Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

^lS 76.

Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 .6, außerhalb des Bezirks 1 20 4.

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Dienstag 30. Juni

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gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 4.

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1891.

Amtliches.

Die Herren Ortsvorsteher

erhalten den Auftrag, dem Oberamt binnen 3 Tagen diejenigen Gerbereien ihres Gemeindebezirks namhaft zu ma -hen, in welchen aus überseeischen Ländern (inbesondere Amerika, Ostindien und China) ein ge­führte Tierhäute, sogenannte Wildhäute, zur Ver­arbeitung kommen.

Nagold den 26. Juni 1891.

K. Oberamt. vr. Gugel.

Die Ortsbehörden für die Arbeiterversicherung sowie die Kassiere der Bezirkskrankenpflegeversicherung und der gemeinsamen Ortskrankenkaffen Nagold und Altensteig

haben sofort bezüglich des Einzugs der Beiträge zur Alters- und Invaliditäts-Versicherung für die tz. Beitragsperiode (!7. Mai bis 13. Juni) Voll­zugsbericht anher zu erstatten.

Nagold. 27. Juni 1891.

K. Oberamt. Or. Gugel.

An die Ortsvehörden für die Arbeiter- versicherung.

Aus. den eingelaufenen Berichten über das Ver­fahren bei der Ausstellung von Quittungskarten für solche Versicherte, welche schon im Besitze einer Ouittungskarte waren, hat man ersehen, daß einzelnen Örtsbehörden entgangen zu sein scheint, daß das Verfahren bei der Erneuerung von Quittungskarten an Stelle verloren gegangener oder unbrauchbar gewordener ein anderes ist, als dasjenige bei dem Umtausch von Quittungskarten. Es wird deshalb aus die Vorschriften des Ministerialerlasses vom 10. November 1890 Ziffer 11, 12, 13, 31 bis 35 (Amtsblatt S. 361) wiederholt hingrwiesen und deren genaue Befolgung erwartet.

Des Weiteren wird wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß bei allen Personen, welche neu zur Anmeldung kommen, festzustellen ist, ob dieselben schon im Besitze einer Quittungskarte waren und daß zutreffendenfalls die Beischaffung dieser Quit­tungskarte zu veranlassen ist.

Den 28. Juni 1891.

A Oberamt. Or. Gugel.

Die am 1. Juli d. I. in Wirksamkeit tretende Postagen­tur Unterj et tin gen, OA. Hcrrenberg, erhält ihre Ver­bindung mit den übrigen Postanstalten des Landes durch die fahrende Botenpost zwischen Hcrrenberg und Oberjettingen, welche täglich über Unterjettingen und zwar um S.«» vorm. In der Richtung nach Herrenberg und um S.»» nachm, in der Richtung nach Oberjettingen verkehrt. Zwischen der Post­agentur Unterjettingen einerseits und den Postorten Baisingen, Bondorf, Ebhauscn, Emmingen, Entringen, Ergenzingen, Giirtrmgen, Gündringen, Herrenberg, Hochdorf. OA. Horb, Notzingen, Nagold, Nebringen, Nufringen, Oberjettingen, Kvhrdorf, OA. Nagold, Unterjesingen und Wildberg anderer­seits kommt die Taxe von 5 Pf. für den frankierten Brief in Anwendung.

Gestorben; Den 28. Juni Erhard Beutter, Stadt­schultheiß, Postmeister und kgl. Badinspektor, 187088, Landtagsabg. für Neuenbürg, Ritter II. Kl. des Fricdrichs- ordens, 61 I., Hcrrenalb.

Tages-HlerrigkeiLen.

Deutsches Weich.

Auch in diesem Jahre sind die Regiments- und Bataillons-Kommando's von zuständiger Stelle an­gewiesen worden, Soldaten zur Unterstützung «hrer Angehörigen bei der Ernte, soweit die dienst­lichen Interessen dies gestatten, in die Heimat zu be­urlauben. Bei dieser Gelegenheit machen wir darauf

aufmerksam, daß Gesuche von Privatpersonen um zeitweise Beurlaubung von Soldaten am besten an die Regimentskommandos, als an die zur Gewäh­rung solcher Gesuche zunächst berechtigten Behörden zu richten sind. Beurlaubungsgesuche, welche an die höheren militärischen Kommandobehörden, wie Bri­gade-, Divisions- und General-Kommando gerichtet werden, erleiden erfahrungsgemäß eine Verzögerung, weil sie in der Regel an die Gesuchssteller mit der Weisung zurückgehen, sich an das betreffende Regi­mentskommando zu wenden.

Vom Lande, 24. Juni. Nachstehende ganz zeitgemäße Erinnerung dürste ganz gelegen kommen. Die Landwirte, welche ihre Früchte auf mehrere Jahre im voraus versichert haben, werden darauf aufmerksam gemacht, ihre Feuer-, bezw. Hagelversiche- rungspolizen nachzusehen und zu veranlassen, daß in dieselben dort, wo in Folge des ungünstigen Winters neu gesäet wurde, statt WintergetreideSom­mergetreide" gesetzt wird.

Calw, 24. Juni. Der vaterländische Verein für Naturheilkunde hielt heute in hiesiger Stadt seine Jahresversammlung ab, und zwar im festlich ge­schmückten Saale desGeorgenäums." Nach einer warmen Begrüßung durch Fabrikant Stälin verlas Oberstudienrat Dr. Fraas den Jahresbericht. So­dann sprach Prof. Sieglin aus Hohenheim über künstliche Fischzucht, besonders über den bei uns fast verschwundenen Lachs, dann die Regenbogenforellen rc. Als zweiter Redner folgte Dr. Eberhard Fraas, der über Ichthyosaurier sprach. Dr. Wurm aus Teinach behandelte die Färbung der Vögel. Pfarrer Dr. Engel zeigte und besprach verschiedene Stücke aus dem Lias von Göppingen. Im Saale waren aus­gestellt sehr viele Gegenstände aus den drei Natur­reichen. prächtige Sammlungen, ein Plan der Geor- genäumsanlagen und des Stadtgartens mit eiuge- zeichneten, namentlich aufgeführten Pflanzen, ent­worfen von Rektor Dr. Müller. Nach dem Mittag­essen bei Thudium wurde ein Spaziergang nach Hir­sau gemacht.

Im Oberamt Sulz sind nach demNeuen Albb." die Gemeinden Bickelsberg, Binsdorf, Brittheim, Leid- ringen, Rosenfeld durch Hagel und Wolkenbruch schwer betroffen worden.

Tübingen, 25. Juni. Die günstige Witterung seit Montag ist dem Landwirt höchst willkommen, insofern die Heuernte, die verzögert werden mußte, jetzt in immerhin noch nicht zu weit hinausgeschobener Zeit in Angriff genommen werden konnte. Auch die Hopfengärten können bei der jetzigen Witterung noch nachholen, was sie bis jetzt zu kurz gekommen sind. Die Halmfrüchte stehen fast durchweg sehr schön und in der Steinlach, der vielgeprüften, sind die Saaten in einer Weise gediehen, wie es selten der Fall gewesen. So stünde, da auch die Obst­aussichten gute sind, wenn auch nicht mehr so gute, wie es noch vor wenigen Wochen der Fall, trotz dem von einer gewissen Presse krampfhaft an die Wand gemalten Mißjahr ein allweg befriedigendes Ernte-Ergebnis zu erwarten, wenn nicht unsere Weinberge infolge der Blattfallkrankheit eine Aus- nähme machen würden. Diejenigen Weingärtner, die ihre Reben bespritzen, stehen weitaus besser da, als jene, die aus Saumseligkeit oder anderen Grün­den die kleine Ausgabe und Mühe scheuten. Prof. Dr. v. Schönberg hat in dankenswerter Weise zur Beschaffung von Rebspritzen für die hiesigen Wein­gärtner 240 gespendet. (T. CH.)

Oberndorf, 26. Juni. Am Spätnachmittag des gestrigen Tages ist dahier der 40 Jahre alte Taglöhner A. Seeburger von Altoberndorf, Vater von 6 unversorgten Kindern, im Neckar ertrunken. Derselbe wollte aus der infolge eines stark nieder­gegangenen Regens reißend gewordenen Strömung des Neckars einen Holzstamm mit einer Hacke fest- halten, wurde aber von der Flut mitfortgerissen.

Freudenstadt, 25. Juni. Der Bericht, be­treffend den Todesfall des Sch., Gemeindepflegers in D., ist dahin richtig zu stellen, daß bei demselben Selbstmord mittels Vergiftung vorliegt und bei der vorgenommenen Kassenrevision sich bereits ein Defizit von ca. 3500 ^ ergeben hat. Wie hoch sich die Schädigung der Gemeindekasse, welche übrigens durch die geleistete Kaution vollständig gedeckt werden dürfte, beläuft, wird die Untersuchung ergeben.

Stuttgart, 25. Juni. Das Befinden des Königs, der sich seit einigen Tagen in Schloß Bebenhausen aufhält, ist nach demStaatsan­zeiger" zwar im Wesentlichen befriedigend, die Er­holung und Kräftigung macht aber nur langsame Fortschritte. Bei der wenig günstigen Witterung der letzten Zeit konnte der König bis jetzt sich nur wenig im Freien aufbalten, immerhin ist zu erwarten, daß die reine Waldlust und die größere Ruhe in Bebenhausen ihre günstige Einwirkung auf das Be­finden nicht verfehlen werden, wenn auch der König jedenfalls noch längere Zeit großer Schonung be- dürfen wird, um die Folgen der jüngst eingetretenen Gesundheitsstörung zu überwinden.

Stuttgart, 26. Juni. Die Erklärung der württembergischen Eifenbahnverwaltung imStaats­anzeiger" über die Vorschriften, die sie ihrerseits bei der Schienenüberuahme beobachten läßt, haben aller­seits Beruhigung gebracht. Wie es sich auch sonst bezüglich der behaupteten Anfertigung von Schienen­stempeln durch den Bochumer Verein verhalten möge, die württembergische Verwaltung verwahrt sich ener­gisch dagegen, daß das genannte Etablissement je den Auftrag erhalten hat, württembergische Stempel anzufertigen. Besondere Genugthuung hat auch die Erklärung der württembergischen Eisenbahnverwaltung hervorgerufen, daß sie vor Bestellung der besonders schweren Expreßlokomotiven in Seraing die Brücken hat untersuchen lassen und daß 6 Brücken verstärkt werden. Es ist dies ein Beweis dafür, daß die württembergische Verwaltung ihrerseits stets die Augen offen hat und die Sicherheit des eisenbahn­fahrenden Publikum mit den denkbar größten Garan­tien umgiebt.

Mit dem Stuttgarter Liederkranz, welcher am 26. Juli seine Sängerfahrt nach Berlin antreten wird, geht auch die Prem'sche Kapelle nach der Reichshauptstadt. Die Hauptaufführung des Lieder­kranzes findet am 28. Juli im Kroll'schen Etablisse­ment statt. Die Prem'sche Kapelle wird sich auch an anderen Orten in Deutschland hören lassen, so voraussichtlich in Heidelberg, Hamburg, Halle, Stettin, Leipzig.

Kündigung 4'/rproz. Württemb. Staats­obligationen. Die 4'/,proz. Württemb. Staats- obliaationen von 1879 werden per 1. Okt. d. I. zur Rückzahlung gekündigt. Den Inhabern derselben wird freigestellt, die gekündigten Obligationen gegen neue Schuldverschreibungen zum Kurse von 101 umzutauschen.

Hechingen, 25. Juni. Wie es heißt, soll das Defizit an Geld und Wertpapieren in den dem