porus und dürfte nur schwer auszurotteu sein. Als Beispiel für die Ausdehnung dieses Unwesens führen wir an, daß der jetzige Großvezier Kiamil Pascha, als er vor Jahren Gouverneur des Vilajet Smyrna war, während seiner zweijährigen Amtsthätigkeit an 200 Räuber, welche die Stadt und ihre Umgebung unsicher machten, einfangen ließ, aber auch dafür Sorge trug, daß die Banditen nicht so bald wieder in Freiheit gesetzt wurden, wie das an anderen Orten der Türkei vorzukommen pflegt. In der europäischen Türkei sind die Zustände auch mcht viel besser, wie die Vorgänge der letzten Monate beweisen. Das Bedenklichste dabei ist, daß diese Räubereien meist nicht ohne Wissen einzelner türkischer Beamten vor sich gehen, welche mit den Räubern unter einer Decke stecken und die Vorfälle zu einer Geldquelle zu machen wissen. Schließlich wohnt aber diesem Unwesen, nicht blos eine soziale, sondern auch eine politische Bedeutung bei. Dasselbe ist nämlich nicht nur ein Beweis der öffentlichen Unsicherheit, es dokumentiert auch, daß die latente Anarchie in der Türkei in sehr weitem Umfange besteht. Und wenn auch diese Art Anarchie in erster Linie nur eine Gefahr für den Bestand des türkischen Reiches zu bilden scheint, so trifft sie doch indirekt auch Europa, das sich durch die weitere Entwicklung, also Verschlimmerung solcher Zustände in hohem Maße beunruhigt fühlen muß. Denn gerade in diesem Augenblick, in dem alle Mächte — die Tripel-Allianz geradeso wie ihre Gegner — den Frieden des Continents um jeden Preis aufrecht zu erhalten suchen, müssen so bedauerliche und bezeichnende Vorfälle doppelt beunruhigend wirken. Es ist ja bekannt, daß die meisten Aufstände in der europäischen Türkei schon seit einem halben Jahrhundert nur dem Räuber- unwcsen und der localen Anarchie ihre Entstehung verdanken und daß diese Aufstände zumeist in einem solchen Augenblicke ausbrachen, da es den europäischen Großmächten am unbequemsten war. Das Chronischwerden solcher Ereignisse erhält — in Verbindung mit anderen Erscheinungen des öffentlichen Lebens in der Türkei — etwas bedenklich Symptomatisches, auf das man im allgemeinsten Interesse mit dem größten Nachdrucke verweisen muß. — Was übrigens den Fall Solini betrifft, so hat der italienische Botschafter Baron Blanc im Namen der italienischen Regierung die Aufforderung an die Pforte gerichtet, zum Schutze des Entführten alle erforderlichen Maßnahmen zu treffen, namentlich das von den Räubern geforderte Lösegeld von zweitausend türkischen Pfunden unverzüglich an dieselben aushändigen zu lassen. Der italienische Botschafter hat auch die Orientbahngesellschaft für die Beschaffung des Lösegeldes verantwortlich gemacht. Letztere verlangt mit Recht von der Pforte militärischen Schutz für die Linie Salonichi- Konstantinopel.
Amerika.
New-Iork, 22. Aug. Bei dem Einsturz eines Hauses wurden hauptsächlich zahlreiche Passanten, sowie die Besucher eines ln dem betreffenden Hause befindlichen Restaurants und die Arbeiter und Arbeiterinnen der in den oberen 5 Stockwerken befindlichen Druckerei verletzt. Zahlreiche Personen, welche noch lebend unter den Trümmern begraben waren, kamen, da man ihnen keine rechtzeitige Hilfe bringen konnte, durch das bei der Explosion entstandene Feuer um. Die benachbarten Häuser sind durch Feuer und Wasser stark beschädigt worden.
Mondovi, 24. Aug. Gestern fand die Enthüllung des Denkmals für den König Karl Emanuel I. in Gegenwart der Minister di Rudini, Ferrari und Pelloux, sowie zahlreicher Senatoren und Deputierten statt. Nachmittags hielt der König eine glänzende Revue über 8000 Mann Alpenjäger und Gebirgsartillerie ab und Unterzeichnete das Amnestiedekret für die Stellungspflichtigen aus den Jahresklassen von 1848 bis 1872. An der Amnestie nehmen etwa 40000 Personen Teil.
Valparaiso, 24. Aug. Am Freitag besiegten angeblich die chilenischen Insurgenten die Truppen Balmaceda's bei Viladelmas am Aconaguafluß. Der Kamps soll den ganzen Tag gedauert haben und die Gesamtzahl der Getöteten und Verwundeten soll 3000 betragen.
Kleinere Mitteilungen.
Ein Brief, der neun Jahre unterwegs war, hat jedenfalls Anspruch darauf, dem Postmuseum einverleibt zu werden. Am 6. September 1882 sandte ein damals in Prenzlan wohnender Herr L. einen Brief ab unter der Adresse seines Bruders: „Wellington-Hotel Christchurch in Neu-Seeland." Dieser Brief ist niemals in die Hände des Adressaten gelangt, sondern die erst jetzt nach neunjährigen Irrfahrten vom Berliner Postamt 47 dem Absender zurückgegeben worden. Zahlreiche deutsche, englische und französische Poststempel und Aufschriften bedecken den Briefumschlag und aus dem Tohuwabohu geht hervor, daß sich der Brief in dem Briefbehälter des Wellington-Hotels unsichtbar gemacht haben muß. Ausweislich des englischen Auskunftstempels ist der Brief am 3. Oktober 1882 bereits im bezeichneten Hotel Angegangen und erst nach 9 Jahren, am 8. Juni 1891, mit der Abstempelung: »Non roolamo" und oallsä kor« als unbestellbar der australischen Post zurückgegeben worden. Dieselbe verfügte die Rücksendung des Briefes nach Deutschland und am 18. August kam derselbe auf einem Umweg über Prenzlan in die Hände des Absenders, dessen Bruder, der Adressat, längst das Zeitliche gesegnet hat.
Handel und Verkehr.
Stuttgart, 22. Aug. An der diesjährigen 57. Tuch messe waren 79 Verkäufer — gegen 79 fernd — vertreten. Dieselben brachten an Tuch, Bukskin, Flanell, Multon rc. zur Messe 3250 Stück im Wert von 206,500 ^ gegen 4600 Stück im Wert von 286,000 ^ im Vorjahr. Es waren ferner noch vertreten Strickgarne, Jacken, Westen, Dek- ken, Unterleibchen. Der Umsatz beträgt Heuer 1850 Stück — 116,000 gegen 2350 Stück — 137,000 Mark im Vorjahr. Die Verkäufer kamen: 21 von Freudenstadt, 13 von Metzingen, 9 von Nagold, 8 von Ebhausen, 4 von Nördlingen, je 3 von Oberschwandorf, Erbach und Göppingen, 2 von Beerfelden, je 1 von Reutlingen, Kornthal, Calw und Degerloch. An der diesjährigen letztmals abgehaltenen Tuchmesfe fanden wieder Flanelle, billige Tücher und Bukskins befriedigenden Absatz, größere Posten in teureren Tüchern blieben ftnverckauft. Gegenüber fernd war in den Preisen eine Veränderung nicht wahrzunehmen. Es dürfte von Interesse sein, in nachfolgendem im Auszug eine llebersicht über den Umfang der einzelnen Messen von 1835—91 sich zu vergegenwärtigen.
Jahr-
Zahl d
Zufuhr.
Umsatz.
gang.
Verkfr.
Stück.
Stück.
Wert.
Meßlokal.
1835
176
7550
2550
— Eberhardsschule
1836
169
7750
4500
—
1837
248
11,900
5450
—
1838
288
12,850
5100
—
1839
264
11,650
4000
—
1840
278
11,500
5000
—
1845
287
10,250
5750
—
1850
298
11,600
6800
—
„
1860
341
17,600
9600
575,000 fl.
1865
402
22,800
14,050
1,150,000 „
1869
354
21,000
14,650
900,000 „
Markthalle.
1870
344
20,800
10,200
—
>1875
261
24,050
14,800
—
1878
223
13,150
6450
547,000
1879
195
11,800
6100
413,500 „
Turnhalle.
1880
172
10,400
6850
480,000 „
1882
168
9770
5550
372,900 „Gewerbehalle.
1885
114
7400
4800
297,500 „
„
1887
97
6300
3300
220,000 „
1889
78
4200
2400
140,000 „
1891
70
3250
1850
116,000 „
"
Aller
l e i.
— Fliegenvertilgung. Man hängt ein kleines Bündel Beifuß, Mutterkraut (Artsmima, vulgaris) oder einen Weidenbüschel an der Decke von Wohn- räumen, Küchen und Ställen rc. auf, woran sich, wahrscheinlich durch den Geruch angezogen, die Fliegen gegen Abend in so großen Massen setzen, daß der Büschel oft vollständig von denselben bedeckt ist. Wenn es nun dunkel geworden, hält man einen möglichst weiten Sack geöffnet unter den Büschel, schneidet letzteren mit einem raschen Schnitte los, so daß er sofort in den Sack fällt, und man hat so fast alle vorhandenen Fliegen gefangen; man darf den Büschel aber nicht berühren, denn durch die geringste Erschütterung stieben die Fliegen auseinander.
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Visls von Lsn Asrrtsn ankgsgsdsvs Trank», welche lange ohne Erfolg Medikamente eingenommen haben, sind noch durch die Anwendung der Naturheilmethode gerettet worden. Hierfür liegen viele Hunderte von Beweisen vor, die in naturärztlichen Zeitschriften und Büchern niedergelcgt worden sind. Kein Wunder, daß ununterbrochen Aerzte der alten Schule offen zu der Naturheilmethode übertreten, und die Zeit ist nahe, da letztere von der großen Waffe unseres Volkes anerkannt und angewendet werden wird. Wer sich mit der Naturheilmethcde vertraut machen will, dem können wir ein Abonnement auf die nützliche Zeitschrift „Der Hausdoktor" bestens empfehlen. Die Leser derselben erhalten durch allgemeinverständliche und interessante Aufsätze und Artikel die erforderlichen Belehrungen und Ratschläge zur Wiedergewinnung oder Erhaltung ihrer Gesundheit. Der „Hausdoktor" sollte daher in keiner Familie fehlen. Der Abonnementspreis beträgt nur 1 pro Vierteljahr. Probenummern erhält man kostenlos durch jede Buchhandlung, sowie auch durch die Geschäftsstelle des „Hausdoktor" zu Dresden.
Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. — Druck und Verlag der G. W. Zaiser'scheu Buchdruckerei.
Revier Hofstett.
Aremcholz-Merkauf.
Am Dienstag den 1 . September, vormittags 11 Uhr, im „Lamm" in Agenbach, ans Frohn- wald Abt. 15 Sauerbrunnen, 16 Alterhau, 34 Oldengrnnd, 36 Heselrain, 42 Burrenmad, 48 Härle, 49 Hardt, 50 Baurenriß: 1 Rm. buchene Scheiter, 17 Rm. dto. Prügel, 9 Rm. tan- nene Scheiter, 228 Rm. dto. Prügel, 170 Rm. tannen Anbruch und 52 Rm. tannene Rinde.
Wiederholt Scheidholz der Hüten Agenbach und Aichelberg: 12 Rm. Nadelholz-Scheiter, 81 Rm. dto. Prügel und 213 Rm. Nadelholz-Anbruch.
Amtliche und Privat- Bekanntmachungen. Kölnische Unfassverstcherungs-Aktien-Hesellschast.
Wir bringen hiermit zur Kenntnis, daß wir die von dem verstorbenen Herrn Carl Pflomm in Nagold, unserm langjährigen treu bewährten Mitarbeiter verwaltete Agentur nunmehr
Herrn Kaufmann Friedrich Schwid in Nagold
übertragen haben und bitten, sich in allen bezüglichen Fällen an diesen wenden zu wollen.
Stuttgart, den 24. August 1891.
Die Subdirektion:
Mauf check,
Kaiser!. Oberinspektor a.
D.
irgend etwas annoncieren will, erspart alle Mühewaltung Porto und Nebenspesen, wenn er sich vertrauensvoll wendet an die erste deutsche Anuoncen-Expedition von
Kaasmftein L Mogler, Stuttgart.
Flechtenkranke
versäumen nicht, das von Rolle, Hamburg, St. Pauli, Marienstr. 65, herausgegebene und nur daselbst zu beziehende Buch zu lesen. Preis 1.50.
Bitte um gefällige Uebersendung von Medicamenten Ihres Apothekers für meine Tochter und für meinen Sohn. Bei meiner Tochter ist das Gesicht zum Teil abgeheilt, nur auf den Armen zeigen sich noch einige Stellen, welche aber auch mehr und mehr verschwinden, auch bei meinem Sohne sieht es gut aus, nur will es bei ihm nicht so schnell gehen.
Büttel, per St. Margarethen.
Hochachtungsvoll S. Schmidt.