Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

JZ 134.

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Donnerstag 12. November.

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1891.

Amtliches.

Bekanntmachung.

Unter dem Rindvieh des Mühlebesitzers Na pp hier ist die Mau!- und Klauenseuche ausgebrochen.

Nagold, 1«. Nov. l89l.

K. Oberamt. I. V. Amtm. Binder.

Zn Versetzung von unständigen Lehrstellen an Volks­schulen ist u. a. für befähigt »rklärt worden: Gottlob Pau­lus von Deckenpfronn.

Gestorben: Karl Stein, Pfarrer a. D , früher in Spiegeiberg, Nothfelden, Holzgerlingen, Walddorf, 75 I., Walddorf.

Tcrges-WeuigkerLen.

Deutsches Weich.

Nagold, 9. Nov. Bekanntlich haben diejeni­gen Ersatz rese rv i steil, welche im Jahre 1886 der Ersatzrcservc zugeteilt wurden und keine Uebuug abgelcistet haben, nachdem sie 5 Jahre der Ersatz­reserve angehörtcn, am I. Okt. 1891 zum Landsturm I. Ausgebots überzutreten. Der Uebertritt zum Land- sturm I. Aufgebots muß jedoch in den Ersatzreserve- Pässen eingetragen sein. Wer diesen Eintrag in sei­nen Paß noch nicht hat bewirken lassen, gehört auch fernerhin der Ersatzreserve an. Wir machen daher diejenigen Ersatzrcservisten obiger Kategorie, welche den Uebertritt zum Landsturm I. Aufgebots in ihrem Passe noch nicht haben eintragen lassen, darauf auf­merksam, daß sie zu diesem Zweck baldigst ihren Er­satzreserve-Paß bei dem Bezirksfeldwebel bezw. Melde­amt abgeben.

Spielberg, 9. Nov. Am gestrigen Sonntag hielt der Schwarzwaldbienenzüchter-Verein im Gast­hausz. Rößle" seine Herbsthauptversammlung ab. Dieselbe war sehr zahlreich besucht nicht bloß von Vereinsmitgliedern, sondern auch von sonstigen Freun­den der Bienenzucht. Der Vorsitzende, Hr- Schull. Kümmel, eröffnete die Besprechungen mit einer freundlichen Begrüßung der in so stattlicher Zahl erschienenen Teilnehmer. Nachdem einige Vereins­angelegenheiten ihre Erledigung gefunden hatten, folgte ein Vortrag seitens des Vereinsvorstandes. In längerer, vollständig freier Rede schilderte der­selbe seine bei der diesjährigen Hauptversammlung des Landesbienenzüchtervereins vom 19.21. Sept. d. I. in Kirchheim u. T. gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen. Zunächst hob er hervor, daß in der Gegend von Kirchheim die Bienenzucht in hoher Blüte stehe, weswegen auch die heurige Hauptver­sammlung dorthin verlegt worden sei. Die Zahl der Teilnehmer schätzte er auf mehr als 300. Von den verschiedenen Reden und Vorträgen, die dort gehal­ten wurden, hob Hr. Kümmel hauptsächlich denjeni­gen des Hrn. Landgerichtsrats Beck hervor, der insbesondere dem heizbaren Bienenstand tüchtig zu Leib gegangen sei, ja denselben vollständig verworfen habe. Die Ausstellung in Kirchheim sei eine sehr gelungene gewesen und habe ein schönes, großes Bild der Bienenzucht dargestellt: Schöne lebende Völker, Honig und Wachs und alle möglichen Präparate daraus, praktische Bienenwohnuugen und Gerätschaften aller Art haben die Aufmerksamkeit der Besucher gefesselt. Der Gesamteindruck, den der Redner bei der Kirch- yeimer Versammlung bekommen habe, sei der, daß die Bienenzucht in unserem Lande große Fortschritt? mache und die Zahl derjenigen immer größer werden welche dieselbe nicht bloß zum Zeitvertreib oder auS Liebhaberei, sondern als selbständigen Erwerb zum

Unterhalt ihres Lebens betreiben. Bot der Be­richt über die Kirchheimer Versammlung den auf­merksamen Zuhörern manche Anregung, so waren die nachfolgenden Mitteilungen des H. Redners über einen Besuch desselben bei den beiden bedeutendsten Großbienenzüchtern unseres Landes, Pfisterer in OethliNgen und Sigle in Feuerbach, nicht min­der fesselnd. Mit den anerkennenden Dankes- Worten, die der Vizevorstand H. Traubenwirt Sai­ler von Altcnsteig, dem Redner widmete, war jeder­mann einverstanden und in das ihm am Schluß gebrachteHoch" fiel alles freudig ein.

Herrenberg, 9. Nov. Am Freitag wurde der frühere Polizeidiener I. G. Weiß von Altingen auf dem Wege von Rottenburg dorthin erfroren aufgefunden.

Calw, 9. Nov. Das schöne Fest der goldenen Hochzeit beging heute Konditor und Weinhändler Martin Dreiß auf dem Marktplatz. Der Jubilar ist 74, die Jubilarin 69 Jahre alt.

Stuttgart, 6. Nov. Die neuliche Anwesen­heit des Obersten des in Wandsbeck garnisonieren- den 15. (Hannov.) Husaren-Regiments Frhr. Gehr v. Schweppenburg m sNarienwahl wird mit der Wicderbesetzung des Oberststallmeister-Postens in Verbindung gebracht, der durch die Pensionierung des Grafen von Taubenheim erledigt ist. Frhr. v. Gehr stand früher beim Gardehusaren-Regiment in Potsdam, bei welchem auch der König als Prinz längere Zeit Dienst that. Hier hatte König Wil­helm Gelegenheit, den Frhr. v. Gehr als einen her­vorragenden Fachmann auf allen Gebieten der Pferde­zucht kennen zu lernen. Das lebhafte Interesse, welches der König für die Pferdezucht hegt, sein sachverständiges Urteil in allen einschlägigen Fragen sind längst anerkannt. Wie man hört, geht die Ab­sicht des Königs dahin, Württemberg mit Rücksicht auf seinen Gebrauch an Militärpferden wesentlich selbständiger zu stellen als bisher. Mit der Ein­richtung des Remontedepots, aus welchem jährlich 24 Pferde an die Militärverwaltung abgegeben wer­den, ist ja schon ein Anfang, wenn auch ein erst kleiner, gemacht. Im Kriegsministerinm soll über die Angelegenheit bereits eine Denkschrift ausgear­beitet sein. Was die Zuchtrichtung in den königl. Privatgestüteu anbelangt, so glaubt man auch, daß hier das bisherige System verlassen werden soll.

Stuttgart, 6. Nov. Der Merkur weiß fol­gendes zu erzählen: Nicht allen Lesern dürfte es bekannt sein, daß seinerzeit, als die Eisenbahn noch nicht ging, einem Oberförster von Tuttlingen der Auftrag erteilt wurde, dem König, der in die Gegend kam, vorzureiten. Als der erste Wagen, in dem der König saß, kam, fragte der Grünrock, ob der König noch nicht käme. Ja, war die Antwort, und der Vorreiter begleitete den zweiten Wagen mit dem Gefolge. Aehnlich erging es auch vorgestern bei der Hoftafel einem Herrn, der vor wenigen Tagen den König bei der Eröffnung der Ständeversamm­lung gesehen hatte. Nach der Hoftafel unterhielt sich der König auf das Lebhafteste mit demselben: nachher fragte der Landbote, wer denn der liebens­würdige Herr gewesen sei, mit dem er sich so gut unterhalten habe der König war die Antwort. (?)

Stuttgart, 7. Nov. Der Landtag wird dem Vernehmen nach erst im Herbst 1892 wieder einbe- rufen werden. Wesentliche Veränderungen in der Zusammensetzung der einzelnen Fraktionen werden bis dahin wohl kaum vor sich gehen. Von der durch

die Blätter gehenden Meldung, die Abg. Ebner' Probst Stockmayer, Untersee werden aus der Frak­tion der Linken austreten, ist lautSchw. M." in Abgeordnetenkreisen nichts bekannt.

Stuttgart, 8 Nov. Unter den vorige Woche eingerückten Rekruten befindet sich auch ein Verhei­rateter. Es ist dies ein seitheriges Mitglied des Hoftheaterchors, Kromer. Derselbe hatte gehofft, durch kgl. Gnade vom Militärdienst frei zu kommen und hatte im Vertrauen hierauf eine Kollegin ge­heiratet.

Stuttgart, 10. Nov. Der Buchdruckerstreik hat gestern in sämtlichen Druckereien, welche die Er­füllung der Forderungen verweigerten, begonnen. In Stuttgart sind 600 Gehülfen ausständig. Nur zwei Gehülfen der größten Druckerei haben ihre Kündigung zurückgenommen. Der Zuzug von aus­wärts ist schwach.

Brand fälle: Den 9. Nov. in Deckenpfronn das von mehreren Familien bewohnte Wohnhaus von Stiftungspfleger Paulus samt Scheune; den 9. Nov. in Thailfingen die Scheuer des Mehlhänd­lers Bitzer, sowie die des Balthas Hauser.

Die bayrischen Beamtengehälter sollen um 5°/« aufgebessert werden.

Mannheim, 4. Nov. Bei einer Probefahrt, die gestern mittag im Rheinhafen mit dem Hekra- dampferMain" vorgenommen wurde, löste sich plötzlich auf bis jetzt noch unaufgeklärte Weise der Schieberdeckel des Dampfzylinders los und sprang in mehrere Stücke, von denen einige Herrn Inge­nieur PH. Kippenhahn trafen, welcher an dem Kopfe, sowie an Händen und Füßen schwer verletzt wurde.

Bezüglich des in Köln standrechtlich erschosse­nen Marinesoldaten meldet die dortige Volkszeitung, daß derselbe auf der Rückfahrt von Dokohama nach Kiel bei einer Meuterei einen Deckoffizier erstochen hatte.

Kiel, 7. Nov. Ein dänischer Postdampfer ist infolge starken Nebels vor Friedrichsort auf den Grund geraten und liegt noch fest. Die Passagiere, sowie die Post wurden durch einen anderen Dam­pfer hier eingebracht.

Berlin, 7. Nov. Der Bankier Leipziger, wel­cher mit dem Kommerzienrat Wolff Wechselreiterei betrieb, wurde ebenfalls verhaftet. Nur wenige De­pots wurden bei ihm vorgefunden.

Berlin, 7. Nov. DasBerl. Tagebl." meldet aus Rom: Die Radikalen kündigen einen dritten Friedens-Kongreß mit irredentischer Färbung, be­ginnend am 22. November, an.

Berlin, 7. Nov. Nach weiteren Meldungen haben sich von den Chefs der Bankfirma Fried­länder u. Sommerfeld die Brüder Sieamund und Felix Sommerfeld erschossen. (Nach Mitteilungen von anderer Seite sind die Brüder Sommerfeld nicht tot, sondern nur schwer verletzt.)

Berlin, 9. Nov. Großes Aufsehen erregte die Nachricht der bismarcksfreundlichen MünchenerA. Ztg.", Fürst Bismarck habe dem Kaiser geraten, die Arbeiterschutzerlasse ins Feuer zu werfen. Jetzt teilt der konservativeReichsbote" noch weiter mit, Bis­marck habe auch durch Versuche, die auswärtigen (? deutschen) Regierungen in seinem Sinne zu beeinflus­sen, der Politik des Kaisers direkt entgegengewirkt.

Berlin, 10. Nov. Der Reichshaushalts-Etat balancirt mit 1216 Millionen, die fortdauernden Ausgaben betragen 986 Millionen und die einma­ligen Ausgaben des Ordinariums 70 Millionen, des Extra-Ordinariums 160 Millionen.