Der Gesellschafter.
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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 in dem Bezirk 1 austerholv des Bezirks 1 ^ 20 4. Monats-Abonnement nach Verhältnis.
Samstag 27. Juni
Insertions-Gebühr für die Ijpaltige Zeile aus
gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S 4, bei mehrmaliger je 6 4.
Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.
1891
Amtliches.
Nagold. Bekanntmachung.
An die Ortsvorstchcr.
Im Dryck neu erschienen ist: „Das Verwaltungs- Edikt für die Gemeinden, Oberämter und Stiftungen", nebst den dasselbe abändernden und ergänzenden Gesetzen, bearbeitet von Ober-Regierungsrat Fleischhauer in Stuttgart. Preis 2 ^
Dieses für jede Gemeinde unentbehrliche Buch wird für die einzelnen Gemeinden vom Oberamt bestellt werden, wenn nicht innerhalb 8 Tagen eine Abbestellung seitens des einzelnen Ortsvorstehers erfolgt.
Den 26. Juni 1891.
K. Oberamt. vr. Gugel.
An die K. Grtsfcbulinfpektoucrte. /
Die Lehrer-Wehrlisten sind auf 1. Juli vorzulegen.
Nagold, 25. Juni 1891.
K. Bezirlsschulinspektorat. Schott.
Tie Schulstelle in A l t en st ei g-D or f, Bez. Nagold, wurde dem Schulamtbvccwefer Betz in Waldthann, Bezirk Crailsheim, übertragen.
/Gages-Wenigkeiten.
Deutsches Weich-
/ Nagold, 26. Juni. Herr Theodor West- Mark, der schwedische Kongoforscher, hält voraussichtlich in den nächsten Tagen hier einen Vortrag über seinen Aufenthalt bei den Menschenfressern des oberen Kongos, die Stanleyskandale und das Bekämpfen der Sklaverei in Zentral-Afrika. Herr Westmark hat schon in Frankreich, Spanien, Schweiz, Belgien und Holland mehrere Vorlesungen gehalten und seine Vorträge haben einen gewaltigen Erfolg gehabt. Herr Westmark spricht geläufig französisch, englisch, deutsch, italienisch, portugiesisch und Kisuaheli. Er hat seine französischen Vorträge in Paris! mit Rtchepin und Coquelin studiert, seine deutschen Vorträge in der Straßburger Universität. Das Straßburger Tagblatt sagt: Herr Westmark schilderte in einer höchst schwungvollen Sprache und auch spannender Weise die Sitten und Lebensweise der Menschenfresser. Die Pariser „Temps" schreibt davon: Der junge Schwede spricht mit Feuer und großartiger Energie. Das „Jmpartial" aus Gent: Bei dem gestern im Konzertsaale gehaltenen Vortrage des Herrn Westmark hatte sich eine zahlreiche Zuhörerschaft eingefunden. Der „Diario" von „Barcelona" berichtet: Der von dem Afrikareisenden Theodor Westmark in Athenäum gehaltenen Vortrag hatte ein gewähltes Publikum angezogen. Der Redner behandelte seinen Gegenstand ganz meisterhaft, besonders den Kannibalismus, und sprach in ergreifender Weise von der Sklaverei. Weiter schreibt über den Vortrag in Köln die „Köln. Ztg.": Der Kongoreisende Theodor Westmark hielt im Jsabellen- saale des Gürzenich vor einem sehr zahlreichen Publikum einen interessanten Vortrag über seinen Aufenthalt unter den Menschenfressern am oberen Kongo. Besonders bemerkenswert waren seine Mitteilungen über Stanley, unter dessen Befehl er als Offizier längere Zeit gestanden hat. Lauter Beifall dankte dem Redner für seinen fast 1'/- ständigen hochinteressanten Vortrag. Der Frankfurter „General-Anzeiger" schreibt: Mit einem Hoch auf die deutsche Kolonie schloß Redner seinen fesselnden und mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag, der das
Thema in anschaulicher und erschöpfender Weise behandelte.
Besitzer von Rosen mögen sorgfältig ihre Stämme revidieren, da in diesem Jahre der ärgste Feind der Rosen, die Raupe des Rosenwicklers, massenhaft auftritt. Es giebt zur Vertilgung des höchst schädlichen Fressers kein anderes Mittel, als daß man alle zusammengesponnenen Blätter zwischen Daumen und Zeigefinger zerdrückt nnd zu diesem Zweck die Rosen häufig durchsieht; wer sich jetzt dieser Mühe nicht oft unterziehen will, wird durch die Vernich- tungsarbeit der Raupe seine Freude und Hoffnung in diesem Jahre aufgeben müssen.
- Der Bau der Schmalspurbahn nach Alten- .steig schreitet nunmehr rüstig vorwärts. Die erste und zugleich schwierigste Strecke vom Bahnhof bis zum Spital mit Damm und Brücke über das Waldachthal ist in kurzer Zeit fertig; auch die Schafbrücke über die Nagold unterhalb des Schloßbergs ist im steinernen Unterbau fertig. Die Vollendung des Ganzen darf mit Zuversicht bis zum Spätherbst erwartet werden.
'S Mötzingen, 24. Juni. Schon wieder ist ein Unglücksfall zu berichten. Heute abend 5 Uhr wollte ein I4jähriger Knabe seinen 6jährigen Bruder auf ein Pferd setzen, das zum Vorspannen benützt werden sollte. Durch die Fliegen beunruhigt, lief das Pferd fort, ehe der Kleine festsaß, und der andere das Pferd am Zügel sesthalten konnte. Der Kleine fiel und blieb mit dem Fuß im Strang hängen. Er wnrde den Kopf auf dem Boden geschleift und dabei, wie es scheint, vom Pferd noch getreten. Als sein voranfahrender Vater das Geschrei hörte, eilte er dem dahergaloppiercnden Pferde entgegen und befreite den Kleinen, der am Kops übel zugerichtet jetzt darniederliegt. Ob sein Leben erhalten bleibt, wird die Zukunft zeigen.
Die Schwarzwaldgemeinde Wörnersberg, OA. Freudenstadt, feierte am letzten Sonntag ein hübsches Fest, die Eröffnung ihrer nun vollendeten Wasserleitung. Verschiedene Feuerwehren und Vereine aus nah und fern hatten sich zur Teilnahme am Fest eingesunden. Das Dörfchen hatte alles aufge- boten, die fremden Gäste würdig zu empfangen. Die Straße, die Wohnungen, alles war wirklich mit Geschmack bekränzt. Einem alten, hölzernen Pumpbrunnen ist großes Glück widerfahren, denn laut Bekanntmachung ist er von nun an: „Im Genuß der Alte rsrente."
Freudenstadt, 23. Juni. In dem zwischen Hochdorf und Altensteig gelegenen Walde wurde heute in dem Graben an der durch diesen Wald führenden Straße der Kopf einer erwachsenen Mannsperson aufgefunden. Derselbe war teilweise seiner Fleischteile entblöst. Jedenfalls hat sich dieser Mann in dem Walde vor längerer Zeit erhängt und ist dessen Körper, nach welchem bereits gesucht wird, irgend im Walde vorhanden und von Raubtieren angefressen worden.
Freudenstadt, 23. Juni. In D. verstarb gestern der allgemein geachtete Gutsbesitzer und Gemeindepfleger Sch. Von dem alsbald herbeigerufenen Arzte wurde Vergiftung konstatiert, weshalb die gerichtliche Obduktion der Leiche angeordnet wurde.
Stuttgart, 23. Juni. Aus verschiedenen Gegenden Deutschlands sind Klagen darüber laut geworden, daß Heuer diePrivatbauthätigkeit darniederliege, was zahlreiche Geschäftsleute, besonders die sogen. Kleinmeister, bitter empfinden. Demgegenüber können
wir aus Stuttgart Erfreulicheres melden, obwohl
wir im eigentlichen Thalkessel, in dem die Stadt eingebettet ist, über kein besonders großes Bauterrain mehr verfügen. Infolge der ungünstigen Witterung des Frühjahrs ist allerdings mit vielen Neubauten erst später als sonst angefangen worden. Heute ist aber die Zahl derselben derjenigen zur gleichen Zeit des Vorjahres nahe gerückt, und bekanntlich war die Baw Helligkeit letztes Jahr hier sehr entwickelt. Nach der letzten amtlichen Zusammenstellung nd Heuer 75 Hauptbauten begonnen worden, gegen 79 zur gleichen Zeit im Jahre 1890. Die beiden größten Bauwesen, an welchen hier gearbeitet wird, md das Landesgewerbemuseum und die Friedens- lrche an der Schubartstraße.
Stuttgart, 23. Juni. Heute Abend 8 Uhr "and im „Römischen König" in der Holzstraße eine allgemeine Schneiderversammlung statt. Diese Ver- ammlung war sehr zahlreich besucht, auch Schneiderinnen fehlten nicht. Herr Reißhaus sprach in gewandter Rede, nur etwas lang — nahezu 2 Stunden — über die Stellung des Gewerbes und die ihm nötig scheinenden Maßregeln. Er machte besonders darauf aufmerksam, daß die Hausarbeit, das größte Uebel, die Werkstätte abzuschaffen bestrebt sei. Besondere Beleuchtung fanden die Konfektionsgeschäfte, welche in Zukunft mit maschinellen Einrichtungen ausgestattet Unglaubliches leisten können; sei es doch möglich, nunmehr 1200 Knopflöcher an einem Tag herzustellen. Angesichts dieser Fortschritte ist es die Aufgabe der Genossen, dafür zu sorgen, daß diese Entwicklung nicht auf Kosten der Arbeiter vor sich gehe. Die Arbeitslöhne können nicht niedriger werden. Die Stückarbeit müsse fort, statt dessen müsse die Stundenarbejt eingeführt werden.
Ludwigsburg, 23. Juni. Am Dienstag den 7. und Mittwoch den 8. Juli d. I. findet hier der 6. Verbandstag der Wirte Württembergs statt und ist mit demselben eine Fachausstellung von Erzeugnissen und Bedarfsartikeln für das Wirtsgewerbe verbunden, welche in den Räumen des Bahnhofhotels schon am Sonntag den 5. Juli eröffnet werden wird. Die Anmeldelisten zu dieser Ausstellung sind durch die Expedition der Deutschen Wirts-Zeitung in Stuttgart (welche auch den Verlag des Ausstellungskatalogs übernommen hat) zu beziehen. Bei der gegenwärtigen regen Agitation im Wirtsgewerbe wird dieser Verbandstag sich eines außergewöhnlich starken Besuches zu erfreuen haben. Die Ludwigsburger Kollegen haben Allem aufgeboten, um neben dem Ernst der Arbeit auch die Geselligkeit zu ihrem Rechte kommen zu lassen. Zu diesem Verbandstage sind nicht nur die Mitglieder der dem Verbände angehörenden Wirtsvereine eingeladen, sondern an jeden Kollegen im ganzen Lande ergeht die dringende Bitte, an diesen seinen Stand fördernden Verhandlungen an den Tag zu legen.
In Biberach wurde ein Paar (Vater und Tochter!) verhaftet, die ihr Kind auf schauderhaftö Weise ermordeten. Sie schnitten ihm den Hals ab, brühten es in einem Kessel und vergruben die Reste. In welchen Abgrund menschlicher Bestialität läßt solch eine That blicken!
Unser Landsmann Lehrer Christaller in Kamerun, der erste rationelle Bienenzüchter des dunklen Erdteils, scheint auf diesem neuen Gebiet wenig Glück zu haben. Bis die ihm zugesandte Normalbeute an Ort und Stelle gelangte, war der vorgesehene Schwarm durchgegangen und auch der am 24. d. I. gefaßte