Bildnis des Königs Ludwig II. in Umlauf gesetzt worden.

Brand fall: In Munderkingen das Wohn­haus des Joh. Stier und Schuhmachers Vollmar.

Potsdam, 29. Nov. Der König von Däne­mark ist heute mittag 11 Uhr mittelst Sonderzuges hier eingetroffen und auf dem Bahnhof, der mit dänischen und deutschen Wappen und Flaggen ge­schmückt war, von dem Kaiser und dem Prinzen Friedrich Leopold empfangen worden. Die Begrü­ßung des Kaisers mit dem König von Dänemark war sehr herzlich. Der Kaiser und der König be­gaben sich hierauf in das Innere des Schlosses, wo großer Empfang stattfand.

Potsdam, 30. Nov. Der König von Dänemark, vom Kaiser zur Station Wildpark begleitet, ist gestern abend nach Stettin abgefahren. Die Verabschiedung war eine sehr herzliche.

Berlin, 23. Nov. Dem Reichstag ging ein Weißbuch zu, die Ereignisse in Chile betreffend. Es enthält mehrere hundert diplomatische Aktenstücke vom Dezember 1890 bis Oktober 1891 reichend: die Berichte der Gesandten in Santiago und der Konsuln in Valparaiso und Jquique, der Notenwechsel mit London, Paris und Rom über die bekannten Ereig­nisse in Chile, auch über die Angelegenheit des be­kannten SchiffesPresident Pin'to".

Berlin, 30. Nov. Der Uhrengroßhändler Paarmann und Sohn Hierselbst haben sich heute nacht in ihrem Geschäfte erschossen. Der Grund zur Thal ist ein Verlust von 100 000 bei dem Bankkrach von Friedländer und Sommerfeld.

Der Reichstag wird voraussichtlich heute oder spätestens morgen die erste Etatsberatung be­endigen. Allseitig war man übereingekommen, die kolonialen Angelegenheiten bei der Etatsberatung auszuscheiden, dieselben sollen vielmehr in einer be­sonder», sich direkt anschließenden Sitzung behandelt werden. Alsdann wird die Beratung der Börsen­anträge erfolgen und wenn diese erledigt ist, in der zweiten Lesung des Krankenkaffengesetzes fortgefahren werden. In Reichstagskreisen giebt man sich auch der Hoffnung hin, bis Weihnachten die erste Lesung der Handelsverträge erledigen zu können, deren Vorlage nach Angabe des Reichskanzlers in der zweiten Woche des Dezember zu erwarten ist. Die nächsten Tage werden somit voraussichtlich recht interessante Sitzungen bringen.

Ist die zweijährige Dienstzeit in Sicht? Der Reichskanzler von Caprivi hat in seiner Rede am Freitag eine Andeutung gemacht, die lebhaftes Aufsehen erregte und mancherlei Auslegungen erfährt. Er sagte:Wir Deutsche haben einen Faktor, der hoffen läßt, daß, wenn es not thut, es an nichts fehlen wird, das ist die steigende Bevölkerungsziffer. Alle Jahre werden m Deutschland mehr Männer geboren als im Vorjahre; es können also auch immer mehr Männer zur Aushebung kommen und ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß im nächsten Winter die Regierungen mit dem hohen Hause in Verhand­lungen darüber eintreten, wie diese steigende Bevölke­rungsziffer ausgenutzt werden kann, um auch unsere Wehrkraft ihr entsprechend allmählich zu steigern." Diese Andeutungen erinnern einigermaßen an die Zukunftspläne" des Kriegsministers v. Verdy aus dem Sommer vorigen Jahres, die auf eine allmählige systematische Durchführung der allgemeinen Wehr­pflicht nach den Scharnhorst'schen Ideen, die thatsäch- liche Einstellung und Ausbildung jedes waffenfähigen Mannes hinausliefen, mit dem weiteren Ausblick auf eine Verkürzung der Dienstzeit.

Sensationsmeldungen werden wieder einmal in Umlauf gebracht. Das deutsche Wochenblatt des Abg. Arendt berichtet, Herr v. Caprivi sei amts­müde und wolle seinen Posten aufgeben. Daß das purer Unsinn ist, wird sich bei den bevorstehenden Reichstagsdebatten zeigen. Weiter behauptet die M. Ä. Z., Kaiser Wilhelm habe dem Fürsten Bis­marck zu dessen letzten Geburtstag gratulieren wol­len, sei aber wieder davon abgebracht. Auch hieran ist kein wahres Wort. Man sollte doch nun den Kaiser ungefähr kennen, um zu wissen, daß er das thut, was er will, und unterläßt, was er nicht will.

DieVoss. Ztg." meldet aus Petersburg: Die Rede Caprivi's hat hier sehr befriedigt.

Die Rede des Reichskanzlers v. Caprivi. Hin­sichtlich der Bemerkung des Reichskanzlers von Cap­rivi über die Ausnutzung der steigenden Bevölke­

rungsziffer für unsere Wehrkraft sagt dieNat.-Lib. Korr.":In Abgeordnetenkreisen hat man die An­deutung meist dahin verstanden, daß demnächst die Einführung der zweijährigen Dienstzeit mit einer ent­sprechend höheren Aushebungszahl werde vorgeschla­gen werden. Man wird erwarten dürfen, daß die weiteren Etatsberatungen im Plenum oder in der Budgctkommission über diese Angelegenheit etwas klareres Licht verbreiten werden." Jedenfalls erhob der Reichskanzler keinen Einspruch, als Abg. Dr. Buhl bemerkte, er fasse die Andeutung des Kanzlers dahin auf, daß die Regierung die zweijährige Dienst­zeit einzuführen beabsichtige.

In diplomatischen Kreisen wird erzählt, daß die Franzosen sich über Herr v. Giers wenig entzückt ausgesprochen haben und daß u. a. ein französischer Minister gesagt habe, er sehe nicht recht ein, wozu die Russen einen Minister nach Paris schickten, der von nichts anderem zu sprechen wisse, als von der Erhaltung des statua guo. Auch soll es die Fran­zosen sehr verdrossen haben, daß Herr v. Giers die Rückreise über Berlin angetreten und dort einen amtlichen Aufenthalt genommen hat.

Der regierende Fürst von Waldeck und Pyr­mont hat kraft der ihm über die Mitglieder des fürstlichen Hauses zustehenden Gewalt die Prinzessin Marie, Gemahlin des Prinzen Albrecht zu Waldeck und Pyrmont, wohnhaft in Kleve, entmündigt. Prinz Albrecht ist bereits seit dem 22. Februar 1890 ent­mündigt.

Ratzeburg, 30. Nov. Fürst Bismarck äußerte zu den städtischen Kollegien, sein Besuch bekunde, daß er sich nicht mehr als Berliner, sondern als Lauenburger fühle.

Zum Entwurf des Trunksnchtsgesetzes liegt nun auch das Urteil desPreußischen Medicinalbe- amtenvereins" vor. Dasselbe lautet: 1) Eine Be­strafung wegen Trunksucht kann nicht gutgeheißen werden, weil die Trunksucht als ein krankhafter Zu­stand anzusehen ist. 2) Aus dem gleichen Grunde muß die in § 12 des Entwurfes vorgesehene Ent­mündigung der Trunksüchtigen nach den gesetzlichen Bestimmungen über die Entmündigung Geisteskranker geschehen und zwar stets unter Zuziehung ärztlicher Sachverständiger. 3) Die in den ZH 12 und 20 des Entwurfes erwähnten Trinkerheilanstalten müssen unter ärztlicher Leitung und staatlicher Aufsicht stehen.

Zwei russische Spione sollen angeblich in Thorn verhaftet und in ihrem Besitz Pläne der Festung gefunden worden sein.

Brkterreich-Ungsrn.

Wien, 30. Nov. Erzherzog Heinrich, dessen Gemahlin gestern an der Lungenentzündung gestorben war, ist heute früh 8^/s Uhr derselben Krankheit erlegen.

Frankreich.

Paris, 29. Nov. DerFigaro" wird wegen den Sammlungen fürGouthe-Soulard verfolgt werden. Unter den Unterzeichnern ist die Herzogin von Uzss mit 300 Fr.; derTemps" erinnert daran, daß sie für Boulanger 3 Millionen übrig gehabt habe.

Paris, 29. Nov. Aus Shanghai hier vor­liegende Depeschen bestätigen, daß die Aufständischen aus der Mandschurei 4000 Mann kaiserlicher Truppen geschlagen, die Stadt Choyang eingenommen und die Christen daselbst niedergemetzelt haben. Die Rebellen sollen sich auf dem Marsche gegen Peking befinden; von Tientsin seien ihnen 6000 Mann Truppen ent­gegengeschickt worden.

Paris, 30. Nov. Die Blätter melden aus Lyon: Erzbischof Gomhe-Soulard wurde, als er die Kirche verließ, mit stürmischen Ovationen begrüßt. Gouthe-Soulard äußerte sich, die ihm zugegangenen Sympathieschreiben würden mehrere Bände füllen.

Paris, 30. Nov. Em Boot bei Etretat, das mit dreißig Personen bemannt war, ist untergegangen.

Paris, 30. Nov. Der Strike der Bergleute ist endgültig beigelegt.

Die Influenza steigert sich an verschiedenen Orten Frankreichs. Im Bezirk Larochefoucauld (Charente) hat man 28 Todesfälle in 48 Stunden festgestellt.

I t s l i e n.

Rom, 27. Nov. Der Prozeß Livraghi in Mas- saua fördert immer unglaublichere Dinge zu Tage. General Coffato gestand heute, die Tötung Osmans befohlen zu haben, weil er denselben für gefährlich

hielt. General Orero erklärte, er habe den Befehl gebilligt, für dessen Ausführung Livraghi eine große Geldbelohnung zugewiesen worden sei. Die Tötung Mißliebiger scheint also znm System ausgebildet gewesen zu sein.

Rom, 30. Nov. Der Volksfriedenskongreß unter dem Vorsitze Massis wurde eröffnet. 350 Delegierte von 700 politischen Vereinen nahmen teil. Der Kongreß erkannte das Recht der Nationalität als künftige Friedensgrundlage an und genehmigte Tages­ordnungen zu Gunsten der Propaganda für den Frieden gegen den Militarismus und für sozialpo­litische Organisierung.

Rom, 30. Nov. Die gestrige Sitzung des Frie- denskomites artete in ein anarchistisches Meeting voller Tumulte aus.

Türkei.

Konstantinopel, 28. Nov. Fuad Pascha überbrachte nach seiner Rückkehr aus der Krim ein eigenhändiges Schreiben des Zaren an den Sultan, worin er für die Begrüßung dankt und den Sultan seiner freundschaftlichen Gesinnungen versichert. Fuad Pascha erhielt den Alcxander-Newski-Orden.

Amerika.

In Brasilien herrscht Ruhe; der Rücktritt Fonseca's hat überall Genugthuung hcrvorgerufen» auch der Aufstand in Rio Grande do Sul kann als beendigt gelten. Das neue Kabinett ist auch schon fertig. Die Freiheit der Presse ist wieder hergestellt.

China.

Shanghai, 29. Nov. Die Rebellen, geführt von Lamapriestern, schlugen zahlreiche Regierungs­truppen bei Chinchin. 700 Mann blieben tot. Die Aufrührer sind nur noch 380 englische Meilen von Peking entfernt.

Den beruhigenden Nachrichten aus Tientsin ist bald eine Schreckensbotschaft aus dem nördlichen China gefolgt. Auf einer Station der belgischen Missionare in Takon Sanchi sind angeblich über 100 Personen, welche den christlichen Glauben angenom­men hatten, ermordet worden. Den offiziellen Be­richten der lokalen Gouverneure zufolge sollen mon­golische Räuber die Mrssethäter sein. Der Tsung- li-Aamen hat befohlen, alle disponiblen Truppen nach dem Schauplatz dieser Greuelthaten zu senden. Nach einer Meldung desStandard" hat die chine­sische Regierung die sofortige Hinrichtung Aller, welche beschuldigt sind, die aufreizende Plakate ge­gen die Fremden gedruckt zu haben, angeordnet.

Kleinere Mitteilungen.

Ludwigsburg, 25. Nov. Gestern abend wollte ein Angehöriger unseres Ulanen-Negiments, der in der Schreibstube desselben beschäftigt wurde, seinem Leben durch einen Schuß in die Brust ein Ende machen. Die Kugel verfehlte jedoch ihr Ziel, und der Schwerverwundete wurde in das Lazaret beför­dert. Es sollenUnregelmäßigkeiten" in der Dienst­leistung desselben vorgekommen sein.

Backnang, 26. Nov. Der 26 Jahre alte verheiratete Kaufmann Julius Brucklacher hat im Hausöhrn seiner Wohnung auf seine Frau, mit der er schon länger in Streitigkeiten lebt, einen Revol­verschuß abgegeben. Die Kugel ging an der sich ins Zimmer flüchtenden Frau vorbei und drang in letzteres ein. Der sofort herbeigerufenen Polizei ge­lang es, den Thäter festzunehmen und dem hiesigen Amtsgerichte zu übergeben.

Nach der Memm. Ztg. ist dem Lindenwirt in Leutkirch bei der Ziehung der Antisklaven-Lotterie ein Gewinn von 150000 ^ zugefallen.

Einem Landwirt in der Nähe von Mannheim wurde ein großes fettes Schwein im Werte von 130 Mark gestohlen und von dem Dieb direkt hinter dem Hause des Bestohlenen geschlachtet. Als er am Morgen nach seinem Schwein sehen wollte, faud er von demselben nur noch die hinter seinem Hause lie­genden Eingeweide vor.

In dem Ort Wildschütz hat eine Familie ge­genwärtig 5 Generationen aufzuweisen. Die im 90. Jahr stehende Familienmutter ist kürzlich durch die Geburt eines neuen Gliedes der Familie Ururgroß­mutter geworden. Der Neugeborene sieht Eltern, Großeltern, Urgroßeltern und eine Ururgroßmutter am Leben. Selbst die ältesten Glieder der Familie erfreuen sich guter Gesundheit.

Ein furchtbares Familiendrama ereignete sich in Genf: Vater, Mutter und 2 Kinder wurden tot in