(Eisenbahnsache.) Außer den seit 1. März d. I. an Sonntagen nicht zur Ausführung kommen- den Güterzügen werden über die Osterfeiertage, um dem Eisenbahnpersonal eine weitere Erleichterung zu verschaffen, u. a. folgende Güterzüge nicht ausge­führt: Zug 1050 StuttgartCalw, 1051 Calw Zuffenhausen, 1063 PforzheimHöfen, 1064 Höfen bis Pforzheim.

Stuttgart, 24. März. Mit Bezug auf die Mitteilung desSchw. Boten", Herr Dr. Bauer habe ein Antibacillin entdeckt, teilt genannter Herr mit, daß von ihm ein Antiseptikum (Desinfektionsmittel) allerdings zur Patentierung angemeldet sei, daß aber dieser Stoff mit einem Mittel gegen Schwindsucht nichts zu thun habe.

Wie derOb. A." schreibt, soll auch Se. Exzel­lenz Ministerpräsident Dr. Frhr. v. Milt nacht aus Anlaß des Ablebens von Windthorst an die Zentrumsfraktion ein Beleidsschreiben gerichtet haben.

DerBadische Landesbote" vom 18. März schreibt aus Offen bürg:Damit bei den wegen wucherischer Ausbeutung im hiesigen Amtsgefängnis sitzenden *'schen Pferdehändlern auch der Frucht- Händler nicht fehle, wurden gestern der hier wohnhafte Fruchthändler Josef Maier und dessen Sohn ver­haftet. Es soll sich um Wechselfälschungen handeln." lMr bringen diese Notiz deshalb in unserem Blatte, da Maier (früher in Schletlstadt) durch seine Reps­käufe in unserer Gegend vielseitig bekannt ist.)

Dresden. 25. März. Kriegsminister Graf Fabrice ist heute vormittag 10 Uhr gestorben. Herr von Fabrice hat ein Alter von 73 Jahren erreicht.

Dresden, 25. März. Der König erschien heute Mittag mit einem General-Adjutanten im Hause des verstorbenen Kriegsministers Grafen Fabrice. Bon dem Kaiser sowie von zahlreichen Fürstlichkeiten sind Beileidstelegramme eingelaufen.

Dresden, 23. März. Mit Genehmigung des Landeskonsistoriums machen jetzt mehrere Kandidaten der Theologie einen zehnwöchigen Kursus an einem Lehrerseminar durch, um dadurch ihre pädagogische Bildung und Erfahrung zu erweitern und zu ver­tiefen.

Von verschiedenen Orten des rheinisch-westphäli- schen Kohlenbezirks wird übereinstimmend gemeldet, daß für den Fall des befürchteten Kohlenstreiks auf jeder Zeche sieben berittene Gensdarmen stationiert werden. Die nötigen Vorkehrungen zur Unterbrin­gung der Mannschaften und Pferde werden gegen­wärtig getroffen.

Frankfurt, 24. März. DasFr. I." schreibt: In verschiedenen Blättern konnte man jüngster Tage folgende Notiz, den Abg. Windthorst betreffend, lesen: In ultramontanen Blättern und namentlich solchen kleinerer Gattung wird der Wunsch ausgesprochen, der Papst möge die Verdienste des Abg. Windthorst durch Heiligsprechung anerkennen. Nach der Ver­himmelung klerikaler Blätter und nicht blos solcher wäre diese Auszeichnung allerdings angebracht."

Ein für die Kaiserin charakteristischer Zug, von dem bisher nichts in die Oeffentlichkeit gedrun­gen ist, wird demB. T." nachträglich wie folgt gemeldet: Als kurz vor dem Weihnachtsfeste im Schlosse zu Berlin dersechste Junge" eingetroffcn war, erschien in der in der Dorotheenstraße belege- nen öffentlichen Entbindungsanstalt eine Abgesandte der Kaiserin, um zu fragen, wie viele Kinder dort am Geburtsfeste des jüngsten Prinzen zur Welt ge­kommen seien. Man teilte der Beauftragten Ihrer Majestät mit, daß an dem betreffenden Tage fünf Personen in der Anstalt (Frauen und Mädchen) ent­bunden worden seien. Schon am nächsten Tage trafen für die fünf Geburtstagsgenossen des Prinzen ebensoviele Kinderausstattungen ein, welche an Voll­ständigkeit nichts zu wünschen übrig ließen und nach Ansicht der Mütter nur den einen Fehler hatten, daß die Ausstattungen für ihrePrinzen" viel zu kostbar wären.

Berlin, 24. März. Privatim verlautet, daß die ordnungsmäßige Untersuchung der bekannten Ange­legenheit von Bötticher persönlich und dringend verlangt wurde. Das vom Staatsministerium un­terschriebene Protokoll, welches eine glänzende Recht­fertigung Bötticher's konstatiert und dem Kaiser überreicht wurde, soll aktenmäßige Belege für die Entnahme des Geschenks aus dem Dispositionsfonds des Kaisers enthalten.

Berlin, 25. März. Ein neues Geschoß, das im Gegensatz zu der bisherigen, aus Hartblei und Nickel-Kupferblech zusammengesetzten Patrone nur aus einem einzigen Stoffe bestehen soll, ist für das deutsche Gewehr nach sehr sorgfältigen Prüfungen bestimmt worden. Die vom Kaiser persönlich über­wachten Versuche in der Spandauer Schießschule sollen glänzende Ergebnisse geliefert haben.

E. Richter sammelt Geld zur Bekämpfung der Kandidatur des Fürsten Bismarck. Er hat Folgen­des in seine Zeitung eingerückt:Die Expedition der Freis. Ztg." ist bereit, Beiträge der Parteige­nossen aus dem übrigen Deutschland für die Kosten der Wahlagitation im 19. hannov. Wahlkreise ent­gegen zu nehmen. Die Geldmittel der Partei im Wahlkreise selbst sind sehr beschränkte, und seitens der Gegner sind große Aufwendungen zu erwarten. Die Ersatzwahl findet schon am 15. April statt. Die Bismarckhasser, welche etwas geben wollen, müssen sich also beeilen, ihr Scherflein abzutragen.

Zu welchen absonderlichen Blüten der Bismarck- Haß bei den jetzigen Erörterungen über den Welfen- fonds führt, dazu liefert die RichterscheFreis. Ztg." neuerdings ein interessantes Beispiel; sie ist jetzt be­reits in der Entdeckung begriffen, daß der Fackelzug, welchen Berlin dem Fürsten Fismarck zum 70. Geburtstage brachte, aus dem Welfenfonds be­zahlt sei! Es iit in hohem Grade bedauerlich, be­merkt dazu mit Recht dieMünch. Allg. Ztg." daß sich für die Verbreitung derartiger Erfindungen, die uns nur den Hohn des feindlichen Auslandes ein­tragen, in Deutschland Federn und Hände finden.

DerDaily Telegraph" erfährt aus guter (?) Berliner Quelle, daß Bismarck den lebhaften Wunsch hegt, in den Reichstag einzntreten und sicher ein Mandat annimmt, wenn er gewählt wird.

Bei der Reichstagswahl in Geestemünde kandi­dieren außer dem Fürsten Bismarck und dem Frei­sinnigen Adloff der Welfe Gutsbesitzer v. Plate und der Sozialist Schuhmacher Schmalfeld.

Dr. Jerusalem, der frühere Generalsekretär der nat.lib. Partei, ist aus Berlin in Geestemünde eingetroffen, um in öffentlicher Versammlung für die Kandidatur Bismarcks einzutreten.

Lauenburg, 25. März. Fürst Bismarck wurde heute zum Kreistagsabgeordneten des lauen­burgischen Kreistages gewählt.

Berlin, 25. März. Geh. Oberregierungsrat Huber kehrt morgen nach Wien zurück. Die neuen Weisungen dürften, wie man glaubt, den Abschluß des Handelsvertrages beschleunigen.

Berlin. Wie uns von gut unterrichteter Seite gemeldet wird, steht ein befriedigender Abschluß der Verhandlungen, betreffend den deutsch-österreichischen Handelsvertrag nahe bevor.

DieElberf. Ztg." schreibt:Die Ultramontanen mögen ihren Toden beweinen, so lange sie dazu das Bedürfnis empfinden, und ihre Zeitungen mag der Trauerrand zieren, so lange ihr Vorrat an Drucker­schwärze reicht, das kümmert uns nicht. Aber auch die antiklerikalen Blätter, unter ihnen wiederum voran diejenigen des Freisinns, haben sich in einer Weise anstecken lassen von dem allgemeinen Wehklagen, die einem nationalgesinnten Deutschen die Röte des Zor­nes ins Gesicht treiben muß. Ehrenbezeugungen sind dem verstorbenen Zentrumsführer erwiesen worden, wie sie größer nicht hätten erdacht werden können, wenn die deutsche Nation einen ihrer edelsten Männer zu Grabe getragen hätte. Es hätte nur noch gefehlt, daß eine allgemeine Landestrauer Platz gegriffen hätte zum Gedächtnis eines Mannes, der mehr als irgend ein anderer den Kampf des Prie­stertums gegen das Königstum geschürt, gegen die Neuordnung der Dinge in Deutschland angestürmt und die Fahne des Hasses gegen das protestantische Kaisertum jahrelang dem Ultramontanismus voran­getragen hat.

Altona, 26. März. Fürst Bismarck ist heute Mittag 1'/2 Uhr zum Besuche des kommandierenden Generals Grafen Waldersee eingetroffen. Seine Rückkehr nach Friedrichsruhe erfolgt um 5*/, Uhr Nachmittags.

DerReichsanz." teilt mit, daß das von Herrn v. Wißmann für Deutsch-Ostafrika erlassene Pulver- und Waffenmonopol seinen Grund habe in wieder­holten Berichten Emin Pascha's. worin derselbe darüber geklagt habe, daß die in schwerer Menge cingeführten Waffen nur den Sklavenjägern, den

arabischen Räubern und Wegelagerern zu Gute käme und die Kriege unter den eingeborenen Stämmen nähre. Emin Pascha hatte schon früher den Antrag gestellt, eine Konfiskarion sämmtlicher Waffen an der Küste eintreten zu lassen und den Verkauf von Reichswegen zu regeln.

Wie es heißt, sollen die Pläne für eine Befesti­gung der JnselHelgo lan d fertiggestellt sein. Die­selben unterliegen jetzt der Allerhöchsten Prüfung. Im allgemeinen soll daran sestgehalten sein, daß Helgoland gleichsam als ein stark befestigtes Fort vor den Hauptbefestigungen an der Küste zu betrachten ist. Dieses Fort soll den rekognoszierenden deut­schen Schiffen, sowie der Torpedobootflottille einen sicheren Zuflnchts- und Ankerort geben, zugleich aber auch die allzu große Annäherung einer feindlichen Flotte an die deutsche Küste verhindern und den Anmarsch der eigenen Flotte schützen. Zu diesem Zwecke sollen die beiden Häfen der Insel, der Süd- und Nordhafen, ausgebaut, auf dem Oberlande meh­rere Batterien mit schnellfeuecnden und weittragenden Geschützen eingerichtet werden. Daß die Signal­station allen Anforderungen der Neuzeit gemäß ein­gerichtet wird, ist bei der Lage der Insel selbstver­ständlich.

Bejterreich-Ungarn.

Pest, 22. März. Die Arbeiterpartei hat in einer Versammlung beschlossen, den 1. Mai zum Feiertag zu machen, hier und in den Provinzstädten sollen Volksversammlungen abgehalten werden. (Als ob wir nicht genug Feiertage hätten!)

Frankreich.

Paris, 24. März. DerNational" vom 9. März tadelt Rußland wegen einer Verurteilung von zehn Jüdinnen, Frauen von Arbeitern in Kiew. Diese Frauen sind, wie dieKiewljänin" meldete, jüngst aus Kiew ausgewiesen worden, weil sie Milch, Töpferwaren und Brot verkauft hatten, ohne dazu berechtigt zu sein.Da hat man", bemerkt derNa­tional",den willkürlichen und tyrannischen Charakter des russischen Antisemitismus." Das französische Blatt wundert sich darüber, daß man den Frauen ehrenhafter Arbeiter, welche selbst nicht genug zum Unterhalt ihrer Familien verdienen können, verbiete, ihren Männern beiznstehen, und dieselben ausweise, ohne ihnen vorher auch nur milgeteilt zu haben, daß eine Bestimmung vorhanden sei, welche ihre Handlungen als strafbar erscheinen läßt. Ein solches Verfahren sei unmenschlich.Und alles das", so schließt derNational" seine Ausführung,geschieht in einem Lande, welches von einem mächtigen und aufgeklärten Monarchen regiert wird!"

Am Mittwoch abend ermordete in Paris auf dem Boulevard Courcelles ein gewisser Herbellot seine 4jährige Tochter, seine Frau, sowie deren Mutter ohne jede Veranlassung mit einem Küchen­messer. Der Mörder hat sich sodann selbst der Polizei gestellt.

Paris. General Boulanger nimmt seinen kündigen Wohnsitz in Brüssel und soll bereits ein Privathotel daselbst gemietet haben.

Italien.

Wie aus Rom berichtet wird, hat der verstor­bene Prinz Jerome Napoleon seinen Sohn Viktor thatsächlich in seinem Testament enterbt. Letzterer ist auf den Pflichtteil gesetzt und sein Name kommt in dem Testament nicht weiter vor. Außer diesem Pri­vattestament besteht, wie bereits telegraphisch gemel­det, noch ein politisches Testament, dessen Veröffent­lichung bei der Partei des Prinzen Viktor großen Widerspruch hervorgerufen hat, da in ihm der Prinz Louis als einzig berechtigter Vertreter der Ueberlie- erungen des Hauses Napoleon bezeichnet wird. Die Familie soll den Inhalt der Testamente wohl ge­kannt haben, weshalb auch Prinz Ludwig vom Kranken- und Sterbebett des Vaters ferngehalten worden sei, um eine Versöhnung zwischen dem Vater und dem Prinzen Viktor zn ermöglichen. Diese hat nun allerdings nicht stattgefunden, so sehr auch die Bonapartisten daran glauben machen wollen.

Zur Geschichte der angeblichen Bekehrung des Prinzen Napoleon wird gemeldet, daß der Kardinal Mermillod folgende Unterredung mit dem Prinzen gehabt habe. Mermillod fragte:Sie wissen, daß Sie bald vor Gott erscheinen werden?"Ich weiß es", war die Antwort. Sie haben viel Böses ge- than, besonders diesem Engel an Aufopferung , der hier nebenan ist. (Prinzessin Clotilde hielt sich im