Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Overamts-Bezirk Nagold.

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Stieben sei».

1891

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Amtliches.

Nagold. An die Ortsvorsteher. Bei den früheren Aushebungen wurde die Wahrnehmung gemacht, daß viele Militärpflichtige, welche sich zur Zeit der Musterung in außerhalb des Oberamtsbezirks Nagold gelegenen Orten aufhalten, behufs der Musterung sich in den Aushebungsbezirk Nagold begeben, weil sie daselbst geboren oder heimatberechtigt sind oder ihre Eltern sich dort aufhalten. Da es dem Militärpflichtigen nicht freisteht, sich da ausheben zu lassen, wo es ihm beliebt, vielmehr nach § 25, Ziff. 2 und tz 26, Ziff. 2 der Wehrordnung jeder Militärpflichtige in demjenigen Anshebnngsbezirk gestellungspflichtig ist, in welchem er seinen dauernden Aufenthalt hat, also auch in welchem er in Arbeit steht, so werden die Ortsvorsteher angewiesen, die Militärpflichtigen ihrer Gemeinden bezw. deren Angehörige hienach zu belehren und solche Militärpflichtige, welche sich zur Zeit der Musterung nicht innerhalb des Oberamtsbezirks Nagold aushalten, uicht zur diesseitigen Musteruug vorzuladen.

Den 18. März >891. _-_ Der Zivilvorsitzende der Ersatzkommission: Oberamtmann vr. Gugel. _

Nagold. Die Ortsvorsteher werden auf den Erlaß des K. Oberrekrutierungsrats vom 15. März 1877 (Amtsbl. des Ministeriums des Innern S. 99) aufmerksam gemacht, wornach jede An- und Abmeldung eines Militärpflichtigen nicht blos in der Zeit vom 15. Jan. bis zur Aushebung jeden Jahrs, sondern auch in fernerem Verlaus des Jahrs sofort in der Stammrolle einzutragen und hieher anzuzeigen ist.

Den 18. März 1891. Der Zivilvorsitzende der Ersatzkommission: Oberamtmann Or. Gugel.

Nagold. Junge Leute, welche in die Unteroffizier-Vorschule zu Weilburg oder in eine Unteroffizier-Schule eingestellt zu werden wünschen, können die Bestimmungen über den Eintritt in eine solche bei der Unterzeichneten Stelle oder beim Bezirksfeldwebel hier einsehen. Die sich Meldenden werden bei Gelegenheit des Musterungs- bezw. Aushebungsgeschäfts ärztlich untersucht werden.

Den 18. März 1891.K. Oberamt, vr. Gugel.

Nagold Bekanntmachung.

In der Gemeinde Beuren ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.

Den 19. März 1891.

K. Oberamt. Amtm. Marquart.

. Forstamt Neuenbürg.

Die Schulthcißenämter werden angewiesen, die Z.. 3032 des Forstpolizeigesetzes vom 8. Septbr. 1879, Regbl. S. 327, sowie gemäß Z.. 47 desselben Gesetzes den II. und III. Teil der Waldfcuerord- nung vom 14. Juli 1807, Regbl. S. 345, ohne Verzug in ihren Gemeinden bekannt zu machen.

K. Forstamt. Uxküll.

Tages-WeuigkeiLen.

Deutsches Weich.

Calw, 16. März. Naturfreunden können wir mitteilen, daß schon jetzt auf sonnigen Halden bei Zavelstein, zahlreiche blühende Krokus zu sehen sind. Bis Ostern wird sich wohl die ganze Blüthenpracht entfalten.

Stuttgart, 16. März. Beider Zentralleitung des Wohlthätigkeitsvcreins sind für die bedürftigen Hagelbeschädigten des Jahres 1890 im Ganzen ein- gegangen 108 153,35 »/(, wozu noch Zinsen u. s. w. kamen, so daß 109 063,83 »/( zur Verfügung standen. Von den betreffenden Orten und Bezirksbehörden selbst sind im Ganzen einschließlich des Wertes der Naturalgaben) 67 631 «/A ersammelt worden. Von jenen 109 063,83 »/kl wurden 108000 »/L verteilt und der Rest für ein nachträglich angemeldetes Ge­such zurückbehalten. Zu bedenken waren im Ganzen 4533 bedürftige Familien in 71 Gemeinden und 17 Oberämtern. Der Verlust jener Familien berechnet sich auf 638353 so daß sich im Durchschnitt 25^/s°/o des erlittenen Schadens ergeben. Die ört­liche Unterausteilung ist den Ortsarmenbehörden mit der Bestimmung übertragen, daß neben dem Schaden auch die Familien- und Erwerbsverhältnisse sorgfältig zu berücksichtigen und die Gaben je nach dem Grad der wirklichen Bedürftigkeit zu bemessen sind. Be­hufs einer zweckmäßigen Verwendung ist vor allem Anschaffung der nötigen Saatfrüchte und Lebens­mittel empfohlen und von jeder Gemeinde Verwen- dungsnachweisung gefordert.

Stuttgart, 16. März. Wie aus den bisher amtlicherseits veröffentlichten Rechnungs-Ergebnissen ersichtlich ist, wird die Jahreseinnahme der württ.

Staatseisenbahnen bis zum bevorstehenden Schluß des Etatsjahres 1890/91 eine erheblich größere Ziffer aufweisen, als im Vorjahre. Zwar hat sich im heurigen Monat Januar gegen denselben Monat des Vorjahres eine kleine Mindereinnahme ergeben, welche aber durch den Monat Februar weit aufge­hoben wurde. Ungeachtet dieser günstigem Aussichten wird sich aber nach, den bisherigen Monatsabschlüssen zu urteilen, der Reinertrag aus den württ. Eisen­bahnen im laufenden Etatsjahr ziemlich geringer stellen, als im Vorjahr und der Minderertrag viel­leicht bis zu 3 Millionen »/L ausmachen. Die be­deutend gesteigerten Mehrausgaben resultieren in erster Linie aus den hohen Kohlenpreisen.

Stuttgart, 16. März. (Landtag.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten, die in der Beratung des Kultusetats fortfuhr, sprach sich der Abg. Bayha, der ehemalige Reichstagsabgeordnete, über den Notstand der Land­wirtschaft aus und befürwortete als ein Mittel zur Hebung dieses Notstandes auch die Einführung der 2jährigen Militär- dienstzeit. Die Frage der Nachlässe von Schulgeldern für die Fortbildungsschulen, wofür die Abgg. Stälin, Sachs und Nast eintrctcn, rief längere Erörterungen hervor. Das An­sinnen, der Staat solle direkt eine Summe für diesen Zweck in den Etat cinstellen, wies der Minister v. Sarwey zurück und meinte, hier müßten, wie bisher die Gemeinden An­treten. lieber den günstigen Einfluß der Haushaltungs­schulen auf die Ausbildung der jungen Mädchen herrschte nur eine Stimme. Bei den Posten, betr. die Gymnasien, äußerte sich der Abg. Nußbaumer, ein Volksfchullehrer, gegen die Ueberhandnahme der Gymnasialbildung und der geistigen Ueberproduktion. Von dem Abg. Wendler ward noch ein Antrag eingebracht, die Altersgrenze für den obligatorischen Besuch der Sonntags- und Winterabendschule vom 18. auf das 16. Lebensjahr herabzusetzen. Dieser Antrag kam aber der vorgerückten Zeit wegen heute nicht mehr zur Diskussion. Die erste Kammer hielt heute auch eine Sitzung ab, bei welcher es sich aber nur um die Einführung und Beeidigung des Grafen Wilhelm von Bentink aus Waldeck-Limburg handelte. Heute (Donnerstag) beginnen in der ersten Kammer die Beratungen über die Nerwaltungsreform.

Stuttgart, 17. März. (Landtag.) Mit dem Inhalt des bereits oben mitgeteilten Antrages des Abg. Wendler auf Herabsetzung des schulpflichtigen Alters für die Sonntags­schule von dem 18. auf das 16. Lebensjehr erklärte man sich, auch auf der Prälatenbank, ganz einverstanden. Aus Gründen der Zweckmäßigkeit aber, auf welche die Abgg. Leemann, Eggmann, Prälat v. Merz und der Kultusminister hinwiesen, zog Wendler seinen Antrag auch wieder zurück und begnügte sich mit der gegebenen Anregung, welche, wie der Minister versprach, die Regierung in ernste Erwägung ziehen will. Den Klagen des Lehrerstandes darüber, daß von dem Privat­patronat oft Lehramtskandidaten in zu jugendlichem Alter angestellt werden, welche dadurch in Bezug auf Alterszulagen re. gegenüber den anderweitig angestellten Lehrern wesentlich im Vorteil sind, gab Nußbaumer Ausdruck, erhielt aber vom Minister die Auskunft, daß hier der Behörde kein anderes Mittel des Einspruchs als das Bestätigungsrecht zustehe. Ein Antrag des Abg. Haußmann (Gerabronn) auf Ablehnung

der Fordemng für Lehrerprämien, deren Gewährung für viele Lehrer peinlich sei, wurde mit großer Mehrheit abgc- lehnt. Bei Kap. 95 trat der Abg. v. Leibbrand für Ge­währung größerer Mittel zum Zweck der Erforschung des römischen Land- und Kunststraßennetzes ein und bei Kap. 97 a gaben die Abg. H. v. Ow und Kanzler v. Weizsäcker ihrer Genugthuung darüber Ausdruck, daß die Regierung nach dem Vorgang Badens 11000 ^ jährlich für die Nie­dersetzung einer Kommission für Landesgeschichte in den Etat eingestellt hat, von welcher man sich eine günstige Rückwirkung auf das geschichtliche Studium verspricht.

M ü n ch e nj 16. März. Hervorragende Män­ner der verschiedensten Berufskreise haben sich hier vereinigt, um Professor Ignaz v. Döllinger ein Grabdenkmal zu errichten. Der Prinzregent von Bayern hat seine Sympathie für das Unternehmen kundgegeben.

München, 17. März. In der Befürchtung abermaliger Verheerungen durch die Nonne warf die bayerische Forstverwaltung für Schutzvorkehrungen (Leimringe rc.) in allen Staatsforsten 1 400 000 »/( aus.

Mainz, 16. März. Das hiesige städtische Rochushospital hat bis dahin an 100 Personen mit Tuberkulin behandelt. Bei tuberkulösen Hautkrank­heiten, Lupus u. s. w. wurden unzweifelhafte Heil­resultate erzielt. In Fällen beginnender Lungen- Tuberkulose erwies sich das Mittel als recht wirksam, während bei vorgeschrittenen Fällen der Erfolg aus- blieb.

Chemnitz, 8. März. Der Verband der Strumpf­warenfabrikanten des Chemnitzer Bezirks beschloß, zur Verringerung der Produktion vorläufig auf einen Monat die Arbeitszeit auf 8 Stunden täglich ein­zuschränken 'Und die dem Verbände fernstehenden Fabrikanten zu ersuchen, ein Gleiches zu thun.

Altersrenten. Bis Ende Februar sind an Altersrenten im Deutschen Reiche bewilligt worden 27593, 44959 Ansprüche sind noch zu prüfen. Da noch Tag für Tag neue Meldungen eingehen, so werden also schon im ersten Jahr der Giltigkeit'des Gesetzes die Ausgaben recht hohe werden.

Berlin, 11. März. Das von dem bulgarischen Militärarzt Tanjen entdeckte Heilmittel gegen Schwind­sucht wird in Ewalds Klinik mit angeblich großem Erfolge angewandt. Ewald will demnächst über das Mittel und seine Wirkungen einen Vortrag halten, beziehungsweise eine anderweitige Veröffentlichung vornehmen. _

_HiHN das Uuterhaltuugsblatt 12._

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Zaiser'scheu Buchdruckerei.

DM- Weitere Tages-Neuigkeiten folgen morgen in einem zweiten Blatt. -MU