählt und die Wahl der am 1. Januar 1894 cooptierten Mitglieder, Herren Finanzrat Otto Müller und Rentner Louis Hofmann, wurden bestätigt.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.

^mttichk und Privat-Äekalllltmachnngen.

Stadtgemcinde Nagold.

Werk- u. Brennholz- Verkauf.

Aus Distrikt Killberg, Abt. Katzen­steig, Kreuztanne, Stellesbuckel, Stuben- kämmerle, Buch, Lehmgrube, Buch- schlägle, obere Lache, Sommerhalde, Dachsbau, unteres Brunnenhäule, Di­strikt Lemberg, Abt. unterer Teickel- wald, Lielach, Lemberghang, Distrikt Mittlerbergle, Bühl, Badwald, Wolfs­berg u. Ziegelberg kommen als Scheid­holz zum Auf streich:

am Montag den 4. Jnni d. I. im Gasthof zum „Hirsch" dahier von nachmittags L Uhr an:

5 Rin. eichene, t Nm. aspene Prügel, 380Rin. Nadelholzscheiter u. -Prügel, und 4000 St. Nadelholzwellen.

Gemeinderat.

6. Vli. Isiser.

Nohrdorf.

^ Zahrms-Verlmuf.

Am Montag, den 4. Juni d. Js., von mittags L Uhr an, kommt aus der Verlaffenschaft des

Christian Kiirble zum Verkauf:

Zwei zu jedem Geschäft eines Oekonoinen branch- Nbare Zugpferde (Hengst und Wallache), 1 zweispän- niger vollständig ausgerüsteter Wagen,

1 Dungwagen, 1 Pflug, 1 Egge,

1 guterhaltene Wagenwende, 1 Griff, verschiedene Pferde­geschirre und allgemeine Baumannsfahrnis.

Am Dienstag den ». Juni kommt weiter zum Verkauf von mor­gens Uhr an:

verschiedenes Schreinwerk, worunter 4 Kästen, 1 Tisch, erZ N jiAfM. Bett und Bettgcwand, Küchengeschirr, Feld- und K^ÄiHandgeschirr, 1 Faß mit 29 Inn und allgemeiner

wozu Liebhaber eingeladen werden.

LKlAM'AMWP Waisengericht.

Lehrergesaiigvereni.

Altensteiger Sprengel.

Samstag den 2. Juni, Gasthaus z. „Hirsch" in Walddorf. Abschied des Kollegen Scheib. Auch die Kollegen des vordern Sprengels sind freundlich eingeladen. Steinlc.

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6. W. Baisse.

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Frachtbriefe

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