Balingen, 16. Aug. Während eines schweren Gewitters, welches heute früh 7 Uhr zum Ausbruch kam, fuhr ein Blitzstrahl mitten in eine in der Nähe der Brauerei Lang zur Ausmusterung ausgestellte Schafheerde. 17 Stück wurden vom Strahl getroffen und mußten geschlachtet werden.

Stuttgart. 14. Aug. Professor Jäger, der bekannte Wollprophet, hat eine Tochter, welche, laut B. N. N.", kürzlich in den Stand der Ehe trat. Dem Prinzip des Vaters getreu, erschien die Braut bei der Trauung vollständig in Wolle gekleidet, so­gar mit einem wollenen Brautschleier!

Stuttgart, 16. Aug. Die Beerdigung der verstorbenen Herzogin Mathilde von Württemberg, Schwiegermutter I. Kais. Hoh. der Herzogin Vera, erfolgt auf speziellen Wunsch der Entschlafenen ohne jedes Gepränge.

Stuttgart, 17. Aug. Der offizielle Hofbericht bezeichnet das Befinden des Königs als einleid­liches". Privatmeldungen aus Friedrichshafen be- sagen, daß der König von heftigen Schmerzen geplagt und durch die häufigen Fieberanfälle und Störungen der Nachtruhe sehr geschwächt sei.

Stuttgart, 17. Auw. Eine weit bekannte und früher viel genannte Persönlichkeit Stuttgarts ist am Samstag in Obertürkheim begraben worden: Möbelhändler Erpff aus der Militärstraße, der erste Möbelvermietcr unserer Stadt, welcher seit den 30er Jahren alle in dieses Fach einschlagende Bedürfnisse befriedigte und nicht nur einzelnen Haushaltungen, sondern großen Herrschaften, Gesandten u. dergl. ihre Wohnungen vorläufig einrichtete.

Göppingen, 16. August. Heute früh wurde die Stadt in schreckliche Aufregung versetzt, als sich die Nachricht verbreitete, daß morgens um 2 Uhr am Fischbergele sich aus geringfügigem Anlasse eine enisetzliche Rauferei entwickelte. Hiebei wurde der 19jährige Zuschneider Schäfer von hier durch einen Messerstich ins Herz sofort getötet, Buchdrucker Schmidt, verheiratet, erhielt einen Stich unter dem Herzen, eine sehr schwere Wunde, Bäcker Schmidt, der im Verein mit Schmidt abwehren wollte, erhielt mehrere Stich- und Schnittwunden. Verhaftet sind 2 Schneider und 3 Schreiner. Der traurige Messer­held ist der taubstumme Schreiner Ehr. Weishaupt von Tischardt, O.-A. Nürtingen. Schmidt befindet sich den traurigen Umständen entsprechend heute abend wieder besser und kann vielleicht gerettet werden. Heute vormittag sperrte eine resolute Lehrersmagd zwei Diebe einfach ins Wohnzimmer und holte die Polizei zur sofortigen Verhaftung. Heute Nachmittag meldet ein Schuhmacher von Wäschenbeuren, daß ihm zwei Strolche im Oberholz mit vorgehaltenem Revolver Uhr und Geld abgenommen haben; nach solchen wird gefahndet. Heute nachmittag kommt die Schreckenskunde, daß Schullehrer Reichert von Heiningen, jedenfalls von den beiden gleichen Strol­chen, zwischen hier und Heiningen im Walde über­fallen worden ist, zwei Revolverschüsse in den Kopf erhalten hat und seiner Uhr und Habschaft beraubt wurde. Göppingen hat wohl noch nie an einem Tage solch schreckliche Kunde erlebt.

Brandfälle: In Alpirsbach durch Blitzschlag das Haus des Schlossers Karl F r i ck; in Elchingen (Neresheim) am 17. Aug. die Scheuer des Hirsch­wirts Fritz nebst 4 weiteren Wohn- und Oekono- micgebäuden. Der Brandstifter, ein verheirateter Mann von hier, ist bereits verhaftet und der That geständig; in Bildechingen (Horb) am 17. August das Anwesen des Bauern Georg Weinstein nebst 6 Nachbarhäusern.

Kissingen, 17. Aug. Die Abreise des Fürsten Bismarck nach Varzin erfolgt morgen abend.

Ein furchtbares Unwetter mit schwerem Hagel- fchlag vernichtete, wie aus Trier gemeldet wird, an der Saar die Ernte zum größten Teile.

Coburg. 17. Aug. Dns Bank- und Wechsel- geschäfl Josef Simon's Söhne hat seine Zahlungen eingestellt. Die Aufregung ist groß. Die Ueder- schuldung soll über eine Million betragen.

Eisenbahndeutsch. Man schreibt derFrkf. Ztg.": Eine unlängst ergangene amtliche Bekannt­machung lautet:Zur Erleichterung der Benutzung der zusammenstellbaren Fahrscheinhefte bei Reisen von und nach solchen Stationen der preußischen Staatseisenbahnen, welche in dem Verzeichnisse der Fahrscheine für zusammenstellbare Fahrscheinhefte als Fahrschein -Anfangs- oder Endstationen nicht be­

nannt sind oder an einer in das Verzeichnis über­haupt nicht aufgenommenen Eisenbahnstrecke liegen, werden für die Fahrt von der Reise-Antrittstation bis zur nächsten Fahrscheinstation und von der dem Reiseziele Nächstliegenden Fahrscheinstation bis zur Reisziel-Station und zurück, sowie für etwaige Ab­stecher nach Stationen seitwärts gelegener Strecken Seitens der Ausgabestellen der preußischen Staats­eisenbahnen Ergänzungsfahrscheine den Heften ein­gefügt werden." Wer das bei einmaligem Durch­lesen sofort kapiert, erhält eine Freifahrt-Karte für sämtliche Königl. preußischen Eisenbahnen.

Die Wein-Ernteaussichten lassen in diesem Jahr am Rhein wieder viel zu wünschen übrig. Die Kälte des letzten Winters hat im Rheingau größeren Schaden zugefügt. Biele Tausende von Weinstöcken sind völlig zu Grunde gegangen oder werden infolge des Frostes in diesem oder im nächsten Jahr noch zu Grunde gehen. Hiervon sind fast alle Weinbergsbe­sitzer betroffen. In manchen Gemarkungen erreicht der Verlust drei Viertel der Lagereben und ein Viertel der sämtlichen Weinstöcke. Am stärksten haben die alten Stöcke gelitten. Selbst bei fortdauernder günsti­ger Witterung wird in diesem Jahr nur auf einen drittel bis einen halben Herbst zu rechnen sein.

Berlin, 17. Aug. Infolge der übertriebenen Steigerung der Roggenpreise liegt die Absicht vor, zur Broternährung der Armee Weizen heranzuziehen.

Für das dem Fürsten Bismarck in Berlin zu errichtende National-Denkmal sind nach dem neuesten Verzeichnis der eingegangenen Beiträge bisher in Summa 957 646,31 ^ aufgebracht.

Aus Flatow wird laut Fr. Ztg. gemeldet: Der Rendant des Vorschußvereins und stellvertretende Bürgermeister, Möbelfabrikant Quandt, ist verschwun­den. Bei der gerichtlichen Untersuchung der Kasse ist ein Fehlbetrag von über 26 000 ^ festgestellt worden. Viele Familien sind durch die Unterschlagungen hart betroffen worden.

Eine Wiederaufhebung des russischen Roggen­ausfuhrverbotes im Licht? Das neuste offizielle Petersburger Journal erklärt, wie der Magdeb. Ztg. telegraphiert wird, die Meldung französischer Blätter, wonach das Verbot der Roggenausfuhr lediglich gegen Deutschland gerichtet wäre, für falsch. Der Zar habe sich lange gegen eine derartige Maßregel gesträubt, aber schließlich angesichts des Berichtes mehrerer Gouverneure nachgegeben. Die Maßregel werde sofort wieder aufgehoben werden, sobald die Versorgung der notleidenden Gouvernements mit Brotkorn gesichert erscheine.

Das preußische Staatsministerium hat am Sonn­abend unter dem Vorsitz des Reichskanzlers und Ministerpräsidenten v. Caprivi eine Sitzung abge­halten und in derselben, wie bestimmt verlautet, be­schlossen, eine Aenderung in Bezug auf die Getreide­zölle nicht eintreten zu lassen. Es soll zunächst die weitere Entwickelung der Dinge abgewartet werden. Dagegen sind wesentliche Erleichterungen im Eisen­bahntarif für den Getreideverkehr beschlossen worden. (Vergl. auch Leitartikel).

Unsere neuen Freunde, die Engländer, schei­nen es mit den Franzosen durchaus nicht verderben zu wollen. Nicht genug damit, daß das französische Geschwader unter dem Admiral Gervais nach Ports­mouth eingeladen worden ist, berichten nun auch noch die Pariser Blätter, daß die Königin Viktoria den Präsidenten Carnvt zu einem Besuch nach Lon­don habe einladen wollen. Auf Lord Salisbury's Rat werde diese Einladung jedoch erst im nächsten Februar ergehen und Herrn Carnots Besuch dann wohl im Mai erfolgen.

Posen, 15. Aug. Im Dorfe Slupp erkrankte eine aus neun Personen, im Dorfe Zugorzew eine aus sieben Personen bestehende Familie nach dem Genuß giftiger Pilze. In Slupp sind bereits drei, in Zugorzew zwei Personen gestorben.

Bejterreich-Angarn.

Wien, 17. Aug. Nunmehr ist konstatiert, daß das Mörderpaar Schneider noch ein drittes Opfer, das Dienstmädchen Rosalia Kleinrath, gemordet hat. Die Untersuchung nimmt riesige Dimensionen an.

I ch w e i).

Bern, 17. Aug. Zwischen Münchenbuchsee und Zollikofen bei Bern auf der Zentralbahnlinie stießen gestern abend zwei Eisenbahnzüge zusammen. Zwölf Tote. Die Zahl der Verwundeten ist noch nicht festgestellt, (auch der Toten noch nicht.)

In Bern hat jetzt ebenfalls eine Feier zum Gedächtnis des sechshundertjährigen Bestehens der Eidgenossenschaft begonnen. Ein großartiges histo­risches Festspiel, an welchem wohl tausend Perso­nen mitwirkten, hat auch die von nah und fern zu­sammengeströmten Zuschauermassen den tiefsten Ein­druck gemacht.

Frankreich.

Paris, 15. Aug. König Alexander von Serbien ist mit seinem Vater heute Abend hier eingetroffen und wurde Namens Carnots von dessen Adjutanten Chamoin begrüßt. Eine zahlreiche Menschenmenge war auf dem Bahnhofe und empfing den König mit lebhaften Hochs.

Paris, 15. Aug. Hier wird eine Petition in Umlauf gesetzt, in welcher nachgesucht wird, den Bou­levard Sebastopol in Boulevard Kronstadt umzu­taufen.

Paris, 15. August. Die plötzliche Abreise des russischen Botschafters in Paris, Baron Mohren­heim, nach Petersburg hat Aufsehen erregt. Aller­dings leugnet die russische Botschaft den offiziellen Charakter der Reise und behauptet, daß Privatge­schäfte die Abreise veranlaßt hätten. Sie findet indessen nur wenig Glauben. Englische und fran­zösische Blätter stimmen darin überein, er sei vom Zaren berufen worden, um Bericht über die Stim­mung in Frankreich zu erstatten.

Paa:is, 16. August. Gestern am Napoleons­tage hatte das bonapartistische Komite ein Festmahl veranstaltet, an welchem sich etwa 600 Personen beteiligten. Als einer der Redner erwähnte, daß Prinz Louis Napoleon Oberst in der russischen Armee sei, wurde unter lautem Beifall die russische Nationalhymne gespielt. Später wurde eine Adresse an den Prinzen Viktor Napoleon beschlossen.

Paris, 17. Aug. Boulanger protestiert telegraphisch gegen das russisch-franz. Meeting, welches die hiesigen Boulangisten heute abend abhalten wollen. Er könne keine gegen England gerichtete Kundgebung billigen.

Paris, 17. Aug. Eine von 5000 Personen besuchte Boulangistenversammiung im Cirque d'hiver nahm Resolutionen an, wonach Rußland Dank aus­gesprochen wird für den Kronstadter Empfang, da­gegen wird der Besuch der französischen Flotte in Portsmouth bedauert, weil derselbe eine Abschwäch­ung der mit Rußland errichteten Entente bedeute. Betreffs Elsaß-Lothringen müsse Frankreich festhalten an der Festhaltung einer Wiedervereinigung. Gene­ral Boulanger richtete ein Telegramm an die Ver­sammlung, welches lautet:Ich bin Anhänger der russischen Allianz, aber mißbillige die gegen England gerichtete Resolution, da ich nicht glaube, daß Frank­reich die anderen Nationen ohne Grund vor den Kops stoßen darf. Im Gegenteil, Frankreich muß sich um die Sympathie und Achtung aller Nationen bewerben." Deutschland ist dabei selbstverständlich ausgenommen.

Das PariserBulletin des Halles" bemerkt zu der diesjährigen Ernte in Frankreich: Der Ernte­betrag wird auf 35 Millionen Hektoliter geschätzt, vorrätig sind noch 7 Millionen. Es waren demnach zur Deckung des Bedarfs noch 30 Millionen Hekto­liter (etwa 50 Millionen Zentner) zu importieren, wozu etwa 800 Millionen Franks nötig sein werden.

Bulgarien.

FürstFerdinandvon Bulgarien ist am Sams­tag in Rustschuk eingetroffen, empfangen von den Ministern, den Präsidenten der Sobranje und nord­bulgarischen Deputierten. Bei einem daselbst statt­gefundenen Galadiner hielt der Fürst eine Ansprache, in welcher er sagte, er habe während seiner zwei­monatlichen Reise die Ueberzeugung bei den offiziel­len Persönlichkeiten und in kompetenten Kreisen He- Wonnen, daß die Anschauungen über Bulgarien sich wesentlich zu Gunsten desselben geändert hätten, und daß man die Entwickelung Bulgariens mit Vertrauen verfolge. Er habe das Glück einer persönlichen Be­gegnung mit dem Kaiser von Oestreich gehabt und sich davon überzeugt, daß der Kaiser Bulgarien Wohlwollen und aufrichtige Sympathien entgegen­bringe. Diese Erfolge seien nicht nur eine Frucht der Klugheit, mit welcher Bulgarien seine Angele­genheiten führe, sondern auch des Umstandes, daß sich die Politik Bulgariens von allen abenteuerlichen Versuchen fern halte.

Fürst Ferdinand von Bulgarien hat nach seiner Rückkehr von seiner Sommerreise unter gro-