Aus Breslau, 8. Dez., wird gemeldet: Die Influenza breitet sich über ganz Schlesien aus. Manche Kranke verfallen in Tobsucht.

Berlin, 4. Dez. Für die Jesuiten sind setzt 40 000 Petitionen im Reichstage eingegangen. Die­selbe» übersteigen jetzt die Gegenpetitionen.

Berlin, 5. Dez. Der Reichstag ist überaus schwach besucht von Abgeordneten, er war noch nicht einmal seit seinem letzten Zusammentritt beschlußfähig.

Berlin, 9. Dez. Es bestätigt sich, daß Spanien die ersten Schritte zum Anschluß an die Zollpolitik des Dreibundes unternahm, welche Erfolg verheißen.

Berlin, 9. Dez. Zufolge des Auftretens der Influenza wurde gestern hier das königliche Seminar für die Stadtschulen bis zum 17. Dezember geschlossen, da die Mehrzahl der Lehrer und Seminaristen er­krankt ist.

Die Handelsverträge zwischen dem Deutschen Reich und Oesterreich-Ungarn, Italien und Belgien sind gestern, 7. Dez., im Bundesrat angenommen und darauf dem Reichstag übermittelt worden. Die umfangreichen Aktenstücke sind von einer Denkschrift des Reichskanzlers begleitet.

Der siebente Dezember 1891 wird in der Ge­schichte der Handelsverträge einer der bedeutungs­vollsten Tage bleiben, denn an diesem Tage sind vollzogen worden: zu Rom die Verträge zwischen Deutschland und Italien und zwischen Oesterreich- Ungarn und Italien, in Wien die Verträge zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn und zwischen Oesterreich-Ungarn und Belgien, in Berlin der Ver­trag zwischen Deutschland und Belgien.

In einer dieser Tage stattgestabten Unterredung sagte Fürst Blsmarck:Ich bin fest überzeugt, daß Windthorst viel dazu belgetragen hat, die Trennung Seiner Majestät von mir herbeizuführen". Begrün­det hat der Fürst die Behauptung nicht.

Schwei).

Bern, 8. Dez. Der Bundesrat beschäftigte sich heute abend mit den Handelsverträgen. Dem Ver­nehmen nach sind die letzten Schwierigkeiten beseitigt und ist der formelle Abschluß morgen zu erwarten.

Bundespräsident Wellt hat infolge der Ver­werfung des Zentralbahnkaufs seine Stelle eines Bundespräsibenlen und Vorstehers des Eisenbahn­departements niedergelegt.

Wegen Betrügereien m Höhe von 222,000 Franks, Diebstahls rc. wird der 3335 Jahre alte, etwa 1,75 Meter große Kaufmann Bo ulton vom Po­lizeikommando Zürich steckbrieflich verfolgt. Boul- ton scheint seine Schwindeleien in großartigem Maß­stabe betrieben zu haben; denn der hinter ihm er­lassene Steckbrief zählt eine ganze Liste von Leuten auf, die teils als seine Komplicen verhaftet, teils flüchtig sind, teils als Zeugen gesucht werden, weil sie mit ihm befreundet waren oder in Geschäftsver­bindung standen.

Italien.

Rom, 7. Dez. In der Kammer legte Minister­präsident die Rudini die Handelsverträge mit Deutsch­land und Oesterreich vor. Curioni und Genossen brachten folgende Motion ein: die Kammer nimmt die Erklärung der Regierung zur Kenntnis, billigt die Richtung der inneren und Kirchenpolitik und geht zur Tagesordnung über. Curioni betonte die Not­wendigkeit, daß die Kammer mit einem feierlichen Votum bekräftige, es dürfe nicht angenommen wer­den, daß die gegenwärtige Regierung fähig sei, in Fragen, welche die Integrität und Unabhängigkeit des Landes betreffen, zurückzuweichen. Die Kammer nahm das von Curioni beantragte Vertrauensvotum mit 248 gegen 92 Stimmen an.

Ro m, 9. Dez. Der franzosenfreundlicheDiritto" schreibt: Die neuen Handelsverträge treiben wegen ihrer gehässigen Isolierung Frankreichs die Nationen nur immer mehr zum Kriege (?). Die Verträge gereichen nur Deutschland und Oesterreich, nicht aber Italien zum Vorteile, dessen ökonomische Misere da­durch nicht im Geringsten gebessert werde.

England.

DerPrinz Albert Viktor von Großbritannien, ältester Sohn des Prinzen von Wales, hat sich mit seiner Cousine, der Prinzessin Victoria Marie von Teck, verlobt. Der Bräutigam vollendet demnächst sein 28. Lebensjahr, während die Braut 24 Sommer zählt. Die Prinzessin zeichnet sich durch große Schönheit aus, doch ist sie arm wie ihr Vater, der sich als länderloser kleiner deutscher Prinz (ein Sohu des

Herzogs Alexander von Württemberg) manches Wort deS Spottes hat sagen lassen wüsten.

Herr Ernest Pollok in London hat derSt. James-Gazette" die nachstehende nicht uninteressante Unterredung mitgeteilt, die ein befreundeter französischer Senator im August ds. Js. mit dem Zaren gehabt haben will.In Rußland," sagte der Kaiser,be­steht noch der Despotismus. Er bildet die Quintes- enz meiner Regierung. Er ist aber in Harmonie nit dem Geist der Nation. Ich habe Verständnis ür eine Republik, welche eine klare und aufrichtige Regierung ist oder sein kann. Ich habe Verständnis für eine absolute Monarchie. Repräsentativmonarchie aber Hab ich kein Verständnis. Diese ist ein Regier­ungssystem von Täuschung, Lüge und Korruption. Eher möchte ich auf chinesische Staatseinrichtungen verfallen, als ein solches System annehmen."Sire," bemerkte der französische Senator,ich habe eine Repräscntativverfassung stets als einen Kompromiß in gewissen Stadien der Gesellschaft zu gewissen Epochen angesehen. Sie löst keine Schwierigkeiten, sondern vertagt sie nur. Sie ist ein zwischen der Demokratie und Monarchie geschlossener Waffenstillstand unter den Auspizien zweier Tyrannen: Furcht und Interesse. Der Stolz der Geschwätzigkeit und der Eitelkeit, die Popularität verlängern sie. Die Aristokratie der Sprache wird an Stelle der Wahrheit gesetzt. Eine Repräsentativversassung ist die Regierung der Advo­katen."Sie reden die Wahrheit," erwiderte der Kaiser.Mein Großvater, Zar Nikolaus, war ein repräsentativer Souverän in Polen und die Welt weiß, was es ihm gekostet hat, sich den Anforderungen jenes schändlichen Regierungssystems anzupassen, Stim­men zu kaufen, Gewissen zu verderben, Einen zu verführen, um den Anderen zu täuschen. Ich ver­achte solche Mittel, danke aber Gott, daß das elende System abgeschafft worden ist. Ich werde niemals ein konstitutioneller Herrscher werden. Ich kann nicht einwilligen, durch Trug und Jntriguen zu regieren." Ob diese Unterredung wirklich stattgefunden hat, wissen wir nicht; daß der Zar so denkt, weiß jedermann.

R u ß l a n d.

Petersburg, 9. Dez. Aus Wladiwostok wird gemeldet: Aus der Regierungskasse wurden 350,000 Rubel gestohlen. Die Diebe sind durch einen unter­irdischen Gang eingedrungen und nach der That entflohen.

Die Bemühungen des russischen Finanzministers Wyschnegradski, sich den deutschen Geldmarkt dienst­bar zu machen, beginnen allgemach Heiterkeit zu er- regen. Draht und Presse werden unablässig in Be­wegung gesetzt, um in Deutschland den Eindruck her­vorzurufen, als kehrten die Zeiten derturmhohen Freundschaft" wieder während Rußland jedes Haus und jede Hütte an der Grenze mit Truppen belegt. Um den Eindruck der Ausfuhrverbote abzu­schwächen, ohne ihre wirtschaftliche Wirkung einzu­schränken, hat Herr Wyschnegradski gestattet, daß schwarzer Hafer" ausgeführt werde, während diese Getreideart in Deutschland nicht einmal Verwendung findet. Auch die Ausfuhr von Oelkuchen ist gestat­tet worden, weil sie keine nennenswerte Bedeutung für Rußland hat. Während diese Verfügung als Zeichen des Entgegenkommens oder derwirtschaft­lichen Annäherung" an Deutschland ousposaunt worden, fabelt des russischen Finanzministers Leib­blatt. dieBirsk. Wedom." oderBörsenzeitung", von denHoffnungen", mit denen Herr v. Giers in Berlin erwartet und von der Begeisterung, mit der er empfangen wurde. In Wirklichkeit hat man Herrn v. Giers in Rußland ruhig kommen, ruhig gehen sehen und spottet der durchsichtigen Versuche, für russische Geschäfte Stimmung zu machen. Daß alle Schaumschlägereien des Herrn Wyschnegradski und seiner Gehilfen nur den Zweck haben, dem deut­schen Volke das Geld aus der Tasche zu locken, weiß man nachgerade zur Genüge. Wenn daher der Draht eine Meldung der PetersburgerBörsen-Ztg." über­mittelte, nach welcher deutsche Bankhäuser Anerbie­tungen auf russische Eisenbahn-ObligationS-Anleihen gemacht haben sollten, so bedarf es kaum der Be­merkung, daß diese Anerbietungen nur in der russi­schen Phantasie bestehen können. Die Deutschen werden aus Rußland vertrieben, Deutsche dürfen im Zarenreiche keinen Grundbesitz erwerben, alles, was deutsch ist, wird dort drangsaliert. Und da sollten deutsche Bankhäuser sich so weit entwürdigen, den Russen das Geld zu Eisenbahnen, die wesentlich nach

strategischen Rücksichten gebaut wurden, darzubringen? Wenn sie es thäten, so dürften sie gewiß sein, die Obligationen dauernd in den eigenen Schränken zu behalten. Die deutsche Nation will sicherlich mit Rußland im Frieden leben, und jeder Beweis der Freundschaft soll willkommen sein. Aber Geld ist darum für Rußland im deutschen Reiche nicht zu holen. Alle solche Versuche sind und bleiben ver« orene Liebesmüh.

Die russische Politik ist doppelköpfig wie Ja­nus. Soll dem deutschen Volke das Geld aus der Tasche gelockt werden, so zeigt man das lächelnde, freundliche Antlitz und flötet idyllisch:Schön ist der Friede, mein lieblicher Knabe!" Schwindet aber die Aussicht auf Befriedigung des Geldbedürsnisses, oder geht man in Frankreich mit dem Klingelbeutel um, so zeigt man dem deutschen Volke ein düsteres, drohendes oder herausforderndes Angesicht. In die­sem Augenblick ist man in Petersburg nicht ganz sicher, welche Miene aufgesteckt werden soll. Man scheint noch immer zu hoffen, daß die Klasse derer, welche nicht alle werden", in Deutschland den Beu­tel aufthun und Herrn Wyschnegradski die nötigen Millionen darbringen werde. Man sprach am Sams­tag von 85 Millionen Rubel. In Form sollen es Eisenbahn-Anleihen sein; in Wahrheit würde das Geld von den Eisenbahnkassen in den Kriegsschatz wandern, und die Bahngesellschaften, welche dem Finanzminister verschuldet sind, müßten sich mit ge­duldigem Papier begnügen.

Wilna, 8. Dez. Auf der Bahnstrecke Libau- Romny unweit Wilna wurde ein Kaufmann von sei­ner Reisegesellschaft durch Schlafmittel betäubt und seiner ganzen Baarschaft von 40 000 Rubel beraubt.

Bulgarien.

Ehre, wem Ehre gebührt. Die bulgarische Nationalversammlung wird dem ehemaligen Fürsten Alexander von Bulgarien, heutigen Grafen Hartenau und österreichischen Jnfanterieobersten ein Jahres­gehalt aussetzen. Die dem Plane günstig gesinnten bulgarischen Abgeordneten hoffen, daß Graf Hartenau die Schenkung als einen Beweis der Dankbarkeit Bulgariens annehmen werde. Die Höhe des Betrages ist noch nicht festgesetzt.

Amerika.

DerDaily News" wird aus New York gemel­det, daß infolge der Einführung des Mac Kinley- Tarifs die Zolleinnahmen der Vereinigten Staaten von Amerika seit dem 1. Juli sich um 36 Millionen Dollars vermindert haben.

Gewitzigt.Komm', Männchen, Du kriegst einen Kuß l" Zeig' ma erst Deine Hände vor!"Aber warum denn?" Du könntest eine Rechnung d'rin haben!"

Mrisfkasterr. 61. in Aufnahme nicht statthaft. Die andern Wähler werden das Vorleben des vorgeschlagenen Candidaten so gut zu beurteilen wissen, wie Sie und Ihr Anhang.

Leichtst«« bringt Schabe« sagt ein altes Sprüch- wort, aber der Schaden ist doppelt groß, wenn man auf Kosten der Gesundheit leichtsinnig ist und sich merkbar machende Krankheitsvorboten wie z. B. Husten, Catharre, Verschleimung, Heiserkeit als zu geringwertig übergeht oder nicht beachtet. Tausende haben hierdurch ihr Leben um Jahrzehnte verkürzt, abermals Tausende haben sich schmerzliche, langwierige Leiden zugezogen, die sicher nicht zum Ausbruch gekommen wären, hätte man beim Beginne katarrhalischer Affektionen sofort die bewährten Fay's ächten Sodener Mineral-Pastillen angewcndet, die auf Grund ärztlicher Aussage hierfür eine Heilkraft besitzen, wie sie kein zweites derartiges Mittel zu bieten vermag. Fay's Pastillen sind in Nagold bei Hch. Lang, Conditor, L 85 4 erhältlich. _

Wie «rhött ma« sei««« Körper gesu«b und

seine Verdauung in Ordnung? Indem man bei Störungen sofort die ächten Apotheker Richard Brandt's Schweizer- Pillen, welche in jeder Apotheke L Schachtel 1 Mk. erhältlich sind, gebraucht und hierdurch überflüssige, schädliche Stoffe aus dem Körper entfernt.

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Hiezu das Uuterhaltuugsblatt Nr. 50.

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