einkommen von 4000 Gulden verknüpft. Der Orden wird nur an ganz hervorragende Persönlichkeiten verliehen. Von den württ. Orden ist das Großkreuz des Militär-Verdienst-Ordens mit einem Jahresein- kommen verbunden.

S. M. der König haben bestimmt, daß in den Städten die sämtlichen evangelischen Pfarrämter, deren Inhaber bisher den Titel Oberhelfer, Helfer, Diakonus, Kaplan geführt haben, als Stadtpfarr­ämter (zweites, drittes rc. Stadtpfarramt), in den Landgemeinden die evangelischen Pfarrämter, deren Inhaber bisher den Titel Helfer geführt haben, als Pfarrämter (zweites Pfarramt) zu bezeichnen sind, und die Inhaber dieser Stellen den TitelStadt­pfarrer" beziehungsweisePfarrer" (zweiter, dritter Stadtpfarrer beziehungsweise Pfarrer) zu führen haben.

Der Stuttgarter Liederkranz hat, 126 Mann stark, am Sonntag früh mit dem von der Eisenbahn­verwaltung veranstalteten Sonderzug feine Sänger­reise nach Berlin angetreten. Der Sonderzug war nach demSchw. M." mit 300 Fahrgästen voll besetzt.

Ludwigsburg, 24. Juli. Die vereinigten A. H. Werner'schen Anstalten feierten gestern ihr 50jähr. Jubelfest.

Den vom König Karl für das Reutlinger Landesschützenfest gestifteten herrlichen Pokal errang der Dreher Friedrich Schäfer aus Tübingen.

Am 4. August findet in U l m der 3. württemb. Flcischerverbandstag statt und wird eine Sitzung des Vorstandes des deutschen Fleischerverbandes statt­finden. 50 Firmen, darunter aus Wien, Berlin, Zürich werden sich an der Ausstellung von Flei- schcrgeräten beteiligen.

Rothenburg, o. T., 25. Juli. Der Frem- denantrang in Tauberbischofsheim anläßlich des 25jährigen Jubiläums des Gefechtes dortselbst war gestern sehr stark. Fast die meisten Württemberger Regimenter und viele Kriegervereine hatten Depu­tationen geschickt. Auch Oldenburger und preußische Husarenoffiziere waren anwesend. Die Gedächtnis­rede vor dem geschmückten Denkmal im Kirchhofe hielt Landwirtschaftsinspektor Schmid, der selbst die Kämpfe von 1866 mitgemacht.

T a uh e r bi s ch ofs h eim, 25. Juli. Bei der Gedächtnisfeier für die Gefallenen wurde als erster Kranz ein von S. K. H. dem Prinzen Wilhelm, wel­cher vor 25 Jahren bei Tauberbijchofsheim selbst die Feuertaufe erhalten hatte, übersandter pracht­voller Lorbeerkranz mit breiter weiß-seidener Schleife und der InschriftPrinz Wilhelm v. Württemberg den tapferen gefallenen Kameraden" durch Major v. Schmid niedergelegt, alsdann ein solcher mit schwarz-roter Schleife im Namen des Kriegsmini­steriums; dann legten die Offiziere der Regimenter und die Kriegervereine ihre Gaben nieder, so daß in kurzer Zeit der ganze Fuß des Denkmals vollstän­dig bedeckt war.

Bad Kissingen, 25. Juli. Fürst Bismarck wird, wenn er zum Bade kommt, meist von Hunderten erwartet, die ihn mit Hochrufen begrüßen; ebenso, wenn er das Bad verläßt, jedesmal werden ihm Blumenspenden überreicht. Der Fürst ließ sich gestern, wie alljährlich, auf der sogenannten Bismarck-Wage wägen; er wog 210 Pfund.

lieber die Umgegend von Leipzig gingen schwere Gewitter mit Wolkenbrüchen und Hagelschlag nieder. Der Schaden ist sehr groß. Bei Rötha und Roßwein ist die Ernte größtenteils vernichtet. Von der Oder und der Elbe wird steigendes Hochwasser gemeldet. In Breslau sind die Uferdämme der Mat­thiasinsel geborsten und umfassende Schutzvorkehr- nngcn notwendig geworden.

Trier, 24. Juli. Der Papst hat dem Bischof Korum sein besonderes Wohlgefallen über die Aus­stellung des heiligen Rockes aussprechen lassen und gleichzeitig den erbetenen Ablaß für die zu der Reliquie wallfahrenden Pilger bewilligt.

Berlin, 27. Juli. Der Stuttgarter Liederkranz ist bei seiner Ankunft 11 Uhr nachts begeistert em­pfangen worden. Zweihundert Sänger sangen das Grüß Gott" von Mücke. Der Vorstand der Ber­liner Liedertafel Kanzleirat Meiste sprach herzliche Bcgrüßungsworte. Steidle erwiderte, worauf der Licderkranz seinen Wahlspruch sang.

Berlin, 28. Juli. Gestern abend fand in der Philharmonie das zum Besten der Berliner Armen

veranstaltete Konzert des Stuttgarter Liederkranzes unter Mitwirkung des Musikkorps des württemb. 7. Infanterie-Regiments Kaiser Friedrich statt. Das Konzert verlief glänzend. Der Saal war überfüllt von einem meist den besten Ständen angehörigen Publikum. Der Beifall steigerte sich mit jeder Bor­tragsnummer. Dem Dirigenten Prof. Förstler wurde vom hiesigen Verein der Württemberger ein pracht­voller Lorbeerkranz mit Schleife in den württemb. Farben überreicht.

DerReichsanzeiger" meldet aus Tromsoe: Der Kaiser hat sich von dem Unfall so weit erholt, daß er gestern den ganzen Tag mit bandagiertem Knie an Deck sein und an allen Mahlzeiten teil­nehmen konnte. Gestern hielt der Kaiser persönlich den Gottesdienst ab.

Aus der Umgebung des Kaisers wird be­richtet, daß die unbedeutende Knieverletzung, welche sich der Monarch durch einen Fall zugezogen hatte, schon wieder gehoben ist. Der Fuß ist noch etwas steif und lahm, doch wird das schnell beseitigt sein.

Was den freisinnig-sozialdemokratischen Notstand anbetrifft, so ist ein Studium der jetzt nach und nach einlaufenden Ernteberichte der einzelnen Gegenden sehr lehrreich. So wird aus Verden, Provinz Han­nover, berichtet, daß der Roggen, dessen Schnitt be­gonnen hat, sowohl betreffs der Körner als des Strohes ausgezeichnete Erträge liefere. Der Hafer stehe ausgezeichnet, Gerste, Buchweizen, Kartoffeln ließen kaum zu wünschen übrig. Aehnliche Berichte laufen aus anderen Gegenden ein, so aus der Pfalz und Süddeutschland. Dabei soll durchaus nicht ge­leugnet werden, daß in einzelnen Gegenden es um die Ernte sehr schlecht bestellt ist. Aber man darf, der Gerechtigkeit wegen, nicht nur stets die schlechten Ernten einiger Gegenden anführen, man muß auch die Berichte über gute und ausgezeichnete Ernten dagegen halten, dann erst gewinnt man ein richtiges Bild der zu erwartenden Ernte.

Das Einjährig-Freiwilligen-Zeugnis wrrd, wie imDeutschen Reichsanzeiger" amtlich mitgeteilt wird, von einem gegebenen Zeitpunkte ab, auf Gym­nasien rc. nicht mehr ersessen werden können. Die Erteilung des Berichtigungsscheines für den Einjährig- Freiwilligen-Dienst wird von einer besonderen Prüfung unter Vorsitz eines Staatskommissars abhängig ge­macht. Wer dieselbe nicht besteht, bekommt also auch nicht das Einjährigen-Freiwilligen-Zeugnis.

Fürst Bismarck. Am 10. August wird dem Fürsten Bismarck in Kissingen von einer Deputation von Studenten der Ehrenhumpen überreicht, dessen Kosten durch Sammlungen an den deutschen Hoch­schulen aufgebracht wurden. Das Ergebnis dieser Sammlungen war mehr als 5000 ^ und nicht, wie andere Blätter berichteten, 3500 Mit der Uebergabe soll eine größere Feier verbunden werden. Geh. Legationsrat Dr. Lothar Bücher ist in Kissingen eingetroffen und wohnt beim Fürsten auf der oberen Saline.

Der neue deutsche Reitersäbel, welcher jetzt auch bei der sächsischen Kavallerie probeweise getragen wird, ist, nach demLeipz. Tgbl.", bedeutend leichter und auch etwa 9 Zoll kürzer als der bisher getragene. Die Scheide ist von Eisen. Die Klinge, bester So­linger Stahl, ist ganz gerade, während diejenige des bisherigen Säbels am unteren Ende etwas gebogen war, um dem Hiebe mehr Wucht zu geben. Wie der bisherige Säbel, ist auch das neue Muster am Griff mit einem die Faust schützenden Korbe versehen. Der Griff, welcher beim alten Säbel mit Holz und Lederscheide umkleidet war, hat bei dem neuen Modell eine Umkleidung von Hartgummi. Befestigt wird der neue Säbel beim Reiten am Sattel. Der Mann trägt aber ein Kuppel umgeschnallt, welches mit Karabinerhaken versehen ist, mittelst derem der Säbel umgehängt werden kann, wenn abgesessen wird.

Der preußische Kriegsminister hat eine bezeich­nende Verfügung erlassen. Darnach muß ein Rekrut, der sich vor seinem Eintritt in das Heer verheiraten will, bei seinem Bezirkskommando um die Ausstellung eines Konsenses nachsuchen. Wird ihm derselbe ge­währt, so entsteht hieraus weder für seine Ehefrau noch für seine Kinder ein Anspruch auf eine Unter­stützung seitens des Staats oder der Gemeinde. Auch soll während seiner aktiven Dienstzeit keine Rücksicht auf eine Verheiratung genommen, der Be­treffende vielmehr behandelt und betrachtet werden, als ob er unverheiratet wäre. DieRekrutenheiraten"

gehören nicht zu den geringsten Mißständen unserer entarteten Zeit.

Am 10. August d. I., dem Jahrestag der Be­sitzergreifung Helgolands durch den Deutschen Kaiser, soll die feierliche Enthüllung des daselbst errichteten Kaisersteins vollzogen werden. An den Kaiser ist von Seiten der Bewohner Helgolands in einer Petition die Bitte gerichtet worden, diesem Akt persönlich beizuwohnen. DerKaiserstein" be­steht aus einem von rohem schwedischen Granit an­gefertigten vier Meter hohen Obelisk mit folgender Inschrift: S. M. der Kaiser von Deutschland, König von Preußen, ergriff an dieser Stätte Besitz von Helgoland. Zur Erinnerung an den 10. August 1890. Gewidmet von den Helgoländern."

Luxemburg.

Luxemburg, 23. Juli. Der feierliche Ein­zug des Großherzogs, der Großherzogin und des Erbgroßherzogs fand heute um 2 Uhr statt. Der Bürgermeister bewillkommnete an der Stadtgrenze das Großherzogspaar, sämtliche akkreditierte Diplomaten waren anwesend, 200 Vereine bildeten Spalier und defilierten nach der Ankunft des Großherzogs im Palais dortselbst. Das Großherzogspaar, eskortiert durch eine berittene Ehrengarde, wurde bei der Fahrt durch die Stadt von der zahlreich versammelten Be­völkerung aufs Lebhafteste und Herzlichste begrüßt. Auf die Ansprache des Bürgermeisters Brasseur, welcher den Großherzog als einen Fürsten willkom­men hieß, der geschworen habe, die Einrichtungen, unter deren Schatten das Land herrlich gediehen sei, zu erhalten und zu vertheidigen, antwortete der Großherzog, er werde, so lange er lebe, die Frei­heiten und die Unabhängigkeit des Landes zu wah­ren wissen.

Italien.

Crispi greift in einem Zeitungsartikel den Vatikan heftig an, weil er sich von Frankreich ge­brauchen lasse, um Italien Schwierigkeiten zu bereiten. Die päpstlichen Journale protestieren dagegen und betonen, der Papst sei weit entfernt, Italien Schwie­rigkeiten zu bereiten; er sei nur bemüht, die Rechte des Heiligen Stuhles zu wahren.

Frankreich.

Paris, 27. Juli. (In einem Teil der Auflage der letzten Nummer telegraphisch mitgeteilt.) Zwischen Saintmaudo und Vincennes fuhr ein Ergänzungszug auf den vor ihm abgegangenen Hauptzng und stürzte den Gepäckwagen und zwei mit Reisenden ge­füllte Personenwagen um, ein Wagen geriet in Brand. Man zählt 49 Tote und ca. 100 Ver­wundete. Von letzteren find 6 bereits gestorben. (Eine Privatdepesche desSchw. M." spricht von über 80 Toten und 200 Verwundeten. Das Leucht­gas sei in den Wagen verlöscht und habe sich ent­zündet. Die Linien östlich von Paris waren gesperrt. 20 000 Pariser konnten abends nicht hcimkehren.)

Paris, 27. Juli. Der Eisenbahnunfall in Saint Mands stellt sich als furchtbar heraus. Die Lokomotive türmte sich auf die letzten drei Wagen, zwei zweiter, einer erster Klasse, des haltenden Per­sonenzuges auf; durch das Aufspringen der Kessel­feuerung entzündeten sich die Wagen, so daß die meisten Toten verkohlt wurden. Die Verwundungen sind meistens Beinbrüche, viele der Verwundeten dürften nicht durchkommen. Es spielten sich herz­zerreißende Szenen auf dem Bahnhofe ab, ganze Familien sind umgekommen, von anderen ist nur ein Mitglied lebendig geblieben. Die Reisenden waren meistens Arbeiter und Handlungsdiener, die von einer Vergnügungsfahrt zurückkehrten. Bis um 3 Uhr früh waren alle Leichen geborgen und das Geleise wieder vollständig frei. Der an dem Unfälle Schuldige ist noch nicht festgestellt; am meisten glaub­würdig erscheint, daß der vorausgefahrene Zug län­ger als vorgeschrieben war, auf dem Bahnhöfe blieb, und daß der Ergänzungszug 5 Minuten nach dem Hauptzuge in Saint Mando eintraf, da das Signal Einfahrt frei" irrtümlich gegeben worden war.

Die Boulangisten hielten am Sonnabend Abend in Paris ihre Protestversammlung gegen den deutschen Paßzwang ab, wobei es viel Lärm gab. Zu guter letzt kam die Polizei und trieb die Lärm­hälse auseinander. Die ganze sogenannte Demon­stration hat auch nicht die geringste größere Bedeutung.

Egypten.

Kairo, 24. Juli. Der Schaden, welchen die Feuersbrunst im Abdihn-Palast angerichtet hat, wird