Der

Amts- und Intelligenz-Blatt flir den Obrramts-Bezirk Nagold.

so.

Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 Pfg., in dem Bezirk 1 Mk., außerhalb des Bezirks 1 Mk. 20 Pfg. Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Dienstag 13. März

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 Pfg., bei mehrmaliger je 6 Pfg.

1894.

Amtliches.

An die Gemeindebehörden, betr. den Schutz der Vögel.

Dieselben werden auf die Min.-Verf. vom 29. Nov. 1892 (Reg.-Bl. S. 591), betreffend den Schutz von Vögeln, hingewiesen, wornach der Strafbestim­mung des Art. 40 des Landespolizeistrafgesetzes un­terliegt, wer während der für die Vögel festgesetzten Schonzeit, d. h. in der Zeit vom 1. März bis znm 15. September Hunde oder Katzen im Walde oder auf freiem Felde nmherfchweiferr läßt.

Das unterstellte Polizei-, Feld- und Wasdschutz- personal ist entsprechend zu instruieren und ist hierüber Eintrag im Schultheißenamtsprotokoll zu machen.

Nagold, den 9. März 1894.

K. Oberamt. Vogt.

Die Verwaltungs-Aktuare werden aufgefor­dert, hieher anzuzetgen, daß die Tagbücher, Rapiate und Abrechnungsbücher pro 1. April 1894,95 an­gelegt und den Rechnern übergeben sind.

Nagold, den 10. März 1894.

K. Oberamt. Vogt.

Die Ortsvorstsshcr werden beauftragt, für recht­zeitige Vornahme pon Neuwahlen derjenigen öffent­lichen Rechner, deren Wahlperiode am 31. d. Mts. abläufl, zu sorgen, über etwaige Aenderungen in den Anstellungs- und Kautionverhältnissen Beschlüsse der Verwaltungsbehörden herbeizuführen und bis 1. April Vorlage anher zu machen.

Nagold, den 10. März 1894.

K. Oberamt. Vogt.

Die Ortsvorsteher und Verwaltungs- Aktuare

werden aufgefordert, die Etats für das Rechnungs­jahr 1.April l894/95nun zu entwerfen, aufder 1. Seite des Gemeindeetats den Staatssteuer- sowie den fin­gierte» Betreff, den Amtsschadensbetreff und die Ge- meindeschadens-Umlagesumme pro 1893/94 anzuge­ben, eine Uebersicht über den Vermögensstand, über die Grundstocks- und Restverwaltung nach der letzten Rechnung, sowie eine vorläufige Vermögensberechnung von der Rechnungsperiode pro 1893/94 beizufügen, die Armen-Etats unter Beiziehung der Ortsgeistlichen festzustellen, erhebliche Abweichungen der Etatssätze überhaupt gegenüber dem Vorjahre unterBemer­kungen" zu erläutern; wo Schuldentilgungs- und Grundstocksergänzungspläne bestehen, genau zu un­tersuchen, ob sie in den Etatsjahren 1892 93 und 1893/94 eingehalten worden, und etwaige Rückstände neben der planmäßigen Tilgungs- oder Ergänzungs- Ae in die neuen Etats aufzunehmen, geeignete Be­schlüsse der Kollegien über die Etatssätze, Umlage­summen, Restmittelverwendung oder Betriebskapital- Ergänzung herbeizuführen und die Etats mit den 'Ooschlüssen in doppelter Fertigung bis 1. Mai l. I. zur Prüfung und Genehmigung anher einzusenden.

Nagold, den 10. März 1894.

K. Oberamt. Vogt.

Talies-Weiligkeiten.

Deutsches tteich.

9-. März. Am Donnerstag den

stier ein- Gasthaus zumHirsch" da-

ä "Ug.emerne Wirtsversammlung statt Mivt "^en die Verhandlungen daselbst für jeden < großes Interesse bieten. Der Landesverband Wirte umfaßt z. Zt. 50 Wirtsvereine im ganzen

Lande und gehört dem aus ca. 22 000 Wirten be­

stehendenBunde deutscher Gastwirte" an. Da die Bestrebungen der Wirtsvereine sehr häufig falsch aufgefaßt werden, so dürfte eine allgemeine Aufklä­rung hier wohl am Platze sein. Wie bei allen an­dern Berufszweigen, so machte sich auch im Wirts­stande der Mangel einer Organisation äußerst fühl­bar, um gemeinsam das Wirtsgewerbe gegen die mannigfachen Schäden und Auswüchse innerhalb desselben zu schützen und dieselben wirksam zu be­kämpfen und zu beseitigen. Der schwere Kampf ums Dasein, das aussichtslose Ringen des Einzelnen, in diesem Kampfe hat mich die Gleichgültigsten zu der Ueberzeugung gebracht, daß das durch Steuern so schwer belastete Wirtsgewerbe, das am meisten von dem allgemeinen Niedergang betroffen wird, mehr als jedes andere, der Einigkeit seiner Mitglieder be­darf, wenn es seinen früheren Platz unter den Ge­werben wieder eiunehmen soll, und das ist nur auf dem Wege der Organisation möglich. Daß diese Bestrebungen bei der Behörde Anklang finden, be­weist die Teilnahme sowohl der Staats- wie der städtischen Behörden bei den Verbandstagen und wurde daselbst schon öffentlich ausgesprochen, daß ein gesunder Wirtsstand ein Segen für das ganze Vaterland sei. Was aber einer Gesun­dung bei uns hindernd in den Weg tritt, das sind die lästigen, unwürdigen und einen freien Wirtschaftsbetrieb hemmenden Kontrollmaß- regeln, welche mit der württembergischen Weinsteuer, dem sogen, llmgeld, verbunden sind, und diese sind es, gegen welche wir Front machen. Der Steuer­betrug selbst ist es weniger, wissen die Wirte doch sehr wohl, daß der Staat Geld braucht, aber die Ungleichheit, die Einseitigkeit und die Ausnahme­stellung, unter welcher der Wirt zu leiden hat und die von der Abgeordnetenkammer ohne Ausnahme anerkannt wurde, das ists, was den Landesverband veranlaßte, energisch auf Abschaffung des bestehen­den unhaltbaren Zustandes hinzuwirken. Daß die württembergische Regierung sich auf die Dauer dem berechtigten Verlangen des Wirtsstandes nicht mehr verschließen kann und wird, geht schon daraus her­vor, daß dieselbe von den von der Kammer geneh­migten Erleichterungen im Akkordsverfahren noch nicht den geringsten Gebrauch gemacht hat. Aus all dem oben gesagten Gesagten geht klar u. deutlich hervor, daß der Landesverband nichts Ungesetzliches verlangt, wenn er eine Gleichberechtigung seiner Mit­glieder gegenüber allen anderen Staatsbürgern an- ^ strebt, nnd er wird dieselbe erringen, wenn sich sämt­liche Wirte demselben anschließen und gemeinsam dieses Ziel verfolgen.

Erklärung. Es ist mir zu Ohren gekommen, daß mein Artikel in der letzten Nummer des Gesell­schafters, die hiesige Lateinschule betreffend, in manchen Kreisen in dem Sinne aufgefaßt wurde, als enthalte er eine Spitze gegen die Realschule, als wolle ich dadurch die Entwickelung der Realschule hemmen. Ich muß staunen! Was habe ich gethan? Jedes Jahr ist bisher vor der Aufnahmeprüfung zu Gunsten der Realschule ein Artikel erschienen. Also: was dem einen recht ist, ist dem anderen billig. Ich habe nichts gethan, als die Bestim­mungen unseres neuen Lehrplanes veröffentlicht, und weil ich hier schon so oft die Aeußerung gehört habe, wir brauchen eben praktische Schulen, so habe ich mir erlaubt, daraus hinzuweisen, daß die Lateinschule auch keine unbrauchbaren Leute ins Leben hinausschickt. Ich kann also kein Wort zu­rücknehmen; im Gegenteil, da mir noch einmal die

Feder in die Hand gedrückt wird, möchte ich

mich nochmals an die Väter wenden und ihnen sagen: kommet der Lateinschule mit Vertrauen entgegen, machet den Versuch und ihr werdet wohl finden, daß eure Söhne, die den erziehenden Unterricht der Lateinschule genossen haben, nicht unbrauchbar für das praktische und öffent­liche Leben sind. Wir gehen einer wechselreichen Zeit in unsrem öffentlichen Staatsleben entgegen! Um jetzt allen Zwist und jede Aufregung zuvermeiden, gebeich ein für alle Male folgende Erklärung ab. fDiese Erklärung habe ich meinen realistischen Kollegen, Herrn Reallehrer Mül­ler und Herrn Kaz, vorgelesen und sie haben sich damit ganz einverstanden erklärt. Also wer­den auch andere Leute einverstanden sein.können.) Ich erkläre hicmit: Ich bin nicht hieher gekommen, um mit meinen realistischen Herren Kollegen in Zwietracht zu leben, im Gegenteil hoffe ich, stets recht gut mit ihnen zu stehen. Es lag mir im innersten Grunde meines Herzens jeder scheelsüchtige Gedanke gegen die Realschule durchaus ferne. Es fällt mir durchaus nicht ein, die Realschule in ihrem Werte und ihren Vorzügen herabzusetzen; im Gegenteil, es freut mich, daß hier eine Realschule ist und ich wünsche ihr alles Blühen und Gedeihen! Und ich habe die Ansicht, daß beide Schwestern­anstalten zum Heile der Stadt recht gut neben einander bestehen können, ohne sich gegenseitig Abbruch thun zu müssen. Dabei aber hoffe ich, daß es mir kein billig denkender Mensch verübeln wird, wenn ich bei meiner eben dargelegteu freundlichen Gesinnung gegen die Realschule andererseits mit allen meinen Kräften dahin wirke, daß die Lateinschule auch blühe und gedeihe, und daß die ältere Schwester Lateinschule nicht länger hinter der jüngeren Schwester Realschule zurücktrete. Mit dieser Erklärung hoffe ich jeden Anlaß zu Zwistigkeiten oder zu Aufregungen in der Bürgerschaft beseitigt zu haben und erkläre zum Schluffe, daß ich mich gar nie auf eine Preß- fehde einlasse: denn der Kampf, den ich hier zu kämpfen habe, kann nur im Schulzimmer ausgefochten werden. Tkleeor.

Der Bericht über das Kirchenkonzert wird in der nächsten Nummer erscheinen.

Herrenberg, 10. März. Gestern abend hatten die in der Gemeinde Gärtringen wohnenden Brüder Motteler aus geringfügigem Anlasse Wortwechsel; in dessen Verlauf nahm einer der Brüder eine Spalt­axt und schlug mit dem schneidigen Teile derselben seinem Bruder die Rippen durch, so daß letzterer nun lebensgefährlich darniederliegt. Der Thäter, der geistig etwas beschränkt sein soll, wurde dem Gerichte übergeben.

Calw, 9. März. Gestern vormittag, kurz nach 10 Uhr, entstand beim Güterschuppen auf dem Bahn­hof ein gewaltiger Erdrutsch. Von der Wand i über dem Bahngeleise hatten sich mächtige Felsen ^ gelöst und waren mit großen Erdmassen auf das Geleise gestürzt. Ein Felsen, der auf mehrere 100 Ctr. geschätzt wird, zertrümmerte die Seite eines dort stehenden ll-Wagens und schlug die Schienen tief in den Boden. Ter Centralweichenapparat ist beschädigt, jedoch erleidet der Verkehr keine Störung. Mit dem Aufräumen ist bereits begonnen; die großen Felsstücke werden behufs Wegschaffung gesprengt.

Tübingen, 9. März. (Schwurgericht.) Als zweiier /(all begann gestern vor dem hiesigen Schwurgericht die Verhandlung in der Anklagesache gegen Pius Tiem e r, Bäckergeselle von Neckarsulm, wegen Mords und Raubs, begangen am II. Novbr. v. Js. an den August Bert sch'scheu