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Jamstag 29. August
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1891 .
Inges-Wenigkeiten.
AerrtstHes Weich.
* Nagold, 28. Ang. Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, wurden gestern zwei ledige, ältere Bursche von Hvchdvrf verhaftet, welche den Philipp Gute tun st von Schietin gen in der letzten Sonutagsnacht überfallen und' totgeschlagen haben. Der eine der Thäler heißt I. Frick, Schuster, der andere K. Vogl, Schmid. Beide wurden ins Amis- gefängniS Horb überliefert.
ä-. Atiensteig, 27. Ang. Eine sehr betrübende Nachricht ans weiter Ferne bekam dieser Tage die Witwe S ch wab von Altcnsteig-Dors. Durch das dortige Schnltheißenamt wurde ihr die traurige Eröffnung gemacht, daß laut amtlicher Mitteilung ihr zwanzigjähriger Sohn Johannes, der seit einiger Zeit als Zimmergeselle in Köln gearbeitet habe, beim Baden im Rhein zugleich mit einem Kameraden ertrunken sei. Jedermann bemitleidet die schwer- geiroffene Witwe nut ihren übrigen zum Teil noch unmündigen Kindern.
Catw, 24. Aug. Zn dem Landesscst des Evang. Kirchuigesangvcreinö, welches heute morgen b's7 Uhr mit der Ehoratmusik: „Lobe den Herrn, o meine Seele" seinen Anfang nahm, haben sich die Gäue recht zahlreich eingesnnden und enffattete sich schon im Laufe des Vormittags reges Leben in unserer im Festgewand prangenden Stadt. Um 9 Uhr begann die Houptverhandlnng und nachdem die Begrüßung durch den BeremsvorstanS nnb den Stadrvorstand ftattgesunden hatte, ging cs zur Ausschußwahl, Rechnungsabloge u. s. w. über. Hierauf fand die Hauptprobe in der Stadrkirche statt.
— Nach derselben begaben sich die Vereine in die ihnen angewiesenen Gasthöfe, um das Mittagessen einzu- nchmen. Im Gasthof zum Waldhorn versammelten sich neben zwei Vereinen (Sulz und Jspringen) das Konnte des Landesvereins und das Lokatkomite. Der Vorstand des Landesveretns, Herr Stadtpfarrer Abet von Gmünd brachte einen Toast ans aus unser in Ehrfurcht geliebtes Königspaar, der mit Jubel und Begeisterung ausgenommen wurde. Zugleich wurde ein Glückwunschtelegramm an S. M. den König und I. M. die Königin abgesandt. Auch inmitten der übrigen Vereine, von welchen der Verein von Altensteig im Gasthaus z. Rößle, die Vereine von Nagold im Gasthof z. Bad. Hof und der Verein von Neuenbürg in der Bierbrauerei von I. Dreiß das Mittagessen einnahmen, wurden Toaste auf unfern König und seine hohe Gemahlin ausgebracht und mit Begeisterung ausgenommen. Schnell floß die Mittagsstunde dahin und um 2Y^ Uhr sammelten sich sämtliche Vereine auf dem Marktplatz, um von hier aus zu dem um st»3 Uhr beginnenden Festgottesdienst zu ziehen. Zum Glück hatte sich ge- gen Mittag der Himmel geklärt. Ein kurzer, aber sinniger Spruch: Singet dem Herrn! zierte die errichtete Eingangspforte. Der Festgottesdienst wurde eingeleitet mit einer Fuge von I. S. Bach, mit großer Meisterschaft vorgetragen vom Vereinsorganisten Herrn Musikoberlehrer Hegele von Nagold. Sodann sang der hies. Kirchenchor den sehr fein vorgetragenen Begrüßungs- und Eingangschor: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzet." Und nun folgten nach einander Chor-, Gemeinde- und Kinder- Gesänge, welche mit den dazwischen gesprochenen Bibelworten des Liturgen und der Festpredigt einen „Liturgischen Gottesdienst" darstellten. Die tief zu Herzen gehende Festpredigt hielt Herr Dekan Braun,
die Bibelworte wurden von Herrn Stadtpsarrer Eytel vom Altäre aus gesprochen. Der Grundgedanke des liturgischen Gottesdienstes war der sich durch das Ganze ziehende goldene Faden des Vaterunsers. Die Gesänge wurden unter der meisterhaften Leitung des Hrn. Musikdirektors Burkhardt von Nürtingen im ganzen in vortrefflicher Weise ausgeführt. Dazu kam noch ein von Herrn Schullehrer Roos geleiteter Schülercstvr: „Ans dich, o Herr, vertrauet meine Seele!" Die Aufzählung aller einzelnen Chöre und die Art ihrer Wiedergabe würde uns zu weit führen. Wir heben hervor „Du bist's" von Haydn, „Ich will den Herrn loben allezeit" von Burkhardt, „Herr, erbarm dich" (Männerchor der Seminaristen von Nagold, mit großer Innigkeit gesungen), „Wirf dein Anliegen" von Mendelssohn und „Hallelujah, Amen" von Händel. Die Frische des Soprans, die Weichheit des Alts, das Feuer des Tenors, die Kraft des Basses, — alles vereinigte sich zu einem schönen harmonischen Ganzen. Reinheit, Takt und Rhythmus, Aussprache und Nuancierung u. s. s. ließen nur an wenigen Stellen zu wünschen übrig. Seinen würdigen Abschluß fand der Festgotttesdisnst in einem vom Vereinsorganisten Hegele mustergiltig gespielten Postludium, Fantasie und Fuge von Merkel. — Aus der am Vormittag stattgefundencn Hauptversammlung des Vereins haben wir noch nachzntragen, daß 7 Personen zu Ehrenmitgliedern ernannt worden sind, nämlich Hr. Prälat v. Müller und Hr. Prälat v. Merz in Stuttgart, Hr. Geheimrat Dr. Hattwachs und Hr. Gymnasialprosessor Becker in Darmstadt, Hr. Prof. Fink in Eßlingen. Hr. Musikdirektor Braun in Biberach und Hr. Schullehrer Roos in Calw. Zu Ehren der im vergangenen Jahr verstorbenen Mitglieder erhob sich die Versammlung von ihren Sitzen. Eine von Herrn Schult. Schweikhofer von Alpirsbach dargebotene Festgabe, bestehend in einem von ihm selbst komponierten Chorgesang, wurde dankbar angenommen. — In der geselligen Vereinigung in der Turnhalle, allwo Hr. Thudium leibliche Erfrischungen darbot, wechselten eine Menge Reden und Toaste mit Gesängen der Vereine in schöner Weise ab. Hr. Stadtpfarrer Abel sprach sämtlichen Mitwirkenden des gelungenen Festes seinen herzlichsten Dank aus und mahnte zu emsigem Weiterstreben in der Sache des Kirchengesangs. Auch verlas derselbe die inzwischen eingelaufenen Telegramme, insbesondere die aus Schloß Friedrichshafen eingelaufenen Telegramme unseres dem Verein Glück wünschenden Königspaares, worauf sämtliche Anwesende die Königshymne anstimmten. Ein erhebender Schluß des Festes war der Gesang einiger Choräle auf dem Marktplatz, welche durch einen Posaunenchor des Jünglingsvereins von Jspringen in trefflicher Weise begleitet wurde, was allgemein Anklang fand. Außer den schon genannten Persönlichkeiten, die zum Feste kamen, nennen wir u. a. noch Oberkonsistorialrat Dr. Köstlin von Darmstadt und Hr. Musikdirektor Eberle von Künzelsau. Mit den Abendzügen verließen die Gäste wieder unsere Stadt. (C. H.)
Rottweil, 25. Ang. Erst in der Woche des stattfindenden Gauliederfestes melden sich nunmehr die Vereine zur Teilnahme, es dürften deren im Ganzen gegen 20 werden, von welchen allerdings einige das Fest nicht als Sänger, sondern als „Fcst- bummler" mitzumachen gedenken; eine Anzahl größerer Vereine mußte aus den verschiedensten Grün
den die allgemeine Teilnahme ablehnen, wird aber durch Deputationen vertreten sein. Bei den allgemeinen Chören werden etwa 350 Sänger unter Huber's Direktion Mitwirken, außer Rottweil der Sängerbund Balingen, Liederkranz Dotternhausen, Dunningen, Liederkranz Nagold, Frohsinn Oberndorf, Liederkranz Oberndorf, Lyra Schramberg, Liederkranz Schwenningen. Sulz, Trichtingen, Harmonie Trossingen. Ta diese Vereine mit einer einzigen Ausnahme sich auch im Einzelvortrage hören lassen, so steht ein reicher musikalischer Genuß bevor.
Stuttgart, 24. Ang. Die Kameralömter sind vom Finanzministerium angewiesen worden, für die Einnahmen und Ausgaben an Früchten, welche durchaus in Geld berichtigt werden, die nachstehenden Preise als Etatssätze zu berechnen: Kernen 10 Weizen 10 Roggen 8 Gerste 8 Dinkel oder Einkorn 6 50 Haber 6 ^ 50
Die Preise sind auf den Zentner berechnet.
Stuttgart, 25. Ang. Der „Staatsanzeiger ür Württemberg" meldet, daß das Allgemeinbefinden des Königs, nachdem am 17. ds. ein heftiger Fieberanfall zum letzten Male aufgetreten sei, sich bei besserem Schlaf nnd Appetit gehoben habe. Der König konnte nach längerer Unterbrechung gestern zum ersten Male nach der Tafel wieder auf kurze Zeit im Empfangssaale erscheinen.
Eine sehr angenehme Ueberraschung wurde einem Ehepaar in Niederstetten an seinem Hochzeitstage zuteil. Die Post brachte an den Gastgeber des Festmahles einen eingeschriebenen Brief mit dem ausdrücklichen Vermerk: „Erst nach dem Trauakt zu übergeben!" Der Brief enthielt einen Hochzeitsstrauß in Gestalt eines Tausendmarkscheins von einem amerikanischen Anverwandten, welcher sich momentan in einem böhmischen Bad aufhalten soll.
Eine Sensationsnachricht, die aber einen etwas abenteuerlichen Beigeschmack hat, bringt die „Köln. Ztg." aus Petersburg: „Gut unterrichtete Hofkreise erzählen als Thatsache, die Kaiserin von Rußland sei vollständig für den möglichst engen Anschluß an Frankreich. Ihr Einfluß sei wesentlich mitbestimmend bei der schwer erwirkten, nunmehr aber unerschütterlichen Annäherung des Zaren an Frankreich gewesen. Bei dieser Angelegenheit, bei welcher namentlich der russische Botschafter von Mohrenheim in Paris eine große Rolle spielte, habe die Kaiserin mehr als geborene dänische Prinzessin, denn als Zarin gehandelt, und die Zusicherung Frankreichs zu einer Verständigung vermittelt, wonach bei einem glücklich durchs Rußlands Hilfe beendeten Kriege mit Deutschland die Rückgabe Schleswigs an Dänemarck erfolgen solle." Die Zarin hat sich bisher nie um Politik gekümmert, und deshalb klingt die Meldung etwas unwahrscheinlich. — Jetzt ist auch für das Großfürstentum Finnland ein Roggen-Ausfuhrverbot erlassen.
Leipzig, 23. Aug. Mit dem gestrigen Tag haben hier die Verhandlungen des VI. Verbandstages des Zentralverbandes deutscher Uhrmacher begonnen, die bis zum Mittwoch dauern werden. Zugleich ist damit eine internationale Ausstellung von Uhren aller Art, Maschinen und Hilfswerkzeugen der Uhrmacherei im Kaisersaal der Zentralhalle verbunden. Bei der großen Bedeutung des Verbandes für die deutsche Uhrmacherei (ein besonderes Verdienst desselben ist die Gründung einer deutschen Uhrmacherschule, die denen in Frankreich und der Schweiz völlig ebenbürtig zur Seite steht) ist den