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istedt a. H. Nr. 8l. rbe n:

Karl Friedr., Kind Oelers, 3 Monat Zeerd. den 80. Jan.,

1Z.

! Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­

tag und Samstag, und kostet vierteljährlich »hier- lohne Trägerlohn) 80 Psg-, in dem Bezirk ß l Mk., außerhalb des Bezirks 1 Mk. 20 Pfg. ! Ntonats-Abonnenrent nach Verhältnis.

Donnerstag 1. Kevruar

Jnsertionsgebühr für die tspaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 Psg., bei mehrmaliger je 6 Pfg.

1894 .

Die mit dem 1.

Januar

Bekanntmachung.

A. in Wirksamkeit gesetzten neuen Taxen für den Orts- und Nachbarfchaftöverkchr werden vielfach unrichtig angewendet; namentlich geschieht dies hinsichtlich der durch GinLegen in die Briefkästen der Post- und Landorte zur Einlieferung kommenden Sendungen (Briefe, Postkarten, Drucksachen und Warenproben).

Um weitere, ans der unrichtigen Anwendung dieser Taxen erwachsenden Mißstände hintanzuhalten, wird ans Veranlassung der K. Generaldirektion der Posten und Telegraphen der nachstehende Posttarif wiederholt bekannt gemacht.

PoftLartf

für Briefsendnngen (Briefe, Postkarten, Drucksachen, Warenproben) des inneren württembergifchen Verkehrs.

G egen st and.

Porto und Gebühren im

Nachbarschafts-Verkehr.

Verkehr zwischen verschiedenen Gr- ten des. Vestellbezirks der Aufgabe- poftanftalt (Land b ezirksver- - » . . . l kebr)*, zwischen Vostanstalren,

verkebr innerhalb welche bis zu (0 Kilometer von des MrtsbesteU- leinander entfernt sind (A ehnki lo- bezirks der Auf- lni e t erv er k ehr), sowie zwischen gabepostanstalt ) verschiedenen Vrten desselben Mber-

scheu Verkehr)

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1) Briefe ( bis zum Gewicht von ^

->) frankiert (über '3 »' b. zum Meistgcwicht von 250 8 ( bis zum Gewicht von lS » . , .

b) unfrankiert ( über 15 8 bis zum Moistgewicht von

( 250 8 -.

(Für unfrankirtc portopflichtige Dienstbrrefe, sofern solche in der Aufschrift mit dem Vermerkportopflichtige Dienst­sache" und mit öffentlichem Siegel oder Stempel versehen sind, wird im württembergifchen fauch im deutschen Verkehr j nur das Porto wie für frankierte Briefe erhoben.)

, 2) Postkarten frankiert

n) für Postkarten ohne Antwort. . . d) für Postkarten mit Antwort . . .

3) Drucksachen frankirt

bis znm Gewicht von 15 8 einschließlich über 15 § bis 50 8 einschließlich .... 3

über 50 ->- bis 100 § einschließlich .... 5

über 100 8 bis 250-8 einschließlich ... 5

über 250 § bis 500 8 einschließlich ... 10

über 500 8 bis zum Meistgewicht von 1000 8 10

im Postortsvertehr je mit Ermäßigung um 25° bei gleich­zeitiger Einlieferung von mehr als SO Stück gleichlautender Drucksachen für die 50 Stück übersteigende Stückzahl.

4) Warenproben frankiert

bis zuni Meistgewicht von 250 8 . -

* Für die in einem Landort aufgegebenen und in diesem Landort auch die Taren des Postverkehrs.

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Nagold, den 29. Januar 1894.

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wieder zu bestellenden Sendungen gelten

K. Oberamt. Vogt.

Gestorben in Amerika: Jak. Fried. Renz a. Pfron­dorf, 66 Jahr, in Lvuisville, Kp; Fritz Vogt a. Unterje­singen, 74 Jahr, in «outhingtou, Eonn.

Dis Arbeitslosigkeit und die Sozialdemokratie.

Als eine rein sozialdemokratische Geschästsange- lcgcnheit fassen die Führer der 'Arbeiterhetzpartei die A>beitölosigtüit ans. E?ie haben wieder eine zwei­tägige'Debatte über diesen Gegenstand im Reichs­tage herbeigcsührt und wipder hat es sich gezeigt, daß die Sozialdemokratie nicht das Volkswohst sondern nur den Parteivorteil, der ja zugleich der Vorteil der Führer ist, im Auge hat. Als im vo- r:geu Jahre g-.-.r^fünfiägige Erörterungen über Not­stand durch die Sozialdemokraten veranlaßt waren, gab uerVorwärts" mit der Offenherzigkeit des ^rechen zu, daß der Zweck gewesen, diePartei- Propaganda" zu fördern. Das sollte besagen, daß man hoffte, durch Anführung von falschen Behaup­tungen und unerhörte Aufreizungen, die im Reichs- tage ja straflos sind, die Zahl der Unzufriedenen

zu mehren und die Sozialdemokratie als diejenige Partei hinzustellen, die allein ein Herz für Not und Armut hat. Wie viel darauf zu geben ist, geht schon daraus hervor, daß von den 44 sozialdemo­kratischen Abgeordneten nur 14 es der Mühe wert fanden, den von ihnen herbeigesührten Verhandlun­gen beizuwohnen. Das Volk ist ja nicht im Reichs­tag, es sieht nicht, was die Herren thun und lassen, aber es liest später die Hetzreden, die man auch ungestraft drucken lassen darf.

Selbst wenn die Sozialdemokratie eine Arbeiter­partei wäre, d. h. eine Partei, die das Wohl der Arbeiter anstrebt, hätte sie nicht das Recht, die Be­kämpfung des Notstandes sozusagen als ihre Pri­vatsache hinzustellen. Es giebt in manchen Gegen­den und Geschäftszweigen einen Notstand, auch un­ter den Arbeitern. Aber bei diesen ist er viel seltener als bei den Unternehmern, den Arbeitgebern. Die Sozialdemokratie stellt es immer so dar, als ob un­ter Unternehmern lauter Männer wie Krupp oder Stumm zu verstehen seien. Die meisten Unterneh­

mer sind aber kleine, von Sorgen und Mühen schwer- geplagte Leute, Handwerker, Kauflente, Bauern. Der Notstand bei den Handwerkern ist allgemeiuer und größer als bei den Arbeitern, denn beim Hand­werker kommt in ungünstigen Zeiten zur Sorge für die eigene Existenz noch die Sorge für die Ge­sellen, die am Sonnabend ihren Lohn verlan­gen und bekommen müssen, und oft muß der Meister als Lohn das hergeben, was er selbst für sich und seine Familie notwendig hätte. Und die Bauern? Nach schlechten Ernten oder bei zu niedri­gen Preisen stellt sich beim Landwirt der Notstand ein und zwar viel härter als bei dem Arbeiter. Arbeitslosigkeit freilich ist beim Bauer nie die Ur­sache des Notstandes. Wenn die Frucht nicht ge- räth oder die Marktpreise die Produktionskosten nicht decken, so hat er doch so viel gearbeitet, wie in besseren Jahren. Aber ohne den Lohn, den er erwarten durste. Daß ein Arbeiter aber einmal seines Lohnes verlustig geht, gehört zu den größten Seltenheiten.

Von diesen Dingen sprechen die Sozialdemokra­ten nicht. Was sie aber über die Arbeitslosigkeit der eigentlichen Arbeiter Vorbringen, ist zum Teil entstellt, zum größeren Teil erlogen, wahr in keinem einzigen Punkt. Die Not, wo sie vorhanden, ist durchaus nicht immer eine Folge von Arbeitslosig­keit. Es giebt Arbeit, aber Zahllose wollen nicht arbeiten. Dafür sind Beweise in Menge beigebrach t worden. Im vorigen Jahre machten die Sozialde­mokraten in Stuttgart ein Geschrei von der dort herrschenden Arbeitslosigkeit, daß man glauben konnte, die Hälfte der Arbeiter sei ohne Beschäftigung. Auf die Fragewie viel Arbeitslose sind denn in der Stadt?" machten sich die Sozialdemokraten ans Zählen. Es wird dabei nicht ehrlich hergegangen sein, trotzdem brachten die Sozialdemokraten nur 2086Arbeitslose" auf. Aber die meisten davon waren Bauhandwerker, die bei dein vorjährigen strengen Winter natürlich nicht arbeiten konnten. Daß man bei 10 Grad Kälte mauern kann, wird auch der sozialdemokratische Zukunftsstaat nicht mög­lich machen. Es ist aber auch nicht notwendig. Die Bauhandwerkerlöhne sind derart, daß sie über den arbeitslosen Winter hinweg helfen können. Frü­her ging das auch überall, obwohl die Löhne viel niedriger waren. Die Maurer sparten im Sommer und brachten den Winter in ihrer Heimat auf dem Lande zu, wo sie viel billiger lebten und in ihrem eigenen Hause umsonst wohnten. Da aber kam die Sozialdemakratie mit ihren Predigten gegen die gottverdammte Bedürfnislosigkeit," mit ihrer Lob­preisung des Aufenthalts in den Städten und ver­führte viele, die guten alten Sitten aufzugeben. Wo es jetzt im Winter nicht reicht, da ist nicht die schon bei den Löhnen in Betracht gezogene winterliche Arbeitslosigkeit schuld, sondern die sozialdemokratische Verleitung. Um aber auf unser Beispiel zurückzu- kommen, so waren nicht alleArbeitslose" in Stutt­gart Bauhandwerker, es fanden sich auch über 600 andere Arbeiter darunter. Als man diesen aber Arbeit nachwies, meldeten sich 255. Und das ist noch nicht einmal das krasseste Beispiel. In Ham­burg konnten, als dort am meisten über Arbeitslo­sigkeit geklagt wurde, keine Arbeiter für Baggerei und Straßenreinigung ausgebracht werden, und jede deutsche Stadt kann den Beweis erbringen, erstens daß die Zahl der eigentlichen Arbeitslosen nicht so groß ist, zweitens daß ein großer Teil derArbeits­losen," Arbeitsscheue sind! (Schluß folgt.)