Vertretung von Poitiers gehalten hat. Der Minister betonte auf das Nachdrücklichste die Notwendigkeit, daß sich alle staatserhaltenden Elemente vereinigen müßten, um wirksam an der Verteidigung der heuti­gen Gesellschaftsordnung zu arbeiten.

Der PariserMatin" tischt seinen Lesern mit der ernstesten Miene von der Welt folgende spaßhafte Geschichte auf:Im Jahr 1891 hielt der deutsche Kaiser in Erfurt bei dem Manöverbankett eine Rede, in welcher er Napoleon I. denkorsischen Parvenü" nannte. Prinz Viktor Napoleon wollte ihn deswegen fordern lassen und schon waren Marschall Canrobert und General du Barail auserwählt, das Kartell zu überbringen. Indessen erschien der offizielle Text der Rede, in welchem nur vomkorsischen Eroberer" die Rede war. Diese Veröffentlichung machte den Zweikampf überflüssig." Man kann nicht umhin, zu zittern bei dem Gedanken, daß Prinz Viktor ebenso gut bei seinem Entschluß hätte bteiben können, den Kaiser zum Duell zu fordern!

Italien.

Der italienische Ministerpräsident Crispi hat nun auch in Bezug auf das Heeresbudget einen entscheidenden Sieg im Parlament errungen. Den Gegnern von der äußersten Rechten und der äußersten Linken, die mit aller Gewalt das Heeresbudget be­schneiden wollen, führte er nochmals mil allem Nach­druck zu Gemüte, daß keine weiteren Ersparungen auf diesem Gebiet möglich seien, ohne die nationale Verteidigung zu gefährden. 12 Armeekorps seien notwendig, er bestreite jedoch, daß dieser Bestand durch den Dreibund beendigt sei. Alle wünschten den Frieden, das sei zweifellos; trotz aller Friedens­liebe denke aber keine Macht daran, abzurüsten; im Gegenteil, alle Mächte arbeiteten an der Vervoll­ständigung ihrer Rüstungen, und zwar, wie es im belgischen Parlament zum Ausdruck gekommen sei, weil Mißtrauen die beste Garantie der nationalen Unabhängigkeit sei. Nach der Rede Crispis wurde die von Louis Ferrari eingebrachte Tagesordnung, welche vom Kabinett nicht gebilligt mar, mit 199 gegen 135 Stimmen in namentlicher Abstimmung abgelehnt und die von Miceli-Dawiani vorgeschlagene von Crispi genehmigte Tagesordnung, nach welcher die Kammer die Erklärungen der Regierung zur Kenntnis nimmt und zur Beratung der einzelnen Kapitel übergeht, durch Erheben von den Sitzen angenommen.

Serbien.

Die radikale Partei in Serbien hat beschlossen, im ganzen Land Versammlungen abzuhalten, um gegen den Osterukas, der die Eltern des Königs in ihre früheren Rechte einsetzt, zu protestieren. Daraufhin hat nun der Ministerpräsident Nikolajewitsch die Präfekturen angewiesen, keine Versammlung, in der eine Kritik des Ukas versucht werden sollte, zu ge­statten und gegen die Anstifter und Rädelsführer der Kundgebungen mit aller Strenge des Gesetzes vor­zugehen. Es bleibt nun abzuwarten, ob diese An­ordnungen ohne Widerstand ausgeführt werden können.

Amerika.

New-Aork, 17. Mai. In der 67. und 71. Straße sind gestern eine Anzahl Wohnhäuser, Werk­stätten und Ställe niedergebrannt Eine Lokomotive und 150 Waggons verbrannten gleichfalls, 50 Pferde sind umgekommen. Der Schaden beträgt 300 000 Dollars. Bei der vorgestrigen Feuersbrunst in Boston sind 137 Gebäude vollständig und 22 teilweise nieder­gebrannt. In West-Wisconsin sind große Ueber- schwemmungen eingetreten. Häuser, Mühlen und Brücken wurden durch die Fluten weggerissen. Im Chippewathal beträgt der Schaden 2 Milt. Dollars.

Kleinere Mitteilungen.

js Alten steig, 17. Mai. In jüngster Zeit wurden hier und in Egenhausen 2 junge Männer verhaftet. Der eine von hier, ein Handlungsgehilfe, wegen Betrug und Fälschung. Er zog Gelder für seinen Prinzipal ein, ohne beauftragt zu sein, denn er war schon außer Stellung und privatisiert in einem hiesigen Gasthaus. Er hatte auch aus den Büchern seines Prinzipals Blätter ausgerissen, außer­dem Verschiedenes aus den Büchern radiert rc.. was der junge Mann nun schwer zu büßen haben wird. Der andere Verhaftete ist ein vor kurzer Zeit aus Amerika nach Egenhausen Zurückgekehrter. Er schoß aus Haß mit einem Revolver auf einen Bürger, ohne diesen aber zu treffen. Er wird sich nun wegen versuchter Tötung zu verantworten haben. Im

Warther Gemeindewald brach gestern ein Waldbrand ans. Sechs Morgen sollen beschädigt worden sein. Der Brand wurde durch Warther, Ebershardter und Ebhauser Bürger unterdrückt.

Stuttgart, 10. Mai. Wie hiesige Bäckermeister er­zählen, hat ein Hofbäcker am Friedrichsplatz für die Lkd- ferung für das Bürgerhospital 48" abgeboten. Man sieht, die Bäcker machen noch immer keine schlechten Geschäfte.

Dr. Sigl's Urteil über den Fall Hegelmaier. Dr. Sigl. vom bayer.Vaterland" wittert offenbar in dem Oberbürgermeister von Heilbronn, der stets gradaus ging und nie ein Blatt vor den Mund nahm, Fleisch von seinem Fleisch und Bein von seinem Bein, und widmet in dieser Stimmung dem Prozeß Hegelmaier einen zwar tief em­pfundenen, aber sehr derb ausgedrückten Nachruf. Er lautet also:Ter Prozeß gegen Bürgermeister Hegelmaier von Heilbronn zeigt in seinen Einzelheiten, wie em fleißiges Sladtoberhaupt, das aber den Rathausdemokraten nicht die Kur machte und nicht aus deren Nebenabsichten einging, mit allen erdenkbaren Listen und Pfiffen moralisch getötet werden sollte. Man hat Strohhalme, Bandstreifen, Zwirns­fäden, Schnitzel, Zeitungsausschnitte und Käspapier zu einem großen Misthaufen zusammengetragen, unter dem Hegelmaier begraben werden sollte. Man hat ihn für einen unsittlichen Lumpen, für einen schlechten Kerl, für einen boshaften Narren erklärt und ihn ins Irrenhaus gesteckt. Tie gegen ihn gepflogenen Verhandlungen 'ent­wickeln einen Rattenkönig von elenden Verleumdern und kleinlichen Nörglern. Hegelmaier steht vor der Welt als ein Märtyrer afterdemökratischer Laustöterei und Katzen­balgerei da."

Leutkirch, 16. Mai. Früchte tragende Bäume mit frischen Blüten find nicht eben selten; seltener dagegen find blühende Bäume mit noch aus dem alten Jahre stammenden Früchten, wie dies letzter Tage hier beobachtet worden ist. An einem in schönstem Blütenschinucke prangenden Baume sind noch 20 Aepfel zu zählen, welche trotz Kälte und Sturm am Baume überwintert haben. Die Zähe und Hartnäckigkeit dieser Aepfel ist wohl bemerkenswert. Echte Allgäuer.

München, 16. Mai. Im Dorf Altmarkt bei Weil- heim wurde ein Bäckergeselle, welcher heimtückischer Weise einen Landgutspächter erstochen hatte, von einer öOOköpfigen Menge derartig gelyncht, daß er lebensgefährlich verwundet wurde. 5 Gendarmen wehrten mit blanker Waffe die Bolksmafsen ab, wobei mehrere leicht verletzt wurden.

Ein Akt ausgleichender Gerechtigkeit durch den Kaiser wird aus Wittenberg berichtet. Im Jahre 1892 hatte ein daselbst verstorbenes Fräulein Mah­lendorf der Stadt ihre Hinterlassenschaft (120000 vermacht. Nun stellte sich heraus, daß die Verstor­bene ganz arme Verwandte (einen blinden Cousin und eine Cousine) hatte, deren sie in ihrem Te­stament nicht gedacht. Von dieser Thatsache erhielt auch der Kaiser Kenntnis, und nun wurde der Stadt Wittenberg bedeutet, daß die Genehmigung zum Antritt der Erbschaft nur werde erteilt werden, wenn der blinde Cousin 5000 und die Cousine 3000 von der Stadt erhalte. Nachdem diese Vorbeding­ung jetzt erfüllt ist, wurde die Genehmigung erteilt.

Der Bäckermeister Brenka und dessen Frau in Kreuz­burg (Oberschlesien) sind in der Nacht vom Sonntag zum Montag von drei jungen Burschen überfallen und mit Beilen erschlagen worden, weil der Meister ihnen den Verkehr mit seinem Dienstmädchen verboten hatte.

Neisse, lO. Mai. Rechtes Glück hat der Arbeiter P. bei der Wahl seiner Gattin entwickelt: Als er mit seiner eben angetrantenjungen Frau" vom Standesamt am Samstag heimkehrte, wurde diese, so berichtet diePos. Ztg.", plötzlich durch den Arm der Gerechtigkeit von seiner Seite gerissen, denn die Braut hatte während der Eheschließung auf dem Standesamte einem der Zeugen die Uhr entwendet.

Berlin 12. Mai. Bor einigen Tagen besuchte Ihre Majestät die Kaiserin das Augusta-Hospital. Nachdem die Kinderstation durchwandert war, wo die erlauchte Frau von Bett zu Bett ging, die ihr entgegengestreckten Hände ergriff und die Kleinen liebkoste und streichelte, ließ sich die Kaiserin in das am 1. April neu errichtete Waschhaus führen. Während der Besichtigung sagte die Kaiserin: Ach, hätte ich doch auch eine solche Waschanstalt" und fügte auf die erstaunten Blicke der Umstehenden hinzu: Ja es ist so; ich muß die Wäsche, selbst die Kinder­wäsche außer dem Hause waschen lassen, was mir große Unbequemlichkeiten bereitet."

Zürich, 15. Mai. In einem Gasthaus schoß der Portier dem Zimmermädchen aus Eifersucht mit dem Re­volver eine Kugel in den Rücken. Hierauf erschoß er den Liebhaber des Zimmermädchens, einen deutschen Reisenden nnd tötete dann sich selbst mit zwei Schüssen. Der Hote­lier erhieli einen Streifschuß. Das Zimmermädchen ist schwer verwundet.

Der in Zürich von einem Hotelportier Erschossene war der Fabrikant Pick, Inhaber der württembergischen Luruspapwr- und Trauerschleifenfabrik in Stuttgart.

' In Wien haben sich am Sonnabend wegen schlechter Schulzeugnisse zwei Geschwister, ein Mädchen im Alter von 13 und ein Knabe von 0 Jahren, in den Donaukanal gestürzt und sind darin, ehe Hilfe kommen konnte, ertrunken.

Paris, 10. Mai. Im Jrrenhause von Biseötre bei Paris kam ein -löjähriger Kranker Namens Auguste Ta- bottier auf furchtbare Weise ums Leben. Der Kranke war, wie derK. Z." gemeldet wird, in ein Bad gebracht und die Wanne mit einer Kautschukdecke überspannt worden, aus welcher der Kranke nur den Kopf herausstrecken konnte, ohne sich sonst rühren zn können. Der Wärter vergaß, den Halm für das heiße Wasser zu schließen, und als er nach einer Viertelstunde zurückkam, fand er Tabottier

buchstäblich gekocht im Wasser. Der Unglückliche starb nach wenigen Minuten. Der Wärter wird wegen fahr­lässiger Tötung verfolgt werden.

Ende eines Geizhals. Im Spital zu Cacilhas bei Lissabon ist dieser Tage ein Mann als Opfer seines Geizes gestorben. Ter Betreffende, Namens Antonio Mattos, hatte eine lange Krankheit durchgemacht, in welcher jedoch eine Besserung eintrat. Der Doktor Godinho, der den Kranken pflegte, sagte zu diesem:Ihre Leiden werden bald ein Ende haben!" Diese Worte des Arztes wurden jedoch vom Kranken mißverstanden und dahin gedeutet, daß ihm ein baldiger Tod bevorstände. Da er nun von seinem Vermögen, das er stets bei sich trug und unter dem Kopf­kissen seines Krankenbettes aufbewahrte, sich durchaus nicht trennen wollte, verschluckte er eine große Anzahl Goldstücke und starb wenige Augenblicke nachher an Erstickung.

Die Weltausstellungsgebäude in Chicago, so­weit dieselben noch vorhanden sind, sind an einen Bau­meister aus St. Louis für 75000 Dollars verkauft worden. Die Baukosten derselben haben 7 004105 Dollar betragen.

(Eine Blitzheirat.) Während eines Balles wurde kürzlich in New-Aork ein junger Mann einer Dame vor­gestellt, die ihm so sehr gefiel, daß er bald nach dem er­sten Walzer um ihre Hand fürs ganze Leben bat. Die schöne Miß nahm sofort an, und da der Herr des Hauses ein protestantischer Pfarrer war, konnte die Eheschließung auf der Stelle in Gegenwart aller Gäste stattfinden, eine halbe Stunde nach der Verlobung. An demselben Abend noch, nach Beendigung des Balles, trat das junge Ehepaar seine Hochzeitsreise an. In New-Hork spricht Jedermann von diesem ehelichen Record, der selbst für amerikanische Verhältnisse ganz außerordentlich ist.

Handel L Berkehr.

js Altensteig) 17. Mai. Der heutige Pfingst- oder der sog. Füllesmarkt war mit Rindvieh m Betracht der gegenwärtigen Verhältnisse ziemlich stark befahren. Trotz­dem die Verkäufer die Preise sehr hoch hielten, ging der Handel doch gut, weil viele Landwirte bei den gegenwärtigen guten Futteraussichten ihren Viehbestand wieder zu ergänzen suchen. Für 6 Monate alte Rinder wurden 100150 . ß( bezahlt, Stiere geringerer Qualität kosteten 400 -500 ,/H Kalbeln und Kühe galten 350400 , und darüber, ohne besondere Qualität zu sein. Es ist überhaupt zu bedauern, daß durch die Futternot viel schönes Vieh entwertet verkauft wurde und daher jetzt viel unrassiges Vieh zu Markt ge­bracht wird. Händler brachten viel Vieh aus dem Badi­schen, aber nur etwa ein Drittel war bcsserer Qualität. Ochsen kosteten bis zu 1200 trotzdem Händler, die Fett­vieh kaufen, fehlten, weil sie im Ausland billiger einkaufen. - Auf dem Schweinemarkt wurde ebenfalls viel gehandelt bei hohen Preisen. Milchschweine kosteten 2245E, Saugschweine geringer Qualität 5070, besserer Qualität 70 -100 ausnahmsweis starke Läufer wurden mit 100-130 ^ bezahlt.

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Hiezu das Unterhaltungsblatt Nr. 2N.

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