Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 4.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1L, außerhalb des Bezirks 1 -k 20 4. Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Dienstag 7. Zuti

1891 .

Amtliches.

Nagold. An die Ortsvorsteher, betreffend die Erstattung von Brandberichten an das Oberamt. Aus Anlaß eines Spezialfalles sieht sich das Oberamt veranlaßt, die Ortsvorsteher auf die bestehende Vorschrift hinzuweisen, wonach alsbald nach Feststellung eines Gebäudebrandes dem Ober- amt Anzeige zu erstatten ist. Zu vergleichen K 1 der Bezirksfeuerlöschordnung und Z 22 der K. Verordnung vom 14. März 1853, betreffend die verän­derte Einrichtung der Brandversicherungsanstalt._Den 6. Juli 1891._K. Oberamt. Or. Gugel._

Die Herrren Ortsvorsteher

werden angewiesen, den im Gesellschafter Nro. 67 erschienenen oberamtüchen Erlaß, betr. die Neuwahl

Der Kaiserbesuch in England.

der Vertreter der Flößerschast, ungesäumt zu vollziehen.

Nagold den 3. Juli 1891.

K. Oberamt. Or. Gugel.

Bekanntmachung.

Unter dem Rindvieh des Michael Henßler und Christian Rothfuß in Bösingen ist die Maul- und Klauenseuche ausgcbrochen.

Nagold, 3. Juli 1891.

K. Oberamt. vr. Gugel.

Nagold. An die Ortsvorsteher, betreffend die Liquidation des Straßenunterhaltnngs- aufwands.

Den Ortsvorstchern gehen mit nächster Post 3 Formulare in zweifacher Ausfertigung nebst einem gedruckten Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 15. Juni d. I. Z. 8274, betreffend die Ermitt­lung des Aufwands für Unterhaltung der Nachbar­schaftsstraßen, sowie der Etterstrccken derselben und der Etterstrecken der Staatsstraßen pro 1. April 18861889 mit dem Auftrag zu, diese Formulare genau auszufüllen und 1 Exemplar derselben wo­möglich bis 18. ds. Mts, entsprechend beurkun­det hieher einzuseuden, das Duplikat derselben aber in der Ortsregistratur zurückzubehalten.

Den 3. Juli 1891.

_ K. Oberamt. Or. Gugel.

Flotzsperre ans der Nagold.

Durch Erlaß der K. Krcisregierung Reutlingen vom 2. d. M. Nr. 6660 ist Floßsperre für die Na­gold auf der Strecke von der Klostermühle an auf­wärts auf die Zeit vom 20. Juli bis 12. Sep­tember d. I. und auf der Strecke vom Nonnen­waag an aufwärts auf die Zeit vom 20. Juli bis 18. August d. I. angeordnet worden, was hiedurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird.

Nagold, 5. Juli 1891.

_ K. Oberamt. Or. Gug el.

Königliche Regierung des Neckarkreises.

Bekanutmachuug,

betr. eine Floßsperre auf der Enz.

Nachdem das K. Forstamt Leonberg für den im Laufe dieses Sommers vorzunehmenden Umbau der Floßgasse in Bietigheim um die Verhängung einer Floßsperre auf der Enz nachgesucht hat, wird in Anwendung des Z 29 der Verfügung des Mini­steriums des Innern, betr. die Ordnung der Lang­holzflößerei auf der Enz rc. vom 20. April 1883 und unter Hinweisung auf die einschlägigen Bestim­mungen dieser Ministerialverfügung für die Zeit vom 20. Juli bis 31. August 1891 die Floßsperre ver­fügt. Dies wird den berührten Polizeibebehörden und sämtlichen Interessenten hiedurch bekannt gegeben.

Ludwigsburg, den 23. Juni 1891.

Der Regierungspräsident.

I. B. Regierungsrat. Müller.

Vorstehende Bekanntmachung wird anmit zur öffentlichen Kenntnis gebracht.

Nagold, 4. Juli 1891.

K. Oberamt. vr. Gugel.

Nicht über die politische Bedeutung des Besu­ches, den unser Kaiserpaar jetzt in England, und zwar, wie man in England selbst sagt, nicht nur der Königin und dem großbritannischen Hofe, sondern auch der englischen Nation, dem Volk machen wird, soll heute von uns geredet und geschrieben werden. Dafür hat ja die englische Presse in den letzten Ta­gen ausgiebig gesorgt und wir haben diese Äeußer- ungen, soweit sie uns charakteristisch erschienen sind, wiedergegeben. Was uns Deutsche betrifft, so kön­nen wir es ruhig abwarten, welche Folgen auf po­litischem Gebiet der diesjährige Besuch des Kaisers in England zeitigen wird. Wir sind ja heutigen Tages, und besonders jetzt nach der Erneuerung des Dreibunds glücklicherweise so weit, daß wir um die Freundschaft Englands, die für uns nicht immer ganz ungefährlich gewesen ist und sicher auch in Zukunft sein würde, nicht zu buhlen brauchen. Mit voller Zustimmung schließen wir uns deshalb dem Urteil derDaily News" an, die bei Besprechung des Dreibundes bemerkt, daß die Reise des Kaisers nach England jetzt nach Erneuerung des Dreibundes un­fraglich an Bedeutung gewinne, ohne jedoch eine Quadrupel-Allianz zur Folge zu haben! England könne nicht die Interessen von Mächten, au denen es keinen Teil habe, verteidigen; Eng­lands Mission sei es, den Frieden und die guten Beziehungen zu allen Mächten aufrecht zu erhalten; die Zusammenkunft der Königin mit ihrem Großsohn könne nur gute Ergebnisse haben.

Das ist, wie gesagt, ganz unsere Meinung und hoffentlich, wir scheuen uns nicht, dies offen zu sagen, wird auch die diesmalige Reise Kaiser Wil­helms nach England, ohne eine allzugroße Entfrem­dung Rußland gegenüber, die herbeizuführen nicht die geringste Ursache für uns vorliegt, vorübergehen. Mit diesem Wunsch, der nicht etwa einem ängstlichen, sondern nur einem patriotischen Herzen entspringt, geben wir nachstehend das Programm für den Kai­serbesuch. wie es die Zustimmung der Königin ge­funden hat, wieder:

4. Juli. Der Kaiser und die Kaiserin treffen kurz nach Mittag vor Sheerncß ein. DieHohenzollern" fährt zwischen den Schiffern des Kanalgeschwaders hindurch. Ihre Maje­stäten landen in Port Viktoria um 2 Uhr und werden von dem Prinzen von Wales und anderen Mitgliedern der kgl. Familie empfangen Ein Sondcrzug steht für die hohe Ge­sellschaft bereit. Derselbe fährt via Waterloo Junction und trifft auf der Station Windsor 10 Minuten vor 4 Uhr ein. An dem Königseingang zum Schloß empfängt die Königin ihren Enkel und seine Gemahlin. Am Abend findet im Schloß ein Familiendiner statt.

5. Juli. Sonntag. Der Kaiser nimmt an dem Gottes­dienst teil. Anläßlich der silbernen Hochzeit des Prinzen und der Prinzessin Christian findet ein Dankgebet statt.

6. Juli. Der Kaiser und die Kaiserin sind bei der Trauung der Prinzessin Luise von Schleswig-Holstein miß dem Prinzen Aribert von Anhalt in der St. Georgskapell«'* zugegen. Am Abend werden der Kaiser und die Kaiserin mit der kgl. Familie dinieren.

7. Juli. Am Nachmittag findet ein Ausflug auf dem in der Nähe von Schloß Windsor gelegenen Virginia-Lustsee statt, an welchem alle Hochzeitsgäste teilnehmen werden. Am Abend wird in der St. Georgs-Halle ein Staatsbankett ab­gehalten, zu welchem das ganze diplomatische Korps Einla­dungen empfängt.

8. Juli. Die Königin, der Kaiser und die Kaiserin sind

bei einer m Cumberland Lodge zur Feier der silbernen Hoch­zeit des Prinzen und der Prinzessin Christian abgehaltenen Gartengesellschaft zugegen. Später begiebt sich der Kaiser Mitteln Sonderznges nach Paddingtou und von dort nach Bockingham Palast, wo er dinieren wird. Um 9 Uhr fahren der Kaiser und die Kaiserin zusammen mit dem Prinzen und der Prinzessin von Wales in großem Staat nach dem Covent- Garden Opernhaus. Längs des Weges bildet das Militär Spalier und eine Abteilung der zum kgl. Haushalt gehörigen Truppen stellt das Geleit.

9. Juli. Der Prinz und die Prinzessin von Wales ver­anstalten in Marlborough Honsc eine Gartenpartie. Der Kaiser diniert bei Lord Londonderry in dessen Wohnung in Park Lane und besucht eine Vorstellung derGoldenen Le­gende" in der Albert-Halle.

10. Juli. Besuch der City. Die Route geht auf der Hinfahrt via Strand, Fleet Street und Lugatc Hill und auf der Rückfahrt längs des Themse-Quais. Reguläres Militär und Freiwillige bilden Spalier. Ter Kaiser diniert bei dem Herzog von Cambridge in Park Lane und erscheint um 10 Uhr auf dem ihm zu Ehren von der Königin veranstalteten Ball im Buckingham-Palast.

11. Juli. Der Kaiser frühstückt am Vormittag bei dem deutschen Botschafter, Graf Hatzfeldt, in Carlton House-Ter- race. Um 3 Uhr reitet der Kaiser, begleitet von einem glän­zenden, zum Teil aus seinem eigenen Stab, zum Teil aus dem englischen Generalstab bestehenden Gefolge, nach Wim­bledon Common, um daselbst einer Truppenrevuc und einem Parademarsch beizuwohncn. Später fährt der Kaiser nach dem Krystall-Palast, der, zusammen mit dem Prinzen von Wales, dinieren und einer Uebung der freiwilligen Feuerwehr, sowie einem Feuerwerk beiwohnen wird.

12. Juli. Der Kaiser nimmt voraussichtlich an dem Gottesdienst in der deutschen Botschaftskapelle teil. Er besucht am Nachmittag Hatfield und bleibt daselbst als Gast des Premierministers Lord Salisbury über Nacht.

13. Juli. Der Kaiser und die Kaiserin begeben sich am Morgen mittelst Sonderzuges von Hatfield nach Windsor und verabschieden sich von der Königin. Der Kaiser kehrt nach London zurück und fährt von der Station Viktoria nach Portsmouth, um seine Aachtreise anzutretm.

Wann der Kaiser die in London veranstaltete deutsche Ausstellung besuchen wird, ist in diesem Programm nicht gesagt. Das thut aber auch nichts, denn es sind hier offenbar nur die dem Kaiser ge­botenen Feste und Unterhaltungen angeführt und daß es geschehen wird, das steht wohl außer Zweifel.

Hnges-WerrigkeiLen.

Deutsches Weich.

- Haiterbach, 4. Juli. Kürzlich ist imGe­sellschafter der mustergiltigen Neueinrichtung des hie­sigen Farrenstalles und der Uebernahme der Zucht­sauen in Regieverwaltung der Gemeinde Erwähnung geschehen. Für unsere Landwirte, beziehungsweise für Gemeinden, die dem Gedanken schon näher ge­treten sind, die Farrenhaltung auch in Selbstver­waltung zu übernehmen. dürfte es wohl von In­teresse sein, weiter zu erfahren, daß in den letzten Tagen der hiesigen Stadtkasse zu den diesbezüglichen Kosten von der K. Zentralstelle für Landwirtschaft der namhafte Beitrag von 500 zugeflossen ist. r,' S u l z Df., 2. Juli. (Tinges.) Gestern überreichte Herr Pfarrer Wacker dem hieß Kirchengemeinderat ein übersilbertes Taufgeräte als Geschenk für die hiesige Kirchengemeinde, mit dem Wunsche, daß auch andere Gemeindeglieder etwas zur Verschönerung der Kirche stiften möchten. Dan! und Ehre! ^ Tübingen, 2. Juli. Heute nachmittag 4 Ühr fand in feierlicher Weise die Einweihung des Kaiser Wilhelm-Turmes statt. Schon seit den fünfziger