Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

4L 132.

Erscheint wöchentlich Smcil: Dienstag, Donners­tag nnd Samstag, nnd kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 -4, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 20 4.

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Samstag 7. November.

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gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S -4, bei mehrmaliger je 6 4.

Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1891

Amtliches.

Die Ortsbehörden für die Arbciterversicherung, sowie die Kassiere der Bczirkskrankenpflegcversicherung und der gemeinsamen Ortskrankenkassen Nagold und Altensteig

haben sofort bezüglich des Einzugs der Beiträge zur Jnvaliditäts- und Altersversicherung sür die 11. Beitragsperiode (4.31. Okt. d. I.) Vollzugsbericht ander zu erstatten.

Nagold, 4. Nov. 1891.

K. Oberamt. vr. Gugel.

Nagold. An die Ortsvorsteher,

betreffend die Beleuchtung der Fuhrwerke bei Nacht.

Eingelaufcne Beschwerden veranlassen das Ober­amt den örtlichen Polizeiorganen di§.gewissenhafteste Überwachung der Einhaltung der "Vorschriften der Verfügung des K. Ministeriums des Innern vom 16. Sept. 1888, betreffend die Beleuchtung der Fuhrwerke bei Nacht, hiemit wiederholt einzuschiirsen.

Die Ortsvorsteher werden beauftragt, bei Ver­fehlungen gegen genannte Verfügung aufs Strengste vorzugehen.

Den 6. Nov. 189 l.

K. Oberamt. Or. Guge 1.

Die erledigte ReallehrflcUe iu WlIdbad wurde dem Reallchramtsvcrweser tzonold daselbst übertragen.

Hclges-WeuLgkerLen.

JerrtscHes HieicH.

Tübingen, 3. Nvv. (Corresp.) Auch in un­serer Stadt fvll Heuer das Andenken unseres großen Reformators Luther durch Aufführung eines Luther­festspiels gefeiert werven. Die hiesige Ortsgruppe des evangelischen Bundes har das Trümpelmannfche Werk hiezu ansersehen und es entspricht die Aus­führung eure rn jeder Beziehung großartige zu werden. Nachdem die Proben schon im vorigen Semester be­gonnen haben, sind sie nunmehr unter der bewährten Leitung des Herrn Rüthling von Stuttgart wieder ausgenommen worden und werden bis zur Ausfüh­rung täglich stattfinden. Die Kostüme sind von Dresden und die gleichen, die auch in Stuttgart zur Verwendung kamen. Ein Beweis, daß der Gedanke eines solchen Festspiels überall Anklang findet, ist, daß unsere Nachbarstadt Reutlingen uns angetragen hat, das Festspiel auch dort aufzuführen, was wir aber ablehnen mußten. Das Festspiel wird am 10. November und den folgenden Tagen im Festsaal des Museums aufgeführt werden. Auch am Sonntag den 15. November findet eine Aufführung statt, so daß es jedermann möglich ist, zu kommen. Die Preise (1 ^ 20 80 50 ^) sind so niedrig

angesetzl, daß das geringe Opfer neben dem gebotenen Genuß vollständig verschwindet. Ist ja doch auch der Zweck, die Unterstützung des Haller Diakoniffen- hauses, ein durchaus edler und uneigennütziger. Und so hoffen wir denn, daß eine große Menge Volks von nah und fern hieher strömen möge, und mit uns den Gedächtnistag unseres Martin Luther in ebenso schöner als würdiger Weise zu begehen.

Zur Blutthat in Pliezhausen. Außer dem Thäter wurden auch Mutter und Schwester desselben als mitbeteiligt verhaftet und an's Kgl. Amtsgericht eingeliefert. Der getötete Vater wurde in die Ana­tomie verbracht. Die Untersuchung ergab, daß dem Getöteten 12 Wunden beigebracht worden waren, von denen die 3. oder 4. tötlich waren.

Wildbad, 3. Nov. In der gestern nachmittag stattgehabten Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde der einstimmige Beschluß gefaßt, die elektrische Be­leuchtung in hiesiger Stadt definitv einzuführen.

Stuttgart, 3. Nov. Die Nachricht, Se. Maj. der König habe befohlen, daß sämtliche Hosbedien- steten glattrasiert zu sein hätten, ist dahin richtig zu stellen, daß dieser Befehl nur diejenigen Bediensteten trifft, welche zur direkten Bedienung Seiner Majestät bestimmt sind, während die übrigen Hofbediensieten gemäß einer speziellen Aeußerung Se. Majestät des Königs nach wie vor nach Belieben einen Bart tragen dürfen.

Stuttgart, 3. Nov. (Landtag.) Wie sich voraus­sehen ließ, begegnete in der Kammer der Standesherren die Vorlage betr. die Erhöhung der Civilliste nicht dem geringsten Wiederspruch. Der Berichterstatter, Staatsminister a. D. Frhr. v. Linden, meinte iogar, cs wäre nur begründet ge­wesen, wenn man auch die Summe für die Naturalien erhöht hätte. In der heutigen Abcndsitzung der zweiten Kammer erstattete der Präsident v. Hohl Bericht über den heutigen Empfang de: Adrcßkommission durch den König. Der König richtete huldvolle Worte an die Mitglieder der Kommission nnd gab besonders seiner Gcnuglhuung darüber Ausdruck, daß die Kammer die Worte der Thronrede so richtig erfaßt und gewürdigt habe. Weiter sagte der König, daß ihm die Worte der Adresse, die auf die Stellung Württembergs zu Kaiser und Reich Bezug nehmen, besonders wohlgeihan haben, sowie daß er nicht daran zweifle, die Frage der Verfassnngs- rcvisiou werde zu einem gedeihlichen Ziele geführt werden. - Morgen nehmen beide Kammern gemeinsam die Neuwahl des ständischen Ausschusses vor und übermorgen wird der Landtag vertagt. Zu morgen Nachmittag sind die Mitglieder beider Häuser zur königlichen Tafel geladen worden.

Stuttgart, 4. Nov. 7. gemeinschaftliche Sitzung der beiden Kammern der Ständeversammlung unter Vorsitz des Fürsten Waldburg-Zeil-Trauchburg. Auf der T.O. steht die Neuwahl des ständischen Ausschusses. Der Namensaufruf ergiebt die Anwesenheit von 24 Votanten der ersten nnd 8S Mitgliedern der zweiten Kammer, zus. 110 Stimmen. In den engeren Ausschuß wurden gewählt: Präsident v. Bätzner, die Abgg. v. Hofacker, Frhr. v. Gemmingcn. v. Wolfs. In den weiteren Ausschuß: Direktor v. Zeyer, die Abgg. v. Luz, Probst, v. Göz, v. Schab und Sachs. Morgen ist noch eine gemeinschaftliche Sitzung.

Stuttgart, 4. Nov. Auf heute abend 5^/4 Uhr war von den königlichen Majestäten an die Mitglieder der beiden Ständekammern eine Einla­dung zur Tafel im Residenzschloß ergangen, welcher von allen Seiten bereitwilligst Folge geleistet wurde. Sämtliche Eingeladenen, mit Ausnahme der Mili­tärs, erschienen im Frack. Auf Wunsch des Königs war die Speffeordnung in deutscher Sprache ab ge­faßt. Gegen Ende der Tafel brachte Fürst Zeit den Toast auf S. M. den König aus. Hierauf brachte Präsident v. Hohl ein Hoch auf das Wohl I. M. der Königin aus. Sofort erhob sich S. M. der König und sprach folgende Worte: Im Namen der Königin, meiner Gemahlin, und in meinem eige­nen, sage ich Ihnen herzlichen Dank für den Will­komm, den Sie uns bereitet haben. Ich trinke auf das Wohl meiner getreuen Stände und auf das Wohl unseres gesammten württembergischen Vater­landes, das Sie vertreten. Württemberg es lebe hoch, hoch, hoch! I. M. die Königin zog sich gegen 9 Uhr zurück, während der König erst um 10 Ühr 25 Min. nach Ludwigsburg zurückfuhr.

Ulm, 4. Nov. Gestern abend wurde hier ein Zahlmeister des Dragonerregiments Nr. 26 wegen größerer Unterschlagung verhaftet.

Landtags-Ergänzungswahlen. Oberndorf. 4. Nov. Endgültiges Ergebnis: Direktor Leibbrand (Landespartei) 2378, Buchhändler Galler (Volks­partei) 1290 Stimmen, somit elfterer glänzend wieder­gewählt. Oehringen, 4. Nov. Hartmann (Volks- Partei) ist mit 3241 Stimmen gewählt; Leemann

(Deutsche Partei) durchgefallen mit 1237 Stimmen. Der Sozialdemokrat Agtter erhielt 6 Stimmen. Neuenbürg, 4. Nov. Sägmühlebesitzer Commerell ist ohne Gegenkandidaten gewählt.

Brandfälle: Den 2. Nov. in Berlichingen das Wohnhaus des Maurers Robert Berger; den 2. Nov. in Winterlingen (Ebingen) die oberen Räume im Hause des Josef Schempp.

Düsseldorf, 2. Nov. Der hiesigeGeneral- Anzeiger" meldet, daß im hiesigen Schlachthause bei Untersuchung einer Sendung amerikanischen Schweine­fleisches Trichinen vorgefunden wurden. Nach einer anderen Meldung waren von hundert Speckseiten sechs trichinös. Der Speck war mit einem amerika­nischen Attest angekommen, nach welchem derselbe auf Trichinen untersucht worden sein sollte. Hoffent­lich wiederholt sich dieser Vorfall nicht, welcher das in Deutschland mehrfach geäußerte Mißtrauen in die Zuverlässigkeit der amerikanischen Trichinenuntersu­chung iu höchst unerwünschter Weise rechtfertigt.

Berlin, 3. Nov. In den hiesigen Druckereien ist der Kampf jetzt lichterloh entbrannt; doch nicht in allen. Eine ziemliche Anzahl kleiner und kleinster

etwa 2030 Druckereien hat nachgegeben, und einige größere haben sich mit ihrem Personal verständigt, so die Druckerei oerBert. Ztg.", der Nordd. Allg. Ztg.", derNat.-Ztg.", die Buch­druckerei von Hermann, mit einer ziemlichen Zahl von Arbeitskräften. Aber diese Druckereien haben keineswegs den Neunstundentag und die volle Lohn­aufbesserung, sondern nur eine relativ geringfügige

Lohnaufbesserung bewilligt. (DieBerl. Ztg." z. B. volle 2 Prozent) und die Arbeiter sind mit Vergnügen darauf eingegangen. Ausständig sind jetzt über 1000 Buchdrucker; am Freitag wird das ganze Personal der Firma Mosse entlassen und durch neues ersetzt.

Berlin, 4. Nov. Der Reichstag beginnt seine Sitzungen am 17. November, nachmittags 2 Uhr. Tagesordnung: Erste Beratung des Gesetzes, betr. die Bestrafung des Sklavenhandels, und Petitionen.

Berlin, 4. Nov. Nach derNationalzeitung" ist der deutsche Weinzoll im Handelsvertrag mit Italien um 9 ^ (von 24 auf 15 ^) herabgesetzt. (?)

Berlin, 5. Nov. Hiesigen Blättern zufolge hat die deutsche Regierung in Antwerpen 75 000 Sack Weizen zur Verschiffung nach dem Oberrhein angekauft.

Nach der Apothekerzeitung hat die württember- gische Regierung die Initiative zu dem Gesetz­entwurf, betreffend die Regelung des Geheimmittel­wesens, ergriffen.

In den Prozessen gegen Zuhälter erkennen die Strafkammern jetzt auf hohe Strafen. In Berlin stand der Glasergeselle Ueckermann unter der An­klage der Kuppelei vor der 7. Strafkammer des Landgerichts I. Der noch nicht 20jährige Mensch hatte ein junges Mädchen zur Unsittlichkeit ange­halten. Er führte sie mit Vorliebe nach dem Tier­garten und beschützte sie dadurch, daß er denWacht- dienst" übernahm. Obgleich der arbeitsscheue Mensch noch nicht vorbestraft ist, beantragte der Staatsan­walt doch das höchste Strafmaß von 5 Jahren Ge­fängnis, der Gerichtshof erkannte auf 2 Jahre Ge­fängnis.

Bei der Enthüllung des bisher sogenannten Begas- Brunnens sagte der Kaiser zu dem Oberbürger­meister:Wir wollen dem Brunnen nun auch gleich einen Namen geben, denn meine hochverehrten Herren