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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Samstag 10. Dkt.

1891 .

Nagold. Bekanntmachung. Durch unmittelbares Köuigliches Dekret vom 6. Oktober 1891 ist bestimmt worden, daß vom Tag des Hinscheidens Ides Höchstseligeu Königs Karl Majestät bis zum Tage der Beisetzung und nach derselben noch weitere zehn Tage in sämtlichen Kirchen des Landes täglich vormittags von 1112 Uhr Trauergelänte mit allen Glocken in angemessenen Unterbrechungen stattfinde, sowie daß für die gleiche Zeitdauer jede öffentliche Lustbarkeit und Musik mit Ausnahme der Kirchen- und Trauermusik zu unterbleiben habe. Hievon wird den Ortsbehörden zur genauen Nach-j achtung und Bekanntmachung in ihren Gemeinden Kenntnis gegeben. Den 8. Okt. 1891. K. Oberamt. I)r. Gugel.

Nagold. An die Ortsvorsteher.

Da bestehender Vorschrift gemäß vor dem Ein- > tritt der kälteren Jahreszeit die feuerpolizeilichen Vor­schriften zur öffentlichen Kenntnis gebracht werden müssen, so werden die Ortsvorsteher angewiesen, die Bestimmungen der K. Verordnungen vom 21. Dezember 1776, betreffend die Feuerpolizei, Reg.-Bl. S. 513, !und vom 4. Januar 1888, betreffend die Abänderung der Feuerpolizeiordnung, Reg.°Bl. S. 15, alsbald in ortsüblicher Weise zu verkünden und auch die Ortsfeuerschauer und Polizeidiener zu getreuer Erfüllung der ihnen in dieser Richtung obliegenden Verpflichtungen anzuhalten. Ueber den Vollzug dieser Weisung ist Eintrag in das Schultheißenamts- protokoll zu machen.

Den 9. Okt. 1891.

_ K. Oberamt, vr. Gugel.

Die Ortsbehörden Ifür die Arbeiterversicherung, sowie die Kassiere der Bezirkskrankenpflcgcversicheruug und der gemeinsamen Ortskrankenkaffen Nagold und Altensteig

I haben sofort bezüglich des Einzugs der Beiträge zur Jnvaliditäts- und Altersversicherung für die 10. Beitragsperiode (6. Sept. bis 3. Okt.) Vollzugsbericht anher zu erstatten.

Nagold, 8. Okt. 1891.

K. Oberamt. vr. Gugel.

Auf die von den bürgerlichen und kirchlichen l Kollegien zum Regierungsantritt Seiner Majestät rdes Königs Wilhelm II. am 6. d. Mts. abgesandte Glückwunschadresse erhielt der Unterzeichnete heute aus dem K. Kabinet die nachstehende Zuschrift, welche er sich hiemit unter gleichzeitiger Bekanntgabe an die Kollegien zu veröffentlichen erlaubt.

Nagold, 8. Okt. 1891.

Stadtschultheiß Brodbeck.

Euer Wohlgeboren I beehre ich mich höchstem Befehle gemäß mitzuteilen, Idaß Seine Königliche Majestät die von den bürger- Ilichen und kirchlichen Kollegien der Stadt Nagold mittelst Eingabe vom 6. d. Mts. zu Höchst Ihrem Regierungsantritt dargebrachten Glückwünsche wohl- Iwollend entgegengenommen haben und für solche wie Ifür die ausgesprochene Teilnahme an dem Hingang Seiner Majestät des Höchstseligen Königs gnädigst danken lassen.

Indem ich Euer Wohlgeboren ersuchen darf, i hievon auch den übrigen Mitgliedern der Kollegien I Kenntnis zu geben, beharre ich mit hochachtungsvollen Gesinnungen.

Stuttgart, den 7. Okt. 1891.

Der Kabinets-Chef: Griesinger.

Die erledigte cv. Sladtpfarrei Iave Ist ein wurde dem l Pfarrer Hornberger in MalmSherm übertragen.

>Der Tod des Königs Karl von Württemberg.

Der König Karl von Württemberg ist am Diens- I tag Vormittag kurz vor 7 Uhr gestorben! Seit Jah­ren kränklich verlebte der König in der Regel die rauhere Jahreszeit im Süden und erlangte dort Er­holung von dem lästigen Leiden, von welchem er be­

fallen war. Da sich aber häufig momentane Ver­schlimmerungen im Zustande des Königs geltend machten, so wurde die Krankheit meist unterschätzt und auch diesmal ist die erst am letzten Freitag ein- getretene Verschlechterung nicht sonderlich tragisch im Anfänge genommen worden. Noch am Sonntag lag kein direkter Grund zu Besorgnissen vor und erst am Montag Nachmittag trat ein derartiger Kräftever- fall ein, daß die Aerzte das Schlimmste befürchteten. Der König nahm das heilige Abendmahl, nach wel­chem völlige Bewußtlosigkeit eintrat. Ohne Schmer­zen ist der Kranke dann am Dienstag Vormittag 6 Uhr 55 Minuten verschieden. König Karl ist am 6. März 1823 in Stuttgart geboren und hat am 25. Juni 1864 die Regierung des Schwabenlandes angetreten, er war seit dem 13. Juli 1846 mit der Großfürstin Olga von Rußland, einer Tante des heutigen Zaren, vermählt. Die sonst glückliche Ehe blieb kinderlos und ist daher der Neffe des Verstor­benen, Prinz Wilhelm, König von Württemberg ge­worden. Der neue König ist am 25. Februar 1848 geboren und in zweiter Ehe mit der Prinzessin Char­lotte von Schaumburg-Lippe vermählt. Diese Ehe (am 8. April 1886 geschlossen), ist seither kinderlos geblieben. Aus der ersten Ehe des neuen Königs stammt die 1877 geborene Prinzessin Pauline. Im Falle die jetzige Ehe des Königs ohne Söhne bliebe, würde die Thronfolge an die (katholische) württem- bergische Herzogslinie fallen. Der König Wilhelm ist das letzte männliche Mitglied der protestantischen Linie des württembergischen Königshauses.

Der verstorbene König ist in den letzten Jahren in der Politik wenig hervorgetreten, seine Kränklich­keit zwang ihn zu zurückgezogenem Leben. Anders war es in früheren Jahren. König Karl hatte in der Jugend eine ausgezeichnete Erziehung genossen und seine Kenntnisse durch umfangreiche Ausland­reisen erheblich vermehrt. Hohen Kunstsinn hat er besonders bei der Ausführung von Bauten entfaltet, wie denn Stuttgart und Umgebung ihm in dieser Hinsicht sehr viel verdanken. An der inneren Gesetz­gebung Württembergs hat der König lange Jahre hindurch regen Anteil genommen, viele Reformgesetze sind auf seine persönliche Anregung zurückzurufen und die weitgehende Popularität, deren er sich wenn sein Wesen auch etwas zurückhaltend war in seinem Lande erfreute, zeigte sich besonders bei der Feier seines fünfundzwanzigjährigen Regierungs­jubiläums im Jahre 1889. In der auswärtigen Po­litik stand der König 1866, wie ja die meisten deut­schen Fürsten, auf Seiten Oesterreichs. Aber auch nachher machte sich eine ziemlich tiefgehende Abnei- gung gegen Berlin am Stuttgarter Hofe geltend und es ist ja eine bekannte Thatsache, daß die Seele die­ser Richtung die Königin Olga war. Auch der Er- Achtung des neuen deutschen Reiches stand man am württembergischen Hofe mit gemischten Gefühlen ge­genüber und es hat wohl im Anfänge eine gewisse Spannung obgewaltet, hauptsächlich auch deshalb, weil man von der Zukunft ganz andere Dinge er- wartete, als hinterher wirklich eingetreten sind. Dem schlichten und doch so gewinnenden Wesen Kaiser

Wilhelms I. ist es denn im Laufe der Jahre auch unschwer gelungen, die bestehenden Gegensätze zu mildern und zu beseitigen und wann der greise Herr­scher zur Teilnahme an den württembergischen Ma­növern nach dem schönen Stuttgart kam, wurde erl dort mit brausendem Jubel empfangen und die Be­ziehungen zwischen den beiden Monarchen erschienen als die freundschaftlichsten. Unter Kaiser Wilhelm II. hat sich das gute Verhältnis noch gebessert. Beweis I dafür ist besonders das bereitwillige Zugeständnis, daß fortan kein preußischer mehr, sondern ein würt- tembergischer General Korpskommandeur in Stutt­gart sein soll. Vielfach ist in den letzten Jahren bei hanptet, der König habe sich von schlauen Ameri­kanern, die einer frömmelnden Richtung angehörten, I zeitweise beeinflussen lassen. Es gab darüber einmal lange Erörterungen in der Presse, welchem dadurch ein Ende bereitet wurde, daß die betreffenden Herren aus dem Gefolge des Königs ausschieden. Es ist heute wichtig, genauer auf die Sache zurückzukommen, zumal damals schon behauptet wurde, daß bei den Angriffen auf die dem Könige nahestehenden Perso­nen eine ganz gehörige Portion Selbstsucht mit im Spiel war. Im Ganzen ist nur zu konstatieren, daß König Karl stets streng verfassungsmäßig regiert hat und stets dem Reiche gab, was ihm zukam. Beim Tode der Kaiser Wilhelm I. und Friedrich war Kö­nig Karl von Württemberg der erste deutsche Bun- desfürst, welcher auch in seinem Lande Trauerfeiern! anordnete und dasselbe geschah bei dem Hinscheiden des Grafen Molkte. Für die Aufrechterhaliung und Befestigung der guten Beziehungen zwischen Würt­temberg, einem der wohlhabendsten deutschen Bun­desstaaten, und dem Reiche hat der König sorgsam I gearbeitet.

Der neue König von Württemberg.

Mit Liebe und Vertrauen blickt das württem-I belgische Volk zu seinem neuen Herrscher empor,! welcher als Enkel König Wilhelms I. seinem Oheime, dem kinderlosen Könige Karl, als Wilhelm II. auf dem Throne folgt. Hat er es doch bereits alsl Thronfolger verstanden, sich durch seinen milden Sinn, seine aufrichtige Geradheit und tiefinnerlichc Rechtschaffenheit die Zuneigung des Schwabenvolkes zu erwerben.

König Wilhelm ist am 25. Februar 1848 ge­boren. Sein Vater, Prinz Friedrich (ff 9. Mai 1870).! war in seinem einfach leutseligen Wesen ein popu-s lärer Mann gewesen, und an seiner Mutter, der Prinzessin Katharine, einer Schwester des König-) Karl, schätzt der schlichte Sinn des Volkes besonders I die rührend treue Hingebung, mit der sie an ihrer! Mutter, der Königin Pauline, hing. Das stille Palais gegenüber dem alten Schlosse zu Stuttgart,! wo Prinzessin Katharine heute noch residiert, war der! Schauplatz der Knabenjahre deS jetzigen Königs, s Vorzügliche Männer, wie der hochsinnige spätere Hoff Prediger Günther und der damalige Jägerhauptmann,! nachherige General v. Linck, waren seine Erzieher. Ein fröhlicher Kreis erlesener Altersgenossen teilte seine Spiele und seinen Unterricht; von seinen Lebrern