Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

^c°137

Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 20 4.

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Donnerstag 19. November.

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gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S 4, bei mehrmaliger je 6 4.

Die Inserate müssen spätestens morgen» 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1891

Amtlicher.

Nagold. Bekanntmachung.

Die Stadtgemeinde Nagold beabsichtigt im Stadt­wald Wolfberg, Parz. Nro 3071 a, eine Abdeckerei zu errichten.

Dies wird mit dem Anfügen hiemit veröffent­licht, daß etwaige Einwendungen gegen dieses Un­ternehmen binnen 14 Tagen bei der Unterzeichneten Stelle anzubringen sind und daß diese Frist, welche ihren Anfang mit Ablauf des Tages nimmt, an wel- chem das die Bekanntmachung enthaltende Blatt ausgegeben worden ist, für alle Einwendungen, welche nicht auf privatrechtlichen Titeln beruhen, präklusi­visch ist, d. h. daß nach Ablauf dieser Frist Ein­wendungen in dem Verfahren nicht mehr angebracht werden können.

Die Beschreibungen, Zeichnungen und Pläne ge­dachter Anlage sind während den gewöhnlichen Ge­schäftsstunden zur Einsicht für die Beteiligten auf der Oberamtskanzlei aufgelegt.

Den 16. Nov. 1891.

K. Oberamt. I. V.: Amtmann Binder.

Bekanntmachung.

An dem Vieh des Kaufmanns Gottlieb Schuon hier ist die Maul- und Klauenseuche konstatiert worden. Nagold, 17. Nov. 1891.

K. Oberamt. l)r. Gugel.

K. Amtsgericht Nagold.

Gemäß H 12 der Dienstvorschriften für die Amts­gerichte wird hiemit veröffentlicht, daß im Jahre 1892

1) die ordentlichen Sitzungen des Schöffengerichts am: 7., 13, 14, 21., 28. Januar, 3., 4.. II., 18. Februar, 2., 3, 10., 17., 24.. 31. März,

6., 7., 21.. 28. April, 4., 5.. 12., 19., 25. Mai. I., 2., 9., 16., 23., 30. Juni, 6., 7., 14.,

21., 28. Juli, 3., 4., 11., 18., 25. August,

1., 7., 8., 15., 22., 29. Sept., 5.. 6., 13., 20.. 27. Okt., 2., 3., 10., 17., 24. November, 1., 7.,

8., 15., 22., 29. Dez.

2) Die ordentlichen Sitzungen des Oberamtsrich- richters am Freitag, diejenigen des Amtsrich­ters am Dienstag jeder Woche mit Ausnahme der auf diese Tage fallenden Fest- oder bür­gerlichen Feiertage abgehalten werden;

3) der ordentliche Gerichtstag, an welchem münd­liche Anfragen und Gesuche bei einem Amts­richter vorgetragen, Anträge und Gesuche zu Protokoll des Gerichtsschreibers angebracht und Verhandlungen gemäs § 461 der C.-P.-O. gepflogen werden können, am Samstag jeder Woche mit Ausnahme der auf denselben fallen­den Fest- oder bürgerlichen Feiertage;

4) der Gerichtstag in Altensteig stets an einem Montag und zwar am 18. Januar, 15 Febr., 14. März, 11. April, 9. Mai, 13. Juni, 11. Juli, 8. August, 26. Sept., 24. Oktober, 21. November, 19. Dezember stattfinden.

Den 14. Nov. 1891.

Oberamtsrichter. Sigel.

Die Approbation als Arzt ist erteilt worden: Georg Bornitz aus Züllichau,Preuß. Provinz Brandenburg.

Fages-WeuigkeiLen.

Deutsches Weich.

Nagold. Nächsten Sonntag den 22. Nov. findet hier nachmittags 3 Uhr ein Kirchenkonzert

statt, gegeben von dem Harfenvirtuosen Hrn. A. Sjöden, Kammervirtuosen Sr. Maj. des Königs von Portugal. Der auf seinem Instrument wirklich Her­vorragendes leistende Künstler ist wohl allen Besuchern seines vor 5 Jahren hier gegebenen ersten Konzerts noch in freundlichster Erinnerung. Derselbe wird unterstützt durch die musikal. Kräfte des Seminars Und einiger Musikfreunde, und steht den Konzertbe­suchern ein wirklich hoher Kunstgenuß bevor. (Siehe den Inseratenteil. Das Programm wird im nächsten Blptt veröffentlicht.)

" -/-L Al t e n stei g, 16. Nov. Am Samstag Abend dnnnerten Böllerschüsse über unsere Stadt hin. Sie wurden dem ersten hier eingetroffenen Dampfwagen der Lokalbahn Nagold-Altensteig zur Begrüßung ab­gefeuert. Wie man hört, soll die Bahn nun in Bälde dem Verkehr übergeben werden. Dns wird dann ein Fest geben! Nach dem Vormittagsgot­tesdienst des gestrigen Sonntags wurde in der hie­sigen Kirche Hr. W. Lutz, der Sohn des Gerbers H. Fr. Lutz durch Stadtpsarrer Hetterich zum Geistlichen eingesegnet. Die als Zeugen zu der feier­lichen Handlung beigezogenen Geistlichen waren Hr. Pfarrer Hill er von Altensteig-Dnrf und Hr. Stadt­vikar Fr. Lutz in Frendenstadt, Bruder des Ordi­nierten. Nach dem Nachmittagsgottesdienst wurde den Liebhabern gediegener Musik ein seltener Kunst­genuß zu teil. Der berühmte, auch in Nagold wohl- bekannte Harfenspieler Sjöden gab in der hiesigen Stadtkirche unter Mitwirkung des Kirchenchors und mehrerer Musikfreunde ein Konzert. Das gut ge­wählte Programm umfaßte 14 Nummern. Die erste desselben, ein Konzert für die Harfe von Altmeister Händel, war ein würdiger, vielversprechender Anfang der ganzen Aufführung. Dieses Stück, wie auch alle übrigen, trug der Künstler frei aus dem Gedächtnis vor. Es würde schwer fallen, zu sagen, welches der Solostücke des Hrn. Sjödön am schönsten geklungen habe. Mit einer staunenswerten Sicherheit und Ge­wandtheit führte der Künstler die kühnsten Passagen und feinsten Figuren aus bald in mächtiger, die Seele tief ergreifender Tonfülle, bald in den zarte­sten Klängen, welche oft nur noch wie ein leiser harmonischer Hauch daS Ohr des Zuhörers berühr­ten. Sicherlich waren alle Anwesenden von den Lei­stungen des Künstlers ganz hingerissen. Doch auch für die beim Konzert aufgeführten Chor- und Solo­gesänge, die Orgel- und Violinvorträge hiesiger Mu­sikkräfte hatten die Zuhörer ein aufmerksames Ohr und anerkannten mit Dank die aufgewendete Mühe und die schönen Leistungen. So verdienten der Kirchenchor und die Solo-Gesänge der erstmals öffentlich aufgetretenen Frl. Maier, Klett und Müller gewiß alle Anerkennung. Von gutem Eindruck auf die Zuhörer waren auch die Stücke, welche die hiesigen Lehrer zusammen mit Herrn Sjöden vortrugen, so insbesondere das Largo von Händel für Harfe, Cello, Violine und Orgel. Der Gesamteindruck, den das Konzert bei den Zuhörern Hervorrufen mußte, war gewiß ein durchaus günstiger. Wie H. Sjöden, so waren auch die übrigen Mitwir­kenden sehr erfreut durch die zahlreiche Beteiligung hiesiger und auswärtiger Musikfreunde beim Conzert. Dies mag eine Anfeuerung für sie sein zu eifriger Pflege gediegener Musik und weiteren Veranstaltun­gen solcher Aufführungen. Der liebenswürdige Harfenkünstler Sjöden hatte heute die Freundlichkeit, durch Prächtige Vorträge auf seinem herrlichen In­strument im neuen Schulhause die hiesige Schuljugend unentgeltlich zu ergötzen. Am nächsten Mittwoch

wird derselbe in Rottenburg und am Sonntag in Nagold auftreten.

T ü b i n g e n, 16. Nov. Von Vorstellung zu Vorstellung steigert sich der Besuch des Lutherfest, spiels. Die gestrige Vorstellung war geradezu über­füllt, und besonders zahlreich war diesmal dre Land­bevölkerung herbeigeströmt, um des großen Gottes- mannes Thaten vor ihren Augen sich wieder ab- spielen zu sehen. (Auch das Nagolder Schul- lehrer-Seminar zeigte sich durch eine ziemliche An­zahl Zöglinge vertreten. Gespielt wurde diesmal wieder recht flott und sicher; die Volksszenen zeig­ten sogar noch mehr Leben, als bei den vorh gehenden Vorstellungen. Besonders die Bilderstür­merszene war in dieser Beziehung äußerst wirksam. In ihr haben die Darsteller des Volkes die schwie­rigste, aber dankbarste Rolle. Nur zwei Vorstel­lungen finden jetzt noch statt. Möge niemand es versäumen, der bis jetzt noch nicht das Stück besucht hat, selbst hinzugehen und seine Angehörigen mitzu­nehmen; jeder wird dort Belehrung und Erhebung finden und keiner unbefriedigt nach Hause gehen. Und wie selten bietet sich die Gelegenheit, wieder so etwas zu sehen; sehr vielen sicherlich niemals wieder.

Stuttgart, 16. Nov. S. M. König Wilhelm soll die Absicht haben, wieder einen Cavalier, welcher der Kunst das nötige Verständnis entgegenbringt, an die Spitze des Hoftheaters zu stellen. Man hört hierzu den Namen des Grafen Leutrum, welcher jetzt Hofmarschall bei der Prinzessin Catharina ist und sich schon einige Male mit Glück auf dramatischem Gebiet versucht hat. Weiter hört man eine Persönlichkeit von auswärts nennen.

Heilbronn, 14. Nov. Nach derNeckar- Zeitung" wird das 4. Jnf.-Reg. in Heilbronn, wel- ches noch keinen Namen hat, als dasjenige bezeich­net, welches das Leibregiment des Königs werden soll und als solches nach Stuttgart verlegt werden würde.

Ellwangen, 14. Nov. Der Mädchenschul, lehrer Jauch von Heidenheim wurde heute zu 7jähr. Zuchthausstrafe verurteilt. Seit 14 Jahren an der höheren Töchterschule in Heidenheim angestellt, hat er schon längere Zeit in unerhörter Weise seine Pflichten als Lehrer von 12- und 13jährigen Kin­dern verletzt, aber erst vor vier Wochen kam sein schändliches Treiben zur Anzeige, als seine Liebes- beiefchen bei einem zwölf Jahre alten Mädchen ge­funden wurden. Er ist 45 Jahre alt, seit 19 Jah­ren verheiratet und Vater von 7 Kindern im Alter von 5 bis 18 Jahren.

München, 16. Nov. In Merching bei Neu- Ulm an der Linie Augsburg-Ulm ist gestern nach­mittag, wie der Schw. M. schreibt, der Lokomotiv- kessel des Güterzugs 387 explodiert. Der Führer wurde getötet, der Heizer und ein Wagenwärter schwer verletzt; sie wurden arg verbrüht. 13 Wagen sind zertrümmert.

Leipzig, 14. Nov. Der neue sächsische Etat verlangt nach der Frkftr. Ztg. eine Erhöhung der Zivilliste um reichlich 200,000 ^ zum Zwecke der Erhöhung der aus der Zivilliste zu bestreitenden Gehälter.

Hannover, 15. Nov. Die Tuchfirma A. und H. Goldschmidt ist mit 400 000 ^ falliert.

Berlin, 13. Nov. DieNat.-Z." schreibt: Der Geqankengang des Kaisers Franz Joseph ist offenbar der, daß die internationale Lage Europas, trotz der allseitigen Friedenssehnsucht, an und für sich bedrohlich bleibe, was ja nirgends bezweifelt