4
Nmts- und Intelligenz-WM flrr den Oberamts-Bezirk Nagold.
Nr. 11«.
Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, nnd kostet 'vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 Pfg., in dem Bezirk 1 Mk., außerhalb des Bezirks 1 Mk. 20 Pfg. Monats-Abonnement nach Verhältnis.
Amtliches.
An dlle Gemeind ebehörden.
Die Ortsvorsteher werden angewiesen, die von einberusenen, Mannschaften der Reserve, Ersatz- Reserpe und Landwehr einkommenden Anmeldungen" von Familien-Nnterstützungs- Ansprüchen
unverzüglich hieher einzusenden.
Es ist in den Gemeinden bekannt zu machen, daß der Anspruch auf Unterstützung erlischt, wenn die Mstmeldung nicht binnen 4 Wochen nach Beendigung) der Uebung erfolgt.
'( 'Die Empfangsbescheinigungen sind nach erfolgter Auszahlung der angewiesenen Beträge seitens der Gemeindepflegen behufs Ersatzbewirkung alsbald, .spätestens aber bis zum 1. November d. I., au das Oberamt einzureichen.
Nagold, den 21. Sept. 1893.
K. Oberamt. Vogt.
l örner.
Met.
20 ch ppclte.
Nagold.
Die Ortsbehörden für die Arbeiter- Versicherung
Wttjde« hiedurch angewiesen, die Listen über die ij«Hj«rten Steuerkapitale bis zum 1. Oktober v. I. hieher vorzulegen.
Webei wird auf die Vorschriften der 3—7
Her Minist.-Verfügung vom 18. Juni 1891, betr. Hie Umlegung und den Einzug der Beiträge zu den landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften (Reg.-Bl. S. 154) hingewiesen.
-zZ^Den 21. September 1893.
^ ' ' K. Oberamt. Vogt.
h fein, heim. Srnt',
An das K. Oberamt Nagold lief folgendes Telegramm vom 18. Sept. ein: Seine Königliche ÄVWiltstät haben die telegraphische Anzeige VNW dem in Nagold ausgebrochenen großen Brande mit lebhaftem Bedauern vernommen, lassen allerhöchst Ihre aufrichtige Teilnahme aussprechen nnd sehen weiterem Bericht, insbesondere auch wegen etwaiger Unterstützung der bedürftigsten Beschädigten, entgegen. Kabinetschef Griesinger.
Die Errichtung einer Postagentur in Conweiller, OA. Neuenbürg, wurde verfügt. Die Postagentur tritt am 25. September d. I. in Wirksamkeit; mit derselben wird der schon eingerichtete Telegraphendienst vereinigt.
:inne-
ge.
e>.
Johs. S hier. Luise
Jakob
«fte.
edigt;
inerS-
cedigt.
.» ft/ Tages-Neuigkeiten.
PP Nagold, 20. Sept. Als vor 3 Jahren / die Nagolder Wasserleitung eingerichtet wurde, sagte '' sich die hiesige Bürgerschaft und die Feuerwehr mit Befriedigung: So jetzt kanns in Nagold keinen so / großen Brand mehr geben, wie der vom 28. Aug.
^ 1887, wo 22 Gebäude zwischen Apotheke und Saut-
terei dem verheerenden Elemente zum Opfer fielen. Und doch ist in der Nacht vom Sonntag auf den Montag, 18. Sept., früh halb 1 Uhr ein Brand ausgebrochen, der noch schrecklicher wütete als der obengenannte, indem er 35 Gebäude in Asche legte und 60 Familien und einzeln stehende Personen im Angesicht des nahenden Winters des schützenden Obdachs beraubte. Das Unheil ging aus von der Scheuer des Gasthauses zum Ochsen, die Entstehungsart ist noch nicht aufgeklärt. Wenn man auch zu Ehren der Menschheit die Möglichkeit zugeben wollte, daß das Feuer durch Leichtsinn und Fahrlässigkeit entstanden sein könnte, so darf man sich doch keiner Täuschung darüber hingeben, daß, wie auch die öffentliche Meinung allgemein annimmt, böswillige
-amstag 23. Sept.
Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile au- gewöhnlicher Schrift bei eininaliger Einrückunc 9 Pfg., bei mehrmaliger je 6 Pfg.
18 S 1 .
und teuflisch berechnete^Brandstiftung vorliegt, und es ist ein berechtigter Wunsch, daß es gelingen möge, den ruchlosen Thäter zu ermitteln und der wohlverdienten Strafe zu überliefern. Rasch und verderbenbringend griff das wütende Element um sich, und der Platz zwischen Hirsch und Kaufmann Heller mit den rennenden, rettenden, rufenden, jammernden Menschen, dem brüllenden Vieh, den brennenden Häusern, den stürzenden Balken, den aufsteigenden Feuergarben bot ein Bild der Verwüstung und Verwirrung, auf das der magisch beleuchtete Schloßberg in imposanter Ruhe herniederschaute. Wohl that die hiesige Feuerwehr und eine Menge fleißiger Wasserträgerinnen unter den Augen des Oberamtmanns, des Amtmanns, des Bezirksseuer- löschinspektors und des Stadtschultheißen ihre Schuldigkeit; wohl kamen Feuerwehren von Rohrdorf, Jselshausen, Egenhausen, Walddorf, Haiterbach, Ebhausen, Emmingen, Altensteig, Wildberg, Oberund Unterjettingen, ja sogar von Calw zu Hilfe und leisteten vorzügliche Dienste; allein der Druck des Wassers war bei dem geringen Vorrat mäßig, die Wasserzufuhr von der Nagold her zeitraubend und vor allem der Feuerherd in dem enggebauten Häuserkomplex schwer zugänglich, so daß die vom Wind weit herumgestreuten Funken noch weiteres Unheil angerichtet hätten, wenn nicht etwa um 2 Uhr ein kräftiger Regen wohlthätig eingegriffen hätte. So gelang es, Gasthaus und Brauerei zum Hirsch, die beide schon Feuer gefangen hatten, sowie das bedrohte Rathaus zu retten. Auch die Apotheke, die beim letzten Brand ebenfalls in Gefahr war, hatte schon zu brennen angefangen und wurde wesentlich auch mit Hilfe des Kommerzienrats Sann- wald, der mit seinen Arbeiterinnen und mit Handspritzen energisch eingriff, gerettet. Leider war dies nicht möglich bei unserem alten Kirchenturm, dem Wahrzeichen von Nagold, dessen brennender Dachstuhl einen schauerlich schönen Anblick gewährte und endlich samt den zerschmolzenen Glocken zum Leidwesen aller guten Nagolder in die Tiefe stürzte, nachdem die Uhr eben 4 Uhr geschlagen hatte. Wie ,rrlan hört, soll der Turm gut versichert sein und samt Glocken wieder hergestellt werden. Mit dem Turm ist auch der eine Zentralpunkt des elektrischen Drahtnetzes zerstört und dadurch' großer Schaden und empfindliche Störung inBeleuchtung und Motorenbetrieb angerichtet. Der Gebäudeschaden beträgt mit Einschluß des Kirchturms 169 240 Mk., der versicherte Mobiliarschaden 286 730 Mk. Einer der Abgebrannten ist gar nicht, andere sollen nicht genügend versichert sein; einige waren zwar versichert, hatten aber versäumt, die letzte Prämie zu bezahlen. Die Namen der Abgebrannten sind: Emil Zaiser, Buchdruckereibesitzer, Professor Wetzet, Ochsenwirt Böckle, Anna Maria Schwei kle, ledig, I. G. Göl- tenbott, Ziegler, M. Klapper, Witwe, Paul Sjchuster, Jakob Stottele, Stricker, Friedrich Braun, Sattler, Thorwart Wagners Witwe, Jak. Stottele, sen., Eugen Schiler, Kaufmann, Pauline Dengler, ledig, Joh. Schuon, Witwe, Gottlieb Oesterle, Amtsdiener, Ferd. Weimer, Steinhauer, Christof Hafner, Frisör, I. Günther, Tuchmacher, Johs. Stopper, Schuhmacher, Fr. Günther, Tuchmacher, Christ. Burkhardt, Metzger, Michael Brezing, Schund, Wilh. Fritz, Schuhm., Christian Zimmernlann, Schlosser, Frau Leichensägerin Schwelle, Ernestine Seeger, ledig, Franz Kürble, Taglöhner, Schuhmacher Wolfs Wwe., Fr. Hauser,' Fuhrmann, Johs. Mosapp, Fuhrmann, Josef Pf o hm ann, Christian Lehre, Kübler,
Christian Hemminger, Feldschütz, Thorwart Büh- lers Wwe., Joh. Jak. Braun, Holzmacher (zum Teil), Christian Braun, Steinhauer, A. Lehre, Bäcker, Gottlob Koch, Stricker, Stefan Lehre, Schusters Deserta, Barbara Binder, ledig, Chr. Haußmann, Schneiders Witwe, Wilhelm Harr, Küfer, ledig, Straßenwärter Lipp, Wilh. Rauser, Schuhmacher, Karl Finken deiner, Flaschner, Karl Freithaler, Metzger (in Amerika), Joh. Madel, sen., Zimmermann, Christ. Seeger, Metzger, Gottl. Weimer, Ziegler, Fr. Was er, Taglöhner, (unvers.), Jak. Renz, Ziegler, Fr. Maier, Metzger, (nicht hier), Christian Maier, Taglöhner, F. Weinstein, Schneider, Johs. Wurster, Schreiner, Christian Reich, Tuchmacher, Christiane Stickel, Nähterin, Mart. Fr. Hafner, Gipser, Kath. Hafner, ledig, I. G. Schühle, Sackträger, Kfm. Heller, (Hintergebäude). Die städtische Verwaltung hat sich der Abgebrannten sofort energisch angenommen, und es sind alle vorläufig untergebracht. Doch bleibt natürlich noch ein weiter Spielraum für die werk- thätige Nächstenliebe. Es wäre aber im Interesse einer gleichmäßigen Verteilung dringend zu wünschen, daß diejenigen, welche privatim namentlich von auswärts gekommene Gaben verteilen, eine List« davon dem Stadtschultheißenamt zur Verfügung stellen. Ein Verlust von Menschenleben ist wunderbnrerweise darf man sagen — nicht zu beklagen, dagegen sind einige Ziegen und Schweine und eine schöne Kalbel verbrannt. In mittelbarem Zusammenhang mit dem Brand steht ein Unfall, der den Schwanenwirt und Gemeinderat Günther betroffen hat. Derselbe wollte den Bühnenladen in seiner Scheuer zumachen und fiel durch das Garbenloch herunter auf einen Wagen, wobei er außer einem Beinbruch noch schwere Verletzungen am Brustkorb davontrug. Es ist jedoch Aussicht vorhanden, daß er seiner Familie erhalten bleibt. — S. M. der König hat telegraphisch seine Teilnahme ausgedrückt und bezüglich der Unterstü- tzungsbedürstigkeit Bericht verlangt. Aus dem Schoß der bürgerlrchen Kollegien wurde eine Kommission gewählt, welche mit den Besitzern der noch stehenden gefahrdrohenden oder den neuen Bauplan störenden Häuser in Unterhandlung treten soll. Der Brandplatz wird in möglichster Bälde abgeräumt und ein Plan zur Wiederaufbauung der Häuser ausgearbeitet werden, so daß es vielleicht einer Anzahl der Abgebrannten möglich sein wird, sich noch vor Anbruch des Winters ein neues Heim zu bauen. "
Nagold, 22. Sept. Vom Rathaus. Die schon länger schwebende Nähschulfrage ist nnnmehr gelöst. Die bürgerlichen Kollegien haben beschlossen, die Einrichtung der Nähschule zu übernehmen, zu welchem Zweck auf dem neuen Schulhaus noch ein Kniestock errichtet werden soll. Neben dem Nähunterricht wird auch Fortbildungsunterricht in Aussatz, Buchführung, Musterzeichnen u. s. w. erteilt. Sollten die Betriebskosten nicht durch das Schulgeld gedeckt werden, so übernimmt von dem etwa entstehenden jährlichen Defizit der Staat 1 Drittel, während für die übrigen 2 Drittel die Stadt aufkommt.
Hiezu Lchwäbischer Landwirt Nr. «.
Ali. Die nächste Nnnnner wird am Dienstag (in Nagold am Montag) ansgegeben.
Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.