Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Dienstag 4. August
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1891
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WesteLkungen
auf den
„Gesellschafter"
für die Monate August und September nimmt jede Poststelle und die Postboten entgegen.
Amtliches.
Bekanntmachung,
bctr. Floßsperre.
Im Großherzogl. badischen Amtsbezirk Pforzheim ist wegen Vornahme von Räumungsarbeiten und von Ausbesserungen an den Ufern und Wehrbauten die Flößerei auf der Enz und Nagold für die Zeit vom 9. August d. Js. m der Frühe bis zum 20. September d. Js. abends gesperrt.
Zugleich werden die Ortsvorsteher der in Betracht kommenden Gemeinden angewiesen, von außergewöhnlich starken Regengüssen, welche in der Zeit vom 9. August bis 20. September d. Js. im Oberlauf der genannten Gewässer eintrelen, gegen Berechnung der Kosten unter der Adresse „Bürgermeisteramt Niefern" telegraphisch Nachricht zu geben.
Nagold, 1. August >891.
K. Oberamt. Or. Gugel.
Die erledigte evangelische Pfarrei Mund in gen, Dekanats Minisingen, wurde dem Pfar,Verweser Heinr. Mayer in Gechingen, Dekanats Calw, übertragen.
Die Schulaufsicht im Bezirk Herrcnberg ist dem Pfarrer Schüz in Oberjesingen übertragen worden.
Die Rekrutenaushevung Deutschlands, Frankreichs und Rußlands.
Nachdem die amtlichen Ziffern der Rekrutenaus- hebung in Frankreich, sowie derjenigen in Rußland bekannt geworden sind, ist cs wohl von Interesse, einmal diese Ziffern mit denjenigen des Deutschen Reiches zu vergleichen. Die amtlichen Ergebnisse der diesjährigen deutschen Rekrutierung sind noch nicht bekannt gegeben, wir müssen uns also auf die Pauschalsumme von 719 000 Mann beschränken, welche nach dem neuesten Gesetz über die Präsenzstärke des deutschen Heeres jährlich zur Einstellung in die active Armee kommen sollen. Die jährlich zur Ersatzreserve und zum Landsturm ersten Aufgebots Bestimmten kann mau auf rund 200 000 Mann schätzen. In die Marine werden durchschnittlich eingestellt 3600 (im Jahr 1889 nach amtlicher Statistik 3657 Mann.) Wie verhalten sich nun diesen Zahlen gegenüber die Einstelluugen in unseren beiden Nachbarstaaten?
Laut Ukas des Zaren betrug in Rußland die Zahl der Rekruten für das Heer und die Marine im Jahr 1890 262 400 Mann; von den eingestellten Rekruten kommen etwa 15 000 Mann zur Flotte und zur Grenzwache. Die Zahl der Wehrpflichtigen überhaupt betrug im Jahre 1890 867 000 Mann. Man kann mithin wohl rechnen, daß 400 000 Mann den Reserve- und Landwehrtruppen zugezählt werden. In Frankreich betrug die Zahl der Wehrpflichtigen 371 000 Mann. Nach Abgang der Dienstuntauglichen, der Zurückgestellten, der für den Dienst ohne Waffe Bestimmten blieben für den Dienst mit der Waffe 237 000 Mann, von denen 8400 Mann der Marine zugeteilt wurden. Stellen wir also die Zahl der Rekruten der drei Länder gegenüber, so ergiebt sich folgendes Bild:
Deutschland Rußland Frankreich
Landheer Marine Heer Marine Heer Marine 179 000 3600 247000 15000 228 600 8400
Daß Deutschlad hinter Rußland in der Anzahl der Rekruten zurücksteht, ist natürlich bei der größeren Einwohnerzahl Rußlands, daß Frankreich aber Deutschland in der Zahl der Rekruten übertrifft, wäre bei der geringeren Einwohnerzahl Frankreichs erstaunlich, wenn wir nicht wüßten, daß die französische Heeresorganisation der unseligen insofern voraus ist, als sie alle Wehrpflichtigen auch wirklich zum Dienst heranzieht. Irrelevant ist es dabei in dieser Beziehung, daß in Frankreich ein großer Prozentsatz der Eingestellten nur ein und zwei Jahre zu dienen hat, während für Deutschland durchschnittlich 2b/i Jahre Dienstzeit gelten. Die Zahl der ein- resp. zweijährig Dienenden in Frankreich beträgt indessen nur 70 800 Mann, und zwar 10 300 Einjährige und 60 500 Zweijährige. Rechnen wir unsere Dispositionsurlauber und Einjährigen zusammen, so kommt annähernd dieselbe Ziffer heraus. ^
In Rußland beträgt die Dienstzeit (bei allge^ meiner Wehrpflicht) fünf Jahre. Das stehende Heer setzt sich in Rußland also aus der der enormen Summe von 5 X 247 000 Mann (einschl. Abgang durch Sterblichkeit, Unbrauchbarkeit u. s. w.) zusammen. In Frankreich aus 3 X 228 600 Mann und in Deutschland aus 3 X 179 000 Mann. Schon diese einfachen Ziffern, die sich in Wirklichkeit selbstverständlich etwas modifizieren, beweisen indessen klar und deutlich, daß Deutschland nicht nur hinter Rußland, sondern auch hinter dem weniger bevölkerten Frankreich in der Präsenzstärke zurückbleibt. Auf die Dauer kann ein derartiger Zustand nicht ertragen werden; daß die deutsche Heeresverwaltung darauf sinnt, diesem Zustande abzuhelfen, ist nur recht und billig. Indessen ist dies kaum zu erreichen durch eine fortgesetzte Erhöhung der Präsenzstärke bei der jetzigen Organisation, der Fehler liegt in der Organisation, in dem Rekrutierungssystem und hier muß der Hebel angesetzt werden, um wenigstens mit Frankreich auf gleiche Stufe zu kommen.
Hcrges-WeuigkeiLen.
Deutsches Weich.
* Nagold, 3. Aug. In der Nacht vom letzten Samstag auf den gestrigen Sonntag scheint der Uebermut mehrere Bursche solche zu allerlei Büberei und Allotria getrieben zu haben. Den Anfang machten sie mit einer Holzbeuge in der hintern Gasse, dann scheinen sie den Weg über den Steg zu den Badplätzen gemacht zu haben, wo sie die Sicherheitsschranke genierte und solche in die Nagold warfen, eine vom Verschönerungsverein erstellte Ruhebank mußte den gleichen Weg wandern. Großes Unglück hätte entstehen können, wenn ein auf die Straße bei der Schafbrücke gewälzter Holzklotz nicht entfernt werden konnte, ehe ein Fuhrwerk die Stelle passierte. Bei der Rentschler'schen Säge schoben die Unholde einen Wagen in die Nagold und einen Kahn des Fischers Lutz suchten sie dem freien Spiel der Wellen zu übergeben. Die letzte ihrer Helden- thaten versuchten sie an der Rauser'schen Stellsalle durch Aufziehen derselben, die wegen des Sonntags abgelassen worden war. Wie wir hören, ist Landjäger Krämer den Helden stark auf den Fersen, was sehr zu wünschen, damit ihnen für die Zukunft solche Streiche nicht mehr in den Sinn kommen. — Jubelnde Freude bereitete gestern nachmittag Hr. Lehrer W. der Jugend durch Ablassen zweier Luftballone vom Schulhausplatze aus. Leider verunglückte der
eine nach kurzem Aufstieg, wogegen der andere in fast unsichtbarer Höhe majestätisch nach Nordwest trieb.
** Nagold, 3. August. Die Gemeinde Gült- lingen verlor vorgestern ihren treuen, allgemein beliebten Seelsorger, Pfarrer Lenze, ganz unvermutet durch einen raschen Tod. Derselbe hatte letzten Mittwoch noch an der Bezirkssynode teilgenommen. In der darauffolgenden Nacht wurde er von Unterleibsleiden befallen. Man ho'te schnell den Arzt herbei, verbrachte ihn anderntags in das Krankenhaus nach Tübingen, wo er aber statt Heilung zu finden bald von seinen Leiden erlöst wurde. Nicht nur Gültlingen, wo der so schnell Dahingeschiedene viele Jahre lang in großem Segen wirkte, sondern auch der ganze Bezirk trauert um diesen wahrhaft edeln Mann, dessen Andenken bei allen, die ihn kannten, im^Segen bleiben wird.
^XTchönbronn, 28. Juli. (Corresp.) Aus Anlaß der im vorigen Jahr stattgehabten Oberamtsvisitation wurde von Sr. Kgl. Majestät dem Hrn. Schultheißen Proß hier für seine erfolgreiche Amtsführung die silberne Civilverdienstmedaille verliehen. Hrn. Oberamtmann Dr. Gugel, welchem aus demselben Anlaß von höchster Stelle die vollste Anerkennung in Beziehung auch auf seine Amtsführung gezollt worden ist, ließ es sich nicht nehmen, diese Dekorierung in eigener Person auf dem hiesigen Rathaus vor den versammelten bürgerl. Kollegien vorzunehmen, indem er sich in einer längeren Rede dahin verbreitete, daß es ihm selbst eine Freude gewesen sei, den Mann, den er stets als einen biederen und offenen Charakter kennen gelernt habe, so von Sr. Kgl. Majestät belohnt zu sehen, worauf Hr. Schultheiß Proß für die ihm zu teil gewordene Ehre, die er eigentlich dem Hrn. Bezirksbeamten, der mit seinen Leistungen in erster Linie zufrieden gewesen sein müsse, zu verdanken habe, öffentlich dankte. Nach der offiziellen Feier auf dem Rathause fand noch eine gesellige Unterhaltung in der Wirtschaft „z. Lamm" , dem Sohne des Hrn. Jubilars, statt. Hiebei toastierte Hr. Pfarrverweser Ströle auf Seine Majestät den König Karl, den Hrn. Bezirksbeamten und den Hrn. Jubilar; der Bezirksbeamte Hr. Oberamtmann Dr. Gugel auf die Einwohnerschaft Schönbronns, worauf Hr. Gemeinderat Maier im Namen der bürgerl. Collegien dem Hrn. Jubilar als Zeichen auch ihrer Zufriedenheit und zum Andenken an den heutigen Tag eine schöne Meerschaumpfeife mit dem Wunsche überreichte, es möchte dem Hrn. Jubilar noch recht lange vergönnt sein, diese Pfeife benützen zu können, in welchen Wunsch auch die ganze Versammlung jubelnd ein-, stimmte.
Herrenberg, 31. Juli. Der bei einer neu- lichen Schlägerei in Nebringen verletzte ledige Schuhmacher Egeler von Oeschelbronn, 20 Jahre alt, ist nun seinen Wunden erlegen.
Fürst Leopold von Sigmaringen und Prinz Ferdinand, Präs. Thronfolger von Rumänien, trafen letzthin zur Besichtigung der Mauser'schen Waffenfabrik in Oberndorf ein und nahmen ber Kommerzienrat Mauser Absteigequartier.
Stuttgart, l. August. Die „Allgemeine Bäcker- und Konditor-Zeitung" dahier schreibt über den letzten Bäckerkongreß in Calw: Diejenigen Bäckermeister, welche den „großen Segen" der Konsum- Vereine als Damoklesschwert über ihrem Haupte hängen haben, können diesmal besonders von Glück sagen, denn in Folge des energischen Vortrages des