.Fassung. Eines Tages lrilt der Gestrenge in das Klassenzimmer des alten T. und sieht mit Entsetzen, wie letzterer dabei ist, einem seiner Schüler die Weis- heit des Lebens in einer so nachdrücklichen Weise beizubringen, wie dies nach den Verfügungen der Schulbehörde einfach nicht erlaubt ist. Zum größten Befremden und Aerger seines Vorgesetzten prügelt T. ruhig weiter, als ob der Herr Schulinspektor nicht da wäre. Zum Schluß beauftragt er den heulenden Jungen noch, er möge es ja seiner Mutter erzählen! Natürlich nimmt darauf der Schulinspektor Veranlassung, mit gehobener Stimme demHerrn Kollegen" klar zu machen, daß er kein Recht habe, eine solche Execution an einem Schüler vorzunehmen u. f. w. Die ganze Strafpredigt scheint aber auf unseren T. sehr wenig Eindruck zu machen, und auf die ärgerliche Frage, was dann geschehen solle, wenn die Mutter sich bei ihm, dem Schulinspektor, beschwere, antwortete T. lakonisch:Rausschmeißen, Herr Schul- Inspektor!"Nun, und wenn dann der Vater kommt und sich über Sie beschwert?" Ach, der kommt nicht, Herr Schulinspektor, der Vater bin ich."

Am Ende des l9. Jahrhunderts. Einem Schneider in der gr. Rittergasse war ein Kind er­krankt. Anstatt einen Arzt anzunehmen, wendete er sich an einen in Bockenheun wohnhaften Mann und gebrauchte auf dessen Anraten eine sog.Sympathie­kur". Das Kind verstarb bald darauf. Der Schnei­der ließ nun so erzählt dasJntelligenzblatt" den Wunderdoktor kommen und klagte ihm sein Leid. Dieser entgegnete, daß im Hause einejunge schwarze Frau" wohnen müsse, welche das Kind "behext" und dadurch die Heilung hintertrieben habe. Der Schneider begann darauf hm eine im Hause wohnhafte Frau zu beschuldigen und im hohen Grade zu belästigen. Nun wollte ein unheilvolles Verhäng­nis, daß im selben Hause noch ein kleines Kind ver­starb. Jetzt begann auch der Vater dieses Kindes mit der jungen schwarzen Frau Händel, so daß die letztere, vollständig in die Enge getrieben, sich nicht mehr anders zu helfen wußte, als durch Anzeige dieser Vorgänge bei der Behörde sich Ruhe und Frieden zu verschaffen. Der Bockenheimer Einwoh­ner wird sich demnächst bei der Staatsanwaltschaft zu verantworten haben.

Feldafing, 22. Okt. Vor Kurzem starb in Traubing bei Feldafing eine Frau Pröbstl im Alter von 41 Jahren, die wohl zu den gewichtigsten Per­sönlichkeiten der Welt gehört haben dürfte. Die Un­glückliche, welche an Fettsucht litt, wog schon im Frühjahre 1890 4 Ztr. und 30 Pfd.; das Anerbie­ten eines Unternehmers, sich gegen hohe Bezahlung zur Schau stellen zu lassen, schlug dieselbe ab. Das Gewicht bei ihrem Tode betrug an 5 Zentner, da­bei waren Kopf, Füße und Hände ganz normal. Die Beisetzung der Leiche bot mannigfache Schwie­rigkeiten. Im ersten Stock verstorben, mußte man den Leichnam auf Brettern die Treppe herabrutschen lassen und ebenso auf Rollen durch den Hausgang schaffen. Die kolossalen Dimensionen des Sarges, nämlich 1 Meter 20 Centimeter breit, 80 Centimeter hoch und 1 Meter 75 Centimeter lang, machten die Aufbahrung im Zimmer unmöglich, weil man mit dem Sarge nicht zur Thüre hinaus gekonnt hätte. Die Verstorbene, eine brave, geachtete Frau, befand sich bis drei Monate vor ihrem Tode wohl und nahm 4 Stunden von ihrem Ende rührenden Ab­schied von ihren Angehörigen.

Mäusefressende Hasen man hat schon öfters von ihnen gehört, aber sie waren bisher immer so vorsichtig gewesen, sich nur in gebratenem Zustande

etwaiger wissenschaftlichen Forschung auszusetzen. Einem Mitarbeiter derTondernschen Zeitung" nun ist es geglückt, aus eigenen Beobachtungen der leben­den Natur folgendenneuen wissenschaftlichen Bei­trag zur Zoologie des ,1spus tiiuiäus" liefern zu können. Er schreibt dem genannten Blatte von der Insel Föhr: Die Hasen, die man vor zehn Jahren auf der Insel nicht kannte, treten jetzt ungemein häufig auf. Ein Bewohner (Landmann) hat die Entdeckung gemacht, daß Meister Lampe ein Mäuse­vertilger wie die Katze ist; darum haben die Feld- mäuse in den letzten Jahren durch die Hasenver- mehrung auf unserer Insel ganz bedeutend abge­nommen. Wo solche Thatsachen existieren, hört aller Zweifel auf.

Lohnender Nebenerwerb.

Gerade zur jetzigen Zeit giebt es gewiß Tausende von Familienvätern, denen die Frage, wie sich ihre Heranwachsende Töchter einst im Leben forthelfen, wie sie sich einen lohnenden und auskömmlichen Ver­dienst schaffen sollen, ernste Sorge gemacht. Wenn auch in Deutschland keine Opfer gescheut werden, um den Kindern eine gute Schulbildung zu geben, um sie etwas Richtiges für das spätere Leben ler­nen zu lasseu. so sind die Kosten für diese Ausbil­dung doch immer noch zu hoch, als daß bei zahl­reicher Familie letztere allen Kindern gleichmäßig zu Gute kommen könnte. Besonders die Töchter sind es, die dann unter solchen Verhältnissen zurückstehen müssen, und doch, wie gern möchten die Familien­väter wohl ihren Töchtern die Möglichkeit bieten, sich eine Erwerbsquelle auch für die späteren Le­bensjahre zu schaffen, wenn sie nicht bei der Wahl des Mittels dafür stets auf Schwierigkeiten stießen, wenn sie nicht ihre Töchter zur Erreichung dieses Zweckes außerhalb des elterlichen Hauses wohl gar in Fabriken ihrem Beruf nachgehen lassen müßten. Da möchten wir nun auf eine Hausindustrie aufmerksam machen, die bisher noch viel zu wenig gewürdigt worden ist. Das ist dre Maschlnenstrik- kerei im Hause. Die Nähmaschine hat ja dem oben genannten Uebelstande wohl auf einige Zeit abge- Holsen, aber heute, wo sie Gemeingut von Hundert- tausenden geworden ist, ist auch der Verdienst mit derselben herabgedrückt worden, die Konkurrenz ist noch fühlbarer als bei den meisten anderen Berufs­arten. Heute nun hat sich die jüngere Schwester der Nähmaschine, die Strickmaschine, soweit vervoll­kommnet, daß sie als gediegenstes Erwerbsmittel für diejenigen, die auf ihrer Hände Arbeit und auf den Erwerb im Hause angewiesen sind, gelten muß, weil sic eine sichere Versorgung bietet, lind die Strick­warenerzeugung nimmt noch immer zu, zumal sie durch das Pros. Jäger'sche Wollsystem täglich weiter gefördert wird. Es werden ja auch heute schon chat- sächlich alle möglichen Bekleidungsartikel auf der Strickmaschine gearbeitet, die früher nur aus ge­schnittenen Stoffen zusainmeligcnäyr wurden; wir sahen Touristen und Radfahrer, deren Ober- und Unterkleider sämtlich auf der Strickmaschine erzeugt waren. Man kann auf einer Familienstrickmaschine z. B. folgende Artikel Herstellen: Strümpfe und Sok- ken in allen Größen und Fassons ohne jede Naht, gewöhnliche und auch englische Beinlängen, glatt und gerippt, in den mannigfaltigsten Strickarten, durch­brochen. gemustert und geringelt; Phantasieartikel, wie z. B.: Damenwesten, Unterröcke, Herrenwesten, -Hosen, -Zicken, -Röcke, sog. Jagdwesten, Kopftücher, Teppiche, Bett-, Wagen- und Reisedecken. Kinderwa­gendecken, Leibbinden. Jagdstrümpfe, Mützen, Müff­chen, Kindermäntel, Frisiermäntel, Hauben, Schlaf­

röcke, Gamaschen, Shawls, Sommer- und Winter- handschühe, Kragen, Garnituren, Kapuzen, Kleider für Kinder und Erwachsene. Kniewärmer, Jacken, Unterjacken, Filetjacken, alle Normalartikel nach Pro­fessor vr. Jäger, Leibchen, Leibjacken, Unterhosen, Bade-, Cricket-, Croquet- und Radfahrer-Kostüme, Fransen, Besätze rc. rc.

Die älteste und größte deutsche Strickmaschinen, fabrik, die Dresdener Slrickmaschinenfabrik vormals Laue u. Timaeus in Löbtau-Dresden, hat für ihre verschiedenen Konstruktionen von Strickmaschinen die allgemeinste Anerkennung gefunden uud auf den Aus­stellungen des In- und Auslandes 10 Ehrendiplome und 25 Preismedaillen erhalten. Eine Spezialität dieser Firma bildet dieViktoria"-Strickmaschine für Hausindustrie, die allen denen, welche ein Mittel zu lohnendem Nebenerwerb im Hause suchen, aufs Wärmste empfohlen werden kann. Die Ausgabe für eine solche Viktoria-Strickmaschine lohnt sich reichlich durch leichtes und sicheres Arbeiten, durch die Halt­barkeit und Vielseitigkeit dieser Konstruktion. Die in Deutschland für Hausindustrie am meisten ange­wandten Strickmaschinen sind dieViktoria-Strick­maschinen mit 6 und 7 Nadeln per englisch Zoll, 37 Zentimeter breit. Diese Maschinen verstricken die gewöhnlichsten mittelstarken Wall- und Baumwoll­garne und kann man darauf sowohl Sommer- wie Winterware Herstellen. Durch die an der Viktoria- Hausindustrie-Maschine angebrachten Begrenzungs­und Verstellungseinrichtungen (sogenannter Reduk­tions-Apparat) wird es ermöglicht, schmale und breite Sachen, also: Socken, Handschuhe und Unterröcke, gemusterte Hcrrenwesten u. s. w. mit gleicher Leich­tigkeit aus derselben Maschine zu arbeiten.

Die Dresdener Strickmaschinenfabrik vorm. Laue und Timaeus in Löbtau-Dresdeu giebt auf alle An­fragen ausführliche Antwort und sendet auf Ver­langen Strickmuster ein.

Allerlei.

Wo liegt die Welt. Der Schulrat Zell- ner hielt Schulvisitation. In einem Dorfe legte der Lehrer unter anderen den Kindern die Frage vor: Wo liegt die Welt? Zellner stutzte und gestand sich, nach seiner Versicherung, daß er nicht im stände sei, die Frage zu beantworten: er war also sehr ge­spannt darauf, wie sie beantwortet werden würde. Aber die Kinder besannen sich nicht lange, einstim­mig schrien alle:Im Argen!"

Handel und Verkehr.

Reutlingen, 2t. Okt. (Obst.) Heute stehen 22 Wagen Mostobst am Bahnhof zum Verkauf. Davon kostet österreich.

4.6070, daher. 4.50. schweiz. 4 40 per Ztr.

Ravensburg, 17. Okt. (Obstmarkt) Bei sehr lebhafter Zufuhr, ca. 3500 Säcke, und ebensolcher Nachfrage wurde Mostobst zu 3.70-4.30, Tafelobst im Korb zu

2.302 50 gehandelt.

Obertürkhcim, 22. Okt. Lese teilweise heute schon begonnen. Vorrat ca. 600 Hektoliter. Einzelnes verstellt. Noch kein Kauf.

Konkurseröffnungen. Friederike Wetzel, geh. Krämer, Ehefrau des Fabrikarbeiters Johann Wetzel, In­haberin eines Kurz- nnd Weißwarengeschäfts in Stuttgart. Neckarstraße 218.

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Verantwortlicher Redakteur Stein wandet in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchdruckerei.

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Am Mittwoch den 28. d. M., nachmittags 1 Uhr, wird auf dem Marktplatz in Altensteig eine Anzahl männlicher und weiblicher Zuchttiere (Ociginal-Simmenthaler) an Mitglieder des Vereins oder der Zuchtviehgenoffenschaft verkauft werden. Die Kaufspreise werden bis Lichtmeß 1892 Käufer sind eingeladen.

Nagold. 22. Okt. 1891.

Der Bereinsvorstand: vr. Gugel.

in Oktav, yuart § ssolio fertigt schnell und billig 6. Vr 2ai86i'.

R o

Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.

Landwirt. Bezirks-Verein Nagold.

Zuchtvieh-Verkauf.

Marktstand-Plätze-Berpachtnng.

^ . Die Marktstand-Plätze von den gedeckten Ständen, so­

wie von den Hafnern und Geschirrhändlern werden

Samstag den 31. Oktober d. I.,

nachmittags 3 Uhr,

und die von den ungedeckten Ständen, sowie von den Küb- lern, Gerbern und Schuhmachern am

Montag den 2. November d. I., vormittags 8 Uhr, gegen sofortige Vorauszahlung des ganzen Pachtgeldes auf weitere 3 verpachtet, wozu Liebhaber eingeladen werden.

Den 22. Oktober 1891.

Stadtfleger Lohmiller.

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