Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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1891

Westellungen

auf den

Gesellschafter"

für den

Monat Juni

nimmt jede Poststelle und die Postboten entgegen.

Amtliches.

Nagold. Bekanntmachung,

betr. Wasserwerksändernng.

Die Firma August.Reichert u. Cie. hier hat um die Erlaubnis nachgesucht, auf dem zu ihrer Oelfabrik gehörigen Kanal an der Nagold ein neues Ueberfallrad an Stelle der seitherigen Turbinen ein­zusetzen und einen neuen Auslauskanal herzustellen.

Dies wird mit dem A»fügen bekannt gemacht, daß etwaige Einwendungen gegen die projektierte Wasserwerksändernng Linnen 14 Ingen bei der Unterzeichneten Stelle, woselbst auch die Be­schreibungen, Zeichnungen und Pläne während den gewöhnlichen Geschäftsstunden zur Einsicht aufgelegt sind, anzubringen wären und daß nach Ablauf dieser Frist Einwendungen in dem Verfahren nicht mehr angebracht werden können.

Den 21. Mai 1891.

K. Oberamt. Or. Gugel.

Nagold. Bekanntmachung,

betr. Wasserwerksänderung.

Mühlebesitzcr Immanuel Holder in Jselshau- sen hat den Antrag gestellt, an seinem (an der Wal­dach mit Zufluß der Steinach) auf Parzelle Nr. 14 gelegenen Wasserwerk das seitherige Wasserrad aus dem Gebäude entfernen und an Stelle desselben ein neues Wasserrad in einem besonderen Radgehäuse mit 6,0 m Durchmesser und 1,97 m Breite ein- setzen zu dürfen. Der Zufluß auf das neue Wasser­rad soll mittelst einer Ueberfallschütze mit mechanischer Aufzugsvorrichtung geschehen, die Leerlauffallen bei gleichbelassener Weite versetzt, das Uebereich bei Parz. Nr. 12 wie auch das Fallenwehr an der Waldach in wasserdichter Weise erneuert und letzteres mit neuer Aufzugsvorrichtung versehen werden.

Dies wird mit dem Anfügen hiemit bekannt gemacht, daß etwaige Einwendungen gegen dieses Unternehmen binnen 14 Jagen bei der Unter­zeichneten Stelle anzubringen sind, und daß nach Ablauf dieser Frist Einwendungen in dem Verfahren nicht mehr angebracht werden können.

Die Beschreibungen, Zeichnungen und Pläne dieser Anlage sind während den gewöhnlichen Ge­schäftsstunden auf dem Oberamt zur Einsicht für die Beteiligten aufgelegt.

Den 21. Mai 1891.

K. Oberamt. vr. Gugel.

Infolge vorgenommener ersten Dicnstprüfung sind u. a. nachstehende Kandidaten zur Versehung von unständigen Lehr­stellen an Volksschulen für befähigt erklärt worden: Karl von Nufringen, Johann Eisenhardt von Dach- ZZNst Flaischle von Oberjcttiugen, Friedrich Kleiner .Nausen, Gustav Lutz von Deckenpfronn, Georg Schneider von Calw, Gottlob Seegcr von Wildberg.

evangelische Pfarrei Gült st ein, Dckana AstflsswA, wurde dem Pfarrer Bentel in Amstetten, D und die Pfarrei Kohlberg, Dekana Rürtmgen, dem Pfarrer Zins er in Effringen übertragen.

Hages-MeuigkeiLen.

Deutsches Weich.

* Nagold, 20. Mai. Ein schreckliches, wahr­haft betrübendes Unglück traf diesen Vormittag den ältesten 29jährig. Sohn des Weißgerbers I. Harr hier. Derselbe wollte in der Walkmühle des Herrn. Rentschler eine Partie Wollespritzen" (trocken machen) lassen. Leider war der Werkbesitzer nicht gegenwärtig und so versuchte der sonst mit der Hantierung der Maschine gut vertraute junge Mann den Riemen zu derselben selbst aufzuziehen, hiebei erfaßte aber un­glückseligerweise derselbe seinen rechten Arm und riß ihm denselben etwa 2 Zoll vor dem Ellbogen vollständig vom Leibe; es war dies ein schauderhafter Anblick. Zu verwundern war es nur, daß der Un­glückliche trotzdem die Besinnung behielt, und ohne Unterstützung in das elterliche Haus zurückkehren konnte. Welcher Jammer hier seiner wartete, bedarf keiner Beschreibung. Leider erforderte die Verletzung eine Amputation bis etwa 3 Zoll oberhalb des Ell­bogens. Die Teilnahme für den fleißigen, soliden, zur Stütze seines Vaters bestimmten, nunmehr zum Krüppel gemachten Mann und dessen Eltern ist eine allgemeine aufrichtige.

* Nagold, 21. Mai. Der Bursche, welcher sich, wie gemeldet, am letzten Freitag von dem Vor­mittagsgüterzug bei Wildberg überfahren ließ, war der 16 Jahre alte Jakob Glaser, Stiefsohn des Friedrich Schüttle, Bäckers in Ebhausen. Derselbe entfernte sich vorigen Donnerstag vom Elternhause, vesperte hier und ging von da nach Wildberg, lieber die Motive, die den jungen Menschen zu dieser unglücklichen That bewogen haben, verlautet nichts Bestimmtes.

Stuttgart, 18. Mai. (Landtag.) Die Abgeordneten­kammer hat in letzter Woche einer von ihr selbst veranlaßten Nachtragsforderung zugestimmt, wodurch für die Volksschul­lehrer Alterszulagen bis zu 500 ausgesetzt werden; die hiefür erforderliche Summe beträgt über 177 000 ausS Jahr. Damit sind, ein gewiß seltener Fall, einem ganzen Stande diejenigen Wünsche bezüglich der Gehaltsbezüge er­füllt, welche er selbst in seinen sozusagen amtlichen Aeutzer- ungen aufgestellt hatte. Man wird hoffen dürfen, daß nun­mehr der Staat nach dieser Seite hin Ruhe hat und das eintritt, was der Abg. Volksschullchrer Nußbaumer selbst andeutete: daß die bisher geschwächte Berufsfreudigkeit eines für das Gesamtwohl hochwichtigen Standes hergestellt ist und ihr reiche Früchte entsprießen. Daß sonst noch dabei Wünsche seitens der Schullehrer bestehen, welche die Regierung lebhaft beschäftigen werden, steht indessen außer Zweifel. Die Radikalsten erstreben nichts anderes als Uebcrnahme der Volksschule von der Gemeinde auf den Staat und Ausbildung der Lehrer auf der Universität Dinge, über welche des weiteren sich zu verbreiten man sich vorerst ersparen kann. Die große Mehrheit des Lehrstandes wünscht aber Einführung der beruflichen Aufsicht anstatt der Geistlichen, und in diesem Punkte hat die Regierung in der That eine Vorlage gemacht, welche in größeren Städten die Aufstellung von nicht theo­logischen Aufsichtsbeamten zulätzt. Damit wäre Bresche in ein uraltes württembergisches System gelegt, und der katho­lische Abg. Dr. Probst hat bereits erklärt, daß er darin den Anfang zur Entchristlichung der Volksschule erblicke und des­halb sich ablehnend verhalte. Die Mehrheit der Kommission der zweiten Kammer ist allerdings für die Vorlage; aber ob dieses Verhältnis der Stimmen auch im vollen Haus vor­handen ist, erscheint sehr fraglich. Die 20 katholischen Ab­geordneten werden mit Ausnahme der 2 Lehrer entschieden für Ablehnung sein, ebenso die 23 Bevorrechteten, und dann fehlen nur wenige Stimmen zur verwerfenden Mehrheit.

Stuttgart, 19. Mai. In der letzten Plenar­sitzung des Ausschusses des Stuttgarter Handels­vereins erstattete die Kommission Bericht über die in der Angelegenheit der Sonntagsruhe weiter ge­machten Schritte. Der Handelsverein hat sich mit dem Gewerbeverein in Verbindung gesetzt und ge­

meinsam einen Aufruf an die Geschäfte erlassen, welche noch geneigt sein sollten, am freiwilligen Schließen der Geschäfte sich zu beteiligen. Es haben sich bis etzt 700 hiesige Firmen dazu bereit erklärt, an Sonn- und Festtagen geschlossen zu halten, und es sollen deren Namen demnächst veröffentlicht werden, so daß vom 31. Mai an die Sonntagsruhe eintritt.

Mannheim, 20. Mai. Die heutige zweite Hauptversammlung des Deutschen Lehrertags ver­langt die Errichtung einer allgemeinen konfessionell gemischten deutschen Nationalschule und den Wegfall der Präparandenschulen. Als nächster Versamm- ungsort wurde Leipzig gewählt.

Am 18. d. Mts. hat in Straß bürg das Hauptkonzert des elsaß-lothringischen Sängerbundes- estes stattgefunden. Es haben 2500 Sänger und 120 Musiker mitgewirkt. Das am Schluß von dem Bundespräsidenten Frhrn. Schott v. Schottenstein ausgebrachte Hoch auf den Kaiser wurde mit Be­geisterung ausgenommen.

Berlin, 20. Mai. DieKreuzztg." meldet, daß unmittelbar nach seiner Heimkehr der Zarewitsch mit der Prinzessin Helene von Montenegro verlobt werde.

Ein Extra-Lob für unsere Flotte. In einem Aussatze des Kaiserlich Deutschen Marine-Baumeisters Lachnerunsere Flotte", welche im neusten Heft der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure abge­druckt ist, wird folgende Aeußerung des französischen Marineministers Admiral Kranz angeführt:Wollen Sie Panzerschiffe haben, so lassen Sie in Frankreich bauen; wünschen Sie Kreuzer, so gehen Sie nach Deutschland; die neuen deutschen Kreuzer gehören zu den besten Schiffen, welche überhaupt in Europa gebaut sind."

Belgien.

Gegenüber mehreren Deputationen erklärte der König, Belgien sei für das allgemeine Stimmrecht unreif, der König verweigerte seine Intervention zu Gunsten desselben.

Rußland.

Petersburg, 21. Mai. 15000 Personen harren gegenwärtig auf ihre Verschickung nach Si­birien. Ein Drittlest derselben besteht aus politisch Verurteilten.

Amerika.

New York, 20. Mai. Ein Bahnzug verunglückte zwischen Dork und Tarrytown infolge einer Dynamit- Explosion. Es gab 18 Tote und 25 Verwundete.

Ganz seid bedruckte I'oularäs Mk 1.SV

bis 7.25 p. Met. (ca. 450 vcrsch. Disposit.) Vers, ro- ben- und stückweise Porto- und zollfrei das Fabrik-Depot 6l. LvnnsbtzrK (K. u. K. Hoflief.) lSürieL. Muster umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.

Was mar» Im Arühjahr thrr« soll. Alle, welche an dickem Blut und in Folge dessen an Hautausschlag, Blut­andrang nach Kopf und Brust, Herzklopfen, Schwindelanfälle, Müdigkeit rc. leiden, sollten nicht versäumen, durch eine Frühjahrs-Reinigungskur, welche nur wenige Pfennige pro Tag kostet, ihren Körper frisch und gesund zu erhalten. Man nehme das hierzu beste Mittel: Apotheker Richard Brandt's Schweizerpillen, erhältlich ä Schachtel 1 ^ in den Apotheken und achte genau auf den Namenszug und den Vornamen Richard Brandt.

Die auf jeder Schachtel auch quantitativ angegebenen Bestandteile sind:Silge, Moschusgarbe, Aloe, Absynth, Bitterklee, Gentian."

Hiezu das Uuterhaltuugsblatt Nr. 21 u. eine Beilage.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Zaifer 'scheu Buchdruckerei.